Neuer Verwaltungsstandort bei der früheren REWAG-Zentrale: Frage nach den Kosten für Altlastensanierung bleibt bislang offen
Die städtischen Planer haben sich viele Gedanken darüber gemacht, wie man aus der alten REWAG-Zentrale einen attraktiven Verwaltungsstandort machen kann. Doch wie sieht es mit den weiteren Ausbaustufen aus? Das Areal steckt voller Altlasten.
Die Stadt Regensburg hat das REWAG-Areal zum kommenen Jahr für 11,6 Millionen Euro erworben. Im Untergrund schlummern Altlasten. Foto: Herbert Stolz
„In anderen Städten beneidet man mich, dass wir eine Bestandssanierung machen“, sagt Christoph Peytard. Zeitgemäß sei das und klimaschonender als ein Neubau, so der Leiter des Hochbaumamts der Stadt Regensburg. Eine „Vorreiterrolle“ könne man damit einnehmen, sofern der Stadtrat seine Zustimmung gibt – für ein „Rathaus der Zukunft“.
Die Rede ist von der früheren REWAG-Zentrale in der Greflingerstraße. 2021 zog der Energieversorger aus. Abgesehen von einem kurzen Corona-Intermezzo 2022 als Impfzentrum steht der Klinkerbau seitdem leer. Zunächst galt er sogar als nicht sanierbar.
Angemietete Verwaltungsräume kosten fast vier Millionen jährlich
Doch das Blatt hat sich gewendet. Nun soll dort ein drittes Rathaus entstehen. Letzte Woche stellte Peytard den Zwischenstand der Vorplanungen im Planungsausschuss des Regensburger Stadtrats vor.
Ein zusätzlicher Verwaltungsstandort ist dringend notwendig. Seit Jahren wird nach einem geeigneten Standort gesucht. Bei der Stadt Regensburg arbeiten etwa 4.000 Beschäftigte. Für ein knappes Viertel von ihnen hat man laut Peytard mittlerweile 24.500 Quadratmeter an Liegenschaften angemietet – jährliche Kosten: 3,8 Millionen Euro.
Zum Teil sind die angemieteten Gebäude in bedauernswertem Zustand. In der Johann-Hösl-Straße, wo unter anderem Zulassungsstelle und Ordnungsamt untergebracht sind, habe man mehrfach auf eigene Kosten bauliche Nachbesserungen vorgenommen. Kosten, auf denen die Stadt sitzen bleibt. Dennoch sei das, was den städtischen Beschäftigten zugemutet werde, „extrem grenzwertig“.
Sanierung ist günstiger und klimaschonender als ein Neubau
Die Sanierung der alten REWAG-Zentrale schlägt nach den bisherigen Vorplanungen mit 38,6 Millionen Euro zu Buche. Ein Abriss und Ersatzneubau käme demnach auf 47,5 Millionen. Zusätzlich würde, weil man das Gebäude nicht abbricht, sogenannte Graue Energie, insgesamt 1.600 Tonnen CO2, gespart. Darüber hinaus würde ein Neubau 2,4 Mal so viel CO2 verursachen wie eine Bestandssanierung.
Ob sich insbesondere die Zahlen zu den Kosten so bestätigen, ist laut Peytard wohl im Herbst dieses Jahres zu erfahren, wenn die Planungen etwas konkreter werden.
Klar ist: Die Sanierung der REWAG-Zentrale wäre nur ein erster Schritt. Hier gäbe es Raum für 285 Arbeitsplätze (verteilt auf 350 Beschäftigte), was nach derzeitigen Schätzungen eine jährliche Mietersparnis von etwa einer Million Euro mit sich brächte. Wenn der Stadtrat alledem zustimmt, dann wäre mit einem Beginn der Arbeiten 2027 und deren Abschluss 2029 zu rechnen.
Was kostet die Endausbaustufe?
In weiteren Schritten sollen dann ein Parkhaus und drei zusätzliche Gebäude mit bis zu fünf Stockwerken rund um das Gebäude entstehen. Am Ende gäbe es 735 Arbeitsplätze, die sich – Home Office – 900 Beschäftigte teilen würden.
Was diese weiteren Schritte kosten, insbesondere vor dem Hintergrund der bekannten Altlasten-Problematik an dem Standort, bleibt bei der Sitzung offen. Es fragt auch niemand nach. Es geht um die neue Arbeitsstruktur, Desk Sharing und die Aufteilung der Arbeitsplätze. Eine zentrale Frage aber, ob der Verwaltungstandort in der geplanten Endausbaustufe – drei zusätzliche Gebäude plus Parkhaus – auch so umzusetzen sein wird und zu welchen Kosten, ist bislang unklar.
Dabei ist diese Frage alles andere als banal. In Boden und Grundwasser schlummert Einiges an giftigen Altlasten. Schädliche Produktionsrückstände des Gaswerks, das dort von 1910 bis 1965 betrieben wurde, über die man nicht so gerne redet (hier eine ausführliche Recherche dazu).
Brücke dagegen, CSU skeptisch
Ausdrücklich gegen die Rathaus-Pläne spricht sich im Planungsausschuss lediglich die Brücke-Fraktion aus. Deren OB-Kandidat Thomas Thurow hält zwar das Konzept für die Umnutzung der alten REWAG-Zentrale für überzeugend. „Effizient ist das Ganze aber nur, wenn wir das alles komplett durchplanen.“ Sprich: wenn die drei zusätzlichen Gebäude auch tatsächlich kommen. Die Brücke plädiert stattdessen dafür, die Flächen an einen privaten Investor zu verkaufen, der dort Wohnbebauung umsetzen soll. Das sei mindestens genau so dringlich wie ein zusätzlicher Verwaltungsstandort, sagt Florian Rottke.
Skeptisch, wenn auch nicht ablehnend, zeigt sich die CSU. „Während meiner Zeit als REWAG-Aufsichtsrat hieß es, das Gebäude sei nicht sanierbar“, so Stadtrat Josef Zimmermann. Was sich da geändert habe.Diesen Widerspruch erklärt Peytard damit, dass man damals mit den Kosten für die Sanierung des Gebäudes plus Mietkosten für eine vorübergehende Auslagerung der REWAG-Beschäftigten kalkuliert habe. Dem habe man die Kosten für den nun fertiggestellten REWAG-Neubau abzüglich der Erlöse beim Verkauf des Grundstücks gegenübergestellt.
Bisher keine Diskussion über Altlastenproblem
Am Ende kaufte die Stadt Regensburg das 20.000 Quadratmeter große Areal für 11,6 Millionen Euro von der REWAG, um es nach einigem Hin und Her nun als Verwaltungsstandort auszubauen. Spätestens wenn man die Planungen für die zusätzlichen drei Gebäude plus Parkhaus angeht, wird man sich mit den Kosten für die Altlastensanierung des Bodens beschäftigen müssen. Noch besser wäre es, wenn der Stadtrat darüber Bescheid wüsste, bevor man die Sanierung der alten REWAG-Zentrale in Angriff nimmt.
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Wuzzi
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2022 hat ein Gutachten des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes festgestellt, das die Stadt Regensburg überproportional hohe Personalausgaben und zuviel Personal hat.
In Zeiten klammer Kassen sollte man mal vor irgendwelchen Bauplanungen über den notwendigen Peronalabbau nachdenken.
Der sich den Wolf schreibt
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Zurzeit ist das Gelände der früheren REWAG-Zentrale an der Greflingerstraße, mit einer Sanierungsmaßnahme als neuer Verwaltungsstandort, für die Stadt im Gespräch.
Das REWAG-Areal wurde von der Stadt für 11,6 Millionen Euro erworben. Die Altlastenfrage im Boden, neben dem ehemaligen Gasometer ist bislang ungeklärt. Dies sollte vorher geklärt werden, nicht dass die Planungen und Kosten wegen eventueller „Leichen im Keller“ aus dem Ruder laufen und es heißt GAME OVER.
Nicht das es Stadt so ergeht, wie mit dem Baugebiet Hollerweg am Keilberg und dass es der Stadt Regensburg doch noch gelingt, in den Charts des ZDF-Länderspiegel als „Hammer der Woche“ zu landen.
https://www.regensburg-digital.de/fataler-millionendeal-am-hollerweg-stadt-regensburg-haelt-kritik-fuer-unfair/19072025