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Jahresprogramm vorgestellt

Warum sich die donumenta-Gründerin für den Dachauplatz schämt

Bei der Vorstellung der Pläne für das kommende Jahr sprudelt Regina Hellwig-Schmid vor Begeisterung, aber auch vor Ärger. Mit Blick auf den Dachauplatz fordert sie: „Reißt die Säulen ein. Das ist nur noch peinlich.“

Trug krankheitsbedingt einen Mundschutz, nimmt trotzdem kein Blatt vor den Mund: Regina Hellwig-Schmid. Foto: as

Es sprudelt nur so heraus aus Regina Hellwig-Schmid, während sie versucht, einigermaßen komprimiert zusammenzufassen, was man alles so vorhat heuer, zum 21. Geburtstag, der, wenn man so will, endgültigen Volljährigkeit der donumenta.

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Es ist auch viel, was es zu berichten gibt. Die Pläne für Kunst im öffentlichen Raum – Ausfluss des 2018 gestarteten Artist in Residence-Programms. Die bislang vier vorgesehenen Ausstellungen – Installationen – im Art Lab unterm Bahnhof. Neuigkeiten in der donumenta-App, wo die Kunstwerke im virtuellen Raum für die Ewigkeit bewahrt oder zumindest dort zu sehen sind, wenn für eine reale Umsetzung die Mittel oder Möglichkeiten fehlen.

Hochkarätige Kuratorin sitzt ab sofort im donumenta-Boot

Allein die freudige Nachricht, dass man mit Rona Kopeczcy, Jahrgang 1983, serbische Staatsbürgerin mit ungarischer Herkunft, promoviert an der Sorbonne, eine hochkarätige Kuratorin von außen mit ins Boot holen konnte, ist ein echter Coup. Im kommenden Jahr wird Kopeczcy für den ungarischen Pavillon auf der Biennale in Venedig verantwortlich zeichnen.

Und für Hellwig-Schmid, die Kopeczcy seit fast 20 Jahren kennt, ist sie die „Traumbesetzung“, um die donumenta zukunftsfähig zu machen und ihr zu einem „wahrhaft internationalen Aufschlag“ verhelfen.

„Traumbesetzung“: donumenta-Kuratorin Rona Kopeczcy. Foto: as

Aber irgendwann dazwischen bricht es dann doch aus ihr heraus, während Kulturreferent Wolfgang Dersch mit ausdrucksloser Miene daneben sitzt. Das sei ja vor seiner Zeit passiert, sagt Hellwig-Schmid noch entschuldigend in Derschs Richtung, aber was die Stadt Regensburg am Dachauplatz angerichtet habe, das sei einfach „schlimm“.

Dachauplatz: Ein verschandelter Gedenkort

Jener Platz, am 10. März 1946 so benannt, um an die Regensburger Opfer des Konzentrationslagers Dachau zu erinnern habe mit den bunten Plastiksäulen im Brunnen und der Döner-Bude jeden Charakter eines Gedenkorts, als der er gedacht war, verloren.

„Ich schäme mich jedes Mal, wenn ich dort mit Gästen vorbei komme.“ Und auch Hans Simon-Pelanda vom donumenta-Vorstand hat die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder zu Unverständnis, Irritationen und vielen Fragen kommt, wenn er bei seinen Stadtführungen mit internationalen Besuchern zum Dachauplatz kommt.

Zustand „beschissen“: das Peterskirchlein am Hauptbahnhof. Foto: as

Für die Sommermonate plant das donumenta-Team einen Kunst-Parcour – vom Bahnhof, vorbei am Peterskirchlein (das die donumenta schon mal bespielt hat und dessen derzeitigen Zustand Hellwig-Schmid als „beschissen“ bezeichnet) und über den Dachauplatz hinunter an die Donau, dort, wo die Touristen-Kreuzer anlegen.

„Reißt die Säulen ein und macht die Würschtelbude weg.“

Das sei eine Intervention, ein Vorschlag an die Stadt, was man machen könnte, sagt Regina Hellwig-Schmid. Was dann umgesetzt werde, hänge vom Willen ab und von den Mitteln, die es dafür gebe. Einen deutlichen Rat gibt oder vielmehr eine Forderung, die nicht viel kosten dürfte, schreibt die donumenta-Macherin den politische Verantwortlichen aber schon jetzt ins Stammbuch: „Reißt die Säulen ein und macht die Würschtelbude weg. Das ist nur noch peinlich.“

War bei seiner Benennung 1946 als Gedenkort gedacht: der Dachauplatz. Foto: as

Dass Kunst sich einmischt, aneckt und Stellung bezieht, auch wenn es unangenehm wird, an dieser Haltung der donumenta-Macherin hat auch die institutionelle Förderung nichts geändert, welche die Stadt Regensburg dem Verein im vergangenen Jahr, anlässlich des 20. Geburtstag des Vereins endlich gewährte.

Zwar lässt Hellwig-Schmid am Donnerstag keinen Zweifel daran, dass man für die Unterstützung durch die Stadt Regensburg dankbar sei, aber einen Maulkorb lässt man sich deshalb garantiert nicht verpassen. Dass die 2018 erarbeitete Klangskulptur von Nikita Kadan (Kiew), „The Inhabitants of Colosseum“, bis heute nicht ihren Platz auf der Steinernen Brücke gefunden hat, wird ebenso kritisch angesprochen wie das Scheitern einer Kunstinstallation am derzeitigen Interims-Bahnhof. Da fehle es, aller städtischen Unterstützung zum Trotz, auch an unkomplizierten Lösungen, an kurzen Wegen – und vielleicht auch am Willen.

donumenta: Der Startpunkt waren Friedensbotschaften

Es ist lange her, seit am 13. September 2000 unter Schmid-Hellwigs Regie Friedensbotschaften von fast 2.000 Künstlerinnen und Künstlern aus dem Donauraum als Flaschenpost von Regensburg aus auf den Weg geschickt wurden – zum Gedenken an die Balkankriege, die damals noch frisch im Gedächtnis waren. Es war die Geburtsstunde der donumenta, die sich zwei Jahre später eine Vereinsstruktur gab.

2023 „ist die Donau immer noch ein Fluss, an dem Krieg geführt wird“. Dass sich so wenig geändert habe, dass die letzten 21 Jahre so wenig gebracht hätten, „das ist traurig“, sagt Hellwig-Schmid. Und so werden auch heuer Flucht und Migrationsbewegungen einen Schwerpunkt des donumenta-Programms bilden.

Etwa, wenn die Kroatin Tonka Malekovic und Sophia Freidhoff ihr Werk „Compositions of Flow“ präsentieren. Video-Installationen aus Interviews mit Frauen, die aus dem früheren Jugoslawien oder der Ukraine nach Deutschland – Regensburg – geflohen sind, aber irgendwie immer noch unter sich leben, kaum deutsch sprechen und in entsprechend prekären Jobs ihr Auskommen finden.

Öffentliche Interventionen zum Donautag

Als Intervention im öffentlichen Raum sichtbar wird das Ganze dann ab dem 29. Juni, internationaler Donautag, wenn ein Berg von Fluchtgepäck an der Steinernen Brücke aufgetürmt wird.

So oder so ähnlich soll die Installation auf der Steinernen Brücke aussehen. Fotomontage: Tonka Malekovic

Es ist nur eines von vier Projekten, die für heuer dem Artist in Residence-Programm entsprungen sind, und die im Sommer den Regensburgern ihre Stadt von einer anderen, einer unbekannten Seite zeigen, dabei gesellschaftliche Debatten und Themen aufgreifen, Althergebrachtes in die Gegenwart holen, mal amüsieren, berühren oder verstören mögen.

Immer im August kommen dazu Künstlerinnen und Künstler aus dem Donauraum für einen Monat nach Regensburg, bekommen Atelier und Stadtführungen, Unterstützung bei der Recherche, Busticket, Fahrrad und 900 Euro. Das Ziel: eines oder im besten Fall auch mehrere Konzepte dessen, was sie hier im Jahr darauf im öffentlichen Raum umsetzen wollen.

Der Stör, die Minne und Johannes Kepler

Der letzte in Regensburg gesichtete Stör 1914, das Artensterben und der Umgang des Menschen mit der Natur liefern heuer Stoff für eine Installation von Dimitar Solakov (Bulgarien), die ebenfalls ab 29. Juni, beim Amberger Stadel zu sehen sein.

Die Serbin Jelena Gajinkov übersetzt einen Minnesang aus dem 16. Jahrhundert, den sie im Regensburger Stadtarchiv entdeckt hat, ins Instagram-Zeitalter mit Likes und Herzchen und Olivia Mihaltianu (Rumänien) hat sich in einer Art Sci Fi-Hommage mit Johannes Kepler beschäftigt und der Frage, wie – und ob – künftige Herausforderungen von der Wissenschaft gemeistert werden können.

Parallel stehen schon wieder sechs Künstlerinnen und Künstler in den Startlöchern, um ihrerseits im August Regensburg zu erkunden und Ideen zu entwickeln, mit denen man die steinerne Stadt ein wenig in ihrer Behäbigkeit belästigen kann. Dass die Regensburger Kunstszene die Möglichkeit, sich mit diesen Besuchern zu vernetzten, bislang kaum nutze, findet Hellwig-Schmid schade. „Aber vielleicht haben die was anderes zu tun.“

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Kommentare (12)

  • Jakob Friedl

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    Ich freue mich auf das Programm der Donumenta. Unabhängig davon präsentieren wir im Rahmen des Projektes “Re-represent Walter Boll” ab 1. Juni beim “Boll-Hype” im Neuen Kunstverein u.a. einen blinkenden Säulenstumpf vom Dachauplatzbrunnen inklusive mechanischem Innenleben auf der Grundlage dieses Plakats und einiger Hintergrundinformationen: http://europabrunnendeckel.de/download/dachauplatz_liste.jpg aus den Kunstaktionen “Dachauplatz Erinnerung gestalten”, 2015/2016.

  • joey

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    wo an der Donau ist 2023 Krieg?

  • Dieter

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    Ja, das ist einfach typisch Regensburg. Man kann fast froh sein, dass da keine Klohäusl gebaut wurden. Überrascht hätte es mich nicht. Erinnerungskultur in geschmack- und rückgratlos.

    @Jakob Friedl: Hyper-Boll hätte sich da als Wortspiel auch angeboten
    @Joey: Ein Teil der Donau ist in der Ukraine.

  • Barbara Stefan

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    Ich freue mich außerordentlich über den Plan des Kunstparcours, vor allem darüber, dass er diese Gegend bei dem armen verwahrlosten Peterskircherl und dem Bahnhofsvorplatz bespielt. Die Gegend ist völlig heruntergekommen und partiell gefährlich anmutend, sogar am helllichten Tag. Es ist dringend nötig, dort was zu machen, statt dieses Eck sich selbst zu überlassen und zu hoffen, dass sich das von allein schon richten wird. Vielleicht schafft die Kunst, was die Stadt da grad nicht hinkriegt. Als Künstlerin bin ich da zuversichtlich. Und Respekt, Frau Hellwig-Schmid, für vieles, was Sie schon auf die Beine gestellt haben entlang der Donau!

  • joey

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    @Dieter
    Ja, die Donau ist der Grenzfluß zwischen der Ukraine und Rumänien – ich mußte nachsehen. Die Hälfte davon ist also Ukraine. Der Krieg ist also formal dort, praktisch wird aber mindestens 500km entfernt geschossen, die Hauptschlachten 1000km von der Donau weg.
    “An der Donau” versteht der Regensburger wohl anders…

  • KW

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    Oh Joey, war das wirklich nötig?
    Dass die Ukraine zu den Donauanrainern gehört weiss jedes Grundschulkind, und man braucht wirklich keine Haarspaltereien darüber, ob nun direkt neben der Donau Raketen einschlagen oder weiter entfernt. Aber in Ihren Augen ist es wahrscheinlich eh eine militärische Spezialoperation :-|

  • Gscheidhafer

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    @KW
    Bezogen auf Joey: Haarspalterei? Ja. Spezialoperation? Nein. Ich glaube, damit tun sie ihrem Mitmenschen Unrecht.

    Ich kann das Unwohlsein angesichts wohlfeiler (und letztlich viel zu oft folgenloser) Betroffenheitsbehauptungen grundsätzlich durchaus nachvollziehen. Und gegen dieses allzu rasche Voraussetzen eines ‘Wir’. Mir drängt sich da auch oft der Verdacht auf, dass es dabei häufig darum geht, sich selbst und der Welt zu versichern, dass man auf der ‘richtigen Seite’ steht. Dadurch fühlen sich aber wohl nicht wenige der Pflicht enthoben, wirklich was zu tun. Nutzen es aber als Rechtfertigung, um mit dem Finger auf andere zu zeigen. Geht’s Ihnen bei der einen oder anderen ‘politisch korrekten’ Äußerung nicht auch so, dass sie sich wundern, warum die Welt in einem so schauderhaften Zustand ist, wo doch so viele so genau wissen, was richtig und was falsch ist?

  • Jonas Wiehr

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    Bin mehr als skeptisch! Who the f*** is Rona Kopeczcy? Kuratorin des ungarischen Pavillons von Orbàns Gnaden bei der Biennale 2024 in Venedig.
    Minnesang gab es im 16. Jahrhundert nicht (mehr). Eine Sci Fi-Hommage mit Johannes Kepler, o, wie originell, das gab’s ja noch nie! Auch das lässt mich schaudern.
    In einem hat Frau Hellwig-Schmid Recht: Der Dachauplatz ist beschissen. besonders an den Sonntagen, wenn die Mülleimer nicht geleert und der Platz nicht gefegt wird.

  • Hthik

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    @joey 1. April 2023 um 11:20
    “… ich mußte nachsehen.”

    Das ist ein Anfang. Dann nur noch das nächste Mal vor dem Posten. Nicht, dass mir sowas nicht auch schon passiert wäre. Aber hier über meine Fehler zu sprechen wäre Whataboutism.

    @Gscheidhafer 1. April 2023 um 16:33
    “… wo doch so viele so genau wissen, was richtig und was falsch ist?”

    Viele in einer Demokratie sind noch nicht die Mehrheit.

  • Rufus

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    Also das sind ja verschiedene Sachen, die da zusammen intoniert werden.
    Ein Kunst-Parcour? Wozu? Um die Stadt (und ihre Vertreter) auf irgendwelche Plätze aufmerksam zu machen?
    Diese Plätze gibts einfach überall und in jeder Stadt. Ist’s denn so schlimm? Tut der Dachauplatz (inkl. Parkhaus!) physisch weh? Durch einen Parcour wird sich nichts ändern, halt im Sommer einen Artikel in der Ortszeitung! Hat die Dame in letzter Zeit zuwenig öffentliche Aufmerksamkeit bekommen?
    Und die Donumenta schwächelt ja schon seit Jahren am selben Aufmerksamkeitsdefizit. Braucht das jemand? Die Idee der zeitlichen Zusammenführung von Künstler*innen des Donauraums war zwar anfänglich eine Idee, aber ehrlich: nie der große Notwendigkeitsrenner. Scheinbar kann man sich bei der Stadtverwaltung mittlerweile auch nicht mehr so richtig wehren gegen Zuschüsse, die einmal angefangen wurden. Genau nachschauen, ob diese Tradition noch sinnvoll ist, will scheinbar auch keiner.
    Ist doch alles Luftbetrieb!
    Da hat die Sache mit dem Neuen Kunstverein und dem Boll z.B. ein ganz anderes und vernünftig-affektiv-künstlerisches Kaliber! Auch Ausstellungen wie im K&G Verein mit Burger, Böhler und Orendt im letzten Jahr schlagen die Donumenta um Längen!

  • Jakob Friedl

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    Die Donumenta e.V. hat in den vergangenen 20 Jahren als Team kontinuierlich interessante Ausstellungen, oft auch im öffentlichen Raum, realisiert, mit ihren Interventionen kontinuierlich Coups gelandet (z.B. das Alan Kurdi Ufer), interessante Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit relevanten Themen, wie z.B. Tourismus und Weltkulturerbe, Geschichte und Erinnerungskultur aufgezeigt und bekommt nun endlich erstmals eine institutionelle Förderung durch die Stadt. Das städtische Fördergeld ist hier gut und effektiv angelegt. Seit 2019 gibt es auch noch das Gleis 1!

    @Rufus
    Zu Ihren Auslassungen ein paar Anmerkungen meinerseits, insbesondere, da ich zu
    Dachauplatz, Ernst-Reuter-Platz, Peterskirchlein auch schon gearbeitet habe:
    “Diese Plätze gibts einfach überall und in jeder Stadt. Ist’s denn so schlimm?”
    Ja, das ist schlimm, denn für weggedrängte inhaltliche Auseinandersetzung, belanglose Ideenfindung, dumme Wettbewerbsausschreibungen und misslungene Platzgestaltung wird sehr viel Geld ausgegeben, Arbeitszeit verschwendet, der Stadtraum imprägniert und der Denkraum eingeschränkt. Es ist angebracht die Spielregeln in Frage zu stellen.
    “Ein Kunst-Parcour? Wozu? Um die Stadt (und ihre Vertreter) auf irgendwelche Plätze aufmerksam zu machen?”
    Ja klar! Was sonst? Ich finde nur, dass die Orte nicht irgendwelche sind. In den vergangenen 20 Jahren wurden viele tolle Arbeiten für den öffentlichen Raum entwickelt, von denen einige besser nicht rückgebaut worden wären, nur mal z.B.: https://www.donumenta.de/ueber-uns/danube-art-lab-cultplatform-21/ Die Plastik-Plomben für die Römermauer am Georgenplatz verstauben leider immer noch im Archiv der städtischen Galerie. (Alexandru Raevschi, Republik Moldau, “Invasion of Interpretations”, Intervention, 2018, St.-Georgen-Platz, “Legitimization of Tests”, Installation, 2018, Städtische Galerie im Leeren Beutel ), oder der Pickel beim Don Juan, oder „Fernsehen aus dem Untergrund „ von Catrin Bolt auf dem Neupfarrplatz… u.v.a.

    Zurück zum Kunst-Parcour:
    – Peterskirchlein: Interessant.
    – Zur teuren Zubetonierung der Eventualitätenplattform Europabrunnendeckel mit darunterliegendem Stadtforschungslabor für den Bau einer Pflaster-Bodenpinkleranlage mit rostiger Römertafel fällt mir nichts mehr ein. Ich meide den Ort und sein Umfeld seit vielen Jahren: http://europabrunnendeckel.de/?p=7673
    Vielleicht findet die Donumenta einen Weg, so wie 2005, als der bulgarische Künstler Pravdanliub Ivanov in den Bäume in der geplanten und bereits freigeschnittenen Esplanade Hundehütten für Tauben anbrachte: „The Live of the others are somehow easier“ – gegenüber der Baumskulptur „Kasten1“. Am Europabrunnendeckel öffnete er die Hälfte der Verplankung und beleuchte das Brunnenbecken mit Baustrahlern, woraufhin der Beckenboden mit heruntergesegeltem Verpackungsmüll von McDonalds bedeckt wurde. Ein paar Jahre später habe ich das verschiedentlich aufgegriffen und verarbeitet. https://www.pravdo.com/fountained-fountain.html
    – Die misslungene Gestaltung des Dachauplatzes war absehbar, da ein Diskurs nicht gewünscht und willkürlich verunmöglicht wurde (zumindest für mich). Eine Idee kam von ganz oben: Künstler sollten das Brunnenbecken damals künstlerisch überhöhen und der Rohrschrott herausgerissen werden. Anders herum hätte ich es besser gefunden! Die unterbesetzte Verwaltung arbeitete unbeirrt an der Ausschreibung für den Brunnen weiter, die den Bestand und das Thema Dachau konsequent aussparte. Der Brunnen sollte in einen Wettbewerb künstlerisch belebt (und abgerissen) werden, konnte jedoch im Vorfeld keine Ausstellungsfläche sein.
    Einige Interventionen im Vorfeld blieben leider bis auf Strafandrohungen folgenlos:
    Kepf in der Dusche: http://europabrunnendeckel.de/?p=3028#dachauplatzbrunnen
    Dachauplatz Erinnerung gestalten: http://europabrunnendeckel.de/?p=5018
    Rollraseneinweihung “200 Menschen allein bis zum Juli 1933”: http://jakob-friedl.de/?p=5365
    Salzsäuregrundierung entlang der Chlornasen des ehem. Dachauplatzbrunnens für ein buntes Straßenmalkreidegraffiti “Sei still sonst kommst du nach Dachau“.

    Ich habe die vergangenen 20 Jahre an selbstgewählten Orten und in selbstdefinierten Zusammenhängen konsequent außerhalb des hierarchischen oder exklusiven Kunst- und Kulturbetriebs gespielt. Die Donumenta war mir hier noch am nächsten, der Neue Kunstverein zum Glück immer wieder mal eine Ausnahme. Die Sozialen Initiativen meine Messlatte für´s Niveau. Darüber bin ich ausgesprochen froh. An dieser Stelle nur so viel: Eine diskursive Kunst im regensburger öffentlichen Raum war bisher aus der Umgebung des Kunst- & Gewerbevereins* und vom BBK einfach nicht zu erwarten. Vielleicht kommt ja mal was. Gut, dass es u.a. die Donumenta gibt.

    *Meine Lieblingsausstellung war „Impact“ in Zusammenarbeit mit dem IZ: siehe auch https://wohnen-am-kunstpark.de/
    Böhler & Orendt haben sich ihre im K- & G-Verein gezeigte Mehrung übrigens beim „Radständer mit g(e)Funktion“ (Akademiepreis 2007) abgeschaut. Auch gut so! In der Kunst geht es viel um´s Kopieren und Weiterverwenden von Ideen.

    Auf den Boll-Hype bereiten wir uns teilweise nur nachts vor, weil sonst wegen dem Schreiben von Kommentaren keine Zeit ist.

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