Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Unter 3.000 Euro geht nichts

„Moderate Preise“ für (fast) alle Einkommensschichten

2.950 Euro im Erdgeschoss, um die 5.000 Euro fürs Penthouse. So sehen die Quadratmeterpreise am Alten Schlachthof aus. „Moderat“ nennt man das beim Immobilien Zentrum Regensburg. Schließlich wolle man für „alle Einkommensschichten“ etwas bieten.

Die Bilder des geplanten Tagungszentrums hat das Immobilienzentrum schon fertig. Die Stadt wird ihr früheres Eigentum dann mieten. Grafik: IZ

„Es gibt einfach Grundstücke, die nicht dazu geeignet sind, um günstigen Wohnraum zu schaffen“, sagt Wolfgang Herzog, als er über „Babo 1“ spricht. Babo 1 – so heißt der erste Bauabschnitt am Alten Schlachthof („Marina Quartier“), auf dem die Immobilien Zentrum Regensburg AG (IZ) insgesamt 250 Wohneinheiten vermarkten will. Etwa 800 Menschen sollen dort in Zukunft wohnen. Und wenn man die Zahlen hört, die Herzog und sein Vorstandskollege Ulrich Berger am Donnerstag präsentieren, wäre das Unternehmen schlichtweg dumm, wenn sie die Geschosswohnungen und Häuser, die bis Anfang 2015 entstehen sollen, zu günstigeren als den hier genannte Preisen anbieten würde. Insgesamt entstehen im ersten Bauabschnitt 4.300 Quadratmeter Wohnfläche. Das IZ investiert eigenen Angaben zufolge 24 Millionen Euro.

„Super-Luxus-Ferrari-Penthouse“

Beim „Super-Luxus-Ferrari-Penthouse“ mit Dachterrasse (Berger) liegt der der Verkaufspreis pro Quadratmeter bei etwa 5.000 Euro. Bei den günstigsten Wohnungen im Erdgeschoss muss man mit 2.950 Euro rechnen. „Sehr moderat“ nennt Berger diesen Preis. Man hätte mehr verdienen können, wenn man die Möglichkeiten des Bebauungsplans komplett ausgenutzt hätte. Aber schließlich wolle man eine „starke soziale Durchmischung“ in dem Viertel erreichen. „Kein Einheitsbrei von ‘Double Income, No Kids’. Wir wollen alle Einkommensschichten.“ Zumindest fast alle. Um die 2010 vom Stadtrat beschlossene Sozialwohnungsquote von 15 Prozent ist das Immobilien Zentrum irgendwie herumgekommen. Die Begründung dafür bleibt recht schwammig. Das Areal wurde erst 2011 verkauft (damals an die C.A. Immo, die mit etwa 30 Prozent der Fläche mittlerweile nur noch Junior-Partner bei der Schlachthof-Bebauung ist). Insofern hätte die Quote eigentlich auch für den sieben Hektar großen Schlachthof gegolten. Zur Begründung, warum dies nun nicht der Fall ist, hieß es zuletzt von OB Hans Schaidinger, dass entsprechende Ausschreibungen und Verhandlungen bereits weit vor 2010 begonnen hätten. Sei’s drum!

„Investieren in Betongold“

Dass an Käufern kein Mangel besteht, belegt die Tatsache, dass man bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart am Montag 100 Prozent der Häuser und 75 Prozent der Geschosswohnungen an den Mann gebracht hat. „Die Käufer suchen Inflationsschutz und investieren in Betongold“, so Berger. Das gilt übrigens nicht nur für das Projekt des Immobilien Zentrums am Alten Schlachthof, sondern auch für das „Karmeliten-Palais“ in der Altstadt, wo – bei einem Einstiegspreis von 3.950 Euro der Quadratmeter – ebenfalls schon alle Wohnungen verkauft sind, 90 Prozent davon an Kapitalanleger.

Eine „ganz neue Architektursprache“ will das IZ auf dem Schlachthof entwickeln. Tatsächlich? Grafik: IZ

Auch mit den Planungen für die denkmalgeschützten Schlachthof-Hallen scheint es für das Immobilen Zentrum voran zu gehen. Hatte die Stadt Regensburg in der Vergangenheit just den Sanierungsaufwand für jene Hallen als Argument dafür genommen, dass man geradezu froh sein könne, einen Investor für dieses Gebiet gefunden zu haben (über den Verkaufspreis herrscht Stillschweigen), so sieht nun alles danach aus, als ob in einem Teil dieser Hallen ein Tagungszentrum und Räume für die städtische Tourismus GmbH entstehen werden. Es fehlt nur noch der entsprechende Stadtratsbeschluss. Dieses Tagungszentrum bleibt in Eigentum des Immobilien Zentrums, von dem die Stadt es dann mieten wird. Die Hallen von vorneherein zu behalten wäre nicht rentabel gewesen, so der Oberbürgermeister auf Nachfrage.

„Am Ende des Tages muss man auch Geld verdienen…“

Seit einigen Monaten habe man mit der Stadt entsprechende Pläne besprochen, so Herzog. Auch andere Gruppen seien vorstellig geworden, auch mit der Idee einer Kunsthalle. „Wir wären für alles offen, aber wir können nicht die Rolle der Kommune übernehmen und selbst so etwas subventionieren.“ Am Ende des Tages, so Herzog, müsse ein Unternehmen schließlich immer noch Geld verdienen.
Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (19)

  • gondrino

    |

    Und der Bürger muss es glauben, was die Stadtoberen erzählen. Nicht mal den Kaufpreis erfährt man. So kann man schlecht prüfen, ob die Stadt oder das Immobilienzentrum hier ein Geschäft gemacht hat. Man kann hier nur spekulieren, warum das Areal erst verkauft wurde und danach ein Teil wieder zurückgemietet wird. Transparenz sieht anders aus. Ein übler Nachgeschmack bleibt zurück.

    Und das es dort keine Sozialwohnungsquote gibt, ist in meinen Augen ein Skandal.

  • Florian Eckert

    |

    Hey Gondrino,
    das ist ja direkt mal ein statement! “skandal”…
    Wenn das so weiter geht, dann wird aus Dir ja noch ein richtiger Meinungsführer! Weiter so !

  • Joachim Datko

    |

    Alter Schlachthof, ein gruseliger Name

    So einen Namen würde ich für ein Tagungszentrum nie und nimmer verwenden, er assoziiert Gewalt und Tod.

    Gut wäre z.B. der Name “Tagungszentrum Regensburg”.

  • Der Barbier aus Sevilla

    |

    Ja und wenn dann 2025 das Gelände des heutigen Jahnstadions verluxust wird, dann braucht es da auch keine Sozialwohnungen, weil das Areal selbst ja schließlich viel älter ist als dieses Gesetz mit der doofen Quote.

  • Harald Klimenta

    |

    soziale durchmischung, mhm… wenn die nördlicheren seiten 3000 euro kosten, dann liegt eine sagmer mittlere 125 m^2-wohnung bei 3500/m^2 bei insgesamt 440.000 euro – wenn das meiste kapitalanleger sind, die sagmer mal 3,5 % zins wollen, dann sind das 15.000 jährlich, macht kaltmiete 1276 Euro. für ne 2-zi-60-m^2-wohnung entsprechend 640 euro kalt. nix soziale durchmischung.

  • D.B.H

    |

    @Joachim Datko: Er assoziiert aber auch Steaks, Speck und Salami. Mit “Tagungszentrum” assoziiere ich ich Langeweile und leerstehende Büros.
    Ergo: Name gut gewählt! :)

  • Gutmensch

    |

    D.B.H sagte am 21. September 2012 um 13:25 Uhr :
    “… Er assoziiert aber auch Steaks, Speck und Salami. … Ergo: Name gut gewählt! :)” Damit assoziiere ich Gewalt, Mord, Folter für die Opfer und Verrohung, Entmenschlichung und Darmkrebs bei den Konsumenten. Guten Appetit.

  • Otti 2.0

    |

    Nach dem Regensburg sich endlich dem Münchner Preisniveau nähert finde ich es folgerichtig, das auch unser Regensburger Heimatsender TVA die Sendungen „Live aus dem Schlachthof“ bringt. Aber wer bitte spielt Otti?

  • Bernd Lauert

    |

    Moment, für jeden gehobenen Geldbeutel sind doch im neuen Tralala-Nobel-Viertel was dabei….
    Es gint den überteuerten Bio-Organisch-$gesund-Laden wo man sein Amaranth-Knuspermüsli für die kleine Leonie-Sofie-Margitta kaufen kann.
    Auch kann man sich sicher sein das die Kleine nicht mir normalen Arbeiter-Kinder spielen muss, wenn mal der Zaun um dieses Moneten-Wichser-Areal herumgezogen ist….
    Es soll ja auch nicht erschwinglich sein dort zu wohnen, wo kämen wir dahin wenn eine 4-Köpfige Familie aus der Türkei dort ebenfalls spazieren oder einkaufen geht…..
    Gated-Community:Seid stolz auf euren Lebenswandel wenn die Kinder nichtmal mehr alleine zur Schule gehen können…….

  • Joachim Datko

    |

    Sozialbürokratismus

    Sozial bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, in sehr guter Lage, einige neue Wohnungen zu etwas niedrigeren, als den Marktpreisen zur Verfügung zu stellen.

    Der Vorteil neuer Baugebiete in sehr guter Lage, für Bezieher niedriger Einkommen, liegt in der Steigerung des Wohnungsangebotes in der Stadt. Damit tritt automatisch eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ein.

    Aus jedem neuen Wohngebiet, wird nach ein paar Jahren, ein altes Wohngebiet.

  • E. Reinke

    |

    Hallo zusammen! Ich suche gerade auch eine Wohnung, und
    habe mich auch für das Marina Quartier interessiert.
    Die Durchschnittspreise sind dabei nicht ab 3.900 Euro sondern beginnen schon bei 2.600 Euro!
    Ich habe mich auch über alle anderen Immobilien, die in
    Regensburg angeboten werden, informiert (Candis, Westen, Holzgärten, etc) . Der Preis im Marina Quartier ist dabei im Schnitt um 700 Euro (!) pro Qm billiger!!! Es geht also doch Wohnungen günstiger zu machen.
    VG, E.

  • Franz

    |

    Hier ein paar Erwerbsregeln die zu diesem Thema passen

    Erwerbsregel #26: Die überwiegende Mehrzahl der Reichen in dieser Galaxis(Welt) hat ihren
    Reichtum nicht geerbt, sondern gestohlen

    Erwerbsregel 12.) Alles, das wert ist verkauft zu werden, ist auch wert zweimal verkauft zu werden

    Erwerbsregel 55.) Verkaufe immer mit dem höchstmöglichen Profit

    Erwerbsregel 111.) Behandle Schuldner wie deine Familie… beute sie aus

    Erwerbsregel 140.) Die Antwort zu schnellem und einfachem Profit ist: kaufe billig, verkaufe teuer

    Erwerbsregel 141.) Wettbewerb und Fairness schließen sich gegenseitig aus

    Erwerbsregel 142.) Ein erfahrener Ferengi wartet mit dem Bieten, bis alle Konkurrenten nicht mehr können

  • norbert e. wirner

    |

    ich empfehle:

    bauen, bauen, bauen … !

    im ernst!

  • Manfred Bittner

    |

    “Der Betrug ist die Seele des Geschäfts.”
    John Ford

  • Joachim Datko

    |

    Zu norbert e. wirner 22.09.12 – 20:47 : “ich empfehle: bauen, bauen, bauen”

    Man geht aber auch ein Risiko ein, wir haben einen Bauboom, das führt zu sehr hohen Baupreisen. Es könnte auch sein, dass die Preise für Immobilien wieder fallen. Niemand kennt die Zukunft.

  • grass

    |

    Mensch Datko,

    so meinte es doch der Wirner, bauen, bis ein Überangebot da ist und es zu leerstehenden Wohnungen kommt, dann fallen auch die Preise sowohl Kauf- als auch Mietpreise!!!

  • Joachim Datko

    |

    Zu grass 23.09.12 – 13:07

    Sicher, das habe ich auch unter 22.09.12 – 10:24 angedeutet.

    Es sollte aber niemand ins offene Messer laufen, egal ob reich oder arm. Eine massive Überproduktion führt zu unnötigem Aufwand, der uns letztlich alle belastet.

  • Schlachthof-Nutzung: Abnicken erwünscht | Regensburg Digital

    |

    […] der Immobilien Zentrum AG. Sollte der Stadtrat die Pläne gutheißen, wird also gebaut. Die Halle bleibt im Eigentum des Immobilien Zentrums, von der es die Stadt anschließend mieten wird – die Kosten sollen sich ersten Aussagen […]

  • Wohnungsmarkt: Die Sozialquote wird erhöht | Regensburg Digital

    |

    […] Die Begründung dafür bleibt recht schwammig. Das Areal wurde erst 2011 verkauft (damals an die C.A. Immo, die mit etwa 30 Prozent der Fläche mittlerweile nur noch Junior-Partner bei der Schlachthof-Bebauung ist). Insofern hätte die damals schon gültige 15-Prozent-Quote eigentlich auch für den sieben Hektar großen Schlachthof greifen müssen. Zur Begründung, warum dies nun nicht der Fall ist, hieß es zuletzt von OB Hans Schaidinger, dass entsprechende Ausschreibungen und Verhandlungen bereits weit vor 2010 begonnen hätten. Den Großteil der Fläche dort bebaut nun das Immobilienzentrum. Die Durchschnittspreise pro Quadratmeter liegen jenseits der 3.000 Euro. […]

Kommentare sind deaktiviert

drin