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Kritik beim Gedenkweg

Wenn Geschichte zum Problem wird – die Porträtwand mit (bald) 100 Regensburgern

30 weitere Regensburger Persönlichkeiten sollen an die vom Künstler Oleg Kuzenko gestaltete Porträtwand im Petersweg kommen. Nach den Vorstellungen des historischen Beraters Werner Chrobak würden Opfer aus der NS-Zeit dann neben Tätern und Antisemiten hängen.

70 Porträts im Petersweg bringen Farbe und stellen Fragen an die Geschichte der Stadt. Foto: bw

Von Waltraud Bierwirth

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Eine dunkle Gasse mit grauen Mauern. Links das katholische Obermünsterzentrum, rechts das Parkhaus mit den Discos im Untergrund. Das war der Petersweg, bis der Maler Oleg Kuzenko kam und seine Porträtgalerie eröffnete. Knallbunte Farbe kam in die „hohle Gasse“ und die Passanten lernen „Personen kennen, die in die Geschichte der Stadt Regensburg eingegangen sind.“

Genau das war der Plan von Kuzenko, der binnen weniger Jahre 70 großformatige Porträts mal in barocker Anmutung, mal im sachlich nüchternen Stil, dem jeweiligen Zeitalter angemessen, auf die Wand brachte. Aber immer schwungvoll. „In enger Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt, einigen Historikern und der Diözese“, informiert der aus der Ukraine vor vielen Jahren eingewanderte Künstler, wer ihm zur Seite stand.

Porträts zur NS-Zeit sorgen für Kritik

Zurzeit ist sein historischer Ratgeber bei der Auswahl der Porträts der frühere langjährige Stadtheimatpfleger Werner Chrobak. Schließlich sollen noch 30 Porträts an die Wand, damit die Regensburger „Hundertschaft“, die in 1.800 Jahren Regensburger Geschichte schrieb, vollendet wird. Und damit auch jeder weiß, wer was in seiner Zeit so angestellt hat, gehört zu jedem Porträt eine Tafel mit einer Kurzbiografie und der Name des Sponsors. Denn auch Künstler, die Gemeinsinn zeigen, können nicht allein von Luft und der Liebe zur Stadt leben.

So weit so gut, aber schlecht, wenn die Auswahl der zu würdigenden Persönlichkeiten die aktuellen Stadtbewohner spaltet. Das geschieht immer dann, wenn es um die Neuere Zeitgeschichte und die NS-Zeit geht, die auch in Regensburg bis heute nicht vollständig aufgearbeitet und mit Tabus belegt ist. Was dann nicht zusammenpasst, sagte Luise Gutmann, Antifaschistin und langjährige Initiatorin des „Gedenkwegs für die Opfer des Faschismus in Regensburg“ am 23. April.

„Opfer zur Rehabilitierung der Täter missbrauchen“

Bei der sechsten Station am Dachauplatz, da wo einst tausend Frauen die kampflose Übergabe der Stadt forderten und der Domprediger Johann Maier, Josef Zirkl und Michael Lottner von den Nazis ermordet wurden, stellte Luise Gutmann fest, was gar nicht geht:

„Wenn ein antisemitischer Hetzer wie Georg Heim oder der NS-Kulturwart Walter Boll, Aktivist beim Raubzug gegen die Regensburger Juden, in einer Reihe mit den Opfern genannt werden, die durch ihre Taten litten, dann ruft das unseren heftigen Protest hervor. Das ist der Versuch die Opfer für die Rehabilitierung der Täter zu missbrauchen. Das hat mit Erinnerungskultur nichts zu tun.“

„Bauerndoktor“ Georg Heim: ein fanatischer Antisemit

Das gilt für das (schon existierende) Porträt des „Bauerndoktors“ Georg Heim. Der Historiker Werner Chrobak, der die von Heim geförderten Genossenschaften preist, drückt gleichzeitig den fanatischen Antisemitismus des damaligen Bayerischen Landtagsabgeordneten Georg Heim gerne weg. Es waren vor allem die jüdischen Tietz-Warenhäuser, gegen die er im bayerischen Parlament mit einer hetzerischen Propaganda polemisierte, um schließlich die antijüdische Warenhaussteuer durchzusetzen.

Porträt des Antisemiten Georg Heim im Petersweg. Foto: bw

Tietz-Warenhäuser kannte Heim persönlich. Es war ihm ein Graus, dass die Regensburger Hausfrauen das gutsortierte Tietz-Kaufhaus in der Ludwigstraße schätzten. Für Heim war es eine jüdische „Schmutz- und Schleuderkonkurrenz“: „Besser, wir erdrosseln den Tietz, als der Tietz Tausende von Geschäftsleuten,“ hetzte er im Landtag. Georg Heim bezeichnete Juden als „rassischen Fremdkörper“ und nahm vorweg, was die Nazis sich zu eigen machen sollten.

Eine Dr. Heim-Straße ehrt den Hetzer

Mit einer Dr.-Heim-Straße im Stadtteil Prüfening ehrt die Stadt Regensburg den Antisemiten Georg Heim. „Man kann es überdenken“, sagt Werner Chrobak im Gespräch über das Bild von Georg Heim in der Porträtgalerie im Petersweg. Ganz ähnliche Bedenken hat er zunächst bei dem geplanten Porträt des NS-Kulturwartes Walter Boll.

Porträt für NS-Karrierist Boll geplant

Dieser Kultur-Karrierist, der 1928 aus Darmstadt als Museumsdirektor nach Regensburg kam und für immer blieb. Mit den Nazis hatte er kein Problem. Boll wurde NSDAP-Mitglied, dann trat er bereits 1933 der SA bei.

Der allumfassende NS-Kulturwart Boll bescherte den Museen der Stadt fette Beute. Jede Menge Raubkunst in den städtischen Museen. Altstadthäuser in jüdischem Besitz, wie den „Lerchenfelder Hof“ in der Unteren Bachgasse, empfahl er zu „arisieren“. Für die Eigentümer, die Geschwister Fanny und Albert Seligmann, verwehrte dieser Raubzug die Ausreise. Sie wurden im November 1941 im Fort IX in Kaunas erschossen.

Mit dem Rücken am alten Rathaus: Der Schlaraffe und Vorstand des Kunst- und Gewerbevereins Walter Boll (li. mit Narrenkappe) und Nazi-Oberbürgermeister Otto Schottenheim (re. mit Bierkrug) beim Faschingsumzug mit Blick über den Kohlenmarkt in Goliathstraße (11.2.1934). Foto: Historisches Museum Regensburg.

Walter Boll setzte seine Karriere fort, als es mit den Nazis vorbei war. Er wurde entnazifiziert, als Mitläufer eingestuft und schon bald war er wieder Kulturdezernent in Regensburg. Das blieb er bis in die 70-iger Jahre. Nach seinem Tod 1985 wurde der Ehrenbürger Boll in einem Ehrengrab bestattet, für dessen Pflege die Stadt aufkommt. Der reiche Nachlass von Ehrenbürger Walter Boll wurde von seinen Erben im Auktionshaus Nagel als „Sammlung Dr. Walter Boll“ in Stuttgart versteigert. Fette Beute für die Erben.

Ein Porträt für Alice Heiß?

Alice Heiß, in Regensburg geboren, in Auschwitz ermordet.

Natürlich ist Werner Chrobak als historischer Berater des Malers Kuzenko zugänglich für neue Namensvorschläge bei der Vollendung der „Hundertschaft“ im Petersweg. „Gerne“ versuche er, noch den Vorschlag Alice Heiß unterzubringen, sagt er im Gespräch.

Alice Heiß, Tochter des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde David Heidecker, überreichte als 13-Jährige am 29. August 1912 einen symbolischen Schlüssel für die neugebaute Synagoge Am Brixener Hof dem amtierenden Oberbürgermeister von Regensburg. Am 25. November 1943 wurde die zum katholischen Glauben konvertierte Jüdin Alice Heiß im Einzeltransport von Regensburg nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.

Die „Porträtgalerie“ von Oleg Kuzenko würde künftig auch das Bild des langjährigen Rabbiners der Israelitischen Gemeinde Regensburg Dr. Seligmann Meyer schmücken. Gleichzeitig war er Herausgeber von zwei bedeutenden Publikationen. Über 40 Jahre wirkten Seligmann Meyer und seine Frau, die Rebbetzin Mathilde Meyer in Regensburg. Der Nachlass der akademischen Malerin Mathilde Meyer, Bilder und ein bebildertes Tagebuch, gehört heute zu den Kostbarkeiten des Museums der Yeshiva Universität in New York.

Geht es darum, keine Fehler verschweigen?

Damit auch nichts anbrennt, schickt mir der ehemalige Stadtheimatpfleger Werner Chrobak nach unserem Gespräch noch einen Nachtrag. Auszug:

„Ein Weglassen bestimmter Persönlichkeiten würde bedeuten, dass von Personen zu verantwortende Fehler oder Fehlhaltungen verschwiegen werden. Diese ‘Lücken’ in der Stadtgeschichte würden auch mit der Stadt Regensburg verbundene Fehlentwicklungen politischer und sozialer Art ausklammern, was nicht im Sinne objektiver Geschichtsbetrachtung sein kann.“

Die Logik dieser Argumentation legt nahe, dass auch ausgewiesene NS-Täter, die nach der NS-Zeit wieder an die Spitze der Stadt rückten, in der Porträtgalerie einen Platz finden müssten.

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Kommentare (22)

  • Daniela

    |

    Ich persönlich finde es gut, dass Täter und Opfer mit Ihrem Portrait nebeneinander stehen. Die Portraits zeigen Menschen, deren Lebenswege mit einander zu tun hatten., ob nun persönlich oder indirekt.
    Es zeigt auch, zu welch unmenschlichen Taten Menschen fähig sind.
    Auf diese Art und Weise kann ich mich mit den Opfern und den Tätern gleichermaßen aus einander setzen.
    Ich denke auch, dass es mit Erinnerungskultur und Geschichtsverarbeitung in Einklang zu bringen ist.
    Werner Chrobak hat n.m.M. durchaus recht. “Ein Weglassen bestimmter Persönlichkeiten würde bedeuten, dass von Personen zu verantwortende Fehler oder Fehlhaltungen verschwiegen werden. Diese ‘Lücken’ in der Stadtgeschichte würden auch mit der Stadt Regensburg verbundene Fehlentwicklungen politischer und sozialer Art ausklammern, was nicht im Sinne objektiver Geschichtsbetrachtung sein kann.“
    Ich kann aber auch Einwände dagegen verstehen.

  • Leonie

    |

    Wenn dem so ist, dann muss meiner Meinung nach ganz klar dafür gesorgt werden, dass die nationalsozialistische Gesinnung und Verantwortung dieser Personen offen dargestellt wird und Täter und Opfer unmissverständlich in Kontext gesetzt werden. Das ist öffentliche politische Bildung, die gerade an der Stelle der Verharmlosung und Entnazifizierung weil “hat sich ja jahrzehntelang für die Kultur engagiert” entgegenwirkt. Infotafeln sind da das Mindeste, zusätzlich wären Ideen QR-Codes zu Online-Texten, Audio- oder Videodateien oder Ähnliches. Am Besten natürlich die direkte schriftliche Einordnung an den Portraits selbst.
    Außerdem ist es eine Schande, dass öffentliche städtische Gelder in einer Demokratie für die Grabpflege eines demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Nazis aufkommt. Wie wird sowas eigentlich gerechtfertigt, wenn die geschichtliche Aufarbeitung zu dieser Person so eindeutig ist?

  • Daniela

    |

    @ Leonie
    26. April 2024 um 08:22 | #

    Ihr Beitrag ist super, entspricht meiner Vorstellung, wie man jüngere Geschichte (NS – Zeit) repräsantiv aufarbeiten kann.

    Da bin ich voll bei Ihnen: ‘Außerdem ist es eine Schande, dass öffentliche städtische Gelder in einer Demokratie für die Grabpflege eines demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Nazis aufkommt. Wie wird sowas eigentlich gerechtfertigt, wenn die geschichtliche Aufarbeitung zu dieser Person so eindeutig ist?’

  • Breloh

    |

    Na Bravo!! Mit dieser genialen Argumentation könnte man auch ein Denkmal für Mengele in Auschwitz aufstellen, für seine Verdienste in der medizinischen Forschung und zur Einordnung seines Schaffens als „Engel des Todes“. Hauptsache, eine Infotafel.
    Sorry, aber was für dumme Ideen! 🤦‍♂️

  • Mr. T.

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    Vielleicht sollte man zu den Porträts von Personen, die die Geschichte der Stadt geprägt haben, auch ein Porträt von Hitler hängen, damit allen klar ist, dass hier nicht nur Menschen dargestellt sind, die Regensburg positiv geprägt haben. Und ja, klar müssen sämtliche dargestellte Personen mit ihrer Rolle für die Stadt klar eingeordnet werden. Die Stadt hat da ja viel Erfahrung, wie man spätestens seit der Gedenktafel in Stadtamhof weiß.

    Ansonsten würde ich ernsthaft (im Gegensatz zum Vorschlag oben) empfehlen, diese Galerie nicht auf eine “Hundertschaft” zu begrenzen. Damit sind Diskussionen, wer dort erscheint und wer nicht, unvermeidlich. Wenn die Reihe offen ist, ist eben jemand noch nicht dargestellt und nicht final hinten runtergefallen. Wie soll man noch argumentieren, wenn für die ermordete Widerständlerin kein Platz mehr war weil dieser von einem Täter oder Mittäter besetzt ist?

  • Daniela

    |

    @ Breloh
    26. April 2024 um 08:54 | #
    @Mr. T.
    26. April 2024 um 09:54 | #

    Und wie ‘ katalogiseren’ wir dann Heim und Boll? Und waren Hitler und Mengele Regensburger?

    Meine Güte…., wir wissen zwar nicht, worum es geht, aber wir sind dagegen.? Und konstruktive Diskussion ist uns fremd?

  • Daniela

    |

    @ Breloh
    26. April 2024 um 08:54 | #

    Und ich wette, Sie waren noch nie in Gedenkstätten, wie Auschwitz oder Buchenwald, sonst würden Sie keinen so hahnebüchenen Unsinn schreiben.

    Da wird sich durchaus mit den Tätern genau so, auch namentlich und bildlich auseinander gesetzt, wie mit den Schiksalen der Opfer und Bildern derer. Und diese Foto und Bildwände sind keine ‘Denkmäler’, es ist Material, dass von dieser Zeit zeugt. Und es ist wichtig für Geschichtsverarbeitung und Erinnerungskultur. Und ob Sie es glauben, oder nicht, auf diversen Bildern sind Opfer und Täter gleichzeitig.

  • Mitleser

    |

    Und wieder mal Daniela mit Ihrer besserwisserischen Überheblichkeit…

    Waren Sie denn schon mal in Gedenkstätten? Oder an der Mauer im Peterswg? Kennen Sie die nichtssagende Tafel dort über Bauerndoktor Heim? Hängen in Auschwitz und Buchenwald bunte Bildchen von Tätern neben denen von Opfern? NEIN!

    “Wir” wissen sehr wohl, worum es geht.

    Die Wand gibt es nämlich schon; sie ist auch kein historisches Dokument, wie Chrobak es nun umzudeuten versucht, sondern eine erst kürzlich geschaffene gewisse Würdigung historischer Persönlichkeiten, ohne wirkliche Einordnung. Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden, aber spätestens wenn ich Antisemiten wie Heim nicht klar als das bezeichne, was sie sind – verantwortlich dafü+r ist nicht der Künstler, sondern der Berater – hat es was von Verharmlosung.

    Insofern ist der Einwand von Breloh mehr als berechtigt und Ihre überhebliche Zurechtweisung ist eine Frechheit, die – das will ich zu Ihren Gunsten mal annehmen, darin begründet liegt, dass Sie Ihr eigenes Wissen maßlos überschätzen. Sie diskutieren auch nicht konstruktiv. Sie schulmeistern andere von oben herab, obwohl Sie dazu beleibe nicht die Kompetenz haben.

  • Werner

    |

    Der ehemalige Heimatschützer Werner Chrobak ist ja bekannt für sein Faible für NS-Täter, völkische Rassisten und Antisemiten. Älteres Beispiel dafür: Laut einem MZ-Bericht hat Chrobak das zentrale NS-Projekt des Nazibürgermeisters Schottenheim, seine Siedlung, als „soziale Siedlung am Stadtrand“ bezeichnet.

    Also, warum nicht auch Schottenheim von Kuzenko porträtieren lassen. Die Rechtfertigung in Chrobaks Denke wäre: Schottenheim hat beispielsweise hat mit seiner Siedlung viel in seiner Zeit bewegt, er gehört zur Stadtgeschichte – aber man darf die Schattenseiten nicht weglassen.

    Noch kurz zum offen antisemitisch agierenden Georg Heim. Ihm, Heim, widmete der Mörder des ersten Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, Graf Arco, sein Buch, das er in der Festungshaft schrieb. Erschienen ist das Buch 1925 im Regensburger Manz-Verlag.
    Das Potential für weitere Porträts im Sinne Chrobaks ist riesig.

  • Lächerlich

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    Historischer Berater Werner Chrobak….

    War das nicht der mit dem Larifari-Gutachten zum NS-Bürgermeister Hans Herrmann?
    https://www.regensburg-digital.de/hans-herrmann-chrobak-loeffler-ein-manipulatives-machwerk/09102014/
    Oder derjenige, der die Bürger-Legende befeuert hat?
    https://www.regensburg-digital.de/geschichtsklitterung-im-wissenschaftlichen-gewand/21062012/

    Ja, dann! Dann werden das GANZ SICHER richtig gute Informationstafeln. Ein Skandal, echt.

  • Patrick

    |

    @Mitleser Inhaltlich stimmte ich Ihnen größtenteils zu. Ein gutes Vorbild für konstruktive Diskussion sind Sie mit Ihren persönlichen Angriffen aber sicher nicht: “Ihre überhebliche Zurechtweisung ist eine Frechheit, die – das will ich zu Ihren Gunsten mal annehmen, darin begründet liegt, dass Sie Ihr eigenes Wissen maßlos überschätzen. Sie diskutieren auch nicht konstruktiv. Sie schulmeistern andere von oben herab, obwohl Sie dazu beleibe nicht die Kompetenz haben.”

    Wer im Glaushaus sitzt…

  • Mitleser

    |

    Touché.

    Ich versuche, mich zu mäßigen. Da war ich wohl zu sehr verärgert.

  • Günther Herzig

    |

    Geht es um Inhalte oder um was sonst?
    Relativierend könnte man zur Rechtfertigung Hitlers auf seine Leistungen durch den Autobahnbau hinweisen: “Er hat immerhin die Autobahnen gebaut.”
    Warum wird unter Beiseitelassen des Artikelinhalts immer sofort auf anderen Teilnehmern des Forums herumgehackt? Daniela ist sehr präsent und vertritt offensiv ihre Haltung. Da ich verstehe, was sie aussagen will, ich inhaltlich meistens oder auch weitgehend mit ihr übereinstimme, bedarf es doch nicht ständig semantischer Verrenkungen, mit der Gefahr, dass dadurch der eigentliche Inhalts des Artikels nicht mehr so beachtet wird, wie er es verdient.
    Und als „Mitleser“ sollte man auch nicht den Verfasser eines anderen Beitrags der Besserwisserei und der Schulmeisterei bezichtigen!?

  • Daniela

    |

    Verehrte Forumsteilnehmer/innen, ich möchte mich an dieser Stelle erklären und falls ich zu forsch war, entschuldigen.

    Aber mich überkamen regelmäßig Schauer und Trauer, teils standen mir Tränen angesichts der Bilder in den Augen bei meinen Besuchen in Buchenwald und Auschwitz. Immer wieder überkam mich der Gedanke, es sind doch Menschen, die anderen Menschen Leid zufügten oder getötet haben. Die Bildwände waren beeindruckend und ich versuchte immer wieder zu ergründen, wie so etwas möglich sein konnte.

    Und aus diesem Grunde finde ich Leonies Idee gut. Es kann wirklich eine ‘ bunte Wand ‘ der Erinnerungen und Aufarbeitung werden. Eben dann, wenn man die Hintergründe zu den Personen erfährt. Dann bekommen Personen, wie Heim und Boll eine andere Einschätzung und es wird vielleicht den Einen oder Anderen dazu bringen, wieso diese Menschen Straßennamen geben dürfen, oder warum Grabpflege mit kommunalen Mitteln betrieben wird. Man kann sehr wohl Opfern gedenken, indem man die Täter ‘entglorifiziert’ und diese von aufgestellten Sockeln ( Straßenschildern ) hebt.
    Die ehemalige ‘Schottenheimer’ jetzige Konradsiedlung böte auch noch Stoff zu Nachfragen und Aufarbeitung.

  • Ein Bürger

    |

    Bei den Portraits der verdienstvollen Regensburger darf keinesfalls der Retter der Stadt von 1945 fehlen: der Wehrmachtsmajor Robert Bürger, der seinen eigenen Darstellungen zufolge die Stadt damals vor der Zerstörung durch die US-Army gerettet haben will. Als zentralen Beleg dafür fälschte Bürger ein Kriegstagebuch. Als Steigbügelhalter und “wissenschaftlicher” Assistent des Fälschers wirkte der damalige Stadtheimatpfleger Werner Chrobak.

  • Jonas Wiehr

    |

    Was ich mich frage: Braucht es diese Wall of Fame oder Shame? Die unerträgliche “Verschönerung” der Bahnhofshalle mit Konterfeis von Schaidinger, Gloria, Ex-Bürgermeisterin Anke und allen anderen Sehenswürdigkeiten wie den Regensburger Würstchen ist ja schon eine Beleidigung jeden Sinns für Ästhetik. Warum? Wozu? Alle Farben, die der Tuschkasten hergibt, müssen in jedem Portait verwendet werden. Was sagt der Gestaltungsbeirat dazu? Das Rebl-Haus nimmt sich dagegen wie ein Muster an Dezenz und Zurückhaltung aus.

  • Daniela

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    @ Jonas Wiehr

    Ihr Einwand ist schon richtig. Aber, es ist halt schon begonnen worden und auch schon vieles fertig. Die Wand ist bund, dies ist Geschmackssache, ob es gefällt. Es kommen (berechtigte) Einwände, wer da abgebildet ist, insbesondere in welchem Kontext.
    Jetzt stellt sich die Aufgabe das begonnene ‘Werk’ entsprechend aufzubereiten, insbesondere auch abgebildete Personen bezüglich ihres Handeln und Tun aus heutiger Sicht zu bewerten.

  • Tobias

    |

    Es prallen halt Welten aufeinander, und zeigt, das nicht alles Schwarz und Weiß ist. Man liest hier sehr viel von dem “Bösen Herrn X” oder des “Opfers Z”. Ich glaube auch, dass “Z” durchaus ein A-Loch gewesen sein kann – würde man denn diese Seiten auch beleuchten.

    Nehmen wir mal aus dem RD-Forum hier eine sehr bekannte, junge Frau: Greta Thunberg. Ach Gott, toll, so eine junge Frau für Klimaschutz! Was für eine Bewegung sie doch angeleiert hat! Wie viele junge Menschen die Politik wiederentdeckt haben. Für die Zukunft! Für Demokratie!! Ab mit Greta in/an die Walls/Halls of Fames in ganz Deutschland. Aber: Upps, die Frau ist offen antisemitisch und das geht ja in Deutschland gar nicht, Au weia!! Weg mit ihr! Steht nicht auf dem Grundgesetz! Rechte Hetzerin, ja quasi-Nazi!!..

    So leicht ist das nicht. Würde man befragen, wer wirklich auf die Wand darf, wird sich IRGENDEIN ehemaliger Schulkamerad finden, der dann irgendwelche verwerflichen Anekdoten heranzieht. Am Ende darf dann niemand oder jeder an die Wand.

  • Jonas Wiehr

    |

    Man kennt den Spruch: In der oder jener Stadt möchte ich nicht als Bild an der Wand hängen. Diese Gasse ist mit das Übelte in ganz Regensburg. Gestern, am Sonntag, stank es dort zum Himmel, Müll, Unrat, alles was nach dem Diskobesuch oben, unten und hinten rauskommt auf dem dreckigen Pflaster. Ich nehme meine Kritik an der “Wandverschönerung” zurück: Die Bilder sind hier goldrichtig platziert.

  • Mr. B.

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    Zu Tobias
    28. April 2024 um 15:56 | #

    Genau, Greta hat uns überzeugt, daß sie bei uns in der Öffentlichkeit nichts mehr zu suchen hat.

  • Mitleser

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    @Tobias

    Sie sind Meister im Relativieren.

    Das Heim ein übler Antisemit war, ist keiner Erzählung von irgendwem. Das kann man in Protokollen der Landtagssitzungen nachlesen. Steht sogar im Text. Walter Boll war ein einflussreicher NS-Multifunktionär, Arisierer etc. etc, im Grunde ein Verbrecher, der seine Taten im Nachhinein gut vertuschen konnte. Das konnte man hier schon ausführlichst erfahren.

    Es geht also nicht um ” irgendwelche verwerflichen Anekdoten”, sondern Handfestes, Gewichtiges und Beweisbares. Die bisher vorhandenen Tafeln und das Wirken von Werner Chrobak in Sachen NS-Geschiuchte Regensburgs (Hans Herrmann, Bürger…) lassen auch nicht darauf schließen, dass es darum geht, das objektiv darzustellen. Der Versuch, solche Leute an der Wand unterzubringen hat was von konterrevolutionärer Geschichtsklitterung. Bislang hatte diese Wand den Charakter einer Würdigung für die abgebildete Person. Das versucht Chrobak nun, mit seinem Vorgehen konfrontiert, umzudeuten. Und natürlich muss hier in Tobias’ Kommentar Greta Thunberg kommen – drunter geht es ja nicht – die mit dieser nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.

  • Daniela

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    @ Mitleser
    29. April 2024 um 10:37 | #

    Dass ich Ihnen einmal aus vollster Überzeugung zustimme, wer hätte das gedacht.

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