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Servus, Punker-Mike!

„Ich wollt doch nur mal das Gewehr halten.“ Vor elf Jahren stahl ein kahlköpfiger Mann mit Hornbrille, Unterhemd und abgeschnittener Jeans einem pompös kostümierten Trupp von schwedischen Soldaten, der über den Haidplatz zog, die Schau. Er wollte was und ließ sich davon nicht abbringen.

Warum die Schweden damals nach Regensburg kamen, weiß eigentlich kaum noch einer, aber dass der Punker-Mike einem der Soldaten einen Arschtritt verpasst hat, weil er doch nur mal kurz das Gewehr halten wollte und der ihn nicht ließ, schaffte es bis in die Tageszeitung.

Gekannt hat ihn vorher schon jeder, der mit offenen Augen durch Regensburg gegangen ist. Oder wenigstens mit offenen Ohren. Nicht unter seinem bürgerlichen Namen – Michael Hinz. Das war der Punker-Mike.

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Wenn man Sex Pistols, Motörhead oder John Lennon vom Haidplatz gehört hat und eine laute, heisere Stimme, die auf die Qualität dieser Musik hingewiesen, mitgesungen oder auch mal nur gepöbelt hat, dann wusste man: Der Mike ist da, mit dem Ghettoblaster und einigen von seinen viele Kassetten.

Hart, aber manchmal herzlich. Laut, aber immer friedlich. Einige haben sich gefreut, wenn sie ihn getroffen und seine Musik gehört haben, andere haben einen weiten Bogen um ihn gemacht. Gekannt haben sie ihn alle.

In den 80ern hat Mike seinen Geburtsort im Bayerischen Wald verlassen und ist in Regensburg aufgeschlagen. Am Haidplatz, dort, wo sich die Punks, die Unangepassten, die Schnorrer und Aussteiger getroffen haben. Einer von den Haidplatz-Punks, die Eingang in den einen oder anderen Regensburger Bildband aus dieser Zeit gefunden und mit deren Vertreibung sich die Stadtoberen über Jahre beschäftigt haben.

Mike ist hier geblieben. In Regensburg und – abgesehen von den letzten Jahren – auch am Haidplatz. Und er ist das geworden, was man abgedroschen ein Original nennt, eine Ikone – wofür eigentlich? Für die Liebe zur Musik? Für Geradlinigkeit? Für ein anderes, ein unangepasstes Leben, dafür, sein Ding durchzuziehen vielleicht?

Die Geschichte von der Vertreibung der Schweden ist nur eine von vielen. Es ist eine von den lauten.

Dass es da auch den ruhigen, zurückhaltenden Mike gab, wussten alle, die ihn näher kannten. Alle, denen er mal ein Tape aufgenommen, denen er eine seiner Ton-Skulpturen geschenkt, die er mal zum Essen in seine Bude eingeladen hat oder die sich einfach mal länger mit ihm unterhalten haben.

Mitte Oktober, kurz vor seinem 51. Geburtstag, ist Michael Hinz gestorben. Über hundert Menschen haben am Montag bei einer Trauerfeier am Dreifaltigkeitsberg Abschied von ihm genommen: Familie, Freunde und Freundinnen, Künstler, Musiker, DJs… Die zwei Lieder am Ende hätten Mike sicher gefallen: „Hey, hey, my, my“ von Neill Young und „I did it my way“ von den Sex Pistols.

Servus, Mike! Das nächste Mal muss Regensburg die Schweden ohne Dich vertreiben.

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Kommentare (18)

  • anti

    |

    Haidplatz in Mikeplatz umbenennen!

  • Heribert

    |

    Wo ist der “Gefällt mir”-Button?

  • Keyser Söze

    |

    Wenn Du ihn findest, drück ihn für mich mit.

  • peter sturm

    |

    herr aigner!
    installieren sie sofort diesen button!!

  • frage

    |

    Ich kannte Ihn leider nicht, aber dennoch: RIP Mike! Gibt leider nicht mehr viel Originale.

  • metallgestalt

    |

    der Knopf ist doch da, nur heisst er hier “Unterstützen Sie uns jetzt !”

  • Eleonore

    |

    Dankeschön für die Erinnerung an Michael und für die Bilder. Ich habe Michael noch aus Niederbayern gekannt – als er 16 oder 17 Jahre alt war – ein empfindsamer und total liebenswürdiger Mensch.
    Vor sechs, sieben Wochen habe ich ihn am Arnulfsplatz getroffen und er hat mit mir über das Leben nach dem Tod gesprochen und was das alles für einen Sinn hat ……….. . Und daß es ihm wichtig sei über sowas zu sprechen und nachzudenken.
    Als ob er gewußt hätte, daß er bald auf die andere Seite gehen würde. “Break on through to the other Side”, Michael. Ich habe mich immer gefreut Dich zu treffen und ich wünsche Dir eine gute Heimkehr ans Herz der Großen Mutter !!!!

  • Luna Schneck

    |

    Ich kannte Mike nicht. Ein Frage, wovon hat er gelebt, hat er sich selbst finanziert ?

  • Eleonore

    |

    Grüß Dich Lunar Schreck,
    ich weiß nicht wovon er gelebt hat und finde das eine reichlich seltsame Frage! Es erinnert mich an die Einleitung zu “Der kleine Prinz”. Saint Exupery schreibt , die großen Leute interessieren sich immer und stets dafür, was für einen Beruf die Menschen haben.

  • Steve

    |

    Der Punker-Mike ist mir seit ca. 25 Jahren ein Begriff und oft genug sah man ihn gegenüber vom Rockcafe mit aufgedrehtem Radio und einer Flasche Bier. Ist wirklich sowas wie ein Original, genauso wie Rosa mit dem Zeitungskiosk am Arnulfsplatz oder den beiden älteren Männern mit ihrem seltsamen Tanzstil im Scala oder der mit der Lederhaube immer herumgegangen ist, LSD-Charlie oder der, der im Stadtbus immer so Schreie gemacht hat, weil er im Krieg mal verschüttet war, gibts alle nichtmehr. Was ist dem Mike eigentlich zugestoßen?

  • jaja

    |

    …und der, der Sommer wie Winter immer barfuß gelaufen ist trägt seid Jahren wieder Schuhe.

  • H. Müller

    |

    Ich glaube, der war Premium Senior Consulting Manager bei einer Rating-Agentur oder so.
    So ‘ne blöde Frage.

  • Steve

    |

    den hab ich auch dieses Jahr barfuß gesehen, der kann es nicht lassen, incl. Mundschutz ;) Und der immer mit seiner Pseudokapitänsuniform herumläuft, naja, der ist eigentlich nicht der Rede wert.

  • Problem?

    |

    @Steve: ..naja, der ist eigentlich nicht der Rede wert.

    Bitte ein bisschen mehr Respekt vor unseren Mitmenschen!

  • Eleonore

    |

    Den mit seiner Kapitänsuniform sah ich erst am Samstag. Und ich freue mich immer, einen echten Kapitän zu sehen. Denn daß er einer ist, sieht man ihm an. Die Würde und Eleganz mit der er sich und seinen schönen weißen Anzug durch die Stadt bewegt.
    Wer weiß auf wieviel Kreuzfahr- Piraten- Entdecker- und anderen Schiffen er schon unterwegs gewesen ist – sei es auch nur in seiner Phantasie.
    Solche Menschen machen die Welt bunter als irgendein x-beliebiger Fuzzi, der dem neuesten Trend von irgendeinem Label hinterherhechtet – und so normal ist, daß kein Platz für was anderes bleibt in seiner Welt als vorgefertigte Schablonen.

  • Neuromancerr

    |

    HaHa, das gefällt mir. Mike hätte es sicher auch gefallen. Das war ihm immer sehr unrecht, wenn nach solchen nichtsnutzigen Infos gefragt wurde. Jede Gesellschaft kann und muss sich Menschen leisten, die nicht arbeiten. Die Menschen (aus Neid!!) als Faulpelze oder Schmarozer zu bezeichnen ist erbärmlich.

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