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Brandbrief

Historisch einmalig: Immobilienunternehmer greifen Stadt Regensburg massiv an

Es ist ein Schreiben, das den Kommunalwahlkampf wesentlich mitbestimmen wird. Zehn namhafte Akteure aus der Regensburger Immobilienwirtschaft attackieren die Stadt und fordern: das Baulandmodell mit Sozialquote muss in dieser Form weg.

Bilder, die selten geworden sind: OB Gertrud Maltz-Schwarzfischer 2017 beim Spatenstich am Brandlberg. Foto: pm

Auch wenn die wirtschaftlichen Interessen weitgehend deckungsgleich sind, ist es ein einmaliger Vorgang in Regensburg. Zehn potente Akteure der Regensburger Bau- und Immobilienwirtschaft haben sich zusammengetan, um in einem sechsseitigen Brandbrief massive Kritik an der Stadt Regensburg zu üben. Verbindlich im Ton, aber deutlich in der Sprache.

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Zentraler Vorwurf: Die hiesigen Rahmenbedingungen seien maßgeblich für die Unterversorgung mit Wohnraum verantwortlich. Die konkrete Forderung: Das Regensburger Baulandmodell mit der Auflage, 40 Prozent geförderte Wohnungen zu errichten, soll weg. Das Schreiben, das gestern Nachmittag an die Oberbürgermeisterin und Fraktionen im Stadtrat ging, liegt unserer Redaktion vor. Unterzeichnet haben die großen Player im Regensburger Immobilienkarussell.

Unterzeichner: Schmack, IZ, Lambert, VR-Bank, Eckert…

Bauträger Ferdinand Schmack, der unter anderem das Areal der ehemaligen Zuckerfabrik bebaut hat und wegen eines Bergs im Gleisdreieck jahrelang mit der Stadt im Clinch lag. Das Immobilien Zentrum Regensburg (IZ), das insbesondere unter OB Hans Schaidinger einen steilen Aufstieg hinlegte und auf vielen Flächen zugange war und ist.

Thomas Rosenkranz, ehemals IZ und nun mit seiner Projektentwicklungsgesellschaft auf einer Teilfläche des Bebauungsplans am Keilberg (Biotop) aktiv. Die Kro Immobilien GmbH, bekannt unter anderem durch Projekte in dem Neubaugebiet am Brandlberg. Peter Trepnau, dessen Unternehmensgruppe beispielsweise die Wohnhäuser am Donaumarkt errichtet hat.

Die Michael Lösch Objektbau GmbH mit einem Immobilienportfolio quer über das ganze Stadtgebiet. Die Lambert Immobilien GmbH, die man insbesondere in Zusammenhang mit Studentenapartments kennt (UNIKato, UNIsono, UNIcentro etc.).

Die VR Bank Niederbayern Oberpfalz und die Gesellschaften der Eckert-Gruppe, bekannt durch die Eckert-Schulen in Regenstauf und Eigentümerin eines breiten Immobilienportfolios in Regensburg.

Düstere Prognose

Ihre Prognose: Die Wohnraumsituation in Regensburg wird sich noch weiter verschlechtern. Die ohnehin am Tiefpunkt angelangte Wohnbautätigkeit wird weiter abnehmen.

Die ohnehin ernüchternden offiziellen Zahlen der Stadt seien geschönt. Bei den Neubauten würden beispielsweise Garagen, Balkone und Umbauten eingerechnet. Tatsächlich liege die Anzahl der Bauvorhaben, die 2025 begonnen wurden, bei nicht einmal 13 Prozent der Durchschnittswerte der zurückliegenden Jahre.

Die Sozialquote von 40 Prozent führe in Kombination mit den viel zu niedrigen Fördermitteln dazu, dass pro Jahr lediglich 150 solche Wohnungen errichtet werden könnten. „Bei derzeit zur Förderung anstehenden 1.438 Wohnungen bedeutet dies einen Zeitraum von 9,5 Jahren (…) bis zu einer Bewilligung neuer Bauvorhaben.“

Kritik bleibt allgemein

Die Stadt könne weder etwas für steigende Baukosten, noch für die Zinsentwicklung noch dafür, dass vom Freistaat Bayern viel zu wenig Fördermittel bereitgestellt werden, um die geforderte Sozialwohnungsquote zu erfüllen, heißt es in dem Schreiben. „Wohl aber für die Rahmenbedingungen vor Ort – in Regensburg.“

Vieles an der Kritik ist nicht neu und verliert sich teils in Allgemeinplätzen:

  • zu lange Genehmigungszeiten,
  • zu komplexe und aufwändige Abstimmungsprozesse,
  • zu viele Anforderungen der einzelnen städtischen Stellen,
  • „fehlender (erkennbarer) Wille, Entscheidungen zu treffen“.

Nur ein konkreter Vorschlag: Weg mit dem Baulandmodell

Konkrete Vorschläge, wie die Situation in den Griff zu bekommen wäre, fehlen weitgehend – bis auf einen Punkt. „Es bedarf einer massiven Kurskorrektur innerhalb der Politik, um eine weitere Verschärfung am Wohnungsmarkt zu verhindern“, heißt es am Ende. Das Regensburger Baulandmodell in der bisherigen Form funktioniere nicht.

Das Schreiben dürfte es vor allem der CSU gelegen kommen. Diese hatte bereits im Juli gefordert, das Baulandmodell mit der Sozialquote auszusetzen. Das Schreiben dürfte eines der zentralen Themen für den anlaufenden Wahlkampf gesetzt haben. Nach internen Gesprächen bei einer Wohnbaukonferenz am 17. November hat nun die öffentliche Diskussion begonnen.

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Kommentare (2)

  • Mr. T.

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    Die ohnehin kaum erkennbare Scham der Regensburger Immo-Szene nach dem Korruptionsskandal scheint komplett weg zu sein. Jetzt fordern sie wieder öffentlich Voraussetzungen zur unermesslichen Bereicherung wie während der Goldgräberzeit unter Schaindinger.
    Als wäre es denen je um Wohnraum gegangen. Da geht es nur um ein Finanzprodukt, das man auch als Wohnung nutzen kann, um die Rendite zu erhöhen.

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  • Xyz

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    Wie man feststellen kann, sind ein Großteil der Urheber dieses Schreiben die selben Firmen, die auch maßgeblich am Immobilien Korruptionsprozess in Regensburg, vor einigen Jahren beteiligt waren. Das diesen Firmen, die heutigen “Rahmenbedingungen” in Regensburg, nicht mehr so gut gefallen, wie noch vor dem Korruptionsprozess, wo Regensburg offensichtlich für diese Firmen eine Art Selbstbedienungsladen war, ist logisch. Das nun aber die selben Firmen nach Fördergelder schreien und die Sozialquote senken möchten, empfinde ich als absolut geschmacklos. Das die Stadt CSU ihnen dabei zur Seite springt und nur zu gerne den Steigbügelhalter macht ist ein altbekanntes Muster in Regensburg und lässt für einen etwaigen Wahlsieg der CSU in Regensburg und die darauf folgende Zukunft der Städtischen Immobilienwirtschaft übles erahnen. Frei nach dem Motto Back to the Roots haben ja schließlich alle daran gut verdient, die Zeche zahlt am Ende ja “nur” der Bürger in Form von überhöhten Mieten.

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