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Bischofshof: Gewerkschaft droht mit Streik

Die Geschäftsführung der Kirchenbrauerei verweigert Verhandlungen über einen Haustarif. Jetzt droht die Gewerkschaft mit Streik. Foto: Archiv
Die Brauerei Bischofshof liegt weiter im Clinch mit ihrer Belegschaft. Mit dem heutigen 1. April wurde rund ein Drittel der Beschäftigten des kirchlichen Unternehmens in eine neue Gesellschaft ausgegliedert. Diese „Bischofshof Logistik GmbH“ ist kein Mitglied des Arbeitgeberverbandes, deshalb soll es dort nach Ansicht der Geschäftsführung keine Tarifbindung geben. Gegenüber den bisherigen Beschäftigten hat die Brauerei nach Protesten die Zusage gemacht, ihnen „bis zur Rente nichts weg nehmen“ zu wollen. Ein Zusatz zum Arbeitsvertrag soll das regeln, der allerdings jederzeit wieder geändert werden kann, ganz abgesehen davon, dass für neu eingestellte Mitarbeiter am Ende wesentlich niedrigere Löhne stehen werden.

Geschäftsführung verweigert Gespräche

„Im schlimmsten Fall könnte das bis zu 30 Prozent weniger Geld sein“, so die Befürchtung von NGG-Gewerkschaftssekretär Rainer Reißfelder. Gemeinsam mit dem Betriebsrat von Bischofshof fordert die Gewerkschaft deshalb einen Haustarifvertrag. Bisher aber, so Reißfelder, verweigere Geschäftsführer Hermann Goß kategorisch jegliche Verhandlungen. „Wenn die Geschäftsleitung bis Anfang nächster Woche bei dieser Haltung bleibt, werden wir sie mit geeigneten Maßnahmen davon überzeugen, dass die Kolleginnen und Kollegen ein Recht auf tariflich abgesicherte Arbeitsbedingungen haben“, so Reißfelder am Freitag zu unserer Redaktion. Die Ansage ist damit klar: Verhandlungen oder Streik.

Kirchen-Betrieb und katholische Soziallehre

Bereits vergangene Woche hatte sich die komplette Logistik der Brauerei Bischofshof an einem ganztägigen Warnstreik beteiligt. Anlass waren die landesweit laufenden Tarifverhandlungen im Brauereigewerbe. Mit dem heutigen ersten April ist nun auch die Friedenspflicht in Zusammenhang mit dem bei Bischofshof geforderten Haustarif weg gefallen. Reißfelder ist davon überzeugt, dass die Beschäftigten erneut streiken werden, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Er spricht von „Tarifflucht“ und dem Versuch, „Dumpingarbeitsbedingungen“ in der Logistik einzuführen. Dies sei umso erstaunlicher, da es sich bei Bischofshof um eine kirchliche Brauerei handle. Reißfelder: „Mit der katholischen Soziallehre ist ein solches Verhalten nicht zu vereinbaren.“

Wer schweigt, dem wird gegeben

Mittelbayerische Zeitung: Wer (wie hier am heutigen Freitag) schön Anzeigen schaltet, muss kritische Berichterstattung nicht fürchten.
Die Mittelbayerische Zeitung, bei der die Brauerei Bischofshof ein wichtiger Anzeigenkunde ist, hat über die nun vollzogene Auslagerung der Logistik GmbH und die seit längerem laufenden Proteste der Belegschaft bislang nicht berichtet. Der Warnstreik anlässlich der landesweiten Tarifverhandlungen vergangenen Freitag fand in einer kleinen Meldung Erwähnung. Diese Meldung ist nicht einmal halb so groß ist, wie die in schöner Regelmäßigkeit veröffentlichten Anzeigen und entspricht einem Bruchteil der ebenfalls regelmäßig erscheinenden PR-Berichterstattung. Wer schweigt, dem wird gegeben.
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Kommentare (3)

  • thoams

    |

    kein wunder, dass die mittelbayerische darüber nicht berichtet…. zum argument der anzeigenkundschaft kommt auch noch, dass die noch eine stufe weiter sind:
    die haben bereits alles in der logistik ausgelagert an kleine unternehmer, die zu preisen fahren, die man nicht glauben mag als normal rechnender und denkender mensch….

  • peter sturm

    |

    „Mit der katholischen Soziallehre ist ein solches Verhalten nicht zu vereinbaren.“

    ich befürchte damit ist es leider schon zu vereinbaren. die katholische “sozial”lehre ist, nach meiner meinung, im wesentlichen im 19. jahrhundert entstanden, als gegenreaktion auf die immer stärker werdende arbeiterbewegung.
    “damit das vaterland und die kirche wieder im alten glanz erstehen”. wie es einer ihrer führenden vertreter einmal trefflich zusammenfasste.

  • Twix Raider

    |

    Der Teufel hat den Schnaps gemacht, die Kirche das Bier. Gerade im sozialen Bereich hat sich die Kirche aus allen arbeitsrechtlichen Errungenschaften ausgeklinkt, mit dem Segen des Staates. Z.B. Erzieherinnen in katholischen Kindergärten (die nur so heissen, Vollträgerschaft gibt es nicht) müssen in ihren Angestelltenverträgen die unmöglichsten Klauseln (keine Scheidung ect.) unterschreiben, Streikrecht is auch nich. Da gab es doch vor ein paar Jahren einen Arbeitskampf im öffentlichen Dienst, der die Kirche eigentlich herzlich wenig betraf. Trotzdem erblödete sich einer ihrer Vertreter nicht, die Streikenden als arme, verirrte Schäflein zu bezeichnen, denen der Herr schon noch Mores lehren wird, den Gewerkschaften sowieso. Apropos irrwitzige Privilegien, wie sieht es bei Kirchenbrauereien eigenlich mit der Biersteuer aus? Würde mich nicht wundern, wenn es da auch wieder eine Sonderregelung gibt…

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