Berichterstattung nur unter Aufsicht: Gloria von Thurn und Taxis bei neurechter Buchmesse in Halle
Ein eigentümliches Verständnis von Pressefreiheit und ein Kreis Gleichgesinnter, die nicht von kritischen Beobachtern gestört werden wollen. Bei der Buchmesse „Seitenwechsel“ tritt mit Gloria von Thurn und Taxis auch Regensburgs bekannteste AfD-Apologetin auf.

Liegt in den Buchläden und ist bei allen großen Händlern erhältlich: Ein Buch von Gloria von Thurn und Taxis mit der These, dass man angeblich nichts mehr sagen dürfe. Foto: Archiv
Der Rechtsextremist Hans-Georg Maaßen, Putin-Fan Roger Köppel („Weltwoche“), der rechtspopulistische österreichische Pöbler Gerald Georg Grosz, der neurechte Vordenker Götz Kubitschek und Jurist Ulrich Vosgerau, ein Teilnehmer des Remigrationstreffens in Potsdam.
Es ist nur ein Auszug aus der Gästeliste der Buchmesse „Seitenwechsel“, zu der sich übernächstes Wochenende auch die Regensburger Adlige Gloria von Thurn und Taxis nach Halle aufmacht.
Veranstalterin der Messe ist die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen. Sie gehört seit 2019 der AfD-Fraktion im Dresdner Stadtrat an und sitzt im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Dagen kooperiert eng mit dem Kreis um den Rechtsextremisten Götz Kubitschek und lud in ihre Literatursendung auch schon Martin Sellner ein, führender Kopf der Identitären Bewegung und Verfechter der grundgesetzwidrigen Remigrationsidee.
Altbekannte steile Thesen in Buchform
Am 8. November wird auch Gloria von Thurn und Taxis in Halle dort ihr Buch vorstellen – im Gespräch mit Alexander Kissler, beschäftigt bei Nius, dem von Falschmeldungen und Hetze durchsetzten Haus-und-Hof-Medium der Regensburger Milliardärin. Gegen Julian Reichelt, führender Kopf bei Nius, wird aktuell wegen Volksverhetzung ermittelt (Nachtrag: Mittlerweile wurde das Verfahren eingestellt.).
Von Thurn und Taxis’ im September erschienenes Buch („Lieber unerhört als ungehört“) ist eine Ansammlung von altbekannten Thesen der 63-Jährigen (hier und hier und hier eine Auswahl an Zitaten). Für die traditionelle Familie, gegen die Homo-Ehe, die Behauptung, dass man in Deutschland ja nichts mehr sagen dürfe. Die CDU sei nach links gerückt, die Nationalsozialisten seien Sozialisten gewesen und ähnlich bizarre Ansichten.
Journalisten dürfen sich nicht frei bewegen
Widerspruch oder allzu kritische Fragen, auf die sie bekanntermaßen empfindlich und gelegentlich mit Beschimpfungen reagiert, muss von Thurn und Taxis nicht fürchten. Freie Berichterstattung über die „Seitenwechsel“-Messe wird es nämlich nicht geben.
Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, werden Medienvertreter nicht ohne weiteres akkreditiert. „Eine Akkreditierung als Pressebesucher ist leider nicht möglich, weil ich Vorurteile gegen Journalisten habe“, schrieb der Beauftragte für Medienanfragen, Bernd Zeller, in einer Mail auf eine Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.
Es sind demnach lediglich begleitete Rundgänge unter Aufsicht des Medienbeauftragten möglich. „Es dient Ihrer Absicherung, dass ich Sie über die Messe begleite und Ihre Gespräche zur Gänze aufnehme“, heißt es in einer Mail an die Zeitung. Laut dem Deutschen Journalistenverband ist das kein Einzellfall. Der Landesvorsitzende des DJV Sachsen-Anhalt, Theo M. Lies, spricht gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung von einer „erschwerten Berichterstattung“.
Pressestimmen nur aus dem rechten Spektrum
Gegen den Redakteur Alexander Schierholz, der all dies öffentlich machte, läuft derzeit auf diversen Plattformen eine regelrechte Diffamierungskampagne. Plattformen wie jene des als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Vereins „Ein-Prozent“, die wiederum auf der Homepage der „Seitenwechsel“-Buchmesse als „Pressestimmen“ beworben werden.
Ein seriöses Medium befindet sich unter diesen Pressestimmen nicht. Der Auftritt von Gloria von Thurn und Taxis wird unter anderem in der Jungen Freiheit beworben.
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Max Kreitmair
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Matthias Matussek tritt auch auf (nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Bayern3-Moderator). Matthias Matussek arbeitete von 1987-2013 beim Spiegel. Und mit dieser Spiegel-Expertise ist er ein gern gesehener Gast bei so manchen Veranstaltungen, die teilweise gar nichts mit “neurechtem Mist” zu tun haben. Aber dort macht er dann Appetit für seine steilen “Thesen”
Gloria ist am Samstag auf der Bühne von 12 Uhr bis 13 Uhr. Die Bühnenregie des Veranstaltungsservice wird davon zur technischen Nachbereitung eine Videoaufzeichnung machen, die natürlich dann ungeschnitten ist. Man kennt sich unter uns Messe-Technikern und ich werde versuchen, eine Kopie davon zu erhalten. @Stefan: Bei Interesse daran, einfach danach per eMail melden.
Paul
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Servus
Interessanter Sachverhalt.Freie Berichterstattung ist wichtig!
allerdings gibts auch andere Veranstaltungen anderer “Glaubensrichtungen ” oder “Idiologien” o.Ä. , an denen z.B. “Andersdenkende” Journalisten Medienvertreter nicht ohne weiteres akkreditiert etc pp.werden
Bin gespannt was die “Gloria” in („Lieber unerhört als ungehört) so von sich gibt.
Thilo B.
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@Max: Tu dieser Gesellschaft einen Gefallen und veröffentliche dieses Video dann auf youtube, mit dem Argument, dass du ihre “freie Rede” unterstützt 😂😂😂