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„Weitere Nutzung zu Wohnzwecken ausgeschlossen“

Wird eine Schimmelbude in Lappersdorfs Dichter-Viertel zur Flüchtlingsunterkunft?

Nach vergeblichen Verkaufsversuchen soll aus einem abbruchreifen Einfamilienhaus eine Flüchtlingsunterkunft werden, heißt es. Das Landratsamt Regensburg dementiert, dass es dafür schon eine fixe Zusage gibt. Doch es wird emsig renoviert.

„Macht ihrem Traumhaus gerne Platz“, heißt es über das Einfamilienhaus im Dichter-Viertel.

Das kleine Häuschen im Viertel mit den vielen Dichternamen am Hohen Sand in Lappersdorf ist eine verschimmelte Bruchbude. Man tut niemandem Unrecht, wenn man den Flachbau so bezeichnet. Der desolate Zustand des Gebäudes, in dem bis 2020 eine ältere Dame gelebt hat und das seitdem leer steht, war auch den Erben klar, als sie Haus und Grundstück über ein Traunsteiner Maklerbüro zum Verkauf anboten.

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In dem Exposé, das bis zu einer Anfrage unserer Redaktion vergangene Woche in einer Kurzfassung auch noch im Netz abrufbar war, heißt es unmissverständlich: „Der Zustand des Altbestandes schließt eine weitere Nutzung zu Wohnzwecken aus, deshalb wird das vorhandene Wohngebäude als abbruchreif angesehen.“

Ambitionierte Preisvorstellungen – für das Grundstück

Das Gebäude, in dass es seit längerem auch noch hinein regnet, mache aber „ihrem Traumhaus gerne Platz“, heißt es weiter. Doch obwohl zu dem abbruchreifen Gebäude noch ein „schönes Grundstück in leichter Hanglage“ von über 500 Quadratmetern gehört und obwohl es sich in einem ruhigen und nach wie vor eher besser situiertem Viertel befindet, hat sich offenbar bis jetzt kein Käufer gefunden.

„Der Zustand des Altbestandes schließt eine weitere Nutzung zu Wohnzwecken aus“, heißt es im Verkaufsexposé.

Das mag an dem eher stolzen Preis von anfänglich 675.000, später immerhin noch 620.000 Euro liegen, den man trotz der Lage in einer solventen Gemeinde im Speckgürtel von Regensburg zumindest als ambitioniert ansehen kann. Folgt man den öffentlich zugänglichen Bodenrichtwerten für Lappersdorf (840 Euro pro Quadratmeter), dann ist ein unbebautes und erschlossenes Grundstück dieser Größe und Lage „lediglich“ 423.000 Euro wert.

Nachbarn sprechen von Unterkunft für elf Flüchtlinge

Doch mittlerweile scheint von Abbruch keine Rede mehr zu sein. Seit geraumer Zeit tummeln sich Handwerker auf und in dem Gebäude. Augenscheinlich wurde das Dach abgedichtet, innen wird offenbar viel gemalt.

Von Nachbarn hört man, dass „die Regierung“ auf den Gebäudeeigentümer zugekommen sei, um das Einfamilienhaus zur Unterbringung von Flüchtlingen anzumieten. Bis zu elf Menschen sollten laut Aussagen des Eigentümers untergebracht werden, wird kolportiert.

Landkreis sucht händeringend nach Unterkünften

Dass (nicht nur) der Landkreis Regensburg händeringend nach Unterkünften für Asylbewerber sucht, ist kein Geheimnis. Etwa 40 Menschen bekäme man derzeit monatlich zugewiesen, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. Das frühere Hotelschiff MS Rossini, das der Landkreis seit 2023 als Notunterkunft für bis zu 200 Geflüchtete nutzt, ist dafür nur das prominenteste Beispiel. Zuletzt wurde in Obertraubling eine Unterkunft für 100 Menschen angemietet.

Doch gerade bei größeren Objekten ist das Landratsamt regelmäßig mit Ängsten und Befürchtungen von Anwohnern konfrontiert, wie das anfangs bei der MS Rossini der Fall war. Nicht selten werden solche Befürchtungen auch bewusst geschürt und befeuert – so wie dies beispielsweise die früher im Umfeld der Neonazi-Partei III. Weg aktive Rechtsradikale Nadine Alt aktuell in Schierling betreibt.

„Das vorhandene Wohngebäude wird als abbruchreif angesehen“, steht im Verkaufsexposé.

Auch vor diesem Hintergrund bemühe sich der Landkreis „seit vielen Monaten – intensiv und erfolgreich – darum, immer wieder neue Unterkünfte (sogenannte ‘Dezentrale Unterbringung’) anzumieten“, hieß es erst kürzlich.

Landratsamt besichtigte 2023: „Eine Zusage hat der Eigentümer nicht bekommen.“

Tatsächlich hat man sich, das bestätigt die Pressestelle des Landratsamts, das abbruchreife Einfamilienhaus im Lappersdorfer Dichterviertel letztes Jahr angesehen. „Mit dem Eigentümer verblieb man so, dass nach einer Sanierung eine Anmietung möglich sein könnte.“ Seitdem habe man nichts mehr gehört. Ausdrücklich heißt es: „Eine Zusage hat der Eigentümer nicht bekommen.“

Als wir beim Makler anfragen, dessen Tafeln und Transparente nach wie vor an dem Gebäude hängen, fragen, ob dort nun tatsächlich Geflüchtete untergebracht werden sollen, und ihn mit dem Passus aus dem Exposé konfrontieren („„Der Zustand des Altbestandes schließt eine weitere Nutzung zu Wohnzwecken aus…“), verschwindet dieses Exposé noch am selben Tag von den entsprechenden Portalen.

Emsige Renovierungsarbeiten laufen

Schriftlich teilt man uns mit: „Wir verkaufen die Liegenschaft nicht mehr und bieten diese auch nicht mehr aktiv an. Bitte setzen Sie sich mit dem Eigentümer über die weitere Verwendung des Grundstückes mit Bestandsgebäude in Verbindung!“

In dem Gebäude besteht zumindest Sanierungsbedarf.

Als wir uns per Mail an den Eigentümer des maroden Häuschens wenden, in dem derzeit recht emsig renoviert wird, erhalten wir zunächst keine Reaktion. Das Landratsamt will bislang nicht völlig ausschließen, dass man das bei den bisherigen Verkaufsversuchen als unbewohnbar beschriebene Einfamilienhaus, vielleicht doch noch anmieten könnte.

Erneute Prüfung nicht ausgeschlossen

„Soweit das Haus saniert würde, würden wir es dann erneut besichtigen und – wenn es für geeignet befunden wird – prüfen, wie viele Personen dort untergebracht werden könnten.“ Ein Mietvertrag würde demnach „unbefristet mit gegenseitigem dreimonatigem Kündigungsrecht abgeschlossen“. Grundsätzlich zahle man (nur) ortsübliche Mieten, um den örtlichen Mietmarkt nicht unter Druck zu setzen, so ein Sprecher.

Wie hoch diese bei dem Einfamilienhaus genau wäre, lässt sich allerdings nur schwer beziffern – da es im Verkausexposé noch als abbruchreif angesehen wurde, stehen darin dazu auch keinerlei Details, wie Wohnfläche und dergleichen. Bis zu 1.800 Euro könnten aber laut Aussage von Kennern schon drin sein – bei einem Gebäude in angemessenem Zustand. 

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Kommentare (21)

  • Horst

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    Es ist doch schön wenn die Geflüchteten in der Mitte der Gesellschaft ankommen, und auch in besser gestellten Wohngegenden ein Dach über dem Kopf bekommen. So können Vorurteile abgebaut werden. Besonders wenn es sich bei den Geflüchteten um alleine reisende junge Männer handelt, die manchmal leider zu unrecht einen schlechten Ruf haben. Wenn die Bürger sehen, dass ihre neuen Nachbarn auch nur gesetzestreue, hart arbeitende Menschen sind, dann werden sich die Vorteile der rechten oder konservativen Wähler schnell in Luft auflösen.

  • da_Moartl

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    @Horst: Ihr süffisanter, doppeldeutiger Ton ist hier völlig fehl am Platze. Jeder nicht völlig verblödete und normal lesende und denkende Mensch weiß, dass eben jene Flüchtlinge, gleich ob Mann oder Frau, laut Gesetzeslage gar nicht arbeiten DÜRFEN. Dies mag man gerne den Regierungen jeglicher Coleur ins Stammbuch schreiben, die mit derlei Regelungen dne nicht in Abrede zu stellenden sozialen “Sprengstoff” jedenfalls nicht entschärfen. Im übrigen sind dezentrale kleine Unterkünfte allemal besser als große Massenunterkünfte, in denen sich die Probleme noch zusätzlich “potenzieren”.

  • Daniela

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    Keine Ahnung, was und wie renoviert/ saniert wird.

    Keine Ahnung, ob die Eigentümer eine andere Verwendung dafür gefunden haben, oder das Gebäude herrichten, um dann doch noch den anvisierten Verkaufspreis zu erreichen.

    Keine Ahnung, welchen Anteil der Makler bei der Einschätzung des Veräußerungswertes empfohlen hat.

    Richtig ist, Wohnraum wird gebraucht, ob nun für Flüchtlinge oder andere Wohnungssuchende.

    Es ist erst einmal alles nur Spekulation.

  • Jürgen

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    Mit einer einfachen Sanierung ist es hier nicht getan.
    Da wird versucht noch der letzte Tropfen Zaster aus dem vergammelten Haus zu pressen.

    Erinnert mich an einen AfDler aus dem östlichen Landkreis, der sein Pleite gegangenes Hotel mit Flüchtlinge voll gestopft hat. Das Hotel war wenigstens nicht gesundheitsschädlich, aber die Doppelmoral köstlich.
    Funfact: Das Haus in Lappersdorf steht ganz in der Nähe vom AfD Arnold :-)

  • Native

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    Kommentar gelöscht. Bitte zum Thema.

  • thomas otto

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    makler, eigentümer, erben etc. kommen oft genug zu phantasie-inspirierten (mond) – preisen, die einen ehrlichen gurachter (einen, der sich nicht beliebig nach gewissen erwartungen beeinflussen lässt) erschüttern würden.

  • Burgweintinger

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    Kommentar gelöscht. Bitte keine persönlichen Auseinandersetzungen (obwohl ich es ähnlich sehe).

  • joey

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    Kommentar gelöscht. Ihre Aussage zu den Verhaftungen ist in dieser Form falsch.

  • MADAME

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    Kommentar gelöscht. Unverständlich.

  • Breloh

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    Daniela, wenn man so offensichtlich (und selbst bekundet) keine Ahnung hat, wäre es da nicht mal eine Option, statt in einem weiteren dadaistischen Beitrag zwanghaft seine Hybris zur Schau zu stellen, einfach mal den Schnabel zu halten?
    Um es mal in ihre biedere Vorstellungswelt zu transponieren: “Wo kämen wir hin, wenn jede/r….” 😂

  • Bertl

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    @thomas otto, zuallererst setzt das Finanzamt bei der Erbschaftssteuer sog. Mondpreise fest, und zwar wendet es das Sachwertverfahren an, das den bei den Landratsämtern für Bauland zugrunde gelegten Preis verwendet. Beim Gebäudewert, den das FA dazu rechnet, wird von einer Lebensdauer des Gebäudes von 80 Jahren ausgegangen, wobei die Restzeit nach Baujahr mit einem durchschnittlichen Faktor berechnet wird, unabhängig vom Zustand des Gebäudes.
    Das Finanzamt geht also von falschen Voraussetzungen bei der Berechnung der Erbschaftssteuer aus: Vererbt wurde nicht ein Neubaugrunddtück, sondern ein altes Haus auf einem Grundstück, das erst einiger Investitionen bedarf, um es für einen Neubau nutzen zu können.
    Soviel zu dem von den von Ihnen genannten Kreis, der Mondpreise ansetzt.

  • Ida

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    Schon vergessen? Weite Teile der Altstadt von Regensburg hätten noch vor einigen Jahrzehnten auch diese Beschreibung verdient: „Der Zustand des Altbestandes schließt eine weitere Nutzung zu Wohnzwecken aus“.
    Und heute ist es eine Goldgrube und sogar UNESCO-Welterbe.
    Es gibt doch noch Licht am Ende des Tunnels.

  • Mr. T.

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    Richtig, Ida! Bislang war man mit dem Abriß oft viel zu schnell wo es ging. Dabei wäre der Erhalt von Beton wesentlich besser für den CO2-Haushalt. So eine “Schimmelbude” kann man sicher auch durch Renovieren des Dachs, Trockenlegen und eine Kernsanierung wieder in den Griff kriegen.

  • Günther Herzig

    |

    Ich verstehe nicht, warum über diesen Vorgang berichtet wird. Ein öffentliches Interesse, das über die Vorstellungen dieser Regierung hinaus geht, gibt es offenbar nicht, sonst könnten die Eigentümer zu irgendetwas verpflichtet und gezwungen werden. Es ist die Rede von Verhandlungen über eine Anmietung. Dann ist das alles nichts anderes als ein zivilrechtlicher Fall, der den Eigentümern jedes Recht eröffnet zu tun und zu lassen, was sie für richtig halten.

  • Hans-Peter Dantscher

    |

    @ Günther Herzig

    Warum ist dieser Bericht relevant?

    Nun eigentlich ist es ziemlich einfach:

    Marodes Haus wird renoviert, obwohl anscheinend abbruchreif.
    Gerüchten aus der Nachbarschaft zufolge, sollen bis zu 11 Menschen dort untergebracht werden – kenne das Haus jetzt nicht, aber scheint doch arg wenig Platz dafür vorhanden zu sein.
    Die mögliche Anmietung ist eben ein politischer Fall, kein zivilrechtlicher.

    Hoffe der Artikel wird einige vernünftige, politisch Verantwortliche und Anwohner dazu bewegen, sich den Fall anzusehen und RD dranbleibt. Danke schon mal für diesen Artikel, gerade weil vieles (eigentlich alles, noch unklar ist). Wenn wieder ein Lager entsteht, mit zu wenigen Toiletten, Schimmel, oder kaputter Heizung oder Küche ist niemanden geholfen – den Anwohnern nicht, den Steuerzahlenden nicht und den Asylsuchenden nicht, obwohl letztere vielleicht dann verzweifelt genug sind, sich zu wehren. Ihnen, Herr Herzig könnte das wiederum gefallen, schließlich gibt es dann wieder was Relevantes zu kommentieren. Immerhin!

  • steph

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    Schön, dass Sie auf diesen Zustand hinweisen, aber schön langsam kann ich Ihren rufmordschädigenden Berichten keine Achtung mehr schenken.
    Was hat in diesem Artikel der Name von Nadine A. zu suchen? Das, was Sie mit dieser Frau betreiben, ist nur noch beschämend und hat mit einer neutralen Presseerstattung nichts mehr zu tun.

  • Jakob

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    Mich würde doch sehr interessieren wer hat die Bilder gemacht und/oder deren Veröffentlichung zugestimmt.

  • Günther Herzig

    |

    @Hans-Peter Dantscher
    2. Mai 2024 um 19:18 | #
    “Die mögliche Anmietung ist eben ein politischer Fall, kein zivilrechtlicher”
    .Das wäre mir dann neu, dass der Abschluss eines Mietvertrages, den die Stelle, die Wohnraum für Flüchtlinge bereitstellen soll, kein zivilrechtliher Vorgang ist. Aber, Sie wissen das ja vielleicht besser.
    @Jakob
    Das interessiert mich auch. Dazu legitimieren können nur die Eigentümer. Vielleicht funktioniert hier der Datenschutz nicht?

  • Hanz

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    Kommentar gelöscht. Bitte nur ein Pseudonym. Nachtrag: Nutzer gesperrt.

  • Bernd

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    Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul

  • Burgweintinger

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    Steph, auf die Nazifrau N.A. kann man gar nicht genug darauf hinweisen, welch schlimme Gesinnung diese Frau hat. Absolut richtig, was Regensburg-Digital hier tut! Das ist nicht Rufmord, sondern das ist u.a. Civilcourage!
    Und noch was, Steph: Wenn Ihnen die Artikel auf R-D missfallen, dan rate ich Ihnen, einfach nicht lesen, sondern rufen Sie Frau N.A. an, fragen Sie sie, welche Medien denn sie so verwendet, um sich “aufzuschlauen”…, vielleicht passen diese besser zu Ihnen.

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