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Posse

Das Klo in Regensburgs Bergfriedhof stinkt zum Himmel

Vor bald zwei Jahren gab es die ersten Beschwerden bei der Stadt Regensburg. Passiert ist seitdem nichts. Es reicht nicht einmal für einen Seifenspender.

Im Friedhofsklo fehlt seit Allerheiligen 2022 auch noch der Seifenspender.

Fast 900.000 Euro kostete die Stadt Regensburg das Toilettengebäude am Schwanenplatz. Und als irgendwann auffiel, dass sich dort Menschen niederlassen, um Tauben zu füttern und dass eine obdachlose Frau den Unterstand als Schlafplatz nutzt, war das Amt für Hochbau rasch zur Stelle, um die dortige Sitzbank abzuschrauben.

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Keine 50 Euro kostet ein halbwegs robuster Seifenspender. Und allenfalls 10.000 Euro würde es nach Angaben der Stadt Regensburg kosten, die Toiletten am Friedhof auf dem Dreifaltigkeitsberg so zu ertüchtigen, dass sie nicht derart stinken, dass – wie den ganzen letzten Winter – die Fenster bei voll aufgedrehter Heizung geöffnet bleiben müssen. Doch 19 Monate seit dem ersten Schreiben eines Bürgers, nach Hinweisen des zuständigen Amts für Bestattungswesen und 17 Monate nach einer Anfrage im Stadtrat hat sich dort nach wie vor nichts getan.

Das Friedhofsklo stinkt – am Reinungszustand liegt es nicht

Man kann nicht behaupten, dass die zuständigen Mitarbeiter vor Ort sich nicht ordentlich um die Reinigung der Toiletten kümmern würden. Das bestätigen uns Besucherinnen und Besucher des Bergfriedhofs, mit denen wir gesprochen haben. Und auch eine persönliche Inaugenscheinnahme zeigt, dass Böden und Armaturen regelmäßig gereinigt werden.

Doch die Beschäftigten kämpfen auf verlorenem Posten. Die Bodenfliesen und Verfugungen sind alt und porös und aufgrund der aufgerauten Oberfläche schwer zu reinigen. Sie sehennicht nur binnen kürzester Zeit dreckig aus, sondern haben einen nachhaltigen Uringeruch angenommen, dem auch durch regelmäßige Reinigung nur schwer beizukommen ist.

Warum denn das Fenster in der Toilette ganzjährig gekippt und die Heizung durchweg aufgedreht sei, wollten die Grünen schließlich, im April 2022, wissen. Anlass war der Hinweis eines Bürgers, der sich bereits zwei Monate zuvor an die Stadtverwaltung gewandt hatte.

Zuständigkeitsfragen und knappe Personalressourcen

Zwar herrschte in der Ausschusssitzung dann etwas Verwirrung darüber, welches Amt denn nun zuständig sei für das besagte Klo auf geweihtem Boden. Doch immerhin konnte Planungsreferentin Christine Schimpfermann mitteilen, dass „dieses Jahr“, also 2022, die Böden saniert werden würden. Abgesehen davon, dass ein Thermostat am Heizkörper wieder angebracht wurde, der in den kalten Monaten abgeschraubt war, während die Heizung volle Pulle lief, ist allerdings seitdem nichts passiert.

Die städtische Pressestelle spricht in einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion davon, dass „aufgrund der zu berücksichtigenden Personalressourcen (…) beim Amt für Gebäudeservice Priorisierungen bzgl. der durchzuführenden Maßnahmen getroffen werden“ müssten. Und: „Da die Instandsetzung des Bodens kein sicherheitsrelevantes Defizit darstellt, wurde die Durchführung der Maßnahme in dieses Jahr verlegt.“

Eine Friedhofstoilette ist kein Touristenklo

Allzu aufwändig hören sich die notwendigen Arbeiten gemäß städtischer Stellungnahme gar nicht nicht an. Demnach soll der Boden mit Epoxidharz beschichtet werden. Um die Reinigung zu erleichtern und wohl auch, um das regelmäßige Einsickern von Urin zu unterbinden. Notwendig dazu sei „die vorübergehenden De- und spätere Neumontage von Trennwänden und eine Anpassung der Bodenabläufe“, so die städtische Pressestelle. „Die Kosten werden sich auf ca. 8 bis 10 Tsd. Euro belaufen.“

Ein morgendlicher Besuch der Toilette am Bergfriedhof Anfang dieser Woche zeigt einen guten Reinigungszustand. Nach Urin stinkt es trotzdem. Zeit dafür, einen neuen Seifenspender hinzuschrauben, hat man allerdings immer noch nicht gefunden. Aber es geht ja auch auch um einen Seifenspender in einer Friedhofstoilette und nicht um eine Bank an einem Touristenklo.

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Kommentare (8)

  • Bernd

    |

    Die besten Klo-Schlagzeilen gibts in RD:
    Das Klo in Regensburgs Bergfriedhof stinkt zum Himmel;
    Schraubt die Bank zurück ans Klo;
    Bett für Obdachlose an Regensburgs Luxusklo;
    Vom Wahrzeichen zum Hundeklo;
    Zurückrudern in der Klo-Debatte;
    Ein Konto fürs Jahninsel-Klo;
    Vom Puff zum Wohnklo;
    Griff ins Klo, Herr Schaidinger!
    usw

  • The way of the Samurai

    |

  • Nesrin

    |

    Regensburger Klo Content beste, mehr davon bitte

  • Daniela

    |

    Unglaublich!

    Liegt auf dem Friedhof nicht irgendeine Berühmtheit begraben, sodass man die Möglichkeit hätte, den Friedhof zur Touristik Attraktion erheben könnte? Dann könnte man doch auch ein Luxusörtchen in Betracht ziehen? (Ironie aus)

    Meine Güte, gibt es nicht irgendeinen Schriftsteller, der ein Buch zu den Toiletten – Geschichten Regensburgs schreiben könnte? Manchmal kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, ich schlage vor, neben dem erforderlichen Seifenspender, einen Desinfektionsspender und Lufterfrischer ( wie wäre es mit Nadelbaumduft) an zu bringen, dazu dann meditatives Waldrauschen aus der Konserve. (Lach)

  • Gscheidhaferl

    |

    …ich vermute mal ganz stark, der Seifenspender wird nicht erneuert, weil nicht auszuschließen ist, dass der da jetzt von den Obdachlosen benutzt wird, die offensichtlich aus der Altstadt vertrieben werden sollen?

    Wie auch immer… Wir sollten wohl die Bank am Schwanenplatz schleunigst wieder an- und den Bürgermeister*innen dafür die Regierungsbänklein im Rathaus abschrauben. Wenn es dann noch gelingt (und das dürfte vor allem angesichts des aktuell bei den städtischen Regierungsparteien zur Wahl stehenden Personals das Schwierigste an der Übung sein), überzeugendere Personen an die Stadtspitze zu wählen, dann besteht Hoffnung, dass aus Regensburg künftig vielleicht weniger beschämende Peinlichkeiten / Klogeschichten berichtet werden.

  • Luchs

    |

    @Nesrin
    Klo Content ist ein schöner, bildhafter Begriff! Für mich als kosmopolitisch erfahrenen Content Creator in dem Bereich, ist eine stinkende Latrine gut zu verkraften.

  • Native

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    Vermutlich geht es auf dem Friedhof um bedeutendere menschliche „Grundbedürfnisse“, der „Bewohner“, als um hygienische Standards der Trauernden. Die verrauchen dagegen in Bedeutungslosigkeit.

  • Ehemals Student

    |

    Fehlender Seifenspender am Friedhofsklo – skandalös…

Kommentare sind deaktiviert

drin