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Archiv für 2. Februar 2014

Explodierende Strompreise, gefährdete Arbeitsplätze, Massenverarmung einkommensschwacher Familien, gar das Ende der Industrienation Deutschland, all das schreibt man der Energiewende zu. Die ist ja mittlerweile omnipräsent. Nur, nicht alle sind davon überzeugt, dass sie auch noch was wird. Auf Einladung des „Bündnisses für Atomausstieg“ war die Ökonomin Claudia Kemfert in Regensburg.

Die großen Anti-Atomkraft-Demos (hier im April 2011 in Regensburg) sind ein Jahr nach Fukushima vorbei. Jetzt bestimmen Schlagzeilen über die angeblich zu teure Energiewende das Bild. Foto: Archiv

Die großen Anti-Atomkraft-Demos (hier im April 2011 in Regensburg) sind ein Jahr nach Fukushima vorbei. Jetzt bestimmen Schlagzeilen über die angeblich zu teure Energiewende das Bild. Foto: Archiv

Wenn von der Energiewende berichtet wird, dann ist schnell von einer „Kostenexplosion“ und horrenden Summen die Rede, gar vor möglichen Blackouts wegen der Abschaltung alter Kraftwerke wird gewarnt.. Und allerorten versammeln sich eilig besorgte Bürger, um den Bau von Windkraftanlagen in ihren Gemeinden zu verhindern. Es scheint, die Energiewende hat ein schlechtes Image. Dabei ist sie besser als ihr Ruf.

Image ist alles

Auch die Energieökonomin Claudia Kemfert sieht die Energiewende in einer Imagekrise. Ihrer Meinung nach wird die öffentliche Diskussion dominiert durch „Mythen“ wie einer Kostenlawine oder dem Schreckgespenst vom teuren grünen Strom, der die kleinen Haushalte finanziell in den Würgegriff nehmen würde. Das sorgt dann bei der Bevölkerung für Ablehnung und Skepsis.

Aber gerade für die Bürger wäre die Förderung der Erneuerbaren Energien interessant, meint Kemfert. So falle schon jetzt der Löwenanteil bei deren Finanzierung den Bürgerinnen und Bürgern zu. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Investitionen von Privatpersonen im Bereich der erneuerbaren Energien bei 40 Prozent, die „großen vier“, EnBW, E-On, RWE und Vattenfall, dagegen leisteten den mageren Beitrag von sieben Prozent. Das zeige, so Kemfert, dass die Energiewende nur dezentral funktionieren könne, über Bürgerinitiativen, die sich etwa für den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen zusammenschließen. „Das ist die Energiewende wie wir sie brauchen und wie wir sie wollen“, meint die Ökonomieprofessorin.

Erneuerbare sind nicht teurer

Dass Strom aus erneuerbaren Energien zwangsläufig teuer sein muss als Strom aus Atom- und Kohlekraft scheint auch einer dieser Mythen zu sein. Eine Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme zeigt etwa, dass Windkraftenergie schon jetzt billiger sein kann als der Strom, der aus einem modernen Kohlekraftwerk stammt. Ähnliches gilt für den Solarstrom. Ein Trend, der sich bei verknappenden fossilen Rohstoffen in der Zukunft sicher fortsetzen wird.

Allerdings gebe es in einigen Bereichen noch Nachholbedarf, etwa bei dem Problem des „Lastenmanagements“: Wie bringt man die Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne in Einklang mit den unterschiedlichen Stromnutzungszeiten? Oder bei der Energieeffizienz. Erst kürzlich hat eine Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung, bei dem auch Claudia Kemfert tätig ist, gezeigt, dass die Investitionen in Energieeffizienz nicht nur der Umwelt, sondern auch der Wirtschaft dienen. Und das schafft dann auch Arbeitsplätze.

Neben den bekannten gibt es noch andere Technologien, wie etwa die Höhenwindtechnologie, von der man noch nicht absehen kann, ob sie den Sprung in die Märkte schafft. Das Potential in Hinsicht auf Effizienz und Naturverträglichkeit wäre enorm. Nur, man muss auch den Willen haben, neue Wege zu gehen. Und das heißt leider auch, dass man sich vielleicht doch mit einem Windrad vor der eigenen Haustür abfinden muss. Besser als Rauchsäulen ist das allemal.

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