Der Versuch, das Unmögliche zu schaffen

Haushaltsdebatte im Plenum. (Foto: hb)
Schaidinger: Politik ohne Parteien
Über den Rest lässt sich streiten. Beispielsweise über die Beteiligung der Parteien am Gelingen des Haushalts. Oder darüber, ob der Haushalt tatsächlich so uneingeschränkt gelungen ist. Oberbürgermeister Hans Schaidinger jedenfalls scheint an Parteien und Parteipolitik kein Interesse mehr zu haben. Mit keinem Wort erwähnt er die CSU, die SPD oder die Koalition. Die bestimmende Kraft für ihn ist die Verwaltung. Von ihr spricht er oft und vor allem fast schon liebevoll, nimmt sie gegen einen drängenden Stadtrat in Schutz und bedankt sich ausgiebig dafür, dass der Haushalt so frühzeitig fertiggestellt wurde. Schaidinger hat sich aus der Parteipolitik schon längst verabschiedet, was aber nicht heißt, dass er keine Politik mehr macht. Nur eine zerstrittene CSU braucht er dafür offenbar nicht mehr. Die Fraktion liegt ihm – bis auf die Ausnahmen Franz Rieger und Hermann Vanino – zu Füßen, die SPD ist – und da hat Hartl wohl recht in seinem Textvorschlag – ausreichend kompromissbereit, um ihm nicht großartig in die Parade zu fahren.
Seine Rolle als Kopf der Verwaltung ist Oberbürgermeister Hans Schaidinger mittlerweile offenbar lieber als parteipolitische Kleinkriege. (Foto: hb)
OB-Warnung aus dem Sommer bremst die Koalition nicht
Ein einziges Risiko sieht Schaidinger im aktuellen Haushalt: Er fürchtet, dass die Umsetzung scheitern könnte. Auch hier wieder: liebevoller Schutz für die Verwaltung. „Bitte verstehen Sie das nicht als Weigerung der Verwaltung, Beschlüsse des Stadtrates zu vollziehen, sondern als notwendige Rückmeldung, was möglich ist und was nicht.“ Aber der Umfang des Investitionsprogramms überfordere die Arbeitskapazität der Verwaltung trotz personeller Verstärkung. Angedeutet hatte Schaidinger dies bereits im Sommer. Gebremst hat das „seine“ Koalition jedoch nicht. Danach tritt Finanzreferent Dieter Daminger auf. Auch er wirbt für eine Zustimmung zum Haushalt und begründet dies wie im letzten Jahr mit dem damals so oft zitierten „Dreiklang“: solide finanzierte Investionen, Schuldenreduzieren, Aufbau von Rücklagen.Markiger Mistol: Woli wie Mutter Teresa, Schlegl ein Peter-Altmaier-Klon
Dann, endlich, beginnt die Politik. Jürgen Mistol von den Grünen übt schon mal für die großen Parlamente und feilt an seiner Schlagfertigkeit für den Landtag. Am besten geht das mit markigen Worten, beispielsweise, indem man der SPD vorwirft, für die sozialen Belange nicht genug zu tun und ihnen vorhält, dass es „nicht reicht, wenn Bürgermeister Wolbergs als Reinkarnation von Mutter Teresa aus allen Zeitungen herauslächelt.“ Oder indem man den CSU-Fraktionsvorsitzenden Christian Schlegl als „Regensburger Klon von Bundesumweltminister Peter Altmeier“ bezeichnet. Gehört auch zum guten parlamentarischen Ton: Kritik mit Augenmaß. Die Grünen machen den OB und der Koalition nicht den Vorwurf, sie würden den Haushalt ruinieren. Aber die Prioritäten müsse man überdenken. Beispielsweise die umweltfreundlichen Verkehrsarten fördern und nicht so „autofixiert“ sein, wie es der Stadtrat momentan noch sei. Sich das RKK endlich mal abschminken, der Ernst-Reuter-Platz sei sowieso ungeeignet. Aber die Grünen-Anträge wurden ja schon fast traditionsgemäß abgelehnt.Artinger: Gegen ein “RKK light”
Ludwig Artinger von der Freien Wählern überraschte gleich zu Beginn seiner Rede mit Fremdsprachenkenntnissen: „Citius, altius, fortius“ – für die Nicht-Lateiner im Plenum folgte gleich die Übersetzung: schneller, höher, stärker. Seine Zusammenfassung des Haushalts. Danach: die Kritik. Zu wenig und zu langsamer Ausbau der Schulen, zu wenig Engagement im sozialen Wohnungsbau, zu wenig Investitionen in den Radverkehr, der ewige Schandfleck Arnulfsplatz, eine Dauerbaustelle an der Steinernen Brücke und ein verschwendetes „RKK light“ im Schlachthof, das das eigentliche RKK zumindest in Teilen überflüssig mache. Trotzdem gibt es die Zustimmung der Freien Wähler zum Haushalt. Irgendwie will man an „citius, altius, fortius“ offenbar doch beteiligt sein und nicht nur „Rosinenpickerei“ betreiben, wie Hartl es den Haushaltsverneinern zum Vorwurf machen wird.
Tritt für eine “Lebensrendite” ein und wähnt die CSU als Erfolgsmotor für Regensburg: Christian Schlegl. (Foto: hb)
Hartl will Koalition bis 2014 durchbringen
Auch SPD-Fraktionschef Norbert Hartl lässt es sich nicht nehmen, alle wesentlichen Themen des vergangenen Jahres in seiner Rede abzuarbeiten. Wer das letzte Jahr verpasst hat, weiß nach Hartls Ausführungen immerhin recht genau, an welche Themen er sich halten muss. Und bei allem Lob für die CSU-Fraktion macht Hartl deutlich: Unter einem Sozialdemokraten würde es noch ein kleines bisschen besser laufen. Deshalb: Woli for Oberbürgermeister. Bis dahin werde man aber noch „verlässliche und solide Arbeit im Stadtrat und in der Koalition“ leisten, auch wenn das nicht immer ganz einfach sei und von außen das Ende Koalition bei jeder Meinungsverschiedenheit beschworen werde.
Norbert Hartl hat es in der Koalition mit der CSU nicht immer leicht, verspricht aber Durchhaltevermögen bis 2014.. (Foto: hb)