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Einstweilige Verfügung gegen „nationalen“ Sicherheitsdienstler

Aktualisiert am 23.01.09, 13.02 Uhr
Unser Bericht über den Sicherheitsdienstler Martin Stangl (Eigenwerbung: „Frei, sozial und national“) und die damit verbundenen – etwas verworrenen Geschäftsbeziehungen – sorgt für erste Reaktionen. Wie berichtet, betreibt Stangl einen Internetversandhandel für Neonaziklamotten und Zubehör wie Springerstiefel, Handschellen und Teleskopschlagstöcke. Sein zweites Standbein: die Firma B.O.P.D. Security Management. Auf der Referenzliste, die Stangl für seine Sicherheitsfirma veröffentlicht hat, fanden sich unter anderem Kunden der bundesweit bekannten Sicherheitsfirma BOS Franken Security GmbH (350 Mitarbeiter, Filialen in ganz Süddeutschland). Das scheint für gehörige Unruhe bei der Kundschaft des Schwabacher Unternehmens gesorgt zu haben. Und damit auch bei der BOS Security GmbH. „Wir haben mit der B.O.P.D. keinerlei Geschäftsbeziehungen. Einen Herrn Stangl kennen wir nicht“, erklärt Geschäftsführer Mario Rizetti. Man habe gegen Stangl eine einstweilige Verfügung erwirkt. Der hat den Internetauftritt seiner Sicherheitsfirma am Mittwochabend vom Netz genommen. Geschäftsbeziehungen hatte die BOS Security GmbH – bislang – mit dem HSD Sicherheitsdienst in Nittenau. Dort ist Martin Stangl seit längerem angestellt. Derzeit fungiert er als Geschäftsführer. Früher war er laut HSD-Chef Erwin Huber auch bei Aufträgen eingesetzt, die HSD als Subunternehmer der BOS Security GmbH übernommen hatte. „Rechtsradikale tragen Bomberjacken und Springerstiefel mit weißen Schnürbändern“ Huber kann die Aufregung um seinen Mitarbeiter nicht verstehen. „Herr Stangl kümmert sich um meine Internetseite und berät und aquiriert für mich Kunden. Was er privat macht, weiß ich nicht. Für mich ist nur maßgeblich, dass er die Aufgaben, die er für mich übernimmt, ordentlich erledigt.“ Der Druck der HSD-Dienstkleidung stammt ebenso von Stangls Shop wie die HSD-Schlüsselanhänger. Angebote, die Stangl auch in seinem Internetversand bietet. Mit Blick auf die offenkundigen Verbindungen Stangls zur rechtsextremen Szene übt Erwin Huber sich in Ignoranz. „Rechtsradikale tragen Bomberjacken und Springerstiefel mit weißen Schnürbändern.“ Das tue Stangl nicht. Außerdem habe er „Freunde aus Griechenland und Weißrussland“. Damit steht für Huber fest: Das kann kein Rechtsradikaler sein. „Und wenn, dann kann er es sehr gut verbergen.“ „Wer am Ende der Kette steht, weiß niemand, aber es tragen alle dieselbe Uniform“ Interessant wird es, als Huber aus dem Nähkästchen plaudert. Seit 16 Jahren ist er im Bereich Sicherheit tätig. Sein Sicherheitsdienst besteht aus ihm, seiner Lebensgefährtin und Geschäftsführer Stangl. Wenn es besser läuft holt Huber sich saisonale Aushilfen mit ins Boot. Zum Beispiel Bekannte und Freunde von Martin Stangl. Als Kooperationspartner arbeitet Huber mit mehreren Firmen zusammen, die in der Branche Rang und Namen haben. So unüblich sei das nicht, sagt er. „Die großen Firmen, wie etwa Securitas (ein europaweit arbeitender Sicherheitskonzern, Anm. d. Red.) aquirieren die großen Aufträge und vergeben sie dann an Subunternehmer weiter, die wiederum ihre Kooperationspartner haben. Wer am Ende der Kette steht, weiß niemand, aber es tragen alle dieselbe Uniform.“ Und mittendrin der eine oder andere Rechtsradikale, den man nun als solchen erkennen will, oder nicht. Die BOS Security GmbH hat ihre Kooperation mit Huber auf Eis gelegt. Geschäftsführer Rizetti: „Wir achten darauf, wer für uns arbeitet und reagieren, wenn wir so etwas erfahren.“ Rizetti räumt aber auch ein: „Nicht jedem Rechtsradikalen sieht man seine Gesinnung an.“ Nachtrag am 23.01.09: Bis Donnerstag, 22. Januar, fungierte Martin Stangl im Impressum auf der Homepage des HSD Sicherheitsdienstes als Geschäftsführer. Nach unserem Bericht wurde seine Tätigkeitsbezeichnung in Administrator abgeändert.
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Kommentare (6)

  • Bernhard Segerer

    |

    „Rechtsradikale tragen Bomberjacken und Springerstiefel mit weißen Schnürbändern.“

    …äh…wie bitte? Und Antisemiten an der Hakenkreuzbinde, stimmts?

  • jean partout

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    Lieber Bernhard Segerer,

    wenn Sie kein Antisemit sind und trotzdem gerne Bomberjacke und Springerstiefel mit weissen Schnürbändern tragen, dann sei Ihnen das unbenommen.

    Gruss

  • Bernhard Segerer

    |

    Ich bin weder Antisemit noch Skinhead (von denen es ja bekannterweise mehr als eine Sorte gibt). Aber über Naivität dieser stereotypen Festschreibung könnte ich schon lachen, wenn`s nicht so traurig wäre. Ich verbreite hier bestimmt keine Neuigkeiten wenn ich darauf hinweise das Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft kein Phänomene sind die sich ausschliesslich (oder sogar hauptsächlich) bei Springerstiefelträgern beobachten lassen. Im Gegenteil halte ich diese für Gesellschafts- UND Systemimanent. Nur 3 kleine Stichworte:
    – Geschlossenes (!!!) rechtsextremes Weltbild bei 7,6 % der Deutschen (Studie der Friedrich-Ebert-Stifung 2008).
    – Grundgesetzänderung Artikel 16 (Aushöhlung des Grundrechts auf Asyl) vom Mai 1993.
    – Hart-aber-Fair-Debatte vom 21.01.2009 (die ein gutes Bild des derzeit mal wieder virulenten offenen sowie latenten Antisemitismus geboten hat).
    Ich will keineswegs Nazi-Skins verharmlosen, aber das Problem nur an diesen festzumachen blendet einfach den Kontext auf sträfliche Weise aus.

  • Roland Hornung

    |

    @ Herrn Bernhard Segerer

    1.) Ja, die FES -Studie ist erschreckend ( und ähnliche Studien bestätigen ja das )

    2.) Diese Sendung am 21.01. 2009 ( und ähnliche Ereignisse ) bestätigen leider den sehr stark vorhandenen latenten ( und auch offenen ) Antisemitismus, gerade in ” der Mitte der Gesellschaft “, beim mainstream, bei
    der ” Schickeria “.
    Es ist erschütternd.

    Ihr Roland Hornung

  • Christian Loibl

    |

    Meine Herren,
    was halten Sie davon, das Regensburg jetzt so genannte Grau-uniformen für die Aufrechterhaltung der Ordnung über das Ordnungsamt einsetzt.
    Die angeblich keine Sachkundeprüfung nach § 34a GeWO vor der IHK ablegen müssen?
    Der OB Herr Schaidinger wünscht sich ja eine Uniform ganz in Grau.
    Würden Sie sich von so genannten Hilfs-Ordnungshütern zurecht weisen lassen? Ist dies evtl, ein privater Sicherheitsdienst, der getarnt ist durch die Besoldung nach Angestelltentarivvertrag??
    Können Sie mich bitte aufklären, was das mit dem neuen Sicherheitsdienst auf sich hat und welche Qualifikation die Grau-uniformen benötigen?
    freundlicher Gruß,

    Christian Loibl

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