Der künftige Regensburger ÖPNV nach dem Stadtbahn-Aus: Verwaltung prüft Pilotstrecke für irgendwelche Busse
Über zwei Stunden debattierte der Planungsausschuss über eine Vorlage für eine Weiterentwicklung des ÖPNV ohne Stadtbahn. Teils kontrovers, teils laut – am Ende stimmten alle zu.
Auf einer ersten Pilotstrecke sollen irgendwann höherwertige Busse fahren – wenn alles klappt. Foto: Archiv
„Die Vorlage ist einfach schlecht. Das kann man nicht anders sagen“, murmelt die Oberbürgermeisterin halblaut. „Aber wir werden’s schon irgendwie durchbringen. “ Sitzungspause im Planungsausschuss des Regensburger Stadtrats. Zwei Stunden hat man debattiert, und Gertrud Maltz-Schwarzfischer wirkt genervt.
Dabei, sagt sie, wäre alles ganz einfach. Seit der Bürgerentscheid im vergangenen Jahr die Stadtbahn vom Tisch gefegt hat, soll das Planungsreferat die „zweitbeste Möglichkeit“ für einen besseren ÖPNV prüfen – mit Bussen, in welcher Form auch immer.
Vorlage verliert sich in Details
Konkret geht es um eine „Pilotstrecke“: vom Stadtnorden über den Hauptbahnhof zum Klinikum. Eine neue Abteilung im Planungsamt, besetzt mit den Stellen des früheren Stadtbahnamts, soll das prüfen. Genau diese verwaltungsinterne Prüfung steht heute zur Abstimmung.
Doch bis der Beschlussvorschlag bei den Stadträten ankommt, vergeht Zeit. Die Verwaltung muss mehrfach klären und erläutern, während die Grundsatzdebatte um die Stadtbahn immer wieder aufflammt.
Das liegt auch an der Vorlage (hier als PDF). Sie will die Stadträte umfassend informieren, verliert sich aber in Details: vom Design der Busse über deren Image, Form und Farbe bis hin zum barrierefreien Ausbau der Haltestellen. Dabei gerät das eigentliche Ziel – der Prüfauftrag – in den Hintergrund. Grundsatzdiskussionen brechen los, und die Oberbürgermeisterin lässt sich zu ihrer genervten Bemerkung hinreißen.
„Abfall“, „Scheiße“, „Demokratie“
Irmgard Freihoffer (BSW) kritisiert, dass die Prüfung nicht ergebnisoffen sei. Die Grünen fordern einen Kostenvergleich zwischen Bus und Stadtbahn. Benedikt Suttner will die für die Stadtbahn geplanten Trassen schnell zu Busspuren umbauen.
Christian Janele (CSB) schlägt vor, die Vorlage „in den Abfall zu werfen“ und RVV-Geschäftsführer Manfred Koller „einfach machen zu lassen“. SPD-Stadtrat Klaus Rappert spricht vom „vorläufigen Aus der Stadtbahn“ und provoziert damit CSU-Chef Michael Lehner: „Da könnt’s jetzt laut Scheiße schreien, weil das mit der Stadtbahn nix geworden ist, aber das ist Demokratie, Leute.“
Ein Modellprojekt, um Zuschüsse zu bekommen
Worum es tatsächlich geht, ist schnell erklärt: Das Planungsamt will eine Pilotstrecke prüfen. Sie orientiert sich an der geplanten Stadtbahnlinie, bleibt aber flexibel anpassbar, wie Planungsreferent Florian Plajer betont. Auch das Design der Fahrzeuge spielt eine Rolle, ergänzt Planungsamtschefin Tanja Flemming – Größe, Platz für Rollstühle, Barrierefreiheit. Das Ganze soll attraktiv werden.
Zugleich will man ein Modellprojekt etablieren, um Fördergelder zu sichern. Denn im Gegensatz zur Stadtbahn sind hochwertige Bussysteme „fördertechnisch nicht so gut aufgestellt“, sagt Plajer.
Ein Vorbild für ein solches System gibt es in Deutschland nicht. „Das birgt ein gewisses Risiko, bietet aber auch die Chance, ein Modellprojekt zu entwickeln“, heißt es in der Vorlage.
Erste Ergebnisse schon im Frühjahr
Schon im Frühjahr will Plajer die Ergebnisse der Prüfung vorlegen. Wenn der Stadtrat sich dann auf ein Bussystem und die Streckenführung einigt, das nötige Geld bereitsteht und keine neue Bürgerinitiative die Stadtbahn zurückfordert oder eine andere auch gegen das Bussystem ist, könnte die erste Pilotstrecke in ein paar Jahren starten.
Sie würde als Vorbild für den weiteren Ausbau des ÖPNV in Regensburg dienen. Das „hochwertige Bussystem“ soll laut Vorlage ein Liniensystem von 25 bis 30 Kilometern umfassen und Investitionen im dreistelligen Millionenbereich erfordern.
Nach mehr als zwei Stunden kontroverser Debatte stimmen die Mitglieder des Planungsausschusses einstimmig zu. Es ist ja nur ein Prüfauftrag.
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Jürgen
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Ich schlage vor, auf H2-Busse umzurüsten. Da gibts vom OIwangä Zuschüsse ohne Ende, obwohl bewiesen ist, dass die H2-Dinger nicht wirklich funktionieren, da sie extrem Fehleranfällig und Wartungsintensiv sind. OIußerdem sind sie, mangels grünen H2, CO2 Schleudern und obendrein noch reinste Energieverschwendung.
OIso perfekt für eine Bayerische Förderung!
J.B.
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Unglaublich diese Debatten, man gewinnt den Eindruck es geht nur noch um die Selbstbeschäftigung der Verwaltung und dazu holt man sich Zuschüsse aus anderen Steuertöpfen. Dank an Herrn Janele, der als einer der wenigen immer wieder auch auf die Kosten schaut.