Einer der der sechs Angeklagten im Neonazi-Prozess. Ein Urteil wird am Mittwoch erwartet. Fotos: as
„Vater?“ „Unbekannt.“
„Beruf?“ „Arbeitslos.“
Was trinken Sie so täglich? „Acht bis zehn Bier, dazu Schnaps.“
Solche oder so ähnliche Antworten sind es, die man von den Angeklagten vor der großen Jugendkammer des Landgerichts Regensburg am Donnerstag zu hören bekommt. Die sechs Angeklagten zwischen 21 und 40 Jahren wirken wie das personifizierte Klischee: Die Neonazis haben Alkoholprobleme, die familiären Verhältnisse scheinen vielfach schwierig zu sein und mit einer geregelten Arbeit sieht es eher schlecht aus. Zwei von ihnen sitzen derzeit im Knast. Vier der Angeklagten sind kahl rasiert, bei den anderen beiden wirkt der Haarwuchs relativ frisch.
Seit Donnerstag müssen sie sich unter anderem wegen des Überfalls auf einen 22jährigen Barkeeper des Lokals „Picasso“ Ende Juni 2010 verantworten, den fünf von ihnen zusammen durchgeführt haben sollen. Der Barkeeper hatte den mutmaßlichen Rädelsführer Daniel S., 25, eine Woche zuvor wegen einer rassistischen Beleidigung zur Rede gestellt. Der Überfall, bei dem der Barkeeper verletzt wurde und sich nur durch Flucht in angrenzendes Lokal retten konnte, sei ein gezielter Racheakt gewesen, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Doch dieser Racheakt ist nur einer von zahlreichen Vorwürfen, die sich insbesondere gegen Daniel S. richten. Zwei Monate nach dem Überfall soll S. einem 16jährigen Schüler mit einem Maßkrug ins Gesicht geschlagen und ihn schwer verletzt haben. Erst danach ordnete die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft an.
Oberstaatsanwalt Edgar Zach braucht am Donnerstag gute 20 Minuten zum Verlesen der Anklageschrift.
Zu dem Überfall selbst wollen die sechs Neonazis entweder nichts sagen oder sie berufen sich auf alkoholbedingte Erinnerungslücken.
„Wir waren eben auf Sauftour.“
„Ich kann mich an nichts erinnern, aber ich weiß, dass ich nichts gemacht habe“, sagt der jüngste Angeklagte, Robert S., ein 21jähriger aus Hemau. „Wir waren eben auf Sauftour.“ Wie viel man getrunken habe? Keine Ahnung, sagt Robert S.. Das bekunden übrigens alle Angeklagten. Ein Haufen Schnaps und Bier sei es aber gewesen. Der Verteidiger von Robert S. hebt hervor, dass dieser sich freiwillig in therapeutische Behandlung begeben habe. Sein Mandant starrt fast die gesamte Verhandlungsdauer zu Boden.
Ein weiterer Angeklagter, 32, ungelernter Lagerarbeiter, tätowierte Hände, gibt an, die anderen Täter erst vor kurzem kennengelernt zu haben, die Vorgeschichte nicht gekannt und das Picasso nach ersten Tumulten sofort verlassen zu haben. Einem anderen tätowierten Skinhead im Publikum grinst er immer wieder zu; er kaut nervös an seinen Fingern.
Der älteste Angeklagte, übergewichtig mit Stiernacken über schwarzer Lederjacke, zieht sich sein schwarzes Käppi ins Gesicht und sagt überhaupt nichts, bemüht sich ansonsten um lässig-martialisches Auftreten, spaziert in den Verhandlungspausen immer wieder breitbeinig durch die Gänge.
Hakenkreuz auf der Brust
Der mutmaßliche Haupttäter Daniel S. wirkt ungerührt. Zeuginnen fixiert er immer wieder mit seinem Blick, ansonsten verzieht er kaum eine Miene.
Für S., der auf den am Boden liegenden Barkeeper eingetreten haben soll, während die anderen ihn anfeuerten, war der Überfall nur der Höhepunkt einer Reihe von körperlichen und verbalen Gewaltausbrüchen, die erst durch seine Festnahme im vergangenen Oktober beendet wurden. Er sitzt seitdem in der JVA Regensburg. Sämtliche Zeugen betonen in ihren Aussagen immer wieder die hohe Aggressivität des 25jährigen.
Rechtsanwalt Markus von Hohenau mit seinem Mandanten Daniel S. (rechts, links im Bild: Robert S.).
Doch trotz Tätowierungen (zu denen laut Anklageschrift auch ein Hakenkreuz auf der Brust gehört), rasiertem Schädel und Bomberjacke wirkt Daniel S. auf den ersten Blick so als könne er kein Wässerchen trüben. Er ist verheiratet, eben Vater geworden, immer wieder bespricht er sich in den Pausen lächelnd mit seiner Frau. Er war einer der wenigen, der einer geregelten Arbeit nachgegangen ist. Acht Bier täglich sei so sein Pensum gewesen, plus Schnaps, sagt seine Frau, die ansonsten die Aussage verweigert.
Hitler-Gruß und deutscher Schwanz
Von der langen Liste an Straftaten, die ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, hat Daniel S. bislang nur die Beschädigung eines Mülleimers am Hauptbahnhof eingeräumt.
Für die Regensburger Polizei allerdings ist S. ein alter Bekannter. Immer wieder wurde er im vergangenen Jahr festgenommen und tags darauf – nach Ausnüchterung – wieder auf freien Fuß gesetzt. Erst Anfang 2010 war er nach einer Haftstrafe wegen Körperverletzung aus dem Gefängnis entlassen worden.
Bezeichnungen wie „Judensau“, „Parasit“, „Kommunistenschwein“ oder „Arschloch“ haben die als Zeugen geladenen Polizeibeamten schon von mehreren der Angeklagten zu hören bekommen. Insbesondere Daniel S. soll dabei gerne zu sexualisierten Beleidigungen greifen.
Einem „Sieg Heil“ nebst Hitler-Gruß schiebt er schon mal: „Ich wichs Dir mein Sperma ins Gesicht. Ich ficke Deinen Vater, Deine Mutter und wenn es sein muss, Deinen Hund“ hinterher. Polizeibeamte soll er mit dem Tode bedroht oder angekündigt haben, ihnen seinen Springerstiefel „ins Arschloch zu schieben“. Da wirkt die Zusammenfassung eines Beamten – „Er war sehr aufgebracht über unsere Tätigkeit“ – fast schon zu sachlich.
Zeuginnen berichten am Donnerstag und Freitag davon, wie sie von S. mit Äußerungen wie „Niggerschlampe“, „Euch kann man doch nur brauchen, um Negerschwänze zu ficken“, „Wo ist der Neger, der Dich fickt“ oder „Ihr braucht mal einen richtigen deutschen Schwanz“ beleidigt wurden. „Unter dem Adolf wäre so etwas wie Du nicht herumgelaufen“, soll eine Kindergärtnerin aus Tschechien zu hören bekommen haben.
Der Haftbefehl kam spät
Wegen Randale, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Beleidigung und Volksverhetzung wurde gegen Daniel S. schon vor dem Überfall auf das Picasso ermittelt. Er wurde erneut festgenommen und kam nach einer Nacht in der Zelle erneut auf freien Fuß. Erst nachdem er zwei Monate später einem 16jährigen Schüler bei der Regensburger Herbstdult mit einem Maßkrug ins Gesicht geschlagen und ihm dabei ein Platzwunde beigebracht haben soll, erließ die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl. Man habe keine Handhabe, hieß es zuvor.
Mit einem Urteil wird am Mittwoch gerechnet.
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Sozialkritische Filme und Diskussionen mit Lokalbezug präsentiert das Regina Kino ab 13. Mai als Spielort des Filmfestivals „ueber Mut“ der Aktion Mensch.
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Sebastian Killermann oder Hans Weber: In der Diskussion um einen Namenspatron geht es mittlerweile weniger um den Namen, sondern darum, wer schuld an der öffentlichen Debatte trägt. SPD-Fraktionschef Norbert Hartl erwägt, den Vorschlag für NS-Widerständler Weber zurückzuziehen. Unterdessen scheint eine Debatte um den Mitläufer Killermann ins Rollen zu kommen.
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„Diese Empörung, dieser Widerstand wird weitergehen.“ In einer kämpferischen Rede vor dem Regensburger Justizgebäude kritisierte Dr. Roland Weisser die „mangelnde Aufklärungsbereitschaft” im Fall Tennessee Eisenberg. Rund 50 Menschen hatten sich zu der Kundgebung anlässlich des Todestages des 2009 erschossenen Studenten versammelt.
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Die neue Grundschule Regensburg Prüfening sucht einen Namenspatron. Darüber schwelt eine breite öffentliche Debatte. Und eigentlich kann diese Schule nur nach einem Mann benannt werden: Schwammerlforscher Sebastian Killermann. Killermann: Von der Schule gewünscht Bereits am 15. April haben Schulleitung, Kollegium und Elternbeirat gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung deutlich gemacht, dass sie Killermann als Namensgeber für ihre […]
Am Samstag, 30. April, ist es zwei Jahre her, dass der Student Tennessee Eisenberg bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde. Alle Verfahren gegen die Polizeibeamten wurden eingestellt. Es läuft eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Um 14 Uhr soll eine Demonstration an Tennessee Eisenberg erinnern. Die Anmelder fordern aber auch eine unabhängige Kontrollinstanz für die Polizei.
Schon mitbekommen? Die Mittelbayerische Zeitung wurde bestreikt. Einen Tag lang. Lesen oder hören konnte man das allerdings nirgends. Und auch die Ausgabe tags drauf erschien im gewohnten Umfang. Dennoch ist die Streikbereitschaft in den Redaktionen ungewöhnlich hoch. 30 Prozent Lohnkürzungen fordert der Verlegerverband. Bei der Mittelbayerischen Zeitung sind die Redakteurinnen und Redakteure erstaunt über eine derartige „Dreistigkeit“.