Regensburger OB-Wahl 2026: Grüne glauben an Zweikampf zwischen Sigloch und Freudenstein
Eine knappe Stunde dauerte die Nominierungsversammlung der Grünen für die OB-Kandidatur. Helene Sigloch, Expertin für IT-Sicherheit und frisch in den Stadtrat nachgerückt, erhielt 41 von 43 Stimmen.
Helene Sigloch: „Es geht darum, diese Wahl zu gewinnen.“
An Optimismus mangelt es den Regensburger Grünen nicht. Und sie sind angriffslustig, als sie sich am Dienstagabend zur Nominierung ihrer OB-Kandidatin im Gewerkschaftshaus treffen. Vorneweg das Wichtigste: Die Mathematikerin und Neustadträtin Helene Sigloch (42) wird mit 41 von 43 abgegebenen Stimmen gewählt. Gegenkandidaten gibt es nicht und auch nur eine einzige Frage.
Ob denn auch eine Koalition mit der CSU in Frage käme, sollte ansonsten nur der Gang in die Opposition bleibe. „Ja, aber nicht um jeden Preis“, sagt Sigloch und gibt damit eine Richtung vor, die im Vorfeld der letzten Kommunalwahl fehlte und mit dazu beitrug, dass die Grünen im Stadtrat derzeit die Oppositionsbank drücken.
Vergangenheitsbewältigung und eine verpasste Chance
Trotz eines starken Wahlergebnisses – die Grünen verdoppelten 2020 ihren Stimmenanteil auf fast 22 Prozent und landeten als zweitstärkste Fraktion nur knapp hinter der CSU – waren die anfänglich begonnenen Koalitionsverhandlungen nicht von Erfolg gekrönt.
Am Dienstag macht Vorstandssprecher Oliver Groth zwar Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und die SPD verantwortlich, die sich am Ende für die sogenannte „Graue Koalition“ (SPD, CSU, FDP, FW und CSB) entschieden hätten.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass eine Regierungsbeteiligung der Grünen nach der letzten Wahl auch daran scheiterte, dass man intern keine klare Haltung zu einer schwarz-rot-grünen Koalition finden konnte. Eine verpasste Chance.
CSU im Fokus der Kritik
Doch das ist lange her. Groth geißelt an diesem Abend die Versäumnisse der mittlerweile zerbrochenen Rathaus-Koalition und deren „Sammlung des Versagens“. Viel Streit, zu wenig Klimaschutz und die Stadtbahn an die Wand gefahren. Verantwortlich für all dies: vor allem die CSU. „Die haben blockiert und die SPD ließ sich gewähren.“
Groth gibt sich überzeugt: Bei dieser Wahl werde es auf einen „Zweikampf“ zwischen Grünen und CSU hinauslaufen. Und während sich letztere als „unsolide, unberechenbar und unverantwortlich“ gezeigt hätten, seien die Regensburger Grünen „verlässlich, vernünftig und verantwortungsvoll“.
„Unsolide, unberechenbar und unverantwortlich.“ Oliver Groth über die CSU.
Fast schon zurückhaltend wirkt vor solchen Ansagen die Bewerbungsrede von Helene Sigloch, die mit ihrer Familie seit zehn Jahren in Regensburg lebt, in der Konradsiedlung, und den Grünen seit 2017 angehört. „Regensburg einfach machen“ ist der Slogan, unter den sie ihren Wahlkampf stellt.
„Regensburg ist manchmal ganz schön kompliziert.“
Denn auch wenn die Stadt wunderschön und von hoher Lebensqualität sei, die Bewohner herzlich und aufgeschlossen, sei Regensburg „manchmal ganz schön kompliziert“. Sei es bei den Themen Wohnen und Kinderbetreuung, beim Verkehr, der von Stau, auch für Busse bestimmt sei, und beim Ausbau der Fahrradwege.
Sigloch bekennt sich aller öffentlichen Kritik zum Trotz zur Kartentauschaktion für Geflüchtete, für die die Grünen ihr Büro zur Verfügung gestellt hatten. „Da wird Menschen in Not geholfen, denen einfach das Leben schwer gemacht wird.“ Sie unterstreicht des Engagement der Grünen gegen Rechtsextremismus und zur Aufarbeitung von Regensburgs NS-Geschichte.
Programmatisch an der Oberfläche
Programmatisch bleibt Sigloch in ihrer Rede, sie hat laut Vorgabe nur zehn Minuten Zeit, an der Oberfläche. Sie nennt als Schwerpunkte die Verkehrswende – ein schnelleres Bussystem und der Holzgartensteg für Radfahrer, das Vorantreiben der Energiewende, die sich auch positiv auf die Wohnnebenkosten auswirken werde, und bezahlbaren Wohnraum.
„Es geht mir bei dieser Kandidatur nicht darum, an der OB-Wahl teilzunehmen. Es geht darum, diese Wahl zu gewinnen“, sagt Sigloch. Und das sei auch „wirklich realistisch“. Die Stadt brauche „eine Oberbürgermeisterin, die die Uhr nicht zurückdreht.“ Und als sie schließlich in den Raum ruft „Regensburg ist bereit, ich bin bereit“, wird der immer wieder aufkeimende Applaus der gut 50 Anwesenden, darunter die Grande Dame der Grünen, Margit Kunc, deutlich lauter. Nach dem wenig später verkündeten Wahlergebnis gibt es dann auch Standing Ovations.
Es werden mindestens sieben OB-Kandidaten
Wie gut Helene Sigloch sich am Ende neben den bislang bekannten Kandidatinnen und Kandidaten tatsächlich behaupten kann, wird sich zeigen.
Als Konkurrenten sind bislang Thomas Thurow (Brücke), Astrid Freudenstein (CSU) und Horst Meierhofer (FDP). Bei der CSB hat kürzlich Christian Janele verkündet, erneut antreten zu wollen und die Freien Wähler wollen ihren OB-Kandidaten am kommenden Montag präsentieren – dem Vernehmen nach will man Michael Schien ins Rennen schicken, der zuletzt für den Landtag kandidiert hatte.
Schwer macht es sich bislang nur die SPD, bei der der Abtritt von Gertrud Maltz-Schwarzfischer durchgesteckt wurde und bei der sich der Streit, ob nun Thomas Burger oder Thomas Rudner als neuer Kandidat antreten wird, noch bis zum 25. Mai hinzieht.
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Daniel Gaittet
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Gute Frau, gutes Ergebnis.
Karin Haber
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Da bereits heute über Koalitionen gemutmaßt wird, fühle ich mich aufgefordert an 2020 zu erinnern, als das Wahlergebnis eine satte sozial ökologische Mehrheit ergeben hat, die sich in einer Koalition aus Grünen, SPD, Brücke und ÖDP hätte manifestieren können. Was wäre alles zu erreichen gewesen? Stattdessen “grau”, und mit welchem Ergebnis?
Ähnliches darf sich 2026 keinesfalls wiederholen.
Robert Fischer ÖDP
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Glückwunsch zur Kandidatur, aber der OB-Posten wird natürlich zwischen Ribisl und ÖDP entschieden :)
Dominik Müller
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Karin Haber, die von Ihnen genannten Parteien hätten mit 26 von 50 Mandaten keine “satte” Mehrheit gehabt.
growth mindset
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Ausspruch des früheren SPD-Partei- und Fraktionschefs Franz Müntefering:
„Opposition ist Mist“
Besonders ärgerlich ist, wenn der Mist braun ist und zum Himmel stinkt, durch die „extremistischen Geisterfahrer“.
Für die Herausforderungen der Zukunft, Verkehrswende, Infrastruktur, Klimaschutz durch Beendigung der Verbrennung fossiler Energieträger, Kreislaufwirtschaft, Grundwasserschutz, Biodiversität, Ende der Plastikverpackungsorgien und Vereinfachung von Verwaltungsvorgängen durch digitale Umstellung, fehlen die GRÜNEN überall, auch in Regensburg.
Wenn sie bei der nächsten Wahl nicht wissen, wen sie wählen sollen.
Tipp:
https://www.youtube.com/watch?v=BH_ablLb9jY 😊
Manfred van Hove
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Kommentar gelöscht. Hier geht es um die Regensburger Kommunalwahl.
Mr. T.
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Ich wüsste nicht, wen ich wählen würde, wenn Frau Sigloch mit Herrn Friedl in die Stichwahl kommt – aber ich würde mich auf das Ergebnis freuen.