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Eine Party im Museum

Eine Ausstellungs-Eröffnung der etwas anderen Art. Die schiere Begeisterung über die Party zum „Essl-Award” steht Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin des Kunstforums Ostdeutsche Galerie ins Gesicht geschrieben.	Foto: LangEtwas andere Schau der „Essl Award”-Gewinner im KOG. Museen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wo man sich einst damit begnügte, Sammlungen sorgsam zu pflegen, und die heiligen Hallen am liebsten einem kunsthistorischen Fachpublikum vorbehalten hätten, herrscht heutzutage ungeniert das Entertainment. Dass Museums-Partys nicht immer gelingen und im Regelfall so spannend geraten wie weiland Kirchen-Raves ist eine Tatsache. Nicht nur, dass derartige Lustbarkeiten die Kunst zur Sättigungsbeilage herabwürdigen, ein nachhaltiges Interesse an Kunst, eine höhere Besucherzahl, zieht selbst die ausgelassenste Kunstfete nur zur Vernissage in Ausstellungsräume. Eine eventsüchtige Jugend kann man so auf Dauer nicht „ködern“. DJ moon:patrol brachte Elector-Indie-Pop ins Kunstforum Ostdeutsche Galerie.	Foto: LangDie Idee, die aktuelle Schau des Kunstforums Ostdeutsche Galerie, die Ausstellung der Preisträger des Essl Awards 2007, mit Elektromucke und Disco-Effekten zu eröffnen, erwies sich jedoch als goldrichtig. Künstlerinnen und Künstler, Gästeschar, ausgestellte Arbeiten und Rahmen – hier passte alles zusammen, ein Fest der Kunst gelang – unprätentiös, nichts wirkte aufgesetzt, ein Termin, der gleichermaßen in die Kalender der Partyszene- wie der Kulturführer passte. Die gezeigten Positionen einer Künstlergeneration, noch geboren im Sozialismus, aufgewachsen in einem Spannungsfeld zwischen westlicher Konsumorientierung und politischer Indifferenz, wie Galeriechefin Ulrike Lorenz in ihrer Eröffnungsrede darlegte, zeigen einen Schaffensprozess, der noch nicht abgeschlossen ist, veranschaulichen einen Spannungszustand, der fasziniere und Lust mache, die Wege der jungen Kreativen weiter zu verfolgen. kog-Pressesprecherin Margarete Goj gab eine Kurzeinführung zu Werken und Schöpfern und den Startschuss für die Party. Die Preisträger aus Tschechien und Slowenien waren samt Freundeskreisen angereist und erlebten die Regensburger als enthusiastisches Kunstpublikum. Dass DJ moon:patrol mit Electro-Indie-Pop mehr als nur eine adäquate Soundkulisse zum Kunst-Smalltalk kreierte, dass Veli Silver (Velibor Barisic, 1.Preisträger Slowenien) und seine Spaßgesellen dann selbst mit der “Writers bench”, einer Parkbank mit integrierten Musikboxen in Aktion traten – wunderbar, selbst ergraute Vernissagen-Gäste genossen es, es war Teil des Gesamtkonzepts, wie die Essl-Preisträger in Regensburg präsentiert werden sollten Wer noch nie vom „Essl Award“ gehört hat, muss sich nicht schämen und grämen, das ist keine Schande, der Preis ist noch ganz jung. %%% Hier die Erklärung: Karlheinz Essl ist der Baumarkt-König Österreichs (bauMax) und expandierte nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs in die und in den jungen Demokratien. Der leidenschaftliche und engagierte Sammler zeitgenössischer Kunst, der sich in Kloster Neuburg bei Wien ein herausragendes Museum für zeitgenössische Kunst baute, lobt in all den Ländern, in denen er Filialen hat, den Essl Award aus, der seit 2005 alle zwei Jahre vergeben wird. In einer Internetabstimmung stellen sich Absolventen der nationalen Kunstakademien, in einem aufwändigen und zeitintensiven Verfahren wird dann von einer internationalen Jury jeweils pro Nation ein erster und ein zweiter Preisträger gekürt. Zurück zum Thema Museums-Party. Bringt’s Kunst alleine nicht mehr? Doch! Auch ohne Electro-Beats lohnt der Gang ins kog (für alle, die es noch wissen, kog steht für Kunstgalerie Ostdeutsche Galerie). Die frische und breite Palette der jungen Künstlerinnen und Künstler Tomás DÏadoÏ, Jakub Nepras, Andrea Kalinová, Veronika Sramatyová, Ádám Albert, Dániel Horváth, Velibor Barisic (Veli Silver), Ana Sluga, Tonka Malekoviç und Zlatan Vehaboviç, die Ausstellung der ersten und zweiten Preisträger des Essl Awards 2007, ist ein weiterer Schritt hin zur Etablierung zeitgenössischer Kunstpositionen in Regensburg, das auf diesem Sektor noch Nachholbedarf hat, Nachholbedarf an hochkarätiger zeitgenössischer Kunst.
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