SOZIALES SCHAUFENSTER

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Christian Ude, Münchner Oberbürgermeister und Ministerpräsidentenkandidat der Bayern-SPD, wickelte alle um den Finger. (Quelle: christian-ude.de)

Man muss ihn einfach mögen: Christian Ude ist am Donnerstagabend im Presseclub humorvoll und ernsthaft, kämpferisch und oft entspannt ironisch, laut eigener Aussage „wertkonservativ“ und zugleich „bildungsbürgerlich liberal“. Er ist Bayern und nur ein ganz klein wenig München. Er ist Sozialdemokrat, aber nicht vasallentreu, er ist für die dritte Startbahn am Münchner Flughafen, würde dafür aber nicht riskieren, dass eine Koalition platzt. „Er kann’s“ war der häufigste Satz nach 22 Uhr. Ude hat überzeugt. Ob er’s auch wird? Da ist er zuversichtlich, aber nicht übermütig. Ude möchte den Gegner, namentlich die CSU, offenbar in argumentativer Kleinstarbeit zermürben. Nicht die großen Sprüche sollen ihm den Sieg bringen, sondern die unablässige Entkräftung der  populistischen Forderungen der CSU.

Argumente statt Parolen

Das habe ihm schon 1993 den Sieg in München eingebracht, als sein Gegenkandidat Peter Gauweiler die U-Bahn zum Hochsicherheitstrakt umbauen wollte. „Die Bevölkerung ist nachdenklicher geworden“, stellt Ude fest; deshalb wüssten es die Leute zu schätzen, wenn man sie nicht mit Parolen erschlägt, sondern die Themen tatsächlich aufarbeitet.

Ude und Schaidinger: Stabile Männerfreundschaft

Trotz gelegentlicher Bescheidenheit mangelt es ihm garantiert nicht an Selbstbewusstsein. Ob die Königsmacher von den Freien Wählern, die unerwartet wiedervereinte CSU, eine in Selbst- und Machtbewusstsein erstarkte SPD: „Meine Kandidatur tut allen gut“, verkündet er lauthals. Dieser Satz könnte auch von Hans Schaidinger stammen, und in der Tat wird der Regensburger Oberbürgermeister von seinem Münchner Kollegen mit Lob überhäuft: Die Zusammenarbeit im Bayerischen und im Deutschen Städtetag, wo man sich gegenseitig schon oft vertreten hat, sei einwandfrei. Die Wirtschaftspolitik Schaidingers findet die Anerkennung Udes, ebenso Schaidingers Selbstbewusstsein, wenn er kommunale Interessen gegenüber der bayerischen Staatsregierung vertritt. Nur beim Thema Landesbank… Da habe es Differenzen gegeben. Der Oberbürgermeisterfreundschaft hat das jedoch offensichtlich keinen Abbruch getan.

Ein Münchner in Regensburg: Das bisserl Busverkehr…

Ganz auf Regensburger Niveau wollte sich Ude dann aber doch nicht einlassen. Gerhard Schiechel  (Bayerischer Rundfunk), neben Christine Schröpf (MZ) einer der beiden Moderatoren des Abends, bereute es offenkundig, Ude auf das Thema Semesterticket angesprochen zu haben. Warum es das in München nicht gebe, hat er gefragt. Das wäre doch ein erster Schritt für mehr soziale Gerechtigkeit unter den Studenten, bevor man die Studiengebühren wieder abschafft. Ein Schwall an lückenloser politsch und juristisch ausgefeilter Argumentation folgte auf das Stichwort: München könne seinen Studenten kein Semesterticket zumuten, U-Bahnen, S-Bahnen, Trambahnen und Busse und ein Anteil von 80 Prozent Studenten, die den ÖPNV nutzen, stehe natürlich in keinem Verhältnis zu „dem bisserl Busverkehr“ in Regensburg.

…und nicht so viel protzen!

Wer so viel Selbstsicherheit besitzt, braucht sich weder bei der bislang übermächtigen CSU anzubiedern, noch muss er sich zwanghaft abgrenzen. Bayern geht es gut, und was gut ist und war, kann man auch durchaus so lassen. Ude will keine Revolution. Aber er will es besser machen – „und besser ist die Steigerung von gut“, belehrt er die Journalisten, Stadträte und Zahnärzte im Publikum. Was dafür zu tun ist? Das Betreuungsgeld verwerfen und die Studiengebühren wieder abschaffen; soziale Selektion im Schulsystem vermeiden; Kinderbetreuungsplätze ausbauen; den Länderfinanzausgleich reformieren. Und dabei pragmatisch bleiben, Ideologie nicht über Durchführbarkeit stellen (ein Seitenhieb auf etwas übereifrige Parteilinke), und vor allem nicht so unerträglich protzen, wie die CSU es tut.

Er kann’s. Er wird’s. Oder?

Er kann’s – das glaubt auch Christian Ude selbst. Schließlich seien die Dimensionen, mit denen er sich in München rumschlägt, groß genug, damit die Umstellung auf ganz Bayern kein Problem ist. Er wird’s – das glauben nach dieser unterhaltsamen Personality-Show auch viele, und höchstwahrscheinlich auch Ude selbst. Denn er wirkt sicherlich nicht wie jemand, der sich aus purer Abenteuerlust in die Schlacht wirft. Schade, dass Horst Seehofer nicht schon am Donnerstag temporärer Bundespräsident war. Das hätte Ude sicherlich zu nutzen gewusst.
„Wir wollen dieses niemals vergessen!“

Babi Jar – eine leere Floskel in der Regensburger Gedenkpolitik

Die Ermordung von 33.000 Juden in der Schlucht von Babi Jar zählt zu den größten Massakern des Zweiten Weltkriegs. Dass Oberbürgermeister Hans Schaidinger bei mehreren Gedenkreden angesprochen hat, dass ein Regensburger daran maßgeblich teilgenommen hat und deshalb 1971 ein „Juden-Mordprozeß“ am hiesigen Landgericht stattfand, erscheint verdienstvoll. Ist es das auch?

Briefe aus der Wagenburg

Diözese an Missbrauchsopfer: Wir bedauern, aber Sie lügen!

UPDATE am 25.02.12: Mittlerweile liegen uns weitere Schreiben der Diözese an Missbrauchsopfer vor. Sie haben alle denselben Wortlaut. Wir haben mehrere Anfragen an die Diözese und die Deutsche Bischofskonferenz gestellt. UPDATE ENDE

„Perfides Nachtreten.“ So nennt die Therapeutin eines Opfers von sexueller Gewalt ein Schreiben der Diözese Regensburg. In wohlgesetzten Worten wird der heute 63jährige Mann darin zum Lügner abgestempelt. Wenn er die Gründe wissen wolle, könne er sich ja an den Anwalt des Bistums wenden, schreibt ihm Generalvikar Michael Fuchs. Wir veröffentlichen den Brief im Original.

Mit Stadtteilgesprächen, Eigenlob und edlen Zielen

Sanfter Wahlkampfauftakt der SPD

Als Wahlkampfauftakt wollen die Spitzen der SPD-Fraktion ihr Jahrespressegespräch am Valentinstag nicht verstanden wissen. Trotzdem ist es einer. Und vieles von dem was da gesagt wird, hört sich auch nach Wahlversprechen an: Gut und nachvollziehbar, wenig konkret und unter zahlreichen Vorbehalten stehend.

Diskussion an der Uni Regensburg

Ehemaliger Neonazi packt aus – nur was?

Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt zur Podiumsdiskussion: Manuel Bauer, ehemaliger aktiver Neonazi, Günther Kohl, Regionalbeauftragter für Demokratie und Toleranz, und Thomas Witzgall, Endstation RECHTS. Und sie sind alle gekommen, die Studenten. Was bleibt ist ein schaler Nachgeschmack und die Frage, wie man sich des Problems „Neonationalsozialismus“ annehmen soll.

Bischof Müller verharmlost Missbrauchsskandal

Der Uneinsichtige meldet sich wieder zu Wort

Hinter den Spekulationen darüber, ob der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller nun nach Rom „befördert“ wird oder nicht, geht es fast ein wenig unter: Müller hat sich – wieder einmal – zum Missbrauchsskandal geäußert. Seine Aussagen sind bemerkenswert. Bemerkenswert unverschämt.

Exklusive Serie auf Regensburg-Digital

Die Ballonauten kommen

Regensburg im Jahr 1932. Weltwirtschaftskrise. Deutschland kurz vor der Machtergreifung der Nazis. Das Land im Taumel. Zwei Regensburger Fußballer kommen auf die Idee, mit einem zwölf Zentner schweren Riesenfußball durch Deutschland zu reisen. Start einer Serie auf regensburg-digital und Beginn eines außergewöhnlichen Projekts.

Ein Jahr Jobcenter: „Maßanzüge” für Arbeitslose

Nur das Küsschen hat gefehlt. Ansonsten gaben sich Hans Schaidinger und Gabriele Anderlik ähnlich symbiotisch wie Angela Merkel und Nicolas Sarkozy, fast möchte man sie – in romantischer Anlehnung an Merkozy – „Schaiderlik“ nennen. Beim Pressegespräch zum einjährigen Bestehen des Jobcenters am Dienstagvormittag überhäuften sich der Oberbürgermeister und die Chefin der Arbeitsagentur gegenseitig mit Lob für die tolle Zusammenarbeit und die noch viel tolleren Erfolge.

Kein Sozialplan für Beschäftigte?

Schuma Frucht macht dicht!

Der wegen seiner Arbeitsbedingungen ins Gerede gekommene Früchtegroßhändler Schuma GmbH schließt zum Ende des Monats seinen Betrieb. Der Regensburger Arbeitsrechtler Fabian Riechers bezeichnet das Vorgehen der Geschäftsführung und die dahinter stehende Begründung als „sehr seltsam“. Kommende Woche wird vor Gericht darüber gestritten, ob die Beschäftigten Anspruch auf einen Sozialplan haben.

Leiharbeit bei BMW

Lohndumping per Werkvertrag – mit universitärer Anleitung

Im Oktober 2011 berichtete regensburg-digital darüber, wie bei BMW die tariflich vereinbarte gleiche Bezahlung von Festangestellten und Leiharbeitern unterlaufen wird. Das Stichwort lautet „Werkvertrag“. Mittlerweile schlägt das Thema breite mediale Wellen Zuletzt beim ARD-Magazin Monitor. Fragwürdig: Namhafte Jura-Professoren stehen Unternehmen wie BMW beratend zur Seite, wenn es darum geht, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zu vermeiden. Motto: Wer zahlt, schafft an.

Elektra im Theater am Bismarckplatz

Rache ist Blutwurst

Elektra im Theater am Bismarckplatz: Eine Oper für Leute, die Opern hassen. Eine Oper, in der alle auf den Tod warten: den eigenen oder den der anderen – das spielt irgendwie auch schon keine Rolle mehr. Und eine Oper, bei der man sich fragt: Was haben die im Orchestergraben eigentlich geschnupft?

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