SOZIALES SCHAUFENSTER

Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Schaidinger: "RKK nicht vor 2030"

Zukunftsvisionen mit Hans, Günther und Jürgen

Das Kultur- und Kongresszentrum soll auf den Ernst-Reuter-Platz. Darauf hat sich der Stadtrat am Mittwoch mehrheitlich festgelegt. Es wird aber noch viele Jahre dauern, bis gebaut wird. Ein Ausblick.

Man kann Günther Riepl nur ein sehr, sehr langes Leben wünschen. Folgt man nämlich Oberbürgermeister Hans Schaidinger, dann wird Riepl seinen 80. Geburtstag schon hinter sich haben, wenn am Ernst-Reuter-Platz ein Kultur- und Kongresszentrum („RKK“) gebaut werden wird. Am Mittwoch debattierte der Regensburger Stadtrat wieder einmal die Standortfrage und am Ende prophezeite Schaidinger: „Den Spatenstich wird nicht der übernächste Stadtrat vornehmen. Wahrscheinlich wird es erst der überübernächste sein.“ An diese, seine Worte werde man sich dann erinnern.

40 Jahre wird es dann her sein…

Und wenn diese Worte zutreffen, dann wird man etwa das Jahr 2030 schreiben, wenn der politische Enkel Schaidingers die Schaufel in einen locker aufgeschichteten Erdhaufen treiben, in die Kameras lächeln und „es ist vollbracht!“ rufen würde.

40 Jahre wäre es dann her, seit Riepl – damals frisch als Einzelkämpfer von den Freien Wählern in den Stadtrat eingezogen – zum ersten Mal den Vorschlag für eine Stadthalle am Ernst-Reuter-Platz eingebracht hatte und sich in der Folge erklären lassen konnte, dass dieser Standort „völlig ungeeignet“ (CSU-Fraktion in wechselnder Besetzung und die Stadtverwaltung) und er „nicht nur irr, sondern wirr“ (der frühere CSU-Fraktionschef Herbert Schlegl) sei.

Vielleicht mit einem Schmunzeln würde man sich daran erinnern, dass die CSU zuvor über 20 Jahre lang auf den Donaumarkt fixiert war wie ein – vielleicht latent aggressives – Gänseküken auf seine Mutter und sich – zeitweilig auch unterstützt von ein paar roten Rohrspatzen – dafür bei einer Oberbürgermeisterwahl und drei Bürgerentscheiden gehörig rupfen lassen musste.

Was würden Schaidinger und Riepl 2030 sagen?

Und dann würde man darüber nachdenken – vielleicht im Rahmen einer Rede beim Richtfest –, wann sich die Zeiten in dieser „Schicksalsfrage für Regensburg“ (diverse Politiker jedweder Couleur) dann doch geändert haben. Wann die Regensburger Stadtverwaltung plötzlich zu dem Schluss kam, dass der völlig ungeeignete, viel zu kleine und mit nichts zu rechtfertigende Standort, der zuvor noch als erster aus allen Prüfungen gekegelt worden war, plötzlich, nach eingehender Untersuchung, das Beste war, was Regensburg überhaupt passieren konnte.

Stadthalle am Ernst-Reuter-Platz: Ein Wahlplakat der Freien Wähler aus dem Jahr 2002.

Und vielleicht würden Hans Schaidinger und Günther Riepl, der eine auf seinen Gehstock, der andere auf seine vielleicht 35jährige Braut gestützt, Witze über die Grünen reißen. Jene Partei, die es dann am 26. September 2012, als man sich endlich auf die Grundsatzentscheidung für diesen Standort verständigte, immer noch den Unteren Wöhrd favorisierte.

Ein gewisser Jürgen Mistol…

Hämen würden die beiden bei einem Gläschen Salutaris darüber, dass ein gewisser Jürgen Mistol, heute bayerischer Ministerpräsident, die damals mehrheitlich verabschiedete Vorlage als „die abenteuerlichste, die ich je gesehen habe“ bezeichnet und davon gesprochen hatte, dass „hier die Gesetze der Logik außer Kraft gesetzt“ worden seien. Davon, dass man zu einem Kongresszentrum in den letzten Jahren „nur Theaterdonner“ vernommen habe und er angesichts einer derart falschen Standortentscheidung den Verdacht hege, “dass das Stück nun abgesetzt werden soll”.

„Aber mei, ich wollte ja auch mal einen Tunnel“, würde Riepl dann vielleicht sagen. „Und ich sogar eine Brücke“, würde Schaidinger lachend entgegnen. Dann würden beide in ihre Hovercrafts steigen, und sich über die Donau und weiter hinauf auf den Dreifaltigkeitsberg chauffieren lassen – zum Abschlussspringen der Vier-Schanzen-Tournee.

Epilog

Am Mittwoch hat sich der Regensburger Stadtrat gegen die Stimmen von Grünen, ödp und Linken für weitere Stadthallen-Planungen auf dem Ernst-Reuter-Platz ausgesprochen. Alle Aussagen aus dieser und früheren Stadtratssitzungen wurden originalgetreu zitiert.

Ostermeier-Areal wird bebaut

Das neue Reichen-Viertel am Donaumarkt

Überraschend ist es nicht: Der Donaumarkt wird ein Viertel der Reichen und Schönen. Am Dienstag stellte die Unternehmensgruppe Trepnau ihren Entwurf für das Ostermeier-Areal vor und nun ist endgültig klar: Im Umfeld des „Museums für Bayerische Geschichte“ wird der Quadratmeter nicht unter 4.000 Euro zu haben sein.

Tagungszentrum oder Kulturhalle?

Schlachthof-Nutzung: Abnicken erwünscht

Tagungszentrum oder Kunsthalle? Am Mittwoch diskutiert der Stadtrat die Nutzung der Schlachthof-Gebäude. Die Linken kritisieren Demokratie-Defizite beim Oberbürgermeister, die Grünen fordern, die Hallen wieder zurückzukaufen. Hans Schaidinger kann sich dagegen zurücklehnen: Die Beschlussvorlage fürs Tagungszentrum soll nämlich nur „begrüßt und zur Kenntnis genommen“ werden.

Sonstiges vom Tage (24. September)

Veranstaltungen, Skurilles und Interessantes: An dieser Stelle weisen wir auf die besten Pressemitteilungen und Fundstücke des Tages in und um Regensburg hin. Eine streng subjektive Auswahl der Redaktion. Für weitere Linktipps sind wir stets dankbar.

Kämpferische Kanalarbeiten

Zitiert nicht, baggert!

Kampfesmut braucht es nicht nur als Soldat bei Wehrmacht und Bundeswehr, sondern auch bei der tagtäglichen Arbeit – zum Beispiel auf einer Baustelle in Regensburg. Da überschneiden sich auch die Durchalteparolen.

Die CSU wählt Wahlmänner

Ein doppelter Rudolf, kein OB-Kandidat

Der zwischenzeitlich heiße CSU-Krieg ist derzeit wieder kalt geworden. Bei der Aufstellung der Wahlmänner für die Bundes-, Land- und Bezirkstagskandidaten bleiben die üblichen Wortgefechte aus. Auch wenn klar ist, wo die Fronten verlaufen. Immer mehr Sorgen macht sich die Parteibasis angesichts eines fehlenden OB-Kandidaten.

Tumulte im Runtingersaal

Der antinapoleonische Befreiungskrieg des Heinrich Wanderwitz

„Ich bin begeistert. In einer Dreiviertelstunde beginnt eine Champions-League-Spiel und ich konstatiere doch eine sehr, sehr zahlreiche Besucherschaft“. Freudig gestimmt begrüßt Heinrich Wanderwitz etwa 70 Zuhörer, die letzten Mittwoch der Einladung des „Historischen Vereins“ (HV) in den Runtigersaal gefolgt sind. Der programmatische Titel des Vortrags lautet „Über Napoleon kann man streiten.“ Und tatsächlich: Im Laufe des Abends entbrennt ein Streit, der sich gewaschen hat.

Kirchenrechtler: "Es geht nur ums Geld."

Kirchensteuer-Dekret der Bischofskonferenz: „Weniger wert als Klopapier“

Was für ein Zufall: Wenige Tage, bevor das Bundesverwaltungsgericht die Frage entscheidet, ob man katholisch bleiben kann, ohne Kirchensteuer zu zahlen, hat die Deutsche Bischofskonferenz ein Dekret erlassen, das Gläubigen mit Konsequenzen bis hin zur Verweigerung des Begräbnisses droht. Ein Kirchenrechtler sagt nun: „Das Papier hat keinen Rechtscharakter. Es ist inhaltlicher Murks und weniger wert als Klopapier.“

drin