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Regensburger Fachtagung „Frühe Hilfen“ 2015

PM der medbo

Regensburger Fachtagung „Frühe Hilfen“ 2015

Kooperativ Bindungen stärken und Kinder schützen

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Der Schutz der Kinder kann nicht früh genug beginnen. Alle Fachkräfte in Gesundheitswesen und Jugendhilfe, die mit psychisch kranken Eltern und deren Kindern bis zum Alter von drei Jahren zu tun haben, wollen gemeinsam ein breit angelegtes Netz von den „Frühen Hilfen“ aufbauen. Die Fachtagung „Frühe Hilfen“ brachte erstmals die wichtigsten Handlungspartner und Ideengeber zwei Tage lang in Regensburg an einen Tisch. Initiator der Fachtagung war die medbo Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP), der mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg (KJF) wichtige Kooperationspartner zur Seite standen.

Seit einigen Jahren stehen die Kinder psychisch kranker Eltern im Blickpunkt der Fachöffentlichkeit. Projekte, die sich diesen Kindern zuwenden, deren Lebensbedingungen, Belastungen und Nöte erforschen, aber auch ihre Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten ausloten, sind bundesweit bekannt. Dabei hat sich der Fokus zunehmend von den Auswirkungen hin zur Förderung und Prävention dieser Kinder und deren Familien verschoben. Die Regensburger Fachtagung „Frühe Hilfen“ widmete sich wortwörtlich der Perspektive der ganz kleinen Kinder im Alter bis drei Jahren.

Der Bezirk Oberpfalz und die medbo werden in den nächsten Jahren den Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie deutlich ausbauen. „In den nächsten fünf Jahren ist eine Fallzahlsteigerung von mindestens 30% zu erwarten. Der Bezirk Oberpfalz wird deshalb in den kommenden Jahren mit etwa 30 Millionen Euro die Versorgung mit Klinikneubauten und -erweiterungen forcieren“, betonte Bezirkstagspräsident Franz Löffler.

Unterstützt wurde die Tagung durch die Bayerischen Staatsministerien für Gesundheit und Pflege sowie Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml unterstrich in ihrem Grußwort vor den fast 300 Teilnehmern der Fachtagung die Bedeutung der Frühen Hilfen im Präventionskonzept ihres Ministeriums: „Die große Herausforderung besteht darin, Hemmschwellen abzubauen und die Beratung von Eltern als etwas Selbstverständliches zu vermitteln. Gerade die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die weitere Entwicklung eines Kindes, insbesondere, was Stresstoleranz, Bindungs- und Bildungsfähigkeit anbelangt. Frühe Hilfen leisten hier vor allem einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz. Damit tragen sie maßgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und leisten einen elementaren Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit.” Gefördert wurde die Tagung durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen.

Hilfe anbieten – so früh wie möglich

„Seit einiger Zeit kommen zunehmend auch Säuglinge in die KJP-Ambulanz. Deren Eltern machen sich häufig Sorgen um die Entwicklung ihrer Kinder, zum Beispiel in Bezug auf Schreien, Schlafen oder Kommunikation“, berichtet Dr. Christian Rexroth, kommissarischer Ärztlicher Direktor der KJP. „Immer häufiger fällt dem KJP-Team auf, dass die Ursache für das gestörte Bindungsverhalten des Kleinstkindes möglicherweise in einer psychischen Erkrankung der Eltern oder eines Elternteils begründet liegt“.

Gerade Kinder bis drei Jahre sind von der Versorgung ihrer Eltern abhängig. Wenn ein Elternteil durch eine psychische Erkrankung beispielsweise eine negative Haltung gegenüber dem Kind einnimmt, die Emotionen und Bedürfnisse ihrer Sprösslinge nicht adäquat wahrnimmt oder mit der Betreuung überfordert ist, kann sich das auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Häufig kommen weitere Belastungen wie finanzielle Sorgen, partnerschaftliche Probleme oder Arbeitslosigkeit dazu. Daher ist es wichtig, den psychisch kranken Eltern(-teilen) und ihren Kindern rasch, kompetent und interdisziplinär im multiprofessionellen Team zu helfen.

Partner „Frühe Hilfen“: Katholische Jugendfürsorge und Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg

Eltern können sich unbürokratisch und kostenfrei an eine der zehn Erziehungsberatungsstellen der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg wenden. Bei stark überforderten Familien ist ein besonderes Arbeitsbündnis von Hilfen nötig. Hier sind eine Früherkennung und Anbahnung von Hilfen durch die grundliegenden Anlaufstellen, etwa Geburtsklinik, Hebamme, Kinderarzt, Krippen und Tagesmütter sowie die Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi) erforderlich. „Die Erziehungsberatung stellt dann eine weitergehende intensive Hilfe zur Erziehung dar und ist häufig in der „zweiten“ Reihe für die pädagogisch-therapeutische Begleitung von Familien im Rahmen des Gesamtnetzwerkes von „Frühen Hilfen“ zuständig“, führte Dr. Hermann Scheuerer-Englisch, Leiter der Erziehungs-, Familien- und Jugendberatungsstellen der KJF aus.

Michael Eibl, Direktor der KJF, misst den Erziehungsberatungsstellen der KJF im Netzwerk „Frühe Hilfen“ großen Stellenwert bei. „Dies zeigt sich in der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Angebote wie zum Beispiel Gruppen für Trennungs- und Scheidungskinder, Schreibabyambulanz, Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund, Begleitung des Mutter-Kind-Hauses und vieles mehr“, so Eibl.

Auch für die Studierenden der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg ist das Thema „Frühe Hilfen“ von großer Bedeutung und spielt im Rahmen von Forschungsschwerpunkten eine wichtige Rolle. „Das Besondere am Konzept dieser Fachtagung aus unserer Perspektive ist der interdisziplinäre Blick von Seiten der Pädagogik, der Sozialpädagogik, der Psychologie, der Medizin insbesondere der Psychiatrie und Psychotherapie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und nicht zuletzt der Sozialen Arbeit auf das Thema Frühe Hilfen“, erläuterte die OTH-Vizepräsidentin Prof. Klaudia Winkler. Dieser Blick entspricht auf wissenschaftlicher Ebene gewissermaßen dem, was seit Inkrafttreten des Kinderschutzgesetzes im Jahr 2012 auch in der Praxis der Frühen Hilfen umgesetzt wurde und wird.

Die Zuständigkeit zwischen den medizinischen Fachbereichen (Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hausärzte) und die  Zusammenarbeit mit der regionalen Kinder- und Jugendhilfe und den Sozialpsychiatrischen Diensten ist teilweise dem Engagement auf lokaler Ebene überlassen.

Die Angebote für psychisch kranke Eltern und deren Kinder aus den verschiedenen Bereichen der medizinischen Versorgung, der Kinder- und Jugendhilfe und der psychosozialen Angebote sollen miteinander besser verbunden werden. Diese Hilfen sollen möglichst zu einem „frühen Zeitpunkt“ im Leben der Kinder und deren Familien einsetzen. An diesem Punkt will ein Projekt ansetzen, das Kinder und deren psychisch kranke Eltern unter Einbeziehung außerfamiliärer Kinderbetreuung fördern soll.

Mit dieser Fachtagung wurde Prof. Dr. Klaus E. Grossmann anlässlich seines 80. Geburtstages gewürdigt, der ein hoch anerkannter Lehrer und Förderer ist und den viele Fachleute aus dem wissenschaftlichen Diskurs kennen und schätzen gelernt haben.

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