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Die Tolerantel

Adel verpflichtet. Zu nix.

Toleranz ist eine löbliche Eigenschaft, die den meisten Menschen aber erst mühsam eingeprügelt werden muss. Man muss doch nicht andauernd alles Boykottierenswerte boykottieren. Bleibt doch nix mehr übrig.

Ich bräucht schön langsam eine App. die mir gleich nach dem Aufstehen schon sagt, wen ich heute boykottieren muss. Mittlerweile muss man da schon aufpassen, da ist man schnell nicht mehr auf dem Laufenden. Die Russen, Müllermilch und Nestlé, schon klar, das sind die Standards, aber sonst ist das alles ja immer sehr im Fluss.

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Wie kann ich zum Beispiel den Wendler boykottieren? Im Leben hab ich noch nix von dem gekauft oder angeschaut oder gehört, und es kann ja auch nicht sein, dass ich mir extra was von dem anschaffe, das ich dann kaputtmachen kann, so wie die Amis das grade mit Budweiser machen, weil die mit einer Transgender-Aktivistin Werbung gemacht haben, und es ist ja schließlich bekannt, dass schon die alten Sumerer gleich nach der Erfindung des Biers mit Keilschrift Warnhinweise auf ihre 50er-Fässer geschrieben haben, dass nur weiße Cis-Männer Bier trinken dürfen.

Weil aber die Sumerer selber nicht besonders weiß und lateinische Woke-Floskeln noch schwer verständlich waren, war das Bier dann damals auch kein besonderer Verkaufsschlager. So ähnlich muss das gewesen sein. Kann man sich vorstellen, dass, wie diverse US-YouTuber, auch die Gloria von T&T auf ein Büchsenbier von Anheuser-Busch ballert, um gegen Woke-Werbung zu protestieren? Stehen ja im Schloss bestimmt noch ein paar Jagdgewehre vom verblichenen Mann herum, und medienwirksam wär’s ja schon.

Auch für Gloria ist ein Moment der Dankbarkeit angebracht

Allerdings ist es vermutlich nicht standesgemäß, sich über Büchsenbier zu echauffieren, auch wenn man mal selber mal eine Brauerei besessen hat, deren sagenhaft grausliches Bier jedoch immerhin in Glasflaschen verkauft wurde. Taxis-Biere unerreicht; drei getrunken, vier geseicht. Diejenigen, die alt genug sind, um noch in Regensburg gebrautes T&T getrunken zu haben, werden auch in ihrem größten Hass auf die Gloria immer einen Moment der Dankbarkeit dafür übrig haben, dass sie dieses flüssige Verbrechen an der Braukultur abgestoßen hat. Die Gültigkeit der anderen Bier-Verballhornung – Tut & Taugtnix – lässt sich eventuell wiederbeleben.

Man muss trotzdem alles auch manchmal ein bisserl differenziert betrachten, und in Deutschland haben wir doch auch eine langjährige Übung im Es-war-ja-nicht-alles-schlecht. Soll man die Gloria mit ihren Festspielen jetzt boykottieren oder nicht?

Warum ist die eigentlich prominent?

Ich mag da gar nicht drüber diskutieren, ob es sich um einen stumpfsinnigen, erzkonservativen, bornierten und bigotten Menschen handelt, der da zu boykottieren wäre – sondern eher, weshalb man zu so jemandem nicht hingehen sollte, gerade in Regensburg. Ich finde, dass selten irgendwo Platz, Publikum und Programm so gut zusammengepasst haben, und ich finde auch, dass die Liebe Glorias zur Vergangenheit, sei sie nun religiös, politisch oder aristokratisch, all diese Rückwärtsgewandtheit, schon richtig gut in diese Stadt passt. Ich versteh das auch persönlich sehr gut, dass man lieber im Gestern lebt, weil mich so im Nachgang selten eine Zukunft in qualitativer Hinsicht besonders überzeugt hat, auch wenn vorher noch so begeistert dafür geworben worden ist.

Man muss sich natürlich auch mal fragen, warum die Gloria überhaupt prominent ist. Früher waren’s die Frisuren und mal ein Motorrad, und sie hat es geschafft, das Geld nicht zu vernichten, das sie geerbt hat. Das ist schon was, ganz ironiefrei.

Man freut sich am Second-Hand-Ruhm

Ansonsten hat sie halt immer einen Haufen echte Prominente gekannt, also auch so Kaliber wie den Michael Jackson und so, und das ist mal echter Regensburger Ruhm. In dieser Stadt werden traditionell Menschen verehrt, die es beinahe mal woanders zu etwas gebracht hätten. Oder die tatsächlich berühmte Menschen kennen, und sei es auch nur flüchtig. Echter, genuin Regensburger Ruhm langt ja meistens kaum fürs Promi-Dinner, also freut man sich über den Second-Hand-Ruhm der T&T.

Auch da bin ich dankbar um die Gloria. Vor ein paar Jahren bin ich am Flughafen-Gepäckband neben dem Axl Rose gestanden, und ohne die Gloria wär vermutlich ich einer der prominentesten Regensburger, und dann würden die Leute zu mir kommen wollen, um sich wichtig zu machen, und dann hätte ich keine Ruhe mehr. Da ist das schon besser so.

Außerdem heißt es, dass sie sich traut, die Wahrheit zu sagen, und sowieso ist sie ist nahbar, und wenn „Wahrheit“ und „nahbar“ einem Menschen als Attribute verliehen werden, dann ist derjenige praktisch immer eine geistige Fünfminutenterrine mit hohem Identifikationspotential. Auch wenn seit Neuestem jetzt noch Verschwörungstheorien aus dem größten Schloss mit der kleinsten Bibliothek kommen: die Gloria war immer schon BILD-Zeitung, unabhängig von deren Chefredakteuren, mit einem Hauch Neue Post vielleicht.

Man kann nur boykottierten, was man gerne wahrnehmen würde

Wer jetzt sagt, mein Gott, ich geb meine Karten für die Schlossfestspiele zurück, weil wer hätte denn ahnen können, dass unsere Fürstin eine homophobe, reaktionäre Adelsschrulle und religiöse Fundamentalistin ist, ein schleierloser Katholiban, ja, was für eine Überraschung… gut, wer so denkt, ist auch schockiert, dass seine Schweinshaxe nicht vegan ist. Das, was die Gloria da so von sich gibt, wurde in Regensburg schon oft und auch in aller Öffentlichkeit gesagt, manchmal auch gepredigt, bloß haben da zum Beispiel die Domspatzen dazu Musik gemacht, und die waren ja umsonst.

Mich stört da noch was, und da sind wir wieder beim Wendler: Ich finde, man kann nur was boykottieren, was man andernfalls gerne wahrnehmen würde. Wenn man sich die Unterzeichner des Boykottaufrufs so ansieht, dann gibt es einerseits so zwei, drei, wo ich mir denke, also, ich sag’s einmal so: auch wenn ich an der VHS den Fortgeschrittenenkurs in Serviettentechnik belegt habe, dann macht mich das noch lange nicht zum Kulturschaffenden. Bei den meisten anderen frage ich mich, wieviel Geld man ihnen zahlen müsste, damit sie die Michael Jackson Tribute Show über sich ergehen lassen täten.

Ist es sinnvoll, wenn zum Beispiel ich jetzt den Verzehr von Dschungelcamp-Maden boykottiere? Mal vorausgesetzt, ich würde dem Xavier Naidoo seine moralische Wandlung abnehmen: muss ich jetzt ganz viel Musik von dem anhören, damit er merkt, dass ich ihn vorher boykottiert habe?

Polternde Politproleten, die gerne hätten, dass die Welt auf sie hört

Da wären wir auch noch beim Initiator des ersten von zwischenzeitlich mehreren Boykottaufrufen. Der Kurt Raster ist ein Mann mit selbstverordneter Berufung, ein Mann, der sich den Kampf für die Unterdrückten auf die Fahnen geschrieben hat, stets mutig eintretend für die Gerechtigkeit – aber der könnte genauso unangestrengt auch den Kauf des neuen Tesla boykottieren oder den Mitflug in einer Rakete von Jeff Bezos.

Die Gegenseite nennt ihn einen „bekannten Linksradikalen“, aber in seiner Radikalität unterscheidet er sich vermutlich gar nicht so besonders von der Schlossherrin. Das Spannende an der Sache ist ja eigentlich, dass sich die zwei ähnlicher sind, als man meinen könnte: beide sind fest im Mittelmaß verankerte, polternde Politproleten, die gerne hätten, dass die Welt auf sie hört; beide finden, dass sie schon für ihre pure Existenz von der Gesellschaft belohnt werden sollten, wobei die eine, und zwar die mit der größeren Wohnung, erfolgreicher darin ist, das einzufordern.

Es gibt Menschen, die sind nicht gut für den Blutdruck

Nun ist der Kampf für bezahlbaren Wohnraum eines der drängendsten Probleme in einer Stadt, in der wenig besser, aber dafür das meiste teurer geworden ist. Wenn ich aber dem Raster länger als zwei Minuten zuhöre, kriege ich immer Lust, auf dem zweiten (oder eher dritten) Bildungsweg BWL zu studieren, reich zu werden und das Mietshaus zu kaufen, in dem er wohnt, nur um ihn dann mal aus der Wohnung werfen zu können.

Ich weiß, dass das nicht nett ist, aber es gibt halt so Menschen, die sind nicht gut für den Blutdruck. Auch der ewige Kampf Gut gegen Böse braucht ein ordentliches Casting, und in diesem Fall ist das eine glatte Fehlbesetzung für das Gute.

Die beiden stehen eben für Theater, aber es bleibt trotzdem, trotz Adel und Uni-Bühne, Bauerntheater. Eines ohne schneidige Helden, leider. Aber boykottieren? Man schüttet kein dreckiges Wasser weg, wenn man kein sauberes hat, hat der Adenauer mal gesagt. Wo soll denn die Regensburger Hautevolee ihre Anzüge bitteschön spazierentragen, wenn nicht da? Freilich kriegt man mittlerweile nicht mehr die erste Riege der Prominenz. Sogar der Weihnachtsmarkt hat ja nur noch den Aiwanger als Abordnung, und der ist aber echt nicht Insta-tauglich.

Die Schlossfestspiele: eine Woche voller Vergangenheit

Ich hätt auch einen ganz großartigen und sauteuren Anzug, wo mir in Regensburg einfach die Gelegenheit fehlt, den herzuzeigen, aber das einzig Interessante am Festspiel-Programm wäre für mich das Bibi-Blocksberg-Musical, und da passt der Anzug thematisch nicht. Der ganze Rest ist für mich genauso locker zu boykottieren wie Maden und Raumflüge. Das ist eine Woche voller Vergangenheit, die teilweise gefühlt weiter weg liegt als der Mozart, den es da auch gibt.

Boykott? Das ist ein Stelldichein der Toten und Untoten, wo ich mir sowieso erst höchstens zwei Tage vor dem Konzert das Ticket kaufen würde, und das auch nur, wenn mir ein notariell beglaubigter Blutdruck vom Künstler vorliegt. Den Rest regelt die Natur.„"

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Kommentare (28)

  • xy

    |

    „Auch wenn ich an der VHS den Fortgeschrittenenkurs in Serviettentechnik belegt habe, dann macht mich das noch lange nicht zum Kulturschaffenden.“

    Der ist gut!

  • Tagesgscheidster

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    Der Raster platzt gerade irgendwo öffentlichkeitswirksam! :D Köstlich, dankeschön!

  • Pablo

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    Bravo!

  • joey

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    Ja, das Bier war ein Höhepunkt der Abscheulichkeit, sozusagen die Krone. Ich habe versehentlich mal ein Glas davon getrunken, als ich in der Uni Mensa neu war. Ein gutes Beispiel, daß früher nicht alles besser war. So gut geht es uns heute, daß wir uns über dumme Sprüche aufregen können – und nicht mehr um unser blankes Überleben nach einem getrunkenen Glas Bier kämpfen müssen…

  • Paul

    |

    Servus

    Wie wäre es damit:

    Höflichkeit ist nicht ein Resultat aus Erziehung, sondern primär das eigene Ergebnis aus Anstand, Weitsicht und Toleranz.

  • Günther Herzig

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    Martin Stein riskiert doch hoffentlich nicht die Zuneigung der Progressiven und der Lautsprecher hier. Nachdem ich von einem der besonders lauten mit nur einem Buchstaben als Namen geehrt wurde mit der Aufnahme in die höchste Liga der Rassisten, unterstützt vom Wohlwollen des Moderators, muss ich mich jetzt auch nicht mehr genieren meine Sympathie für Fürstin Gloria zu offenbaren. Sie läuft mit Julian Reichelt regelmäßig zu großer Form auf. Dass Joey das Fürstenbier nicht geschmeckt hat, beweist seinen guten Geschmack. Mir hat mal der Brauereichef von Bischofshof erzählt, ein Tester, Gesundheitsamt oder höher, messe und analysiere regelmäßig das Wasser der Brauereien. Als der Prüfer kurz den Raum verlassen habe, sei es ihm gelungen heimlich die auf dem Tisch liegenden Messergebnisse der T&T Brauerei anzusehen. Ich erinnere mich nicht mehr genau daran, was er sagte. Die mindere Qualität des fürstlichen Wassers erklärte er aber durch die unmittelbare Nähe des Friedhofs. Es handle sich um “Leichen-wasser”. Ich habe das natürlich nicht geglaubt und widersprochen.

  • Mr. B.

    |

    Zu Paul
    2. Mai 2023 um 15:54 | #
    Da mögen Sie auch recht haben.
    Aber glauben Sie mir auch, dass die Erziehung auch maßgeblich zum Gelingen beiträgt.

  • Andreas

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    Hätte man ohne Verlust weglassen können.

  • A.D.

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    Man kann Stein nur danken. Danken dafür, dass er in einem für rd bedeutungslosen, gesellschaftspolitisch nichtssagenden und wie immer toll geschriebenen Text deutlich macht, wie sehr seine Schreibe wesensgleich ist, mit dem öffentlichen Agieren der Gloria v. T+T.

    Stein ist sozusagen die Gloria unter den Gelegenheitsliteraten und Freizeit–Journalisten: Provokationen, um in der eigenen Aufmerksamkeitsbilanz zu punkten, Öffentlichkeit um ihrer selbst Willens, Attacke auf gesellschaftlich jenseits des Mainstreams agierende Personen, ohne selber irgendeine gesellschaftlich relevante Position oder Selbstbestimmung anzubieten. Während der selbsternannten Fürstin Gloria v.T+T der Hofstaat abhandengekommen ist, fehlen dem ehemaligen Barkeeper Stein wohl Gäste, die seiner Wortgewaltigkeit frönen und Verehrerinnen, die ihn als weißen CiS-Mann anhimmeln.

    Unglaublich wie Stein den (mir unbekannten) Aktivisten Raster in totalitärer Manier abzuwerten versucht und er auf dieser Seite den entsprechenden Platz dafür bekommt.

  • Mr. T.

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    Man muss natürlich schon unterscheiden, zwischen einem Initiator so eines Aufrufs, den Unterstützern des Aufrufs und den Adressaten des Ausrufs. Natürlich stehen Erstere nicht im Verdacht, dass ihnen so ein Boykott recht schwer fällt. Aber so ein Aufruf dient natürlich dazu, ein Bewusstsein bei Letzteren zu schaffen. Wer dann nach einer gewissen Überlegung zum Schluß kommt, sich mit der Schirmherrin und ihrem Gedankengut gemein machen zu wollen, kann von einem Besuch absehen. Wem das egal ist oder gar stramm dahinter steht, kann natürlch auch mit einem Besuch seine Unterstützung zeigen. Es ist ja nichts verboten.

    Die Charakterisierung der Protagonisten ist wieder mal mit brillanter Feder gezeichnet. Hut ab!

  • The Hills have eyes

    |

    Die Legende hat Potential, der LW-Wert springt dem erfahrenen Braumeister doch sofort ins Auge. Nachts suhlen sie sich im Maischebottich und untertags arbeiten sie in den benachbarten Ämtern. Das Gesundheitsamt schweigt, weil alle wissen, was eine Versetzung bedeutet. Und das einzige was uns schützt, sind die silbernen Kreuze am Hals des Sicherheitspersonals….

  • Native

    |

    Be friendly Text (Haindling)
    Seid’s freindlich
    -jawoi!
    Seid’s freindlich hob I gsagt
    –jawoi!
    Seid’s freindlich hob I gsagt no amoi –
    jawoi
    Mir kannst no a Weissbier
    bringa!
    Bayern, des samma mir!
    -jawoi!
    Bayern, des samma mir!
    -jawoi!
    Bayern, des samma mir!
    Bayern jawoi des samma mir!
    Bayern, des samma mir!
    Mir samma mir des samma mir!
    Bayern, des samma mir,
    Bayern und des bayerische Bier!
    Bayern und des
    Reinheitsgebot,
    des is unser flüssiges Brot!
    Bayern des samma mir,
    Bayern und des bayerische Bier!
    Bayern, jawoi des samma mir!
    Und dazu einen Schweinsbratn!
    „Ja wissad i wos feiner’s?
    Von a doudn Sau a Schweiners!“
    („Spaß muss sein, sprach Wallenstein….“)
    https://www.youtube.com/watch?v=uUPwgH0i-8k

  • Anwohner

    |

    Gloria hin oder her.
    Das Helle war in der Tat ein Graus, aber das Dunkle (St. Wolfgang) habe ich eigentlich ganz gerne getrunken.
    Macht mich das jetzt zu einem schlechten Menschen?
    Das war halt früher das Problem in Regensburg, dass sich die Kneipen (zum Teil) nicht aussuchen konnten welches Bier sie ausschenken. Dann musste man sich eben mit dem abfinden was es gab.

  • Native

    |

    Beim Erhalt der abendländischen Werte, ist Hopfen und Malz verloren.

  • Jakob Friedl

    |

    Tolles Graffiti von der damals noch 17-jährigen Julia B aus Burgweinting!

  • Burgweintinger

    |

    Jakob, des is doch mit Schablone gesprüht. Trotzdem toll.

  • Kurt Raster

    |

    Ich geb‘s zu, ich habe Steins Kolumnen selten mehr als angelesen. Für das bisschen Inhalt waren sie mir meist zu quasselig und viel zu schlecht geschrieben. Nun, da es ja offensichtlich irgendwie um mich geht, war ich leider gezwungen, genauer zu lesen und muss konstatieren: Das ist nicht nur schlecht, sondern schlicht dümmlich. Der öffentliche Aufruf von 11 Bündnisgruppen und 100 Künstler*innen zum Boykott der Schlossfestspiele wird in eins gesetzt mit dem privaten Konsumverzicht eines einzelnen. Derart hingebogen lautet die Antwort des Großdenkers natürlich: Bringt nichts. Um schließlich mit der Wahrheit herauszurücken, er sei gegen den Boykott. Warum? Er findet die Frau, die er permanent mit Vornamen anführt, offenbar cool. Warum? Weil die reiche Erbin reich geblieben sei.

    Folgerichtig muss über die Aufrufer gestänkert werden, die es wagen. Und er sucht sich mich heraus. Der Vorwurf: „dass sich die zwei [die Milliardärin und ich, K.R.] ähnlicher sind, als man meinen könnte“. Was? Ich sei Rassist, Rechtspopulist, erzreaktionärer Erzkatholik, Klimaleugner, Querdenker, Homophobiker und Abtreibungsgegner? Gemach! Der Biegemeister bezieht sich nicht auf Inhaltliches, sondern lediglich Charakterliches, das sich der Überfreud lustig zurechterfunden hat.

    Woher kommt der Movens, mir derart ans Bein zu pinkeln? Was veranlasst ihn, einen Hetzsatz wie diesen abzuseilen: „Wenn ich aber dem Raster länger als zwei Minuten zuhöre, kriege ich immer Lust, auf dem zweiten (oder eher dritten) Bildungsweg BWL zu studieren, reich zu werden und das Mietshaus zu kaufen, in dem er wohnt, nur um ihn dann mal aus der Wohnung werfen zu können.“ Ich weiß es nicht, aber ich weiß, jemenschen, der „Prolet“ als Schimpfwort benutzt, kann ich es wohl nie recht machen.

  • Luchs

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    Da hat jemensch [sic!] doch reflexartig nach dem polemischen Wurm geschnappt, der ihm in dieser, wahrlich schlechten, Kolumne hingehalten wurde.

  • Jonas Wiehr

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    @Kurt Raster. Das muss Aufrufer*innen heißen!

  • Andrea Mink

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    Also, ich bin Dozentin für einen VHS-Gesangsworkshop in den Sommerferien und halt mich da raus, ätsch!
    “Brilliant!” würde Harry Potter die Stein’sche Kolumne nennen und i a.

    Die Eselin nennt sich nicht zuerst, möchte aber höflichst besserwisserisch und oberlehrer:innenhaft darauf hinweisen, daß das erste Bier höchstwahrscheinlich von Sumererinnen (ja, die weibl. Schreibform ist von mir bewusst gewählt) gebraut wurde.

    Laut der Serie “Geniale Frauen” auf arte.tv brauten und verkauften Frauen das Sumerer-Bier.
    Ob dann nur Cis-Männer das Bier g’suffa hab’n, – das entzieht sich meiner Kenntnis.

    Übrigens, ich stand, vor gefühlten 100 Jahren, auf der Bühne der damaligen Städtischen Bühnen Freiburg im Breisgau weit hinter Deborah Polaski, der weltberühmten Sopranistin, im Extrachor.
    Adam Fischer war GMD in Freiburg, ein internationales Dirigenten-Kaliber der klassischen Musik, – damals sang ich im Hobbychor in der Oper “Aida” inbrünstig mit.
    Bis jetzt ist leider nichts aus meinem Prominentenstatus was geworden. Berühmt? Nein. Berüchtigt, eher ja.

    Na, mindestens wird’s Stadttheater jetzt ein Staatstheater! Da kann ich nur hoffen, daß das Mehr an Qualität und an besseren Arbeitsbedingungen der Stadt Regensburg “Pfeffer in den Arsch” streuen wird.
    Für Zartbesaitete, – das ist ein Zitat aus dem Musical “My Fair Lady”. Oder noch besser, Chilli.

  • Another person

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    @jakob friedl
    Check deine Quellen. Das stimmt nicht.

  • Schröck Hans

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    Also, bevor hier nun wieder die Frage aufgeworfen wird, wer von den beiden Hauptdarstellern sich am aussichtsreichsten für “Germany`s next top Jakobiner” beworben hat, möchte ich doch anmerken, daß gegen Boykottaufrufe an sich nichts einzuwenden wäre, die Kolummne also nach meinem Geschmack ein wenig zu garstig geriet. Allerdings war ich verwundert, daß in der Unterschriftenliste kein Gedanke an eine Umbenennung der Festivität in Elly-Maldaque-Festspiele gefordert wurde – wie konnte nur die Gelegenheit versäumt werden, sich gegen diese Inquisitionsgewinnlerin auf eine adäquate Weise zu positionieren!

  • Jakob Friedl

    |

    @Another person:
    Gesprüht hat die Schablone dann ein weiterer Freund…

  • Anomaler Circus

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    Na, alle ausgetobt? Der Aufruf ist eher eine Warnung für Auswärtige, die nicht jeden Hirnfurz aus dem Schloss des Grauens brühwarm mitbekommen. Der Freund eines Freundes ist Philharmoniker im Pott, da hat man wenig Interesse an der Fürstin und somit auch keine rechte Vorstellung von der Größe der Meise. Flattert dem Management des Orchesters eine Buchungsanfrage ins Haus, ist sie sich ggf. nicht bewusst, dass der schwule 2.Geiger wenig Freude an dem Engagement hat. Vor Banausen spielen ist eine Sache, vor einem Club der Hasskappen eine andere. Dass man dem Geiger das Schwulsein auf die Distanz nicht ansieht, spielt keine Rolle, er weiß, dass er sich davor und danach besser unsichtbar macht. Und nein, Künstler können nicht einfach absagen, ohne sehr guten Grund kann das sehr teuer werden, je später, desto storno.
    Ebenfalls legitim ist, ihre Jugendsünden aufzuwärmen, wie z.B. ihre Besuche in “Rudi’s Slip”. Was das war? Ein Geheimtipp für Münchner, die etwas jenseits der Beichtgrenze erleben, aber dabei nicht gesehen werden wollten… wenn das Orban wüsste!

  • Gscheidhaferl

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    @Jakob Friedl & Co
    Schön, dass Sie alle solche ‘Insider’ sind. Jetzt müsste man nur bei allem Stolz noch den Verstand einschalten und realisieren, dass es nicht besonders klug ist, in einem öffentlichen Blogg mit diesem Wissen zu prahlen. Oder wollen Die unbedingt bestimmte Institutionen unter Zugzwang setzen?

  • Hutzlwutzl

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    Richtig, I.D. ist ein Kulturdenkmal für das oberpfälzische Regensburg, und außerdem ein Alleinstellungsmerkmal sondersgleichen. Holt auch dann auch noch Gerhard Ludwig Müller (Ex-Bischof) zurück, und Regensburg wird auf ewig einmalig bleiben. ;-)

  • Günther Herzig

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    Kommentar gelöscht. Wenn Ihnen die Moderation des Forums nicht zusagt, steht es Ihnen frei, dieses zu meiden. Dass ein Diskussion darüber hier nicht geführt wird, stünde in der Netiquette. Ich habe aber weder die Zeit noch die Nerven, mich mit Ihren Befindlichkeiten zu beschäftigen und werde solche Kommentare künftig ohne weiteren Hinweis löschen. (Stefan Aigner)

  • Hthik

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    @Gscheidhaferl 4. Mai 2023 um 13:00

    Über Sachbechädigung wird man nicht rauskommen. Anzeigepflicht gibt’s nur für wenige schwere Straftaten.

    @Andrea Mink 3. Mai 2023 um 17:51

    “Also, ich bin Dozentin für einen VHS-Gesangsworkshop in den Sommerferien und halt mich da raus, ätsch!”

    Mimimi.

    “…gebraut wurde.”

    Gebräutigamt wurde. Nuhr damit mal jeder erkennt, dass an mir ein echter solcher verlorengegangen ist. Nicht leider, aber verlorengegangen schon. Da raus nehme ich als Nichtinsider keinen blassen Dunstfreiheit in Anspruch.

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drin