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Regensburger Familienzusammenführung

„Das war schon was anderes heute“, sagt Andi Teichmann. „Letztes Mal haben wir 400 Leute zum Tanzen gebracht.“ Trotzdem war das „Sitzkonzert“ von Vater und Söhnen Teichmann am Sonntag ein Ereignis. Steuersparmodelle sind hip, nicht erst seit der Moderne. Schon 1634 bewiesen die bayerischen Herzöge Kreativität gegen die Macht der freien Reichsstadt Regensburg und schufen mit dem Andreasstadel in Stadtamhof Konkurrenz gegen das Monopol der Domstädter auf den Salzhandel. Doch das, was am Sonntag Abend in den altehrwürdigen, von massiven, gut 50 Zentimeter starken Holzbalken gesäumten Räumen des „Künstleratelier Andreasstadel“ abging, hätte eine mittelalterliche Seele zumindest ziemlich verwirrt: Bässe wummern, Synthie-Sounds zwitschern, dazu wiederholt ein Saxophon melodiös eine simple Jazz-Melodie. Computer greifen das Thema auf, verfremden es, bis es zum Rhythmus eines Techno-Beats erwachsen ist, während der Musiker bereits beim übernächsten Blasinstrument angekommen ist. Klarinette, Flöte, orientalische Geräte, selbst ein kleines Xylophon spielt der Jazzer – und seine jungen Kollegen greifen die Klänge mit spielerischer Leichtigkeit auf. Die sind zuständig für die harten Beats und die elektronischen Klänge. Mischpultregler fliegen rauf und runter, Potis drehen sich, blaue, rote, weiße und gelbe Kabel landen während der Tracks in den Buchsen zahlloser Gerätschaften – woraufhin Töne entstehen, die beim Zuhörer Assoziationen mit uralten afrikanischen Tribal Sounds, stampfenden, schweißtriefenden Technoclubs oder diversen Hip-Hop-Tönen aus den Metropolen der neuen Welt zum Leben erwecken.

Teichmann reloaded

Die über hundert Zuhörer auf den Kinosesseln – das Ereignis war seit Tagen ausverkauft – nahmen die wohl kurioseste „Familienzusammenführung“ Regensburgs begeistert auf. Ein Vater und seine beiden Söhne, das sieht man nicht oft auf einer Bühne. Heißt die Familie noch Teichmann, dann weiß wenigstens jeder zweite Regensburger, dass hier konzentrierte Kreativität am Werk ist. Papa Uli Teichmann, Liebhaber von Free Jazz und Gründer des legendären Jazzclubs Kneiting gibt die Themen vor, die seine Söhne Andreas und Hannes (preisgekrönte DJs, Komponisten, Live-Musiker) elektronisch aufgreifen, samplen, verfremden, in ungeahnte Dimensionen entführen. Die Saxophonklänge werden so zu Flächen, Beats, schrillen Zwitschern und endlosen Loops.

Destillierte Kreativität

Wer sich davon ein Bild machen will, zieht sich die letzten beiden Werke der „Gebrüder Teichmann“ rein. Auf der Scheibe „BLNRB – Welcome to the Madhouse“ (Berlin-Nairobi) haben sie – unterstützt vom Goethe-Institut – zusammen mit Musikern (sowohl traditionellen als auch Hiphoppern) aus Kenias Hauptstadt und Berlin einen europäisch-afrikanischen Kulturmix erster Güte produziert. Auf dem jüngsten Album „They made us do it“ raffiniert gar der Papa zum ersten Mal die Elektrosounds der berühmten Söhne mit seinen Jazz-Klängen. Veranstalter Medard Kammermeier, langjähriger Leiter der Kurzfilmwoche und Betreiber der Kinos im Andreasstadl, fand dementsprechend für seine Vorstellung der Künstler auch die passenden Worte: „So soll es in einer Familie laufen: Der Vater gibt das Thema vor, und die Jungs machen was draus.“

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Kommentare (2)

  • Begeisterter Besucher

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    Pop? Jazz? Ausverkauft bis auf den letzten Platz? Kann das mal jemand auch unserem Kulturreferenten und seinen Kultursommer-Verantwortlichen stecken?

    War ein wirklich großartiges Konzert. So bekommt man auch mal Musikanhänger verschiedenster Genres gemeinsam in ein Konzert (ähnlich wie auch schon beim Teichmannprojekt DJ Machaut – http://dj-machaut.de ). Würde auch den Regensburger Rathaus-Konzerten gut zu Gesicht stehen.

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  • Ein Fest im geschundenen Viertel | Regensburg Digital

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    […] Den Linken hat zwar der kleine Sturm am Samstag ihren Pavillon abgeräumt, sie sind aber immerhin in Form von Ulrich Teichmann präsent, der als mittelalterlich verkleideter Troubadour zwar eigentlich beim Spectaculum auf dem Grieser Spitz unterwegs ist, aber schon mal die Seiten wechselt, um auch beim Ostengassenfest ein wenig die Laute zu spielen. Politisch und musikalisch. […]

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