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14 Aug2012
Höhere Strom- und Wasserpreise
„Nur der Inkasso-Beauftragte der Bundesregierung“
In gewohnt charmanter Art bereitet REWAG-Chef Norbert Breidenbach die Pressevertreter stellvertretend für die Bevölkerung darauf vor, dass es eine “Preis-Anpassung” bei Trinkwasser und Strom geben wird. Schuld daran ist vor allem die Bundesregierung. Außerdem sei die REWAG-Bilanz hinsichtlich CO2 und erneuerbarer Energien gar nicht so schlecht, wie kürzlich behauptet. Und das Energiekonzept gar nicht so geheim, wie immer kritisiert.
Norbert Breidenbach ist ein charmanter Mann. Lächelnd, aber mit dem nötigen Ernst in der Stimme, sitzt er der versammelten Presse gegenüber und erklärt den hochkomplizierten Strommarkt, beantwortet Fragen, nimmt Kritik bisweilen gleich selbst vorweg, gibt sich aufgeschlossen und dem Publikum zugetan („Ich mache alles, was Sie wollen!“). Aber Norbert Breidenbach ist auch hilflos. Der Vorstandsvorsitzende der REWAG muss die Preise für Trinkwasser und Strom erhöhen. Dabei will er das offenbar gar nicht. Er will den Kunden „attraktive Preise machen“. Aber an der Erhöhung führe kein Weg vorbei: „Wir sind nur der Inkasso-Beauftragte der Bundesregierung“, verkündet er mehrfach. Der Zorn möge sich gegen Berlin richten, aber bitte nicht gegen ihn.
Die Trinkwasserpreise steigen um acht Prozent zum 1. September, die Strompreise am 1. Oktober um durchschnittlich zehn Prozent. 1.000 Liter Trinkwasser kosten in gut zwei Wochen 1,26 Euro brutto – plus Bereitstellungs- und Verrechnungspreis. Unterm Strich macht das dann 1,83 Euro pro 1.000 Liter, vorher waren es 1,72 Euro. Abwasser nicht eingerechnet. Da kann die REWAG mal wieder nichts dafür, das rechnen sie nur für die Stadt ab.
Pflichterfüllung Preiserhöhung
Mit einer Grafik (der REWAG-Chef hat für alles eine Grafik) zeigt Breidenbach: Unter den vergleichbaren Städten ist das Trinkwasser nur in Ingolstadt billiger. Alle anderen verlangen mehr, teilweise sogar weit über zwei Euro wie in Würzburg. Breidenbach inszeniert die Preiserhöhung fast wie einen Abschied: 16 Jahre konnte die REWAG den Preis stabil halten. Aus seinem Vokabular spricht Pflichtgefühl, das „Müssen“ steht im Vordergrund. Die Ursache für die Preissteigerung liegt Breidenbach zufolge in großen Investitionen in die Technik der Wasserwerke Sallern und Oberer Wöhrd. Dort habe man in die Förderung, Aufbereitung und Verteilung des Wassers investiert. Eine Preiserhöhung sei deshalb unumgänglich.
Noch mehr Pflichterfüllung verlangt ihm offenbar die Preiserhöhung beim Strom ab. Die REWAG selbst könne quasi gar nichts dafür. Hier fällt schließlich auch das Wort des „Inkasso-Beauftragten der Bundesregierung“. Schuld daran sei hauptsächlich die EEG-Umlage, also die finanzielle Umlage durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die steigt und steigt und steigt und steigt: von 0,189 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2000 auf 3,53 Cent pro Kilowattstunde heute, die Prognosen für das kommende Jahr reichen bis zu 5,x Cent pro Kilowattstunde – „wobei sich über das x noch niemand äußern möchte“, sagt Breidenbach.
Teuer wegen erneuerbarer Energien
Jedenfalls sei der Einfluss der REWAG gering. „75 Prozent des Strompreises unterliegen nicht dem Wettbewerb“ – das sind zum größten Teil Steuern und Abgaben, 25 Prozent macht die Netznutzung aus; nur 25 Prozent würden an der Strombörse, also auf dem Markt bestimmt und sind reine Energiekosten. Dort kaufe die REWAG „risikooptimiert“ in Chargen ein, das allein sei eine variable Größe, auf die man selbst Einfluss nehmen könne. Mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt würde Breidenbach „sofort unterstützen“.
Das Ergebnis dieser Gängelei durch Staat (Steuern/Abgaben) und regulierte Märkte (Netzbetrieb): Der Strompreis steigt. Auf 21,37 Cent pro Kilowattstunde im Januar 2013. Die Preissteigerung von 53 Prozent seit Januar 2003 (13,93 Cent pro Kilowattstunde laut einer von Breidenbachs Grafiken) habe mit dem Strommarkt an sich nicht viel zu tun. Der Haupt-Treiber: die erneuerbaren Energien. Aber das wollten wir ja so haben.
Dann wird der smarte REWAG-Chef politisch: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss gestoppt werden! Er zitiert den EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger, der bereits eine Deindustrialisierung in Deutschland befürchtet, weil die Stromkosten die zweithöchsten in der ganzen EU sind.
Zufällig, aber passend zum Termin, bei dem die REWAG ihre „Preis-Anpassung“ (so die Ankündigung) bekannt gegeben hat, trat Oettinger ohnehin auf den Plan: Die Bevölkerung müsse vor hohen Strompreisen geschützt werden. Oettinger fordert eine Deckelung der EEG-Abgabe und hat damit Breidenbach auf seiner Seite.
Energiearmut: Schon blöd, aber… nicht unsere Aufgabe
Beim Thema Energiearmut zeigt der REWAG-Chef Verständnis für die Schwachen und befürwortet einen Sozialtarif für finanziell schlechter gestellte Personengruppen. Aber: „Das muss die Politik regeln. Wir sind nicht dafür da, die Fehler der Politiker auszubügeln.“ Verantwortung abgegeben. Es zaubert dem gewandten Strom-Manager Stirnrunzeln in die Mimik, dass immer mehr Menschen ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Aber die REWAG habe schon einmal einen Sozialtarif eingeführt, beschränkt auf 1.000 Kunden, die auch anderweitig bewiesen haben, dass sie finanziell schlecht aufgestellt sind und beispielsweise von den GEZ-Gebühren befreit sind. Zu eigenen Konzepten wird sich das städtische Tochterunternehmen wohl dennoch nicht hinreißen lassen.
Apropos eigene Konzepte: Das mysteriöse Energiekonzept der REWAG ist laut Breidenbach überhaupt nicht geheim. Das heißt: Geheim ist es schon – noch. Es müsse erst „alle Gremien passieren“, dann könne man darüber sprechen. Bislang hieß es, eine Veröffentlichung des Energiekonzeptes verletzt die Rechte Dritter, also die von E.ON. Etwas lüftete Breidenbach das Geheimnis um das Energiekonzept: „Ein Vorstand muss ein Unternehmen in die Zukunft führen“ – so die einleitende Manager-Floskel. Was das bedeutet? Die REWAG wolle den Anteil der erneuerbaren Energien von derzeit 11,5 Prozent weiter vorantreiben. Das Ziel sei es, im Jahr 2020 einen Großteil der Haushaltskunden mit Strom aus erneuerbaren Energien zu beliefern. Das wäre dann etwa ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs der REWAG.
Volle Windkraft voraus: Norbert Breidenbach (re.) möchte regenerative Energien wie die Windkraft innerhalb der REWAG fördern. (Foto: REWAG)
Den Vorwurf, dass der Anteil der erneuerbaren Energien im REWAG-Energiemix derzeit noch viel zu gering sei, bezeichnet Breidenbach als „Unsinn. Wir können uns durchaus mit anderen bayerischen Städten messen.“ Richtig sei hingegen, dass der Anteil an Strom aus Eigenproduktion im Vergleich zu München oder Würzburg recht gering ausfällt. Breidenbach erklärt das historisch: Die anderen Städte hätten schon früh über Nahwärmenetze Heizung und Strom erzeugt, Regensburg war an die Gasversorgung angeschlossen. Beides – also erneuerbare Energien und Strom aus Eigenproduktion – wolle die REWAG weiter vorantreiben. Durch dezentrale Blockheizkraftwerke beispielsweise und Windkraftwerke in Hof und Bärenholz.
REWAG die “größte Bürgergesellschaft in Regensburg”
Ob so auch der CO2-Ausstoß gesenkt werden kann? Da sei man gar nicht so schlecht, wie in der Pressemitteilung des Bündnisses für Atomausstieg und Erneuerbare Energien behauptet wird. Die Zahlen, die Breidenbach – mal wieder in einer Grafik – präsentiert, zeigen aber dennoch, dass Städte von vergleichbarer Größe hinsichtlich ihrer Stinke-Bilanz besser dastehen. Regensburg liegt mit 483 g/kWh deutlich vor Augsburg (403 g/kWh) und Würzburg (347 g/kWh). Im Schnitt sind die REWAG-Zahlen besser als die, die das Bündnis präsentierte, aber dennoch scheint Regensburg in dieser Hinsicht noch nicht wirklich konkurrenzfähig zu sein.
Zum Schluss gibt es noch ein bisschen Eigenlob: „Die REWAG will stark bleiben für die Bürger in der Region.“ Bürgernetzwerke für die Energieversorgung brauche es nicht: „Die REWAG ist die größte Bürgergesellschaft, die es in Regensburg gibt.“
In dieser Logik ist die „Preis-Anpassung“ der REWAG also gar keine Erhöhung. Denn wenn die REWAG eine Bürgergesellschaft ist, bezahlen die Regensburger ihre Strompreise ja quasi an sich selbst. Ein schöner Gedanke…
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Die Frage ist nur, ob die Rechnung ohne den Wirt gemacht wurde. Der Kunde könnte sich ja emanzipieren und einen anderen Anbieter suchen. Die Stadtverantwortlichen werden aber darauf setzen, dass die Wechselwilligigen den absoluten Ausnahmefall darstellen.
Beim Wasser verhält es sich anders. Hier gilt in Bayern das Gebührenrecht. Es darf nicht mehr verlangt werden, als an Kosten anfällt. Konzerninterne Verrechnungspreise und Bilanzierungsregeln geben allerdings einen großen Spielraum, der zwar gerichtlich nachprüfbar ist, aber wird sich jemand dazu veranlasst sehen? Schaun ma mal!
Artikel wie immer sehr gut. Zwei kleine Fehler sind mir aufgefallen: Wenn auch verlockend, zweimal „Wir sind nur der Inkasso-Beauftragte der Bundesregierung“ ist einmal zu viel. CO2 schreibt man mit kleiner Zwei unten.
Netzentgelte an andere Netzbetreiber entfallen bei selbst erzeugtem Strom in der eigenen Region. Für diesen Strom verbleiben die kompletten 25% Netzentgelt bei der REWAG! Also mehr Eigenerzeugung in der Stadt ermöglicht günstigere Strompreise!
Die 25% Netzentgelt gehen auch nicht komplett an andere! Dies hat Breidenbach offenbar verschwiegen. Im Netzentgelt ist nämlich auch ein großer Teil des Netzentgelts für das Zubringer/Verteilnetz sowie die Umspannwerke in der Stadt enthalten. Damit sind auch dies keine unveränderlichen “Fixkosten”.
Das Netzentgelt, dass die REWAG an andere zu zahlen hat, berechnet sich insbesondere nach dem Tag, an dem die höchste Strommenge “importiert” wurde. Diese Stromspitzen durch intelligente Stromproduktion/-verbrauch in der eigenen Region zu senken, würde eine weitere deutliche Preissenkung der angeblich unbeeinflußbaren “Fixkosten” bewirken.
Das neue Jahnstadion muß finaziert werden, und dies kann nur über die Regensburger Badebetriebe GmbH geschehen und deren Tochter REWAG. Interessant ist , das nun auch Regensburger Bürger und Bürgerinnen das Jahnstadion finanzierne obwohl diese eventuell keinerlei interesse für Fußball haben und nie ein Fußballspiel verfolgten!
rudi
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Das ist der Preis, den die Regensburgerinnen und Regensburger für das Jahnstadion zahlen müssen. Man blicke in den Beteiligungsbericht (http://www.regensburg.de/sixcms/media.php/121/beteiligungsbericht2010.pdf ) und in den Jahresbaschluss 2011 der REWAG (http://www.regensburg.de/rathaus/aemteruebersicht/wirtschafts-u-finanzreferat/informations-u-kommunikationstechnik/regensburger-sitzungsdienst/textrecherche/63601), daraus wir erkennbar, dass die Gewinne der REWAG zurückgehen. Wer weiter recherchiert wird feststellen, dass gleichzeitig die Verluste aller anderen städtischen Gesllschaften steigen. Wenn aus dem städtischen Haushalt nicht größere Beträge zur Verlustabdeckung an die swr fließen sollen, müssen die Einnahmen der REWAG steigen. So einfach ist die Rechnung.
Die Frage ist nur, ob die Rechnung ohne den Wirt gemacht wurde. Der Kunde könnte sich ja emanzipieren und einen anderen Anbieter suchen. Die Stadtverantwortlichen werden aber darauf setzen, dass die Wechselwilligigen den absoluten Ausnahmefall darstellen.
Beim Wasser verhält es sich anders. Hier gilt in Bayern das Gebührenrecht. Es darf nicht mehr verlangt werden, als an Kosten anfällt. Konzerninterne Verrechnungspreise und Bilanzierungsregeln geben allerdings einen großen Spielraum, der zwar gerichtlich nachprüfbar ist, aber wird sich jemand dazu veranlasst sehen? Schaun ma mal!
Helge Krausler
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Artikel wie immer sehr gut. Zwei kleine Fehler sind mir aufgefallen: Wenn auch verlockend, zweimal „Wir sind nur der Inkasso-Beauftragte der Bundesregierung“ ist einmal zu viel. CO2 schreibt man mit kleiner Zwei unten.
MHH
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Netzentgelte an andere Netzbetreiber entfallen bei selbst erzeugtem Strom in der eigenen Region. Für diesen Strom verbleiben die kompletten 25% Netzentgelt bei der REWAG! Also mehr Eigenerzeugung in der Stadt ermöglicht günstigere Strompreise!
Die 25% Netzentgelt gehen auch nicht komplett an andere! Dies hat Breidenbach offenbar verschwiegen. Im Netzentgelt ist nämlich auch ein großer Teil des Netzentgelts für das Zubringer/Verteilnetz sowie die Umspannwerke in der Stadt enthalten. Damit sind auch dies keine unveränderlichen “Fixkosten”.
Das Netzentgelt, dass die REWAG an andere zu zahlen hat, berechnet sich insbesondere nach dem Tag, an dem die höchste Strommenge “importiert” wurde. Diese Stromspitzen durch intelligente Stromproduktion/-verbrauch in der eigenen Region zu senken, würde eine weitere deutliche Preissenkung der angeblich unbeeinflußbaren “Fixkosten” bewirken.
Matthias Beth
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Das neue Jahnstadion muß finaziert werden, und dies kann nur über die Regensburger Badebetriebe GmbH geschehen und deren Tochter REWAG. Interessant ist , das nun auch Regensburger Bürger und Bürgerinnen das Jahnstadion finanzierne obwohl diese eventuell keinerlei interesse für Fußball haben und nie ein Fußballspiel verfolgten!
frage
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@Matthias Beth
die leier langweilt.
wechseln sie halt einfach den anbieter und schon müssen sie sich nicht mehr ärgern. dann müssen sie auch nix mitfinanzieren. ist das so schwer?