„Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt.” Trotzdem brachte es der Modell-Untertan aus Heinrich Manns Roman zum Generaldirektor, Fabrikbesitzer und Träger des Kaiser-Wilhelm-Ordens. Das Mittel: ein Denkmal für seine kaiserliche Hoheit.
Wie weit es Kulturreferent Klemens Unger dank seines Faibles für monarchische Standbilder noch bringen wird, bleibt ungewiss. Fest steht: Der Brauerei Bischofshof hat Unger die wohl epochalsten PR-Veranstaltung beschert, die Regensburg je gesehen hat: den Umzug des Reiterstandbilds von König Ludwig I. auf den Regensburger Domplatz am 9. Mai 2010. Ein Bier-Blasmusik-Bratwurstsemmel-Event der Extraklasse mit Welterbe-Anstrich steht auf dem Programm.
„Der König kehrt zurück” steht in großen Lettern über den wortgleichen Texten, die auf den Internetseiten der Brauerei Bischofshof und der Stadt Regensburg veröffentlicht wurden. Die Mittelbayerische Zeitung, in der das Event schon jetzt großflächig und wohlmeinend angekündigt wird, konnte am Wochenende gar mit einer 20seitigen Bischofshof-Werbebeilage aufwarten. Sogar den Regensburger Bischof hat die kircheneigene Brauerei als Werbeträger gewinnen können: Gerhard Ludwig Müller wird an dem historischen Tag ein Pontifikalamt anlässlich der Denkmal-Verpflanzung feiern.
Daneben werden Wittelsbacher Prinzen eingeflogen, um Kutschen für den gewaltigen Umzug zu bestücken, für den kurzerhand 500 Gäste aus nah und fern eingeladen wurden. Bier und Bratwurst werden ihr übriges tun, um weitere Schaulustige anzulocken, die sich an der Regensburger Kulturprovinz ergötzen.
Im Kreis der Bierköniginnen, im Schatten des Königs: Brauereidirektor Goß, Oberbürgermeister Schaidinger, Kulturreferent Unger. Foto: Staudinger
Federführend verantwortlich dafür, dass sich Regensburg kulturell auf den Stand von 1902 zurück bombt – damals wurde das Denkmal für den Monarchen auf dem Domplatz aufgestellt – ist der „Welterbe Kulturfonds Regensburg – Die Förderer e. V.“.
1. Vorsitzender des Vereins: Kulturreferent Klemens Unger, 2. Vorsitzender: Bischofshof-Brauereidirektor Hermann Goß. Brauerei und Stadt Regensburg jubilieren über das „bürgerschaftliche Engagement” des Vereins, der es sich zum Ziel gesetzt hat, „das Regensburger Welterbe zu fördern und den Regensburger Bürgern näher zu bringen”.
Zu diesem Behufe will man „interessante Veranstaltungen zum Welterbe Kultur Regensburg” organisieren. Sogar eine Welterbe-Münze haben die Förderer schon bei der Volksbank Regensburg prägen lassen. Hui!
Unter „interessante Veranstaltungen” der „Förderer” scheint die Versetzung des Ludwig-Denkmals zu fallen. Den Regensburgern „näher gebracht” hat man dieses Ansinnen mit einer originellen Aktion a la „Bischofshof saufen fürs Welterbe”. 30.000 Euro der Kosten fürs königliche Restaurierungs- und Umzugsspektakel, die mit derzeit insgesamt 100.000 Euro beziffert werden, kamen angeblich aus der Bischofshof-Aktion 20 Cent pro Kasten Bier fürs Ludwig-Denkmal. Das wären – wenn’s denn stimmt – schlappe 150.00 Kistchen.
„Die Schande wird wieder gut gemacht”, sagt der Kulturreferent zur Rückführung des Denkmals auf den Domplatz. Schließlich hätten die Nazis 1936 den „Kini” von dort in die fürstliche Allee verpflanzt. Ein erstaunlicher Kontrast zu Ungers ansonsten eher gemächlich-inkompetenten Gangart, wenn es darum ging, solche „Schande” wiedergutzumachen: Sei es eine Gedenktafel am ehemaligen KZ-Außenlager Colosseum oder für die Regensburger Neupfarrplatzgruppe – Unger ließ sich Zeit. Beim „Kini” hat er dagegen kein Engagement gescheut und auch noch offene Türen eingerannt: 100.000 Euro für ein entsprechendes Gutachten zur geplanten Versetzung kamen aus der Stadtkasse.
In seiner Eigenschaft als Kulturreferent hat Unger es sogar geschafft, die Denkmal-Wanderung mit ins kulturelle Jahresprogramm der Stadt unter dem Motto „..10 Aufbruch” aufzunehmen und so Vereins- und städtische Kulturarbeit ein bisschen zu vermengen. In welche Richtung der Ludwig-Aufbruch führen soll, bleibt allerdings im Verborgenen.
Untertan Diederich Heßling wurde für sein Engagement zugunsten eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals reich belohnt. Was springt nun für Herrn Unger heraus? Im kommenden Jahr wird ein neuer Kulturreferent gewählt. Wenn Regensburg sich mit solch königstreuen Aktionen als Weltkulturerbe präsentiert, ist Unger dafür genau der richtige.
Obwohl sie als Zwangsarbeiterin von der Krim nach Deutschland deportiert wurde: Die heute 88jährige Marija Pronina verbindet auch positive Erinnerungen mit den drei Jahren, während derer sie auf dem Bauernhof der Obermeiers in Pirkensee (Landkreis Schwandorf) arbeiten musste. „Jeden Tag hat man miteinander gearbeitet und an einem Tisch gegessen, und Weihnachten habe ich immer ein […]
Der Intelektuelle als Mahner: Johano Strasser. Foto: wikipedia „Unter dem Ansturm neoliberaler Propaganda sind nicht nur die Westerwelle-Liberalen, sondern auch die meisten der früher so staatsfrommen Konservativen, sogar manche Sozialdemokraten heute zu veritablen ‚Staatsfeinden’ geworden, und immer häufiger wird aus der modischen Staatsfeindschaft eine mehr oder weniger offene Ablehnung der Demokratie.” Der Autor dieses Satzes […]
„Im Übrigen besteht ein Interesse der Öffentlichkeit daran, über personelle Entwicklungen im Bereich Wirtschaft, insbesondere über den zunehmenden Einsatz von Teilzeitkräften und über den Trend zur Reduzierung von Vollzeitarbeitsstellen anhand konkreter Beispiele informiert zu werden.” So lautet das abschließende Fazit in der Urteilsbegründung des Landgerichts Regensburg, das unserer Redaktion im Rechtsstreit mit dem Möbelkonzern XXXLutz […]
„Ein Scheiterhaufen aus Titanic-Heften wurde bislang noch nicht gesichtet. Eine Frage der Zeit? Die Wellen wegen des aktuellen Covers schlagen hoch. Vergeht sich da gerade ein Bischof oral an Jesus? Man könnte es fast annehmen. Ts, ts, ts. Das findet man bei einer Kirche, die zunehmend damit beschäftigt ist, sich zum Opfer zu stilisieren, freilich […]
Sachbeschädigung, Beleidigung und Aufforderung zu Straftaten – das sind die voraussichtlichen Tatbestände denen die Regensburger Polizei wegen mehrerer Schmiereien ermittelt, die übers Osterwochenende an der Uni Regensburg entstanden sind. Es geht um den Fall Tennessee Eisenberg. Während der lose Zusammenschluss aus Regensburger Bürgern, der für den 16. 19. April, 19.30 Uhr, zu einem Benefizkonzert in […]
Wirkliche Begeisterung mag bei Karl Heinz Kirchberger nicht wirklich ausbrechen. Der Schulleiter der FOS/ BOS Regensburg hat von der Stadt ein Angebot unterbreitet bekommen, das er – sprichwörtlich – nicht ablehnen kann. Das städtische Angebot: Alle Klassen der BOS, die derzeit im asbestbelasteten Gebäude am Ziegelweg untergebracht sind, können im September 2010 in ein Ausweichgebäude […]
Das Kinderheim Laßleben in Kallmünz: Was dort passiert ist, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie lange sexueller Missbrauch totgeschwiegen wird – weil die Opfer sich schämen oder selbst schuldig fühlen. Es ist auch ein Beispiel dafür, wie lange ein Täter unbehelligt bleiben konnte, weil sein Umfeld nichts mitbekam oder nichts mitbekommen wollte. Franziska Bühler (Name […]
Vergangene Woche hat die Studierendenvertretung der Uni Regensburg ihre Mitarbeit im städtischen „Aktionsbündnis Sicherheit und Ordnung in der Altstadt” per offenem Brief aufgekündigt. Man wolle nicht mehr für ein Bündnis herhalten, das „hier vernünftig, verständnisvoll und rational nach Lösungen für Sicherheit und Ordnung in der Altstadt sucht, während dort vertretene Personen in anderen Gremien – […]
Das Welterbe-Steering-Committee, rechts Professor Greipl. In punkto Ersatztrasse sind sich die Vertreter in dem Gremium uneins. Foto: Stadt Regensburg Das Thema Ersatztrassen wird wieder heiß. Während vergangene Woche Oberbürgermeister Hans Schaidinger und Landrat Herbert Mirbeth namens der Arbeitsgemeinschaft Lebens- und Wirtschaftsraum Regensburg in einer ausführlichen Pressemitteilung die altbekannten Argumente pro Ersatzbrücke wiederholten, hat der Regensburger […]
Die Whistleblower-Plattform Wikileaks hat heute ein bedrückendes Video online gestellt. Am 12. Juli 2007 schoss ein US-Kampfhubschraubern über Bagdad auf eine Menschenmenge. Zwölf Zivilisten wurden dabei getötet. Unter den Opfern des Angriffs: zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters, Saeed Chmagh und Namir Noor-Eldeen. Das US-Militär wollte das Massaker vertuschen, behauptete, die zwölf Menschen seien bei einem […]
Am Karfreitag hatte es der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller entgegen den Bischöfen in fast allen deutschen Bistümern abgelehnt, die Fürbitten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann für die Missbrauchsopfer zu übernehmen und sich damit der Empfehlung von Erzbischof Zollitsch verweigert. Ein Auszug aus den empfohlenen Fürbitten:“Lasst uns beten für die Kinder und Jugendlichen, denen inmitten […]
Endlich! Einigung im Uni-Namensstreit. Die neue TU soll jetzt auf Vermittlung des Regensburger Sozialbürgermeisters nach Joachim Wolbergs benannt werden und … Ok, ok. So schwer zu durchschauen war der April-Scherz nun auch wieder nicht. Insofern kommen wir sofort zum Ernst des Lebens zurück: Kein April-Scherz ist nämlich das Schreiben, das wir heute der Anwaltskanzlei Romatka […]
+++ Vorsicht: Das ist ein April-Scherz! +++Dass es bereits so früh dazu kommt, war nicht abzusehen. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) hat am gestrigen Abend Regensburg die Zusage für eine neue Technische Universität in Aussicht gestellt. „Alle einschlägigen Rankings bescheinigen Regensburg ein Bevölkerungswachstum für die nächsten 20 Jahre, insbesondere was Familien anbelangt”, so Heubisch bei einer […]
Die scharfe Kritik an den Ermittlungsbehörden ist das eine, die Forderung nach einer grundsätzlichen Reform der juristischen Strukturen in Deutschland das andere. Zur Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft im Fall Tennessee Eisenberg meldet sich nun die Grüne Jugend Oberpfalz in einer aktuellen Pressemitteilung zu Wort. Die Entscheidung von Generalstaatsanwalt Klaus Hubmann, die Einstellung des Verfahrens in Regensburg […]
Der Ordnungsservice kann (entgegen anfänglicher Behauptungen) das Lärmproblem in der Altstadt nicht lösen; das städtische Aktionsbündnis für Sicherheit und Ordnung zeigt erste Auflösungserscheinungen. Die Absage hat es in sich. „Als Gremium, das eng mit sozialen Einrichtungen der Universitätsstadt Regensburg zusammenarbeitet und von diesen tatkräftig unterstützt wird, möchte der SprecherInnenrat nicht mehr herhalten für ein Bündnis, […]
Die Exponenten der verfeindeten Lager: Christian Schlegl, Chef der Fraktion, und Armin Gugau, Chef des Kreisverbands. Foto: Archiv Wenn’s so weiter geht, kann Joachim Wolbergs (SPD) schon mal die Amtskette als Oberbürgermeister anprobieren und vielleicht können sich SPD und die Oppositionsparteien im Stadtrat bald um freiwerdende christsoziale Plätze balgen – in der CSU heißt es […]
Während immer mehr Fälle von Misshandlung und Missbrauch in der katholischen Kirche aufgedeckt werden, beschäftigt die Diözese Regensburg die weltlichen Gerichte, um kritische Medien zum Schweigen zu bringen. Auch unsere Redaktion hat vor zwei Tagen eine Abmahnung der Kanzlei Romatka & Collegen erreicht, die öfter im Auftrag der Diözese tätig wird, mal um die Freiheit […]
„Das ist für uns eine sehr bittere Erfahrung.” Es war die dritte Pressekonferenz des Bistums Regensburg binnen kurzer Zeit. Nach der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Missbrauchsfälle standen am Dienstag Vorwürfe zur Körperverletzung an Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Diözese Regensburg auf der Tagesordnung. An der Seite von Bischofssprecher Clemens Neck saß dieses Mal entsprechend […]
Da hat Christian Schlegl gut lachen: Nach der Einstellung des Verfahrens gegen Schaidinger, Weber und Welnhofer setzt er Intimfeind Armin Gugau unter Druck. Foto: Staudinger Das Imperium schlägt zurück. Nach der Einstellung des Verfahrens gegen Hans Schaidinger, Gerhard Weber und Peter Welnhofer durch die Regensburger Staatsanwaltschaft fordert CSU-Fraktionschef Christian Schlegl nun den Parteiausschluss der Anzeigenerstatter. […]