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Hartz IV-Abzocke

Vom Puff zum Wohnklo

Nettomieten von bis zu 25 Euro pro Quadratmeter verlangt ein Regensburger Vermieter für schäbige Zimmerchen im ehemaligen Bordell „Moulin Rouge“. Bezahlt wird das vom Steuerzahler. Der Kniff für diese Geschäftemacherei steht im Mietvertrag: Mietpreisbremse gilt wegen Möblierung nicht.

Das ehemalige "Moulin Rouge" in Burgweinting ist heute ein "Apartment-Wohnheim" mit Spitzenpreisen...

Das ehemalige “Moulin Rouge” in Burgweinting ist heute ein “Apartment-Wohnheim” mit Spitzenpreisen…

Als das Doppelhaus in der Obertraublinger Straße 26 und 26 a im Volksmund noch „der Dorfner“ genannt wurde, haben die Burgweintinger hier ihren Feuerwehrball gefeiert und trafen sich zum Bier trinken und Schafkopfen. Als später daraus ein Puff namens „Moulin Rouge“ mit angeschlossener Pizzeria wurde, von der Gäste erzählen, dass sich auf den Esstischen ab und an noch Überbleibsel der nächtlichen Ausschweifungen fanden, galt der Ort als verrucht, manchen gar als Schandfleck. Heute ist die rote Beleuchtung blauer Wandfarbe gewichen, statt „Moulin Rouge Cabaret“ prangt ein Schild mit der Aufschrift „Dorfner Grundstücksverwaltung“ an der Außenmauer und statt Festsaal oder Zimmern für gewisse Stunden beherbergt das Gebäude nun – so steht es auf der Internetseite von Eigentümer Karlheinz Dorfner – ein „Appartment-Wohnheim Art-Boardinghaus“.

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390 bis 550 Euro für Mini-Buden

Dorfner, der auf Fotos gern vor teuren Bentleys und Harley Davidson-Motorrädern posiert und sich auf seiner Facebook-Seite gelegentlich über die Ungerechtigkeiten des Hartz IV-Systems echauffiert, schreibt auf seiner Homepage, dass das Wohnheim „eine Zufluchtsstätte bei Bedürftigkeit“ sei. Zimmer gibt es für eine, maximal zwei Personen – bei Preisen zwischen 390 und 550 Euro pro Monat wie man dort liest. Weiter heißt es: „Die Mieter bevorzugen eine Wohnsituation, deren Atmosphäre und Umgebung sich von einem Hotel, Ferienhaus oder Beherbergungsbetrieb unterscheidet.“ Diesen Ansprüchen genügt das „Appartment-Wohnheim“ (Schreibung im Original) zweifellos, denn als Hotel oder Ferienhaus wären die Zimmerchen, für die Dorfner diese stolzen Preise verlangt, unvermietbar.

Die Briefkästen haben lediglich einen Riegel und können nicht abgeschlossen werden.

Die Briefkästen haben lediglich einen Riegel und können nicht abgeschlossen werden.

Rechts und links neben den beiden Eingangstüren hängen die Briefkästen. Sie verfügen über kein Schloss, sondern lediglich einen Riegel, der von jedem Vorbeigehenden geöffnet werden kann. Post ist hier nicht sicher. Es gibt rund 50 Klingelschilder – keine Namen, nur Nummern. Im Haus enge Flure und Treppen mit abgenutztem Linoleum-Boden, das Licht funktioniert nur teilweise. Tür zwängt sich an Tür bis in die hintersten Ecken, selbst in die Doppelmansarde am Dachstuhl lassen sich noch „Apartments“ pressen. Auf jedem Stockwerk findet sich jeweils eine mit „Toilette“ und „Dusche“ beschriftete Tür.

Fünf Mieter teilen sich Klo und Dusche

Nein, auf den Zimmern gebe es beides nicht, erfahren wir von Bewohnern, an deren Tür wir schließlich klopfen. Jeweils etwa fünf Parteien müssten sich Klo und Dusche teilen. Das Haus bestehe zum größten Teil aus Ein-Zimmer-Apartments zwischen gut zehn und gut zwanzig Quadratmetern, die man „möbliert“ mieten müsse. In den Zimmern derselbe abgewohnte Linoleum-Boden wie auf dem Flur, sichtlich billiges und älteres Mobiliar, zwei Kochplatten dienen als „Küche“.

Klo und Dusche für fünf Mieter.

Charmant in die Ecke gepresst: Klo und Dusche für fünf Mieter.

Mehrere Gespräche bestätigen den Eindruck: Hier wohnen Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt in Regensburg nirgendwo mehr unterkommen – Hartz 4-Empfänger . Sie sind es, die die auf Dorfners Homepage angepriesene „Atmosphäre und Umgebung“ nicht unbedingt „bevorzugen“, aber hinnehmen müssen – mangels Alternativen. Die Nettomieten von bis zu 25 Euro pro Quadratmeter, die hier verlangt werden, wären für sie unerschwinglich. Es bezahlt – der Staat, in erster Linie das Jobcenter. Wie kann das sein, wo das Jobcenter Regensburg doch erst kürzlich Negativschlagzeilen machte, weil es einem jungen Mann den Umzug nicht bewilligen wollte, weil die neue Miete angeblich gegen die Mietpreisbremse verstößt? Es scheint ein lukratives Geschäftsmodell dahinter zu stecken.

Direktzahlung der Miete vom Jobcenter ist Vertragsbedingung

Auf dem Weg zum Dachstuhl...

Auch direkt unterm Dachstuhl…

Von Gesetz wegen zahlen die Jobcenter solche Mieten, die „angemessen sind“ – laut Rechtsprechung sind das solche im sogenannten „unteren Preissegment“ für Wohnungen von theoretisch bis zu 50 Quadratmeter pro Person. Allerdings gibt es auch keine Untergrenze, was die Größe einer Wohnung im „unteren Preissegment“ betrifft. Angesichts der Wohnungsknappheit in Regensburg werden für das „untere Preissegment“, das ergibt eine Nachfrage, vom Jobcenter Regensburg bis zu 396 Euro Grundmiete, also ohne Nebenkosten, bezahlt – selbst für kleinste Zimmer, die im ehemaligen „Moulin Rouge“ zuhauf vorhanden sind. Damit auch nichts schief geht – für Karlheinz Dorfner – ist Vertragsbedingungen die Direktzahlung der Miete vom Jobcenter an den Vermieter.

Und die Mietpreisbremse? Wie berichtet, war diese ohnehin nie eine brauchbare Lösung um dieser Geschäftemacherei Herr zu werden – und schon gar kein ernsthaftes Hindernis. Zwar sollte die Mietpreisbremse auch für „möblierte Wohnungen“ gelten. Aber: Im Gegensatz zu unmöblierten Wohnungen, wo die Miete nicht mehr als zehn Prozent über der „ortsüblichen Vergleichsmiete“ liegen darf, legt das Gesetz nicht fest, wie hoch der Zuschlag für möblierte Wohnungen sein darf.

...lassen sich immer noch attraktive "Apartments" finden.

…lassen sich immer noch attraktive “Apartments” finden.

In Dorfners Mietverträgen gibt es denn auch den ausdrücklichen Zusatz, die Mietpreisbremse gelte wegen der Möblierung nicht. Und so bezahlt ihm die Staatskasse Luxusapartmentpreise für Zimmerchen mit schäbigen Etagenklos und -duschen, deren einziger Vorteil noch sein mag, dass sie etwas weniger heruntergekommen sind als jene in der städtischen Notunterkunft Aussiger Straße (Wo die Nutzungsgebühr bei einem Viertel bis Drittel der Preise in dem Ex-Bordell liegt.).

Möglich gemacht hat dieses Geschäftsmodell eine Stadt-, aber auch Landespolitik, die sich über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte von einer gestalterischen Wohnungspolitik verabschiedet hat(te) und – entsprechende Aussagen gibt es sowohl von Oberbürgermeister Joachim Wolbergs wie auch von seinem Vorgänger Hans Schaidinger – auf das freie Spiel der Kräfte auf dem Immobilienmarkt vertraut hat.

“…interessant für Personen, die länger in Regensburg verweilen.”

Bereits am Freitag haben wir Karlheinz Dorfner per E-Mail mehrere Fragen gestellt, unter anderem, ob er die Preise seiner Wohnungen für angemessen hält, wie diese zu rechtfertigen sind und wie es zu erklären ist, dass für Mieter seiner „Apartments“ offenbar nicht einmal ein Anspruch auf einen abschließbaren Briefkasten besteht. Eine Antwort erhalten wir nicht.

Auf seiner Internetseite schreibt Dorfner zu seinem Geschäftsmodell (Fehler aus dem Original übernommen):

„Interessant ist unser Angebot ‘Wohnen im Apatement-House’ für Personen, die über einen längeren Zeitraum in Regensburg verweilen.Die Apartments in unserem Haus sind im Gegensatz zu einem Hotel, Ferienhaus und Beherbergungsbetrieb, die meist weitgehend einheitlich mit etwa gleichem Zuschnitt der Zimmer mit Wc und Duschen, sowie Kleinküchen und einheitlicher Einrichtung ausgestattet, individuelle Wohnungen mit unterschiedlicher Struktur, Einrichtung und Zuschnitt. Ein Ap­par­te­ment-Wohnheim Art-Boardinghaus ist eine Zufluchtsstätte bei Bedürftigkeit.“

Aha.

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Kommentare (33)

  • R.G.

    |

    Vermutllich unterschätzen die Politiker in Regensburg den enormen Imageschaden für eine TOURISTENSTADT, wenn Wohnhäuser mit neu gestalteten Wohneinheiten für Bedürftige abgeschrägte Türen, Steiltreppen, und Sanitärräume mit durchgehenden Rissen in den Fliesen aufweisen dürfen.

    Ich würde in einer solchen Stadt in keinem Hotel mehr nächtigen können, weil ich angesichts der neueren Bilder kein Vertrauen mehr in die Kontroll- und Baubehörden, besonders in die des Feuerschutzes, hätte.

    Man muss schon wissen, dass eine Stadt ihre Prüfungsaufgaben sehr ernst abwickelt.

    Sowohl das Verhalten beim Problem mit dem Krematorium, als auch die Zulassung eines solchen Miethauses wie im Artikel, gibt mir gegenteilige Signale.

  • YP

    |

    Lieber R.G.,

    welchen Imageschaden die Stadt hat, sieht man an der Anzahl der nur vereinzelt auftretenden Touristen und Besucher in Regensburg. Wer Ironie erkennt, darf sie gerne für sich behalten.
    Es geht völlig an der Sache vorbei. Das Problem ist doch der totale Verlust von Sozialwohnungen. Hier ist der Hebel bei der Politik anzusetzen und nicht bei den Kontrollorganen.

  • jurist

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    OB Wolbergs 2016 in MZ: “Ich vertraue auf das freie Spiel der Kräfte der Immobilienwirtschaft.”..Man sollte Schaidinger und Wolbergs zur Abschreckung in diese Wohnklos einquartieren, damit sichtbar wird, was diese Herrschaften mitsamt ihren Parteien mit ihrer Wohnungspolitik vielen Menschen angetan haben und fortwirkend antun. PS: Weiss jemand, ob der saubere Herr Dorfner nun Inhaber des Moulin Rouge-Puffs war oder nicht ?

  • Ralf Endres

    |

    Vermutlich wird Burgweinting niemals eine ‘TOURISTENSTADT’

  • Helmut

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    Das Geschäftsmodel läuft immer noch? Vor schon 10 Jahren wurde dort schweineteuer vermietet. Adresse zur Besichtigung gab es vom Ordnungsamt. Die Zimmer unter aller, der Vermieter mit 2 Kollegen wirkten schon lüstern bis mafios. Aber so ist das mit Jobcenter und Ordnungsamt. Früher noch der Massinger in der Amberger oder Straubinger Hof mit Angrenzung . Zimmer jederzeit durch andere betretbar. Da war ja der Kreuzhof Luxus. Vermietungen in Haslbach, Vermittler Ordnungsamt, wohnen aber angeblich verboten wegen Gewerbegebiet…….schön das manche Dinge immer wieder auftauchen und bleiben. Aber in der Notlage gelle ist das vermutlich Luxus anstatt unter der Brücke zu leben. Möbel dann “kostengünstig” im Werkhof oder ähnliches einlagern…….Die Stadt und ihre Lieblinge……….und Dinge von denen wir nichts verstehen.

  • habbakuk

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    Mal wird auf die Stadt eingehauen, dann auf die gierigen Vermieter, am besten auf beide gleichzeitig.

    Ich sags mal knapp, keiner zwingt jemanden dort zu wohnen. Solche Buden werden halt auch oft nur noch von Junkies bewohnt, an die sonst keiner vermieten will – und das hat seine Gründe.

    Ich hätte einen Vorschlag an die Meckerer und Besserwisser: Legt doch einfach euer erspartes zusammen, nehmt gemeinsam einen Kredit auf, kauft ein Grundstück oder Gebäude, baut oder richtet selbiges nach euren Vorstellungen wie es sein sollte her und vermietet es dann kostengünstig bzw. sozialverträglich an Bedürftige.

    Dann, und nur dann kann man meiner Meinung nach auf andere mit dem Finger zeigen und fordern. Nicht nur immer nichts tun außer von anderen fordern was diese tun sollen.

  • Stefan Aigner

    |

    @habbakuk

    Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, waren keine Junkies, insofern ist es Quatsch, was Sie schreiben, aber ja: Das sind Leute, die auf dem hiesigen Wohnungsmarkt nicht unterkommen, weil zu wenig bzw. gar kein sozialer Wohnungsbau mehr betrieben wurde und jetzt eben nichts da ist. Dafür trägt die Stadt zumindest eine Mitverantwortung, aber auch der Freistaat. Preise von bis zu 25 Euro pro Quadratmeter für solche heruntergekommenen Buden können genau deshalb verlangt werden, weil es eben nicht nur Junkies sind, die nirgendwo mehr unterkommen, sondern auch Geringverdiener, Hartz IV-Empfänger und -Aufstocker etc.. Die sind gezwungen, dort zu wohnen. Bezahlt wird dann das Vierfache dessen, was solche Wohnungen wert sind, vom Jobcenter, weil dort kaum eine Handhabe gegen solche Wucherer besteht.

  • Kurt Raster

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    Schon vor Jahren hat das ueTheater über Hardcore-Vermieter à la Dorfner ein Forumtheater aufgeführt. Als Grundlage dienten authentische Fälle. Nach unseren Recherchen dürften die qm-Preise eher bei 50 Euro aufwärts liegen. Die qm-Angaben in den Mietverträgen stimmen praktisch nie, doch das Jobcenter prüft die Angaben wohlweislich nicht nach.
    Unseres Erachtens aber noch schlimmer als die Wuchermieten ist der in unserem Stück geschilderte, offensichtliche Kautionsbetrug, bei dem das Jobcenter anscheinend bereitwillig Beihilfe leistet. Ein findiger Vermieter, der seine Mieter alle paar Monate unter einem Vorwand rausschmeißt, kann mit dem Einbehalt der Kaution jeweils einen Extragewinn von bis zu 1000 Euro einstreichen. Das Jobcenter zieht den Hartz-IV-Empfängern die vorgestreckte Kaution in Raten vom Monatssatz ab. Perfekt.
    https://www.uetheater.de/archiv/sauereien-in-regensburg-miete.html#video2

  • xy

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    Wenn für “Apartments zwischen gut zehn und gut zwanzig Quadratmetern” Mieten von “390 bis 550 Euro” gezahlt werden, Dann verlangt der Vermieter nach Adam Riese keineswegs “Nettomieten von bis zu 25 Euro pro Quadratmeter”, sondern – richtig gerechnet – “von bis zu 35 Euro pro Quadratmeter”. So viel Grundrechenmathematik muss schon sein, unabhängig davon, wie der merkwürdige Ausdruck “von bis zu” für die gegenständlichen “Apartments” in dieser an sich recht einfachen Schulaufgabe zu verstehen ist, die aber heutzutage mathematisch, logisch und orthografisch doch einige massive Schwierigkeiten zu bereiten scheint. Aber immerhin: Spitzen-Abitur mit Medizinstudienplatz natürlich erreicht!

  • Stefan Aigner

    |

    @xy

    Die Mietpreise “390 bis 550” sind – wie im Text erwähnt – von der Homepage zitiert. Die Angabe der Preise pro Quadratmeter ist aus den Mietverträgen errechnet, die uns vorgelegt wurden. Was anderes können wir entsprechend dann auch nicht behaupten. Die Fragen dazu hat Herr Dorfner nicht beantwortet.

    Apartment schreibt man – zumindest in der hier gemeinten Bedeutung (“kleine, aber komfortable Wohnung”) – so: https://www.duden.de/rechtschreibung/Apartment Die Schreibweise “Appartment” (Bedeutung: Suite) und weitere falsche Varianten wiederum sind erkennbar von der Homepage zitiert. Noch Fragen?

  • Else E.

    |

    ja, das ist fein, dass es noch mündige Lesebriefschreiber gibt, die kopfrechnen können. Was folgern wir also draus? Die Preise sind himmelschreiend, die Abzocke maßlos, die Wohnverhältnisse schäbig. Da hat einer sein Geschäftsmodell gefunden, mit dem er das Maximale aus einer schrottigen Immobilie rausholt. Ich frag mich nur, warum das Jobcenter da klaglos zahlt, während sonst akribisch Gründe gesucht werden um zu sparen. Juckt das keinen, wieviel Geld da durchrutscht? Oh gäbe es doch mehr kritische Kopfrechner!

  • joey

    |

    @Stefan Aigner
    der Begriff Wucher trifft es wohl. Vielleicht wäre da ja eine strafbewehrte Handhabe, zumal man ja die Möblierung relativ gering bewerten kann. Gibt es Zwangslagen? Man müßte vielleicht nur wollen.
    Äußert sich das Jobcenter dazu nicht?

    Der Rückzug des Staates, aber auch der großen Firmen hatte schwere Folgen. Dieser Rückzug kommt auch daher, daß wegen einem bestimmten Mieter (-kündigungs-) recht in den Wohnungen viele Leute wohnten, die mit der ursprünglichen Bestimmung nichts mehr zu tun hatten. Also in Siemens Wohnungen keine Siemensianer, in Sozialwohnungen keine Berechtigten, sondern z.B. deren Ex Ehepartner oder Nachfahren.

    Die öffentlichen und gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften in meinem Sichtkreis sind finanziell vollauf beschäftigt, den übrigen Bestand auf moderne Mindestanforderungen zu bringen – und müssen Objekte deswegen verkaufen, reduzieren also ihren Bestand. Es gibt also wieder gut gemeinte staatliche technische Anforderungen, die dazu führen, daß weniger oder gar nichts gebaut wird, weil es sich eben nicht rechnet.

    Auf den ersten Blick hat man mit starkem Mieterschutz, Klimaschutz, Gesundheitsschutz, Barrierefreiheit, Fahrradstellplatzverordnung… und Abbau von Subventionen was “für die kleinen Leute” und gegen “die Reichen” gemacht, aber…

    Ja, ohne staatliche Regulierungen und Gesetze geht es nicht. Es geht aber auch nicht nur mit Befehl – dem Verordnungsweg, Markt gibt es immer. Gerade im höchst regulierenden Sozialismus war ein recht brutaler Schwarzmarkt typisch.
    Markt braucht “gute Sitten” und ist daher nicht in Zusammenhang mit Wucher. Wucher ist dadurch definiert, daß er sich aus dem Marktniveau stark hebt.

    Es sollte aber auch keinen überraschen, daß der Marktpreis für Wohnen in Regensburg immer mehr steigt. Das hat nicht nur Gründe in der Immokorruption (=Marktbeschränkung), sondern auch in der basismathematischen Tatsache, daß immer mehr Menschen mit immer höheren Bedürfnissen (siehe oben Fahrradstellplatz…) auf demselben Bereich wohnen wollen.

  • Julius Knapp

    |

    Die Stellplatzverordnung wurde 2016 derartig verwässert, das mittlerweile u.a. im

    ‘Radius von höchstens 300 m von Haltestellen des ÖPNV’ die Anzahl der Stellpl. reduziert bzw.
    ‘für den öffentlich geförderten Wohnungsbau um 30 % verringert’ werden kann

    Da spielt das in Regen stehende Radl sicherlich keine signifikante preistreibende Rolle.

  • R.G.

    |

    @YP
    Was aktuell publiziert wird, hatte logisch NOCH keine Auswirkung.

    @Joey
    Was sagt ein Statiker zu dem Riss im Boden?

    Welche Norm erfüllt die Steilstiege?
    Sollte es brennen, und ein Mensch möchte daher schnell aus der Dusche raus, schlägt er dabei dem im Klo die Fluchtmöglichkeit zu – ist das Regensburer Standard? Werden solche Bedingungen geduldet?

    @ Stefan Aigner
    Diese Postkästen entsprechen den Forderungen der EU, wonach im Rahmen des freien Wettbewerbs Privatfirmen freien Zugang zu den Postkästen haben müssen.
    Leider sind sie daher in EU-Ländern aktueller bis zukünftiger Standard, alte noch funktionierende, voll verschließbare Anlagen mussten für viel Geld abgebaut werden im Austausch gegen diese…

  • joey

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    @Julius Knapp
    ich verwende hier nur Beispiele für Kostentreiber. Damit meine ich übrigens nicht, daß das alles sinnlos wäre. Aber es sind Kosten. Die Stellplatzverordnungen wurden erst eingeführt, dann z.B. wieder in Bebauungsplänen abgemildert. Hier die Stellplätze für Fahrrad, Kinderwagen etc. als Kostenpunkt, den es vorher (z.B. 1985) einfach nicht gab. Und nochmal: Kinderwagenstellplätze sind eigentlich völlig richtig.

    @R.G.
    So ein Riß zeigt, daß der Estrich irgendwo an bewegender Altbausubstanz verbunden ist. Vermutlich kein Estrich auf Dämmschicht. Altbausubstanz kann sich oft bewegen, vielleicht sind da Holzbalken oder Ziegelelementdecken drunter. Das ist aber noch lange keine Einsturzgefahr.

  • jurist

    |

    Kommentar gelöscht. Bitte verbreiten Sie keine unbewiesenen Gerüchte.

  • R.G.

    |

    Mir fiel auf, am Postkasen steht rechts: “Keine Werbung, keine Zeitungen”.

    Darf der Vermieter wirklich den “freien Wettbewerb” verhindern und seine Mieter von der Informationsvielfalt ausschließen?

    Fühlt sich der Betreiber etwa als eine Art Wohnheimleiter?

  • R.S.

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    @ R.G.
    Die EU-Forderung lautete mitnichten, dass Postkästen künftig nicht mehr versperrt sein dürften. Es ging um Briefkästen ohne Einwurfschlitz, wie sie z. B. in Österreich von der Post betrieben wurden. Zu diesen hatte neben dem Bewohner nur der Postbote einen Schlüssel, um offizielle Post zustellen zu können. Die EU forderte zumindest das Vorhandensein eines Einwurfschlitzes, um auch Zustellern anderer Unternehmen als der Post eine Zustellung zu ermöglichen. Das ganze war meines Wissens bereits 2003 politisches Thema in Österreich.

  • jurist

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    @ habakuk: sozial schwache pauschal zb als junkies zu verunglimpfen, die es nicht besser verdienen, gehört zur üblichen rechtfertigungsideologie in abzockerkreisen. sind sie auch so ein abzockender Vermieter ?

  • habbakuk

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    @jurist
    bei der Mehrheit der hier Kommentierenden ist jeder Vermieter ein Abzocker, der seinem Mieter nicht monatlich noch etwas Geld überweist.

    Wenn sie meinen Kommentar richtig gelesen hätten, wäre ihnen aufgefallen dass dort steht, dass solche Buden oft an Junkies vermietet werden – und bei dieser Tatsache bleibe ich auch. Wenn sie daraus schlussfolgern, dass dort nur Junkies leben ist das ihre Schlussfolgerung.

    Gegenfrage, vermieten sie Wohnungen auf aktuellem Wohnstandard an sozial schwache oder drogenabhängige zu einer sozialverträglichen Niedrigmiete ? Wenn nein warum nicht? Falls es an einer fehlenden Wohnung zum vermieten liegen sollte, kaufen sie eine oder mehrere und tun etwas gegen das angeprangerte Elend, anstatt anderen vorzuschreiben was diese zu tun oder zu denken haben.

  • Bert

    |

    @habbakkuk

    “bei der Mehrheit der hier Kommentierenden ist jeder Vermieter ein Abzocker, der seinem Mieter nicht monatlich noch etwas Geld überweist.”

    Ach ja? Wo denn?

    Im Gegensatz zu Ihnen widmen sich einige der Kommentierer hier dem Fall, der in dem Artikel beschrieben wird. Sie lenken davon ab, dass hier Bruchbuden zu Höchstpreisen vermietet werden und dass das auch noch aus Steuergeldern bezahlt wird. Sie verharmlosen die real existierende Wohnungsnot (da kann eben auch die Stadt was dafür, die seit Jahren nichts gebaut hat oder die Stadtbau hat bauen lassen. da hilft all Ihr “mimimi, alle sind so gemein” nichts.), wenn Sie behaupten, es wäre niemand gezwungen, so zu wohnen. Sind Sie vielleicht der Habakuk? https://www.youtube.com/watch?v=lXN4b2repoo

  • Rosalia Genoveva

    |

    Zitat Habbakuk: “Dann, und nur dann kann man meiner Meinung nach auf andere mit dem Finger zeigen und fordern. Nicht nur immer nichts tun außer von anderen fordern was diese tun sollen.”

    Kennen S’ das Spiel: “Armer schwarzer Kater?”

    Außerdem sollt das richtig heißen, ” Nicht nur immer NIE nichts tun….!

  • Joachim Datko

    |

    Eine Tür mit einem schrägen Türrahmen, wie im Artikel gezeigt, habe ich noch nicht gesehen. Ob so eine Tür in Wohnbereichen zulässig ist, sollte wohl ein Architekt sagen können.

    Für Wohnräume gilt, nach meinem Kenntnisstand, dass bei Dachschrägen Anteile unter einem Meter nicht als Wohnraum gerechnet werden, Anteile zwischen 1 m und 2 m Höhe werden nur zur Hälfte als Wohnraum gerechnet.

  • joey

    |

    @Joachim Datko
    wenn die Tür ein Rettungsweg ist, ist sie sicher nicht zulässig.
    Jede Wohnung braucht immer einen ersten und zweiten Rettungsweg. Normalerweise ist der erste die Eingangstür und der zweite ein geeignetes Fenster (Größe, Lage).

  • Rosalia Genoveva ; )

    |

    Ein Wohltäter, der Vermieter, tät ich sagen.

    Weil im Vergleich zu dem, was man von einem Freier für zwanzig Minuten aufs Zimmerbett gehn nehmen könnt, sind 2 mal 25 Euro pro zwei Quadratmeter, fürs ganze Monat von einem Manderleut verlangt, echt wenig.

    Kommt eben immer drauf an, mit was füreinem man sich vergleichen tut!

    Beim öffentlichen Verkehr, da zahln die Regensburger, nur dass sie eine Fahrt lang im überfüllten Autobus stehn dürfn, im Eurobereich!
    Wenn ma jetzat die Hartz IV Leut auch in Wohnungen mit Haltestange und Stehplatz einteiln tät zum Fahrscheinpreis, und pro Haltestellen verrechnen tät, könnt ma mit 12 qm sich schon dumm und deppat verdienen, oder?

    Also, so gschaut, ist der Vermieter echt genügsam.

  • Markus Frowein

    |

    Ich frage mich mittlerweile, ob “Hartz IV” eingeführt wurde, nicht um Bedürftigen eine Perspektive zu bieten, sondern um genau diese Art von Abzocke zu begünstigen.

  • Lothgaßler

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    Frechheit siegt! Im Grunde scheinen mir die Verhältnisse nicht ok, d.h. die Feuerwehr sollte doch mal genauer hinsehen, von wg. Brandschutz und Evakuierung. Auch ein öffentlichkeitswirksames Interview eines Bewohners könnte Wirkung erzielen.
    Der Vermieter jedenfalls hat seine Erfahrungen gemacht, und die scheinen positiv zu sein. Wenn das Haus voll belegt ist, dann wirfts eine schöne Rendite ab. Bei der Wohnungsnot dürften Studenten sich nun für diese Zimmer interessieren, also bitte die Telefonnr. veröffentlichen!
    Die Verwaltung muss sich schon fragen lassen, weshalb sie so etwas willig bezahlt, wohingegen sie sonst auf Verstöße gegen die “Mietpreisbremse” achtet.
    Andererseits: Der Antragsteller (und notgedrungen dort einziehende, weil sonst womöglich obdachlos) ist die einzige Person die durch das Amt sanktioniert werden kann. Damit kann der Beamte bzw. Angestellte nachweisen, dass er/sie arbeitet. Immerhin!

  • habbakuk

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    @Bert
    – der Eindruck entsteht beim Lesen der Kommentare in diesem und anderen Themen. Es handelt sich um meinen persönlichen Eindruck.
    – ich bestreite nicht, dass hier Bruchbuden zu Höchstpreisen vermietet werden. Auch nicht, dass dies aus Steuergeldern bezahlt wird. Hierzu noch eine Anmerkung. Auch wenn die Stadt baut, wird das aus Steuergeldern bezahlt.
    – “gemein” ist nicht das richtige Wort.
    – Dann folgen Sie doch meinem Vorschlag, und tun aktiv etwas gegen die Wohnungsnot. Nicht nur fordern, selber machen.

    @Rosalia Genoveva
    – kannte ich nicht. Kann Ihrem Gedankengang diesbezüglich aber auch nicht folgen.
    – eine doppelte Verneinung ändert immer die Aussage und darum sollte es nicht so wie von Ihnen vorgeschlagen heißen.

  • jurist

    |

    @ Joey @ Datko .ich hab’s mir angeschaut,man kann da jederzeit reingehen.die Meinung der bau-Fachleute würde mich interessieren.

  • joey

    |

    @jurist
    ich bin akad. (Baufach) gebildet und am Bau freiwirtschaftlich tätig. Als Jurist wissen Sie ja, wo Sie zum Thema Brandschutz nachsehen können.
    Nun kann man Ihnen die (rhetorische) Frage stellen: ist alles zulässig, was nicht irgendwo schriftlich verboten ist? Vermutlich ist diese Tür auch eine Unfallgefahr (Kopfverletzungen) und damit materiell als Wohnungseingang unzulässig.

  • R.G.

    |

    Rein logisch betrachtet, wenn die Fläche unter einer Schräge nur zur Hälfte berechnet werden darf, handelt es sich bei der abgeschrägten Tür vermutlich de facto um nicht mehr als eine “Luke”, damit wäre der Raum dahinter höchstens Lagerraum, meiner Auffassung nach.

    Sollten Wohnungen nicht Mindesttürbreiten und -höhen haben?

  • Mr. T

    |

    Der Skandal an dieser Geschichte liegt sicher nicht an der Tür.

  • Joachim Datko

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    Zu Mr. T 07:24 “Der Skandal an dieser Geschichte liegt sicher nicht an der Tür.”

    Man wird durch die Anprangerung einzelner Fehlentwicklungen am Wohnungsmarkt, so wichtig sie auch ist, die Situation der Mieter nicht merkbar verbessern. Selbst der massive Bau von Wohnungen kann in wirtschaftlich starken Regionen die Wohnungssituation in der Regel nicht verbessern.

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