SOZIALES SCHAUFENSTER

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1.350 Bewohner, 38 Nationen, über 40 Prozent der Menschen haben (nicht-bayerische Deutsche nicht mitgerechnet) Migrationshintergrund – die Humboldtstraße ist ein passender Ort, um über Erfolg oder Misserfolg von Migration und Integration zu diskutieren. Entsprechend groß ist das Interesse. Der Saal ist voll, als Albert Schmid (Foto) ins Bürgerhaus kommt. Die SPD-Landtagsabgeordnete Margit Wild hat den langjährigen Präsidenten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge eingeladen und seine Ausführungen heben sich wohltuend von der aktuell bisweilen hysterisch geführten Integrationsdebatte ab. Dasselbe gilt für die anschließende Diskussion, bei der nicht die „Integrationsverweigerer“ im Zentrum stehen, sondern vielmehr die fehlende staatliche Unterstützung bei Integrations- und Sprachkursen. Denn Sprachkompetenz auf der einen und – vermittels Bildung – Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt auf der anderen Seite sind für Schmid die zwei unabdingbaren Voraussetzungen einer erfolgreichen Integration. Eine Milliarde Euro habe die Bundesregierung bis zum Ende dieses Jahres für Deutschkurse ausgegeben und damit rund die Hälfte der zwei Millionen Menschen mit Sprachproblemen erreicht. Eine solche Summe müsse man nochmal in die Hand nehmen, so Schmids Wunsch. Ähnlich argumentiert der Sozialdemokrat in punkto Arbeitsmarkt. Nach wie vor liege die Arbeitslosenquote bei Migranten doppelt so hoch wie bei Deutschen – betroffen seien vor allem Türken und Italiener. „Das ist ein Schichten-, kein Kulturkreisproblem.“ Zusätzliche Sprachkurse an Hauptschulen, sowohl in der Muttersprache wie auch in Deutsch, seien hier notwendig. Das politische Handeln sieht indessen anders aus, wie sowohl anwesende Lehrer als auch Vertreter von Caritas, BI Asyl und Amnesty International am Donnerstag beklagen. Just in diesem Bereich habe man mit Kürzungen oder – wie bei Deutschkursen – mit schlechter Bezahlung der Lehrkräfte zu kämpfen. Ein Problem, das Schmid unumwunden einräumt: „Die Tatbestände sind richtig benannt.“ Bei deren Lösung wären wiederum die politischen Entscheidungsträger gefragt. Das Bundesamt kann nur anmahnen. Einen eigenen Punkt bei seinen Ausführungen widmet Schmid dem Thema Asyl. Während man 1992 als Folge des Jugoslawien-Kriegs mit 440.000 Asylbewerbern einen Höchststand erreicht habe, seien diese Zahlen in Folge des „Asylkompromisses“ stetig rückläufig. Vor dem Hintergrund der europäischen Flüchtlingspolitik macht Schmid deutlich. „Wir haben im Grundgesetz, das Verbot der Todesstrafe verankert.“ Wenn man auf die steigenden Flüchtlingszahlen über das Mittelmeer – jährlich ertrinken 1.000 Menschen beim Versuch, Europa zu erreichen – aber nur mit polizeilichen Maßnahmen a la Frontex reagiere, dann „steht das zu den Wertentscheidungen unseres Grundgesetzes im Widerspruch“. Statt zunehmend auf Abwehrmaßnahmen zu setzen, gelte es, Fluchtursachen zu bekämpfen. Migrations- und Entwicklungspolitik müssten miteinander verzahnt werden. An oberster Stelle müsse hier, wie bei der gesamte Integrations- und Migrationsdebatte der Grundsatz gelten: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dass es angesichts von Migration und der daraus folgenden Integration Ängste in der Bevölkerung gebe, sei verständlich, so Schmid, zumal in Deutschland, wo lange die Vorstellung eines „ethnisch homogenen Nationalstaats“ vorherrschend gewesen sei. Das Wort Rassismus nimmt Schmid dabei nicht in den Mund, spricht aber von einer „irren Annahme“. „Seit es den Menschen gibt ist er unterwegs. Migration gehört zum Menschen.“ Allein zwischen 1952 und 2008 sind 38 Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert, 28 Millionen haben das Land im gleichen Zeitraum verlassen. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung hat Schmid zufolge Migrationshintergrund. Die aktuellen Zuwanderungszahlen nehmen sich mit rund 80.000 Menschen jährlich äußerst bescheiden aus. Das sei nicht nur in jeder Hinsicht verkraftbar, sondern angesichts der demographischen Entwicklung zu wenig. „Das Deutschland der Zukunft muss eine offene Gesellschaft sein“, fordert Schmid. Dieses Land dürfe zwar „die erste Loyalität“ von den Migranten verlangen, allerdings gehe es dabei nicht um Assimilation, sondern „Identifikation unter Respektierung der Identität“. Schmids Botschaft, die er an diesem Abend mehrfach ausgibt: „Integration ist ein Thema, das lösbar ist.“ Die Humboldtstraße ist Beleg dafür, dass Schmids Optimismus begründet ist. Das Publikum am Donnerstag ist bunt gemischt, sowohl was das Alter als auch die Herkunft betrifft. Der ehemals verrufene Stadtteil hat sich im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ spürbar gemausert – äußerlich durch Sanierung, Neubau und Platzgestaltung, vielmehr aber, was das Zusammenleben betrifft. Nationalitäten-Abende, kostenlose Deutschkurse, Gesprächsrunden, in denen man von Nachbarin zu Nachbarin über verschiedene Ausprägungen des Islam spricht – all das habe Ängste abgebaut und stattdessen Neugier geweckt, erzählt Burgi Geissler (Foto) im Lauf der Diskussion. „Integration ist möglich. Es tut gut und wir werden weltoffener“, sagt sie. Geissler kümmert sich seit zehn Jahren als hauptamtliche „Quartiersmanagerin“ um die sozialen Belange in der Sozialen Stadt. Vom Oberbürgermeister wie auch vom Stadtrat wird das Projekt quer durch alle Fraktionen gelobt und befürwortet. „Hier kann man die Bedingungen, unter denen Probleme entstehen unmittelbar angehen“, sagt Burgi Geissler. Ein Folgeprojekt – im Kasernenviertel – war angedacht, liegt aber nun auf Eis, denn just die Mittel für diese Integrationsarbeit will die schwarz-gelbe Bundesregierung streichen. Übrig bleiben Baumittel und Kampfansagen für „Integrationsverweigerer“.

Atomkraft eint zerstrittene CSU

Just am selben Tag, an dem im Bundestag die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschlossen wurde, hat diese Debatte auch den Regensburger Stadtrat erreicht. Die SPD-Fraktion hat am Donnerstag einen entsprechenden Resolutionsantrag eingebracht, mit dem die Stadt Regensburg ihre ablehnende Haltung zum Ausdruck bringen sollte. Und siehe da: Während der schwarz-gelben Regierungskoalition in Berlin 24 Abgeordnete von […]

Quartett mit Dame

Musik ist drin bei der Justiz. Die Stadt Regensburg hat am Donnerstag zur Feierstunde in den Historischen Reichssaal geladen, um gemeinsam mit Justizministerin Beate Merk (Foto) gleich drei Exponenten der Regensburger Gerichtsbarkeit gebührend zu würdigen. Es ist ein Abschied, ein Aufstieg und eine Ankunft, die heute gefeiert werden. Im Zentrum des Stabwechsels: der ehemalige Leitende […]

Was ist links?

Ein ambitioniertes Programm hat sich der Sozialistisch demokratische Studierendenverband (SDS) Regensburg für November vorgenommen. „Was ist links?“, lautet die (nicht gerade selten formulierte) Fragestellung, die bei insgesamt 13 Veranstaltungen erörtert werden soll (hier das komplette Programm). Nicht an der Universität, sondern an verschiedenen Orten in der Stadt. Eine Möglichkeit zur kontrovers-konstruktiven Debatte? Trockenes Theoriegerede? Oder […]

Frontex fürs Hohe Kreuz!

Frontex – das ist eine vor sechs Jahren eingerichtete „EU-Agentur“, die dafür sorgt, dass möglichst wenig Flüchtlinge europäischen Boden erreichen (Jahresbudget 2010: 86 Millionen Euro). Zumeist tut Frontex das auf hoher See und während sich die Agentur nach außen menschenfreundlich und humanitär gibt, kritisieren Organisationen wie Pro Asyl oder Human Rights Watch seit längerem, dass […]

Warum blieb der Nazi-Schläger auf freiem Fuß?

Warum wurde der Picasso-Schläger erst jetzt festgenommen?, fragt das Bündnis „Keine Bedienung für Nazis“. Wie berichtet wurde der mutmaßliche Rädelsführer des neonazistischen Überfalls auf das Regensburger Lokal am 15. Oktober in Untersuchungshaft genommen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass er bereits vor diesem Überfall mehrfach wegen Randale, rechtsradikaler Parolen und Körperverletzung von der Polizei festgenommen worden war. […]

Kunst, Beuys, Business

Kunstwerke sind es nicht – die Plakate, die da an den Wänden im neuen Ausstellungsraum des Neuen Kunstvereins hängen – in einer ehemaligen Sparkassen-Filiale im Einkaufszentrum in Regensburg-Königswiesen Nord. Wie bei einem Ableger des Finanzunternehmens sieht es dort nach wie vor aus, obwohl weder das Original-Logo noch das Wort „Sparkasse“ auftauchen. „Beratung inklusive“ heißt die […]

Nach drei schweren Körperverletzungen: Vorbestrafter Prügel-Nazi (endlich) in U-Haft

Er ist der mutmaßliche Rädelsführer beim Überfall einer Neonazi-Clique auf die Kneipe Picasso Ende Juni: Seit vergangener Woche sitzt ein 25jähriger aus dem Landkreis Regensburg in U-Haft. Das teilen Polizei und Staatsanwaltschaft heute in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit. Wie nun bekannt wurde, war der Mann erst im Februar aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er […]

Gewerbesteuer-Erlass: „Die Verwaltung hat keinen Fehler gemacht“

Über zwei Stunden lang diskutierten die Stadträte am Donnerstag in der nichtöffentlichen Sitzung des Regensburger Finanzausschusses die Causa „Gewerbesteuererlass für das Hotel Bischofshof“. Um kurz vor 22 Uhr heißt es dann übereinstimmend von mehreren Teilnehmern: „Die Verwaltung hat keinen Fehler gemacht.“ „Fragen Sie uns ein Loch in den Bauch, wenn Sie einen Verdacht haben“, hatte […]

Gewerbesteuer-Erlass: Klärungsbedarf und ein unklares Insolvenzverfahren

Gleich zwei Mal muss sich der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Regensburger Stadtrats heute mit dem heiß diskutierten Gewerbesteuererlass für das Hotel Bischofshof am Dom befassen. Auf 252.000 von ehemals 360.000 Euro Schulden verzichtete die Stadt im Rahmen eines Vergleichs vor dem Finanzgericht Nürnberg. Die Stadträte wurden darüber am 19. August in nichtöffentlicher Sitzung des Ferienausschusses […]

Eisenberg-Anwalt erwägt Verfassungsbeschwerde

„Es ist bemerkenswert, in einem derartigen Fall Entscheidungen des OLG aus der Presse erfahren zu müssen“, schreibt Rechtsanwalt Helmut von Kietzell in einer heute verbreiteten Presseerklärung. Er und sein Kollege Andreas Tronicsek vertreten die Familie von Tennessee Eisenberg. Das Oberlandesgericht Nürnberg hatte den Klageerzwingungsantrag der Familie am Dienstag abgewiesen und dies in einer heute Vormittag […]

Endgültig: Keine Anklage im „Fall Eisenberg“

Knapp eineinhalb Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den Studenten Tennessee Eisenberg scheint der Fall nun endgültig abgeschlossen zu sein. Das Oberlandesgericht Nürnberg hat den Klageerzwingungsantrag der Familie zurückgewiesen (Begründung im Wortlaut am Ende des Artikels). Damit wird es keine Anklage gegen die beiden Polizeibeamten geben, die am 30. April 2009 insgesamt 16 Schüsse auf […]

Ostentum: 65 Meter – oder weniger

„Damit hat sich der Investor keinen Gefallen getan“, sagt Joachim Graf (ödp). „Wir sind sehr unglücklich über diese Eskalation“, meint Christian Schlegl (CSU). „Bei solchen Vorwürfen muss Herr Ruscheinsky schon den Beweis antreten“, schimpft Norbert Hartl (SPD). Am Dienstag wurde den Stadträten im Planungsausschuss die „Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung“ (SVU) zum Ostenturm präsentiert. Wie berichtet, hält das damit […]

In eigener Sache: Endspurt beim Social Media Preis – heute noch einmal für regensburg-digital abstimmen!

Wir haben es geschafft: regensburg-digital.de wurde via Facebook-Abstimmung für die zweite Runde des Social Media Preises Deutschland in der Kategorie „Gesellschaft“ nominiert. Das freut uns! Wir bedanken uns bei allen, die ihre Stimme für uns abgegeben haben. Noch bis zum 27. Oktober läuft jetzt die zweite Runde, bei der ohne Facebook-Account abgestimmt werden kann. Dabei […]

Nach Gutachten: Ostenturm vor dem Aus?

108 Meter soll er hoch werden – der Ostenturm, den Alexander Ruscheinsky und Konrad Habbel im Businesspark Regensburg in der Nähe der Osttangente errichten wollen. Vor gut fünf Jahren haben die beiden ihre Hochhaus-Idee der Öffentlichkeit vorgestellt, das fünfthöchste Gebäude in Bayern soll es werden. Nun sieht es ganz so aus, als müssten die beiden […]

Stadtrat fordert Hausverbot für rechtsextreme „Hassprediger“

Sie sind gewalttätig, beuten das deutsche Sozialsystem aus und wollen sich partout nicht integrieren – das ist das Bild, das Udo Ulfkotte von „Orientalen“ zeichnet. Unter diesem Begriff fasst er Muslime, „zugewanderte anatolische Frauen“, „aggressive Intensivstraftäter“, „illegal hier lebende Türken“ etc., etc. zusammen. Erschienen ist Ulfkottes Hasstirade auf die „Heuschrecken der Migrations- und Integrationsindustrie“ (Titel: […]

Tipp: Literatur und BRATZE

Juli Zucker, Lucia Mederer und Manuel Niedermeier – so lauten die Namen der drei jungen Autoren, die bei der on3-Lesereihe 2010 für Regensburg ins Rennen gehen. Am Montag, 18. Oktober, fällt um 20 Uhr in der Alten Mälzerei der Startschuss für eine Woche Literatur und Live-Musik in fünf bayerischen Städten, veranstaltet von on3, dem Crossmedial-Programm […]

BayernLB: Verwaltungsräte und Vorstand sind haftbar

Sauber! Laut einem 1.300 Seiten starken Gutachten der Anwaltskanzlei Flick Gocke Schaumburg können Vorstände und Verwaltungsräte der BayernLB in die (bislang stets bestrittene) Verantwortung genommen und für ihre milliardenteuren Fehlentscheidungen haftbar gemacht werden. Das heißt: Schadenersatz! Im Fokus steht dabei neben Erwin Huber, Günther Beckstein und CSU-Fraktionschef Georg Schmid auch der Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger. […]

drin