Rassistische Beleidigung? Staatsschutz ermittelt gegen Regensburger Noch-Stadtrat Erhard Brucker (AfD)
Erhard Brucker soll am Berliner Hauptbahnhof einen sehbehinderten Mann rassistisch beschimpft haben. Nicht nur deshalb erlangt der schon in Regensburg für seine Ausfälle bekannte AfD-ler nun auch als Bundestagsabgeordneter zweifelhaften Ruhm.
AfD-Stadtrat Erhard Brucker bei einer Rede in München Dort trat er im Februar 2023 unter anderem zusammen mit Jürgen Elsässer vom rechtsextremen Compact-Magazin auf. Foto: Archiv/Witzgall.
Der Staatsschutz ermittelt gegen den AfD-Abgeordneten und Regensburger Noch-Stadtrat Erhard Brucker (52). Zwei Beamte der Bundespolizei Berlin berichten, er habe letzten Freitag am Berliner Hauptbahnhof einen sehbehinderten Mann aus Eritrea rassistisch beleidigt.
Es ist bereits das zweite Mal seit seiner Wahl in den Bundestag, dass Brucker negativ auffällt. Mitte September wurde bekannt, dass die Bundestagsverwaltung mehreren Mitarbeitern von Abgeordneten Hausausweise verweigert oder nachträglich entzogen hat – aus Sicherheitsbedenken. Laut taz befindet sich darunter auch ein Mitarbeiter von Erhard Brucker: der islamfeindliche und wegen Volksverhetzung verurteilte Extremist Michael Stürzenberger.
Ausfälle und Peinlichkeiten statt politischer Arbeit
Damit bleibt Erhard Brucker seiner Linie treu, für die er auch während seiner Zeit im Regensburger Stadtrat bekannt war. Er fiel nicht durch politische Arbeit auf, sondern durch Verbalausfälle und Peinlichkeiten.
Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer bezeichnete der AfD-Stadtrat bei einem Vortrag in Passau als „eine furchtbare Dame, die sich auch mit der Antifa gemein macht (sic!) “. Teils für Amüsement, teils für Kopfschütteln sorgte ein Youtube-Video Bruckers, in dem er mit bescheidenem Erfolg versucht, sich gegen die Bezeichnung als „totaler Trottel“ zu verteidigen.
Im September 2021 verlor Brucker einen Zivilprozess, in dem er einem Parteifreund untersagen lassen wollte, ihn als Alkoholiker zu bezeichnen. Dabei kamen allerlei Ausfälle Bruckers bei parteiinternen und parteiöffentlichen Veranstaltungen zur Sprache. Das Amtsgericht Regensburg verwarf Bruckers Klage seinerzeit insbesondere auch deshalb, weil die Bezeichnung als Alkoholiker auf Beobachtungen beruhe, „die ein Alkoholproblem nahelegen“.
Prügel-Drohung und angeblicher Beifall
Zu Gewalt scheint Erhard Brucker ein eher lockeres Verhältnis zu haben. Das legt zumindest die öffentliche Aussage eines AfD-Mitglieds aus Würzburg bei einem Landesparteitag der AfD nahe. Der Mann beklagte dort, dass Brucker ihm Prügel angedroht habe, sollte er parteiinterne Querelen öffentlich machen. „Er hat gesagt, er ist 1,90 groß, wiegt 140 Kilo und hat eine harte Durchschlagskraft. “
Im Stadtrat fiel Erhard Brucker dagegen kaum auf. Behauptungen Bruckers gegenüber dem rechtsextremen Magazin „Compact“, denen zufolge er regelmäßig Beifall von der Zuschauerempore erhalten habe, sind schlicht falsch.
Ein extrem rechter Aktivist seit vielen Jahren
Der Eindruck, dass es sich bei Brucker bei all diesen Auftritten um einen zwar unangenehmen, doch politisch eher harmlosen, weil wenig einflussreichen Zeitgenossen handelt, täuscht. Er ist seit mehr als 15 Jahren im rechtsextremen Milieu unterwegs.
Brucker war im Landesvorstand der 2016 aufgelösten rechtsextremen Splitterpartei „Die Freiheit“. Er war aktiv als Redner und Aktivist für Pegida und langjähriger Unterstützer der islamfeindlichen Bürgerbewegung „Pax Europa“.
Kein Jahr nach dem rechtsterroristischen Attentat von Anders Breivik in Oslo und Utøya war Brucker zusammen mit seinem jetzigen Bundestagsmitarbeiter Michael Stürzenberger bei einem Treffen extrem rechter Einzelpersonen und Gruppierungen in Stockholm („Counter-Jihad-Konferenz“).
Mit dabei als Redner: Tommy Robinson, Gründer der „English Defence League“ (EDL), inklusive Fahne. Breivik, der bei seinem Attentat 77 Menschen tötete, hatte sich in einem von ihm veröffentlichten Manifest sowohl auf die EDL wie auch auf die „Counter-Jihad-Konferenz“ bezogen.
Als Mediator im Landesvorstand der AfD
Seit 2019 gehört Brucker der AfD an und verfügt über beste Kontakte zur bayerischen Parteispitze, aber auch zu dem Rechtsextremisten Björn Höcke. Er sitzt im Landesvorstand der AfD Bayern, zunächst als gewählter Beisitzer. Zuletzt wurde er als Mediator in den Vorstand kooptiert, also zusätzlich aufgenommen.
In Regensburg abgetaucht: sein Geschäft in der Prüfeninger Straße hat Erhard Brucker mittlerweile dicht gemacht. Foto: privat
Verschiedene Aussagen Bruckers zog das Verwaltungsgericht München im letzten Jahr als wichtigen Beleg dafür heran, dass der bayerische Landesverband der AfD weiter als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet werden durfte.
Auch im Gutachten des Bundesamts für Verfassungsschutz, das die AfD als gesichert rechtsextrem einstuft, finden sich Aussagen von Brucker wieder. Unter anderem sprach er von „muslimischen Horden“, einer „kalkulierten Islamisierung unseres Heimatlandes“ und vom Islam als „ansteckende Krankheit“.
Brucker bestreit Beleidigung: „Entspricht nicht meinem Stil.“
Bei dem Vorfall letzten Freitag am Berliner Hauptbahnhof soll Brucker zu dem sehbehinderten Mann (57) laut einem Bericht der Bildzeitung gesagt haben: „Geh aus dem Weg, du Scheiß-Bimbo.“ Als zwei anwesende Beamte der Bundespolizei ihn darauf ansprachen, habe er seinen Bundestagsausweis gezeigt und erklärt, er müsse jetzt weiter.
Auf eine Bitte um Stellungnahme erhalten wir von Erhard Brucker keine Antwort. Gegenüber der Bildzeitung bestreitet er die Beleidigung und sagt: „Die mir unterstellten Aussagen habe ich nicht getätigt. Sie entsprechen nicht meinem Stil.“ In den Bundestag, wo er im Tourismusausschuss sitzt, zog Erhard Brucker bei der letzten Wahl über den Umweg Passau ein. Regensburg hat er zwischenzeitlich verlassen.
Trackback von deiner Website.
Mr. T.
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Unterm Strich ein stinknormaler AfDler. So ein Verhalten ist nichts besonderes in dieser Bande. Besonders der Bayerische Landesverband ist durchgehend mit solchen Typen besetzt.
Zum Glück zählt er überregional als Passauer und es fällt nicht ganz so viel Dreck auf Regensburg.
KW
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Rein Interessehalber, aber warum fährt dieser Herr mit dem Zug? Pendeln zwischen Regensburg, Berlin und Passau wegen Umweltschutzgedanken oder hat es andere Gründe?
Ja, als MdB bekommt dieser Mensch neben der monatlichen Entschädigung von 11.833,47 Euro plus der monatlichen steuerfreien Aufwandspauschale von 5.349,58 Euro, soweit ich weiss auch noch eine Bahncard 100, da würde sich das Bahnfahren ja anbieten.
Trotzdem scheint ihm doch der Aufenthalt im Bahn-Umfeld eher zuwider zu sein.
Ansonsten geh ich mit Mr.T konform, genau diese Gestalten sitzen zu Hauf im Bundestag unter den Afdler*Innen. Und die meisten vermutlich hauptsächlich, um das aus Steuergeldern bezahlte Salär abzugreifen. Konstruktive Gegenleistung gibt es ja offensichtlich keine.
Bernd
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Kommentar gelöscht. Es geht hier nicht um die Linke.