Neue Tennisplätze am Weinweg: Widerstand aus der Kleingartenanlage
Die neuen Tennisplätze am Weinweg sind eigentlich beschlossene Sache. Doch ein Kleingärtner und seine Mitstreiter wollen das Thema über eine Petition nochmal in den Stadtrat bringen.
„Ob wir etwas ausrichten können, weiß ich nicht“, sagt Peter Rosner. Aber einfach so hinnehmen will es der Kleingärtner am Regensburger Weinweg nicht, dass nebenan drei Tennisplätze gebaut werden. Deshalb hat Rosner sich am Karfreitag hingesetzt und eine Online-Petition gegen das Vorhaben gestartet. „Ich wollte einfach ein Zeichen setzen.“
Wie mehrfach berichtet, sucht der Regensburger Tennis-Klub (RTK) spätestens seit 2019 nach einem Standort für neue Plätze. Die sieben vorhandenen Sandplätze sind zu wenig für die rund 800 Mitglieder. Der Spieldruck ist hoch.
Neue Tennisplätze: es blieb nur diese Fläche übrig
Doch erste Vorstöße von Sportbürgermeisterin Astrid Freudenstein (CSU) blieben erfolglos. Der Plan, die Sportanlage am Weinweg dafür zu beschneiden, stieß auf Widerstand. Die SG Post/Süd Regensburg kündigte eine bestehende Kooperation und Versuche, mit anderen Vereinen ins Gespräch zu kommen, scheiterten.
Und so blieb am Ende nur die Grünfläche gegenüber der Bischof-Manfred-Müller-Schule, wenn man der Verwaltungsvorlage glaubt, die Anfang April gegen die Stimmen von Grünen und Jakob Friedl vom Umweltausschuss beschlossen wurde.
„Engagierten Diskussionen“ zwischen Umweltamt und Bürgermeistern
Im Vorfeld hatte es ordentlich gekracht zwischen Vertreterinnen des Umweltamts auf der einen und Sportbürgermeisterin Freudenstein und Umweltbürgermeister Ludwig Artinger (Freie Wähler) auf der anderen Seite. Ein zerrüttetes Verhältnis mit der ihm unterstellten Fachbehörde dementierte Artinger zwar ausdrücklich, sprach aber doch von „engagierten Diskussionen“.
Grund: Die Fläche befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Von „bedeutsamen Kaltluftproduktionsflächen“ und dem „wichtigsten Kaltluftstrom der Stadt (insbesondere für die Altstadt im Donautal“ ist auch in der Vorlage die Rede. Auf ein Fachgutachten aber, mit dem die möglichen Auswirkungen der geplanten Tennisplätze genauer hätten untersucht werden können, wurde am Ende verzichtet. Die Ausnahme vom Bebauungsverbot im Landschaftsschutzgebiet wurde erteilt.
„Schon der gesunde Menschenverstand“ sage einem, dass ein Tennisplatz am Boden „schlechte eine Kaltluftschneise am Boden unterbrechen“ könne, gab der Umweltbürgermeister zu Protokoll. Und als am Ende trotz Gegenstimmen der Umweltausschuss dem Vorhaben zustimmte, schien es, als wäre die Sache erledigt und die vom RTK lange ersehnten neuen Plätze würden nun kommen.
Kaltluftschneise, Grünfläche und Lebensraum im Fokus
Doch so einfach wollen Peter Rosner und seine Mitstreiter von der Kleingartenanlage – 136 Parzellen – das nicht hinnehmen. In der Petition verweisen sie darauf, dass Regensburg bereits jetzt zu den heißesten Städten Deutschlands gehört.
„Die Fläche gehört zu einer wichtigen Kaltluftschneise für unsere überhitzte Stadt und bietet an ihren Randflächen zum Weinweg und zur benachbarten Kleingartenanlage Unterschlupfmöglichkeiten und Lebensraum für Tiere und Pflanzen“, heißt es weiter.
Einige Gärten in der Anlage seien vom Landesbund für Vogelschutz und dem Bayerischen Amt für Umwelt als vogelfreundlich ausgezeichnet worden. „Zahlreiche Insekten wie Bienen, Wildbienen, Hummeln und Vögel sind hier zuhause.“ Aber dafür brauche es ein passendes Umfeld – das mit dem Bau der Tennisplätze verloren gehe.
Kleingärtner fürchten Lärm
Doch daneben fürchten die Kleingärtner auch den möglichen Lärm, der von der neuen Tennisanlage ausgehen könnte. „Von einem entsprechenden Gutachten war weder in der Beschlussvorlage für den Stadtrat noch in der Sitzung des Umweltausschusses die Rede“, sagt Rosner, der sich die Aufzeichnung der Sitzung angehört hat. „Mich hat es schon erschreckt, in welchem Ton Kritiker des Vorhabens wie Jakob Friedl dort angegangen wurden.“
Statt der Tennisplätze fordert die Petition, das betroffene Areal ökologisch aufzuwerten. „Hier gibt es sicherlich mannigfaltige Möglichkeiten und das wäre meiner Meinung nach auch leicht zu bewerkstelligen“, so Rosner.
Stand Freitag Nachmittag haben etwas mehr als 250 Menschen die Petition unterschrieben, darunter Raimund Schoberer vom Bund Naturschutz, der als einziges Mitglied des Naturschutzbeirats nicht für die Tennisplätze gestimmt hat. Große Illusionen macht Peter Rosner sich derzeit nicht. „Ich möchte aber auf jeden Fall, dass die Petition im Stadtrat diskutiert wird und das Thema noch einmal auf den Tisch kommt.“
Trackback von deiner Website.
Günther Herzig
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@Rosner
“Niemand soll etwas haben, wenn ich es nicht habe, sogar, wenn ich es nicht brauche!” Das ist sehr deutsch. Es sollte mal nachgerechnet werden, wieviele Tennisspieler, Freizeitspieler oder sportlich organisiert, es in Regensburg und im Landkreis gibt, ganz sicher mehr als Kleingärtner. Die Kleingärtner, regelmäßig nicht Eigentümer, sondern Nutzer im Rahmen eines Pachtverhältnisses, gerieren sich gerne wie Eigentümer. Das ist schon oft so festzustellen gewesen.
Alfons
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Wenn ich den Artikel richtig gelesen habe, wird mit der Bedeutung der Fläche als Kaltluftschneise argumentiert und auf die zusätzlichen Aspekte für die Umwelt (Bienen, Insekten) hingewiesen. Zufälligerweise werden diese Sachargumente, die aus meiner Sicht der Prüfung durchaus würdig sind, von einem Nachbarn und Kleingärtner geäußert.
Um auf den Kommentar von Herrn Herzog einzugehen ein kleiner Schwenk zur Strategie von Anwälten. Es ist übliche Praxis bei fehlen von Sachargumenten, die Glaubwürdigkeit des Gegners in Frage zu stellen. Hier soll der Petitionssteller in die Ecke eines missgönnenden, nur auf seine Interessen blickenden, typisch deutschen? Kleingeistes gerückt werden (diese Haltung wird auch noch allen Kleingärtner bescheinigt) ohne auf die Argumente einzugehen. Welche Berufsbezeichnung tragen sie, Herr Herzog?
Anton Pensl
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Dem RTK-Vorsitzenden Markus Wilfurth ist doch Recht zu geben: “Ich habe da eigentlich kein Verständnis dafür.” Am Weinweg gelte “Wir müssen hier alle miteinander auf engem Raum zurechtkommen.” Der Verein müsse ständig darüber diskutieren, ob er einen Aufnahmestopp verhänge, und hier gebe es eine brachliegende Fläche. (MZ vom 23.04.) Es ist für den Tennisverein freilich nicht zumutbar, weniger Fläche pro Spieler zu haben, als das deutsche Durchschnittstennisvereinsmitglied. Wurde doch erst 2017 eine provisorische Flüchtlingsunterkunft (für 100 Kriegflüchtlinge) in die Kaltluftschneiße gebaut, danach ein provisorisches Ausweichquartier für den Kindergarten (150 Kinder). Und das alles auf Flächen, welche die 800! Tennisspieler haben wollten! Da ist doch wirklich keine Neiddebatte über “Privatisierung” eines Landschaftsschutzgebietes oder “Klima”zu führen. Hier geht es um Menschenrechte von Tennisspielern!!! Tennisspieler sind schließlich das WIR, die am Weinweg auf engstem Raum zurecht kommen müssen. Die haben ja nur 9 Plätze, was zu maximal zwei Stunden Tennis pro Mitglied und Woche führt. WIR sind das TENNISVOLK am Weinweg!
Sandra
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Was 6-12 Tennisspieler*innen für einen rel. kurzen Zeitraum haben wollen, raubt für sehr viele Menschen auch die Möglichkeit für Naherholung, Spaziergang, Federball, kicken, etc.. Von Tieren im Boden und auf der Wiese noch keine Rede.
Darüberhinaus haben alle Regensburger was davon, wenn sich die Luft nicht noch weiter erhitzt, Wasser ungehindert versickern kann und kein Kunststoff produziert, transportiert und am Ende in die Umwelt gelangt.
Das Maß am Weinweg ist halt schon recht voll jetzt.
Es geht um Naturschutz und das Wohl aller! Ich verstehe die Problematik des Tennisklubs: auch der Kleingartenverein hat eine sehr lange Warteliste und kann dem Druck leider nicht nachgeben. Ist halt so, gell.
Karl der Käfer
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Werd ich immer noch nicht gefragt?
Kare
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Logistik Hallen auf Biotope, Tennisplätze in Kaltluftschneisen, what next Regensburg?
Anwohner
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@Karl der Käfer
Nein
https://youtu.be/SLErVV1TxUI
[Für die jüngeren hier]
Daniela
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@Sandra
26. April 2025 um 19:19 | #
Sie haben es absolut auf den Punkt gebracht. Jedes Stückchen Natur, dass wir als Mensch versiegeln, wird uns selbst zu unserer (Über-) Lebensqualität fehlen.
Die DUH weist Regensburg purpurrot auf seiner Karte wegen der heißesten Städte in Deutschland aus.
Es geht doch im Prinzip nicht um Kleingärten oder Tennisplatz, es geht um ganz Regensburg mit seinen ca. 160 000 Einwohnern. Allerdings handeln die Kleingärtner nicht wider der Natur. Sie erhalten, wenn auch kultiviert, Lebensraum für Millionen Kleinstlebewesen. Oder anders ausgedrückt, auf einem Tennisplatz wird kein Igel überwintern, kein Insekt Blüten bestäuben, kein Nahrungsmittel wachsen, kein Regenwurm die Erde lockern….
Es hilft wenig, wenn Herr MP Markus Söder Bäume umarmt, wir müssen sie hegen und pflegen unsere Restressourcen.
Und in dem Fall geht es um die sportlichen Interessen einer vergleichsweise geringen Anzahl von tennisspielenden RegensburgerInnen.
Und ob Tennis spielen bei 35 Grad im Schatten, wenn die Sonne am Horizont brennt, ist für mich ein fragwürdiges Vergnügen für Menschen, Kindern allen voran.
Mr. T.
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Schön, wie Alfons hier die Differenzen zwischen botanischen, juristischen und mentalen Kleingärtnern offenlegt.
Typische Rengschburger Spezlwirtschaft wieder mal. Wer meint, die hätte es vor Schaidinger nicht gegeben und hätte mit Wolbergs ihr Ende gefunden, ist auch nur mit dem Klammerbeutel gepudert.
Manfred Martin
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In anderen Städten und Gemeinden werden Tennisanlagen geschlossen, weil kein Interesse mehr vorhanden ist.
In Regensburg will man eine geschützte Fläche mit Kunststoff versiegeln. Sehr komisch.
Ich hätte noch ein eigeschränktes Verständnis, wenn man Rasen- oder Sandplätze bauen würde, die wären wenigstens durchlässig für Wasser und bei Rasen zudem auch Platz für Insekten. Zudem spielt sich auf solchen Plätzen besser und gesünder!
El
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Ich lese gerade von Maja Lunde “Die Geschichte des Wassers”.
Es spielt u.a. 2041 in Frankreich, wo die Menschen vor der Dürre fliehen – in die “Wasserländer” im Norden wollen. Es gibt Auffanglager für die Fliehenden, in denen Wasser streng rationiert ist.
Dieses Szenario, was so erschreckend surreal anmutet, wird so oder ähnlich wahrscheinlich eintreffen .
Nicht, wegen der paar hundert tennisspielenden Menschen in Rgbg. samt zweier blinden Bürgermeister und dem ebenso blinden Stadtrat.
Aber wegen hunderten und aberhunderten solcher kleinen und größerer Fehlentscheidungen.
Ich werde vermutlich die Zeit nicht mehr erleben, wenn es hier so unerträglich heiß ist, wie man_frau es an den Sommertagen id Rgbg. Innenstadt schon erfühlen kann,
aber unsere Kinder und Enkel und alle nach denen werden das ertragen müssen.
Es steht zu wünschen, dass die Petition der engagierten Kleingärtner das Thema nochmal auf den Tisch bringt.
Ulrich Mors
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Die Petition der Kleingärtner bringt den Sachverhalt und die Diskussion um drei Tennisplätze für den RTK am Weinweg auf die wirklich notwendige Grundlage. Es geht nicht wesentlich um Kaltluft für Regensburg, sofern dies ohne Gutachten überhaupt zutrifft, sondern um Behandlung der ökologisch und an sich spärlichen naturnahen Flächen in Regensburg, besonders entlang der Donau. Am Weinweg muss man dabei schon zuvor mangelndes Bewusstsein feststellen, indem überhaupt eine Tennisanlage gebaut wurde. Ihre Errichtung erscheint nur verständlich im Zusammenhang mit der Anlage der öffentlichen Sportstätte und weniger wachem Bewusstsein für die Bedeutung einer naturnahen Umwelt in der Vergangenheit sowie den noch nicht knappen und teuren Flächen in der Stadt.
Das Bemühen der Sportbeauftragten bei Förderung von Tennis in Regensburg für den RTK erscheint verengt und ohne Bewusstsein für eigentliche Aufgaben. Bei Sicht ins Internet zu Tennis in Regensburg erscheint ein Vielzahl von Vereinen, die offenbar in Konkurrenz zueinander stehen, wie die Verweigerung der Zusammenarbeit mit dem RTK andeutet. Erfolgversprechend gesehen hat der RTK ausgeprägten Wachstumswillen, Mitgliederstärke, gute Finanzlage, Ansehen und sportlichen Ehrgeiz. Das sind sehr gute Grundlagen, um diesen Sport in der Stadt voranzubringen. Hinderlich ist wesentlich, dass er sich nicht als Wachstumspartner für den Zusammenschluss bei anderen Vereinen einbringen kann. Die konsequente Förderung solcher Bestrebungen durch Einwirkung sowie Anreize auf besonders geeignete Partner- oder Fusionsvereine ist wirkliche Aufgabe von Sportbeauftragten zum Wohle jedes Sports. Wer Anliegen so eng und zudem konfliktbeladen für einen Stadtratsbeschluss vorschlägt, handelt wesentlich an einer Förderaufgabe vorbei.
Rufus
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Also liebe Tennisspieler, ihr setzt eigentlich komplett aufs falsche Pferd! Natürlich ist es norwendig, sich zu bewegen, man muss fitt bleiben, um Herzinfarkt, Blutdruck etc. zu vermeiden. Aber Spaß beim Sport??? Das ist doch kompletter Schwachsinn! Man holt doch seinen Lebensgenuß woanders als im Abhetzen. Und noch eins drauf: in weißen Klamotten auf rotem Grund, hä? Das ist doch absurd! Geht im Wald alleine gemäßigt laufen wegen der Gesundheit, da fällt man am wenigsten auf! Und man braucht keinerlei Gruppendynamik, einfach schön!
Madame
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Kommentar gelöscht. Bitte verständliches Deutsch.
Jakob Friedl
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Ausnahmegenehmigungen, Ausgleichsmaßnahmen und Stadtklimareparatur am
Weinweg bitte konsequent umsetzen! 6 reich bebilderte Eingaben zum Thema,
zusammengefasst im Blog:
http://ribisl.org/ausnahmegenehmigungen-und-ausgleichsmassnahmen-am-weinweg/
Die Thermalbefliegung von 2023 zeigt ganz deutlich auf, dass die Stadt
Regensburg hinsichtlich ihrer Klimaresilienzstrategie gut beraten wäre, es
mit Boris Becker zu halten:
“Nur wer sich selbst das Letzte an Leistung abverlangt, wird über den
Durchschnitt hinauskommen.” Packen wir es an, werden wir
wenigstens durchschnittlich!