Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Archiv für 3. Februar 2014

Die Piraten dürfen zur Kommunalwahl antreten, geschäftstüchtige Profs an der Uni sind kein Fall für den Staatsanwalt und ein Prozess in Landshut, wo man sich „nicht wie bei den Affen“ benimmt, wurde überraschend abgesagt. Darüber hinaus hat die Mittelbayerische Zeitung auf ihrer Internetseite Putzqualitäten an den Tag gelegt. Was aus einigen Geschichten der letzten Wochen geworden ist.

Zerstritten zum Erfolg

Tina LorenzBereits am Sonntag machte die Nachricht die Runde: Nach einem schwachen Start scheinen die Piraten inklusive OB-Kandidatin Tina Lorenz den Sprung zu den Kommunalwahlen doch noch geschafft zu haben. Für die Stadtratsliste hatten am Sonntag 395, für Lorenz 392 Unterstützer unterschrieben. 385 Unterschriften wären jeweils mindestens notwendig gewesen.

Als wir Lorenz am Montagvormittag treffen, wird gerade der Stand gegenüber des neuen Rathauses abgebaut. „Wir haben noch ein paar Unterschriften mehr gesammelt, um auch wirklich sicher dabei zu sein“, sagt sie und schaut ein wenig müde drein.

Kein Wunder: Während des stressigen Endspurts beim Werben um Unterstützer haben sich die Piraten auch noch die Zeit genommen, sich intern gehörig zu überwerfen. Es ging um den Kauf von Erstwähleradressen. Mehrere Vorstandsmitglieder sind deshalb zurückgetreten. Auch im Kommentarforum von Regensburg Digital ging es angesichts dieses Streits hoch her. Mittlerweile scheint festzustehen, dass es in absehbarer Zeit Neuwahlen beim Regensburger Kreisvorstand geben wird. Im Gegensatz zu allen anderen Parteien, ist die ganze Angelegenheit bei den Piraten öffentlich nachzulesen. Das mag man peinlich nennen oder transparent.

Geschäftstüchtiger Prof kein Fall für den Staatsanwalt

Muss sich nach diesem Semster zwischen Uni und Vorstandsposten entscheiden: Wolfgang Schäfers. Foto:IVG

Muss sich nach diesem Semster zwischen Uni und Vorstandsposten entscheiden: Wolfgang Schäfers. Foto:IVG

Es war zu erwarten: Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat die Ermittlungen gegen Professor Wolfgang Schäfers und den Kanzler der Universität Regensburg mangels Tatverdachts eingestellt. Wie berichtet, ist Schäfers seit 2004 mit einer C4-Professur Lehrstuhlinhaber am Institut für Immobilienwirtschaft. Zeitgleich machte er ungebrochen Karriere in der freien Wirtschaft – zunächst bei einem Privatbankhaus, anschließend im Vorstand der IVG AG, Deutschlands größter Immobilieninvestmentgesellschaft. Trotz zahlreicher Ungereimtheiten und offensichtlicher Widersprüche sahen weder die Universität noch das Ministerium einen Grund, das für fragwürdig zu halten.

Gemeinsam zimmerte man sich so etwas wie eine Wahrheit zurecht. Im neuen Semester soll Schäfers, so die Ankündigung, seine Vorstandstätigkeit aufgeben und nur noch für die Universität zur Verfügung stehen. Die anonyme Strafanzeige, unter anderem wegen des Vorwurfs, Schäfers sei seinen Lehrverpflichtungen nicht nachgekommen, stellte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch nach längeren Ermittlungen ein.

Polizeigewalt in Landshut? Richter plötzlich erkrankt

Warum eskalierte die Situation auf einer Polizeistation in Landshut? Am Ende einer fragwürdigen Polizeikontrolle, die man wohl unter der Kategorie „Racial Profiling“ verbuchen kann, stand die Strafanzeige einer jungen Frau gegen zwei Polizisten wegen Körperverletzung. Sie soll von ihnen gegen einen Bauzaun gestoßen worden sein. Eine Gehirnerschütterung sowie Schürfwunden und Prellungen sind per ärztlichem Attest dokumentiert. Während die Ermittlungen gegen die Polizeibeamten nach wie vor nicht abgeschlossen sind, steht nun die junge Frau vor Gericht. Die Polizeibeamten hatten postwendend Gegenanzeige erstattet. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung soll sie jetzt 3.600 Euro bezahlen. Nach unserem Bericht vom 21. Januar zog wenig später auch die Süddeutsche Zeitung nach. Zum Verhandlungstermin ist der zuständige Richter überraschend krank geworden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Die Mittelbayerische bereinigt einen „Zusatz“

Kryptisch, kryptisch: Ein Götz-Zusatz auf der MZ-Seite erscheint und verschwindet wieder.

Kryptisch, kryptisch: Ein Götz-Zusatz auf der MZ-Seite erscheint und verschwindet wieder.

Nach wie vor schweigt die Mittelbayerische Zeitung zu der fragwürdigen Doktorarbeit von Runtinger-Medaillist und Verdienstkreuzträger Karlheinz Götz (alle Berichte dazu). In der Vergangenheit machte die Tageszeitung mit Lobhudelartikeln für den Unternehmer und scharfen Kritiker-Bashing von sich reden. Nachdem der Druck durch die Leserschaft offenbar stieg, veröffentlichte die MZ auf ihrer Internetseite unter der Rubrik „Zusatz“ einen eher kryptischen Text zu ihrer Nichtberichterstattung (Foto). Der besitzt zwar keinerlei Informationswert, strotzt dafür aber vor Unterstellungen gegen andere Medien und legt plötzlich einen Maßstab an Persönlichkeitsrechte, der für die MZ in anderen Fällen nachweislich nicht gilt.

Wer das witzige Textchen, in dem von einem majestätischem „wir“ die Rede ist, verfasst hat, ist indes nicht zu erfahren. Ein Verfasser fehlt. Irgendwann scheint das aber irgendjemandem so peinlich geworden zu sein, dass die Internetseite davon gereinigt wurde. Wir warten gespannt das Ergebnis der MZ-Recherchen ab.

Nachtrag: Mittlerweile ist die Meldung wieder aufgetaucht.

drin