Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Neuausschreibung „im Laufe des Jahres“

Problem-Personalie geklärt: Jetzt sucht Regensburg eine neue Museums-Chefin

Die bisherige Leiterin der Regensburger Museen, Doris Gerstl, ist seit Januar als „wissenschaftliche Generalkuratorin“ für die Depotbestände zuständig. Wer ihre Nachfolge übernimmt, soll sich „im Laufe des Jahres“ entscheiden.

Keine Entspannung in Sicht: Kulturreferent Wolfgang Dersch braucht eine neue Leitung für die Museen. Foto: as

Es ist eine nicht nur eine Personalie, die angesichts bestehender Zerrüttungen zwischen den Beteiligten einiges an Fingerspitzengefühl erfordert hatte und dennoch fast gescheitert wäre. Es ist auch eine Personalie, die das Vertrauensverhältnis zwischen Verwaltung und Stadtrat nachhaltig beeinträchtigt hat.

WERBUNG

Die Rede ist eine Neudefinition des Aufgabengebiets von Dr. Doris Gerstl. Die bisherige Chefin der Regensburger Museen ist seit 1. Januar „wissenschaftliche Generalkuratorin im Leitungsdienst der Regensburger Museen“ und wird damit künftig für die Sichtung und wissenschaftliche Erforschung der Depot-Bestände zuständig sein. Das teilte die Stadt Anfang der Woche in einer knappen Presseaussendung mit.

Einigung wäre fast gescheitert

Von der Museumschefin zur Depotchefin: Doris Gerstl. Foto: pm

Gerstl sei eine „ausgewiesene Expertin in ihrem Fachgebiet“, heißt es darin. „Mit dieser neuen Position sollen die kunsthistorischen Schätze in ihrer Bedeutung für das materielle und immaterielle Erbe der Stadt Regensburg noch deutlicher in den Fokus gestellt werden“, wird Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer zitiert.

Dass der Wechsel und die damit vollzogene Auflösung der seit Jahren bestehenden Differenzen, die zwischen Gerstl und Kulturreferent Wolfgang Dersch bestanden, fast gescheitert wäre, wird (verständlicher Weise) nicht erwähnt. Wie berichtet, hatte die promovierte Kunstgeschichtlerin die Leitung der Museen im Mai 2017 übernommen, noch zu Zeiten von Klemens Unger.

Gerstl war die damals wohl beste Lösung angesichts einer Ausschreibung, die unter Ungers Verantwortung auf einen ihm genehmen Favoriten zugeschnitten war, der aber das Handtuch warf, nachdem dieser allzu offensichtliche Nepotismus für heftige öffentliche Kritik gesorgt hatte (unser Bericht).

Öffentlicher Prozess vor dem Arbeitsgericht drohte

Seit Dersch 2019 Ungers Nachfolge angetreten hat, gab es immer wieder Differenzen zwischen ihm und Gerstl, auch inhaltlicher Natur. Und so schien die Umsetzung Gerstls auf einen jedenfalls finanziell gleichwertigen Posten eine gute Lösung im Sinne aller Beteiligten zu sein. Die drohte jedoch zu scheitern, als Details durchsickerten und in der Presse erschienen.

Gerstl zog ihre anfängliche Zustimmung zu dem von Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer angeregten Vorgehen zurück. Da die 61-Jährige nicht den Status einer Beamtin hat, die sich eine Versetzung hätte gefallen lassen müssen, sondern einer Angestellten, drohte ein öffentlicher Arbeitsgerichtsprozess, der nicht nur langwierig hätte werden können, sondern auch verbunden mit weiterer Berichterstattung und der Option, dass schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen werden könnte.

Verwaltung verärgert über Stadträte

Und so raufte man sich am Ende doch noch zusammen, auch weil sich die direkt Beteiligten keinerlei Details an die Öffentlichkeit trugen – auch nicht im Rahmen von Hintergrundgesprächen. Er äußere sich nicht zu Personalangelegenheiten, hieß es da konsequent von Kulturreferent Dersch.

War ein Kulturreferent mit fragwürdiger Agenda, den die Politik trotzdem machen ließ: Klemens Unger (links neben Ex-Bürgermeister Jürgen Huber). Foto: Archiv/Staudinger

Intern denkt man dem Vernehmen nach zwischenzeitlich darüber nach, den Stadträten Personalangelegenheiten nur noch als Tischvorlage zu präsentieren. Von Verwaltungsseite sei da nämlich nichts durchgesickert, heißt es. „Aber kaum waren die Unterlagen für den nichtöffentlichen Personalausschuss draußen, stand es in der Zeitung.“

Nachfolge wird „im Laufe des Jahres“ geklärt

Seit 2010 stellvertretender Museumsleiter: Andreas Boos. Foto: as

Wer Gerstls Nachfolge bei der Leitung der städtischen Museen übernehmen wird, zu denen sich jüngst das komplett neugestaltete Kepler Gedächtnishaus – ab sofort bekannt als document Kepler – gesellt hat, entscheidet sich laut städtischer Pressemitteilung „im Laufe des Jahres“. Dann werde öffentlich ausgeschrieben – und dieses Mal hoffentlich nicht im Unger-Stil.

Bis es so weit ist, „greift die Regelung der Stellvertretung“, sprich: Die vorläufige Leitung übernimmt Gerstls bisheriger Stellvertreter, der Historiker und Archäologe Dr. Andreas Boos. Auch die von Wolfgang Dersch geschaffene Stelle für die unter Unger verschleppte Neukonzeption des Historischen Museums wurde zwischenzeitlich besetzt. Diese Aufgabe übernimmt die Kunsthistorikerin Dr. Alexandra Brack.

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (1)

  • Blauerose

    |

    Ich finde es sehr unschön, wenn da einfach von einer Problempersonalie gesprochen wird. Das ist wertend, ohne dass man als Leser weiß, worum es eigentlich geht. Und der Ungerstil wird ja weiter praktiziert- zu sehen bei einer anderen vor kurzem erfolgten Amtsleiterbesetzung. Intern engstens ausschreiben und dann geht die Nachbesetzung gaaanz schnell. Einfach dem Herrn Dersch mal sagen, wie es geht.

Kommentare sind deaktiviert

drin