Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Erinnerungs- und Gedenkpolitik in Regensburg

Die Sehnsucht nach Entlastung

Berichte über ein Geheimzimmer, in dem möglicherweise Juden versteckt worden sein sollen, eine nichtssagende und intransparente Pressemitteilung der Stadt Regensburg, in der von einer „umstrittenen Rolle“ des NS-Karrieristen Walter Boll die Rede ist, eine städtisch geförderte Ausstellung, in der ein Fan von Otto Schottenheim den Nazi-OB unwidersprochen abfeiern durfte. Es sind nur ein paar Beispiele für erhebliche Defizite in der Erinnerungs- und Gedenkkultur von Regensburg. Wir veröffentlichen dazu einen Einwurf der Journalistin und Autorin Waltraud Bierwirth („Die Firma ist entjudet“, „Der Fall Elly Maldaque“, „Das Novemberpogrom und der lange Weg zu einer neuen Synagoge“).

Ja, die Frage nach Demokratie und Transparenz ist wieder dringlicher geworden. Der Umgang mit Geschichte produziert in dieser Stadt eigene Konflikte, die an Deutlichkeit zunehmen. Als größtes Manko erweist sich in Regensburg, dass es bis heute keine öffentliche Präsentationsform für die Darstellung der neueren Stadtgeschichte gibt. 90 Jahre nach der Machtübergabe an die Nazis und dem Ende der Demokratie in Deutschland fehlt es in dieser Stadt dringlich an einem Ort, an dem die Jahre des Nationalsozialismus dargestellt, Zusammenhänge erläutert und handelnde Personen und deren Verbrechen genannt werden.

Ein Rassist, der hunderte Menschen zwangssterilisieren ließ: Nazi-Oberbürgermeister Otto Schottenheim um 1936. Foto: privat

WERBUNG

Aktuell geht es um die Bearbeitung dieser Fragen: Wie stellte sich 1933 die Entdemokratisierung aller Lebensbereiche auf der lokalen Ebene dar? Wie agierten städtische Verwaltung, Presse, Lehranstalten und Schulen? Wer waren die zentralen Akteure in Regensburg? Welche Spielräume gab es für Widerstand?

Ohne demokratische Legitimation, gestützt auf den SA-Mob und willige Nazis, übernahm am 20. März 1933 der überzeugte Nationalsozialist und Rassist Otto Schottenheim in SS-Uniform das Rathaus: „Der Verantwortliche für die Stadt bin ich!“ Seit 1929 war der praktische Arzt Schottenheim NSDAP-Mitglied, Begründer der ersten SS-Staffel in Regensburg, befördert vom Schlächter Himmler zum SS-Standartenarzt.

Schottenheim, Fanatiker für Erbgesundheit, ging rasch zu Werke: von 1934 bis Kriegsbeginn 1939 wurden 634 Männer, Frauen und Kinder aus Regensburg und der Oberpfalz zwangssterilisiert. Wie es dazu kam, steht in den „Erbgesundheitsakten“, die in den Archiven lagern. Für viele Menschen bis heute ein heikles Thema, denn schließlich brauchte jeder, der in der NS-Zeit heiratete, ein „Erbgesundheitszeugnis“.

Das bleierne Schweigen der Nachkriegsgesellschaft über die Untaten der mörderischen Nazi-Täter in ihrer Mitte ist in Regensburg nie wirksam gebrochen worden. Selbst der Nazi-Täter Schottenheim konnte nach einigen Jahren Abstand wieder als Arzt in dieser Stadt praktizieren. Den zunächst verweigerten Pensionsanspruch setzten die Nazi-Aktivisten erfolgreich durch. Voran der Ex-Nazi und frisch demokratisierte CSU-Oberbürgermeister Hans Herrmann.

Schottenheim aus der Schmuddelecke geholt

Da wundert es nicht, wenn die Aktivisten von einst und ihre Anhänger das Schottenheim-Erbe aus den Ecken holen, um ihn zur 90-jährigen Jubelfeier hochleben zu lassen. Zur Feier des Tages war im Pfarrheim St. Konrad das „Schottenheim-Dorf“ in einer Ausstellung zu besichtigen. Der betagte Ehrensiedler Josef Mös meinte dazu:

„Es ist an der Zeit, …der Siedlung den Namen ihres Gründers zurückzugeben, den Namen eines aufrechten, zutiefst menschlich denkenden Dr. Otto Schottenheim.“

Ehrensiedler, Schottenheim-Verehrer: Josef Mös. Foto: Archiv/Staudinger

60 Gäste aus Kultur und Politik sagten „Prost!“ und widersprachen nicht. Das kam erst später, nachdem der Journalist Robert Werner Anstoß nahm und über das peinliche Schweigen von Stadträten berichtete. Da hatten bereits über 650 Menschen aus dem Viertel die vom Kulturamt geförderte Foto-Ausstellung besucht und Schaden genommen.

40 Namen stehen auf der aktuellen Ehrenbürgerliste der Stadt Regensburg. Eigentlich sind es 41, denn den Ehrenbürger Adolf Hitler führt die Stadt offiziell nicht mehr auf. Zu einer förmlichen Aberkennung reichten aber politischer Wille und Kraft des Stadtrats nicht aus.

Es ist eine rechtskonservative Schar von Ehrenmännern, von denen nicht wenige ihre Meriten in der NS-Zeit erwarben. Einer von diesen ist Walter Boll, Stadtdirektor a. D., der 1980 diese Ehrung erfuhr – als man es schon besser wissen konnte.

Exklusiver Workshop zum „ehrenwerten“ Walter Boll

Aktuell beschäftigt sich die Stadtverwaltung intensiv mit dem ehemaligen NS-Kulturwart, der so mühelos seine Karriere in der NS-Zeit mit seinem Förderer Schottenheim fortsetzen konnte. Freiwillig war Boll ab 1933 Mitglied in den Kampf- und Massenorganisationen der Nazis geworden: SA, NSDAP und NS-Kulturwart. In einem geschlossenen, internen Workshop beschäftigten sich zum Jahresende an die 30 „Experten“ mit dem Wirken des Regensburger Kulturreferenten Boll, der ein halbes Jahrhundert die Kulturpolitik der Stadt prägte.

Walter Boll 1970 mit der Skulptur, die ihm zu Ehren im Historischen Museum aufgestellt wurde. Foto: Stadt Regensburg

Natürlich braucht die Aufarbeitung eines zweifelhaften Erbes unbedingt Glaubwürdigkeit. Das wiederum setzt Transparenz und Öffentlichkeit voraus. Beides fehlt dem „Experten-Workshop“, der hinter verschlossenen Türen tagte.

Die angekündigte „ergebnisoffene wissenschaftliche Aufarbeitung zu Person und Wirken Walter Bolls“ entzieht sich der öffentlichen Begleitung.

Natürlich ist der Verdacht interessengeleiteter „Forschung“ angesichts dieser Praxis berechtigt.

Wenige Wochen nach dem Workshop meldete Agnes Tieze, Direktorin des „Kunstforums Ostdeutsche Galerie“ in einer Presseerklärung: „Bislang konnte kein NS-verfolgungsbedingter Entzug festgestellt werden“, obwohl seit 2018 „systematische Provenienzforschung“ betrieben werde.

Angesichts der Gründungsgeschichte des Kunstmuseums ist der Verdacht evident, dass Raubkunst an den Museumswänden hängt.

Raubkunst an Museumswänden?

Zu den Gründern des Museums gehörte neben Walter Boll auch PG Ernst Schremmer, einst Pressereferent des fanatischen Nazis Konrad Henlein, Hitlers Gefolgsmann und Statthalter in Böhmen und Mähren, Einheizer der Sudetenkrise.

Beide Kunst- und Kulturpfleger, Boll und Schremmer, waren in der NS-Zeit Kunden bei jüdischen Galeristen und Kunstsammlern, die verfolgungsbedingt verkaufen mussten. So vermerkt es das Findbuch, das Eingangsbuch für Neuerwerbung von Kunst, in Regensburg in den 30-iger Jahren. Nach der „Zwangsarisierung“ übernahmen die Nazis das Geschäft mit der geraubten „entarteten Kunst“.

Nach dem Krieg fanden die alten „Kulturfreunde“ in Regensburg zusammen und realisierten das Museumsprojekt im Stadtpark. Für etliche Jahre übernahm Schremmer den Vorsitz des Stiftungsrates der Ostdeutschen Galerie, an deren „Errichtung er entscheidenden Anteil hatte“, lobt die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen seinen Einsatz.

Schremmers Nachlass lagert im Sudetendeutschen Archiv im Hauptstaatsarchiv München. Bei der „Aufarbeitung der eigenen Gründungsgeschichte“, so der späte Vorsatz von Museumsdirektorin Agnes Tieze, könnte neben dem Boll-Nachlass – sofern dieser zu finden ist – auch der Schremmer-Nachlass Auskunft über Raubkunst geben (Wir weisen an dieser Stelle auf einen aktuellen Kommentar des Kunstforms dazu in unserem Forum hin.).

Boll-Sammlung in Stuttgart versteigert

Was die umfangreiche Versteigerung des privaten Boll-Nachlass an Geld einbrachte, gab nach den Auktionen 2011 in Stuttgart das Auktionshaus Nagel nicht preis. Dafür ließ ein Regensburger Boll-Verehrer in einer dem Auktions-Katalog beiliegenden Broschüre wissen, was für ein toller Hecht der Kunstsammler Walter Boll war: „..große und kleine Schätze gelangten bei der Auflösung der Wohnung 2010 in verschiedene Museen in Deutschland. Der größte Teil jedoch wurde ganz bewusst dem Auktionshaus Nagel übergeben“

Was die Wände in Bolls großartiger Wohnung am Dörnbergpark – gemietet zum günstigen Preis von der städtischen Stadtbau GmbH – schmückte, weiß der Autor Stefan Reichmann – und es lässt ihn in Wehmut verfallen:

„Ein Gemälde des bedeutenden Expressionisten Max Pechstein zierte einst auch die Wohnung der Bolls, er hatte es einst durch einen Sammler aus den Niederlanden im Tausch erhalten.“

Zum Ende seiner Eloge bedauert er, dass es keine Teestunden im Hause Boll, umgeben von den Werken der Sammlung mehr gäbe:

„So müssen Kunstliebhaber leider auf Jaeckel, Putz, Nolde, Corinth und Pechstein mit Provenienz ‘Dr. phil. Walter Boll’ verzichten.“

Das „geheime Zimmer“ im Wiedamann-Haus

In Zeiten eines rigiden Moralismus ist die Sehnsucht nach klaren Zuordnungen und Standpunkten groß. In der Erinnerungskultur sind Zeitzeugen, die KZ, Zwangsarbeit und den Holocaust überlebt haben, authentische Gesprächspartner. Sie vermitteln glaubwürdig das „Nie-wieder“, das eine Lebenshaltung ausdrückt. Erinnerung ohne Zeitzeugen wird die Zukunft sein. Dann rücken medialen Quellen, Zeugnisse aller Art in den Focus und setzen Spielräume frei.

Mit großer Emphase bis zur Peinlichkeit reagierten in Regensburg Heimat-Zeitungen und Stadtverwaltung, als vor einigen Wochen ein vermeintlich „geheimes Zimmer“ im Wiedamannhaus in der Brückstraße 4 für Aufregung sorgte: „Ein Sensationsfund“, „Versteck für einen verfolgten Juden?“, „Ist das ein zweites Anne-Frank-Haus?“ Es artikulierte sich die Sehnsucht nach der Unschuld, dass es neben den Nazi-Tätern auch diejenigen gab, die geholfen haben.

Die nüchterne Wahrheit lautet: Ja, es war ein Versteck für den Zinngießer Eugen Wiedamann, um seine Kunst aus Metall vor der Vernichtung zu schützen. Ab 29. März 1940 sanktionierten die Nazis die bereits laufende „Metallsammlung des deutschen Volkes“ per Verordnung:

„Wer Messing, Kupfer, Bronze und Zinn seiner Verwendung (Einschmelzen) entzieht, wird mit dem Tode bestraft.“

Nach 1945, als NS-Kulturwart Walter Boll im Spruchkammerverfahren zunächst als Belasteter eingestuft wurde, schrieb der kunsthandwerkliche Zinngießer Eugen Wiedamann, so wie viele andere auch, einen „Persilschein“ zur Entlastung Bolls. Diesem war die Kunst aus Zinn aus dem alten Haus in der Brückstraße 4 bestens bekannt. Als „Dankeschön“ kann man die schnelle Anstellung Walter Bolls ab 15. November 1945 als Bürohilfe bei Wiedamanns Metallwerkstätte ansehen.

Die „Judensau“ am Dom bleibt ein Schandmal

Die sogenannte “Judensau” am Regensburger Dom. Foto: wr

Es ist ein Zeugnis des christlichen Antijudaismus aus dem Mittelalter, aber dient in seiner Begrifflichkeit den Antisemiten von heute als Schmähung und Beleidigung. Auch deshalb gehört diese Darstellung demontiert und als Exponat der Schande ins Museum. Als Ausgangspunkt für eine Entwicklung an deren Ende die Shoa steht: die Vernichtung der europäischen Juden durch deutsche Nazis.

Der Jargon der Nazis ist in Zeiten des ansteigenden Antisemitismus wieder auf deutschen Schulhöfen hörbar, wenn jüdische Jungen eine Kippa ober jüdische Mädchen den Davidstern als Kette oder Anstecker tragen. Bayerns statistische Zentralstelle registrierte im vergangenen Jahr fast 500 antisemitische Straftaten Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Nicht eingerechnet ist hier die Dunkelziffer für den alltäglichen Antisemitismus.

Die medienwirksame Vorstellung der neuen Erklärtafel zur Darstellung der „Judensau“ am Dom gehört nicht zu den überzeugenden Auftritten der versammelten Akteure. Voran der Antisemitismusbeaufragte Ludwig Spaenle und Kultusminister Michael Piazolo, die anhand der neue Tafel erläuterten, warum aus dem „Schandmal“ nach 600 Jahren nun ein „Mahnmal“ wurde.

Die Verfasserin des neuen Textes, Prof. Eva Haferkamp-Rott von der LMU München, war zum Termin am Dom gar nicht eingeladen und die Autorenschaft reklamierte Ludwig Spaenle für seinen „Runden Tisch“.

Betrübliche Erfahrungen mit dem Umgang von wissenschaftlichen Exponaten zur jüdischen Geschichte machte Eva Haverkamp-Rott nicht zum ersten Mal in Regensburg. Im ersten Halbjahr 2019 präsentierte sie gemeinsam mit anderen Autoren die vielbeachtete Ausstellung „Regensburg – Mittelalterliche Metropole der Juden“. Anhand von Exponaten, Transparenten und Tafeln gab die Ausstellung im Historischen Museum überzeugende Antworten auf immer wieder gestellte Fragen: „Warum ließen sich Juden in Regensburg nieder?“ oder „Wie sah das Judenviertel aus?“

Es wurde über Recht – Rechte – Unrechte informiert. Nach der knapp dreimonatigen Ausstellung verschwanden die Informationstafeln im Keller des Historischen Museums. Etliche Stücke für immer. Nach etlichen Nachfragen um Überlassung zur weiteren Verwendung erhielt die Jüdische Gemeinde einen schmalen Rest. Wesentliche Teile waren verschwunden. Die Befürchtung von Eva Haverkamp-Rott, dass es der Leitung des Historischen Museums am pfleglichen Umgang und Verständnis für jüdische Exponate mangelt, bestätigte sich erneut.

Stabsstelle im Praxislauf

Erinnerungskultur kann nicht vom Staat vorgeschrieben werden, gleichwohl gibt es aber eine Verantwortung gegenüber der Geschichte. Seit knapp zehn Jahren, seit der Kommunalwahl 2014, gibt es dafür in Regensburg die eigens vom damaligen OB Wolbergs eingerichtete „Stabsstelle für die Aktivitäten der Gedenk- und Erinnerungskultur“. Zur Seite steht der „Stabsstelle“ ein „Runder Tisch“ von Ehrenamtlichen aus Organisationen und Initiativen. Das ist gut so, und demokratisch gemeint, aber unzureichend wirksam: Es fehlt ein stringentes Konzept für eine Erinnerungskultur in Regensburg. Dieses Manko macht sich schmerzhaft bemerkbar, wenn es um den Holocaustgedenktag am 27. Januar und die Pogromnacht vom 9. November 1938 geht.

Es sind Tage, die dem Gedenken der Opfer von Nazi-Barbarei gewidmet sind. Es sind Erinnerungstage an die Menschheitsverbrechen in der NS-Zeit. Eine entwickelte, in die Breite wirkende Gedenkkultur, gibt es in Regensburg dafür nicht. Dieses Gedenken konzeptionell zu entwickeln und im Gedächtnis der Stadtgesellschaft fest zu verankern wäre ein zu erarbeitendes Ziel.

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (8)

  • joey

    |

    Ein Rundumschlag.

    Holen wir mal ein Thema kurz aus dem Topf:
    Die Judensau kann in einem Museum “verschwinden” (wieviel Besucher…). Für unwahrscheinlich halte ich, daß Christen oder normale Touristen bei der Judensau irgendeine Freude entwickeln. Die meisten übersehen es hier wie auch in einem Museum. Weil sie es in der Fülle übersehen oder auch weil sie “damit nichts zu tun haben wollen”. Römergeschichte ist schöner (da gab es nur “normale” Sklavenhaltung und Völkermord).

    Ein neues Museum hilft wenig. Es ist nicht zu verhindern, daß Hitler irgendwo geschichtlich verstaubt. Ob man Migranten aus dem islamischen Bereich oder Osteuropäern den “traditionellen Judenhaß” austreiben kann, weiß ich nicht. Nein, nicht alle Migranten sind Judenhasser, aber einige machen das recht offen, so daß ich es leider mitkriege.

    Was man aber kann: Judenhaß bei der documenta unverzüglich unterbinden und die feuern, die das noch mit irgendwelchen Windungen verdiskutieren wollten. Wenn Greta ein “antikolonialistisches Symbol” trägt, ist ein sofortiger Polizeieinsatz gerechtfertigt. Wenn die Gemeindeordnung juristischen Irrsinn mit Ehrenbürgern erzwingt, ändere man diese (wer in der CSU ist denn noch dagegen?). Keinen Millimeter gebe man heute (!) nach.

  • Mr. T.

    |

    Regensburg hat überhaupt keine Gedenkkultur, hier gibt es nur eine Verdrängungskultur.
    Eine “Gedenkkultur” könnten höchstens noch ein paar ewig gestrige, wie Mös für sich reklamieren.

  • Paul

    |

    Servus

    Gedenkkultur nahe Vergangenheit?

    Wer hat am Volktrauertag der über 50 Toden deutschen Soldaten die in den Einsätzen Bundeswehr um Leben kamen,

    erwähnt gedacht o Ä.

    Nur mal so hingewiesen.

  • xy

    |

    @Herzig, Karthaus-Prüll war in die Aktion T4 eingebunden. In Wikipedia heißt es dazu: “Zu Beginn des Septembers 1940 erschien in Karthaus-Prüll eine Kommission unter Führung des T4-Gutachters Dr. Theodor Steinmeyer, diese sollten im Benehmen mit den Anstaltsärzten die Meldebögen für die Entscheidung zur Euthanasie ausfüllen. Allerdings wirkten die Anstaltsärzte an der Erstellung der Listen nicht mit, sondern nur Reiß zeichnete die Meldebögen ab. Aufgrund dieser Listen wurden Transporte in die Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart bzw. direkt in die NS-Tötungsanstalt Hartheim zusammengestellt. Von Regensburg aus erfolgten in der Zeit zwischen 4. November 1940 und 5. August 1941 fünf Sammeltransporte direkt nach Hartheim. 641 Patienten wurden dabei vergast; dies entsprach einem Anteil von fast 40 % aller Patienten von Karthaus-Prüll. Regensburg wurde dabei auch als eine Art Zwischenstation für Patienten aus kleineren Anstalten (Reichenbach, Straubing) verwendet. ” (https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Reiß)

  • Lenzerl

    |

    Danke an den Einwurf von Frau Bierwirth! Es gibt m.E. wirklich wenige in allen diesen Themen so kompetente, differenzierte und auf eigene historische Recherchen begründete Standpunkte in Regensburg! Auch wenn ich nicht alle ihre Punkte teile (Judensau am Dom beibehalten …) legt sie hier sehr sachlich den Finger in eine schwärende Wunde. Leider sehe ich auch praktisch keine Aussicht auf Besserung, weil der Wille für ein stringentes Konzept, das sich auch gegen Widerstände behauptet, auf städtischer Seite fehlt. Auch wenn man es nie allen Recht machen können wird (und wollen sollte – etwa bei der in ferner Zukunft stehenden Neugestaltung des Historischen Museums und der musealen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit in Regensburg). Solange niemand klare Kante zeigt, wird das ewige Durchwursteln weitergehen. Leider.

  • Kunstforum Ostdeutsche Galerie

    |

    Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie begrüßt alle Bemühungen, die der Aufklärung von Walter Bolls Wirken dienlich sind. Das Aufarbeiten der NS-Vergangenheit ist eine große gemeinsame Aufgabe. Um eine auch für die Nachwelt solide, wissenschaftlich fundierte Basis zu schaffen, ist es unsere Pflicht, sorgfältig zu recherchieren, mit belegten Fakten zu arbeiten und präzise zu formulieren. In diesem Bezug möchten wir bitten, im obigen Artikel den zweiten Absatz im Abschnitt mit dem Titel „Raubkunst an Museumswänden?“ in den richtigen Kontext zu rücken. Im gesamten Abschnitt ist die Rede vom Kunstforum Ostdeutsche Galerie. So bezieht der Lesende auch die Information über das „Findbuch, das Eingangsbuch für Neuerwerbungen von Kunst, in Regensburg in den 1930er Jahren“ auf das KOG. Das erst 1966 als eigenständige Institution gegründete Museum hat zu dem „Findbuch“ der 1930er Jahre allerdings keine Verbindung.
    Die Herkunft der Werke in seinen Beständen untersucht das Kunstforum Ostdeutsche Galerie seit 2018 im Rahmen der Provenienzforschung. Diese wird aufgrund der Förderungsstruktur in Teilprojekten vorangetrieben. In Zusammenhang mit Walter Boll, der das Museum in den Anfängen mitprägte, wurde bisher keine NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunst ausfindig gemacht. Für weitere Informationen steht das Kunstforum Ostdeutsche Galerie gerne zur Verfügung. Die nächste Führung zum Thema Provenienzforschung findet am Tag der Provenienzforschung, am Mittwoch, 12. April, um 16 Uhr statt.

  • Hthik

    |

    Immer wieder schwere Kost hier. Aber muss eben sein.
    regensburg-digital – weil Beschönigungen kann man woanders lesen

  • Geheimes Judenversteck in Regensburg: „Ein Produkt der Medien“ » Regensburg Digital

    |

    […] Auch der vom Stadtarchiv mit einer Studie beauftragte Autor Siegfried Wittmer konnte in seinen jahrelangen Recherchen keinen solchen Fall ausfindig machen, obwohl er sich mit diesem Themenkomplex über Jahrzehnte beschäftigt hat. Die Publizistin Waltraud Bierwirth, die zur antisemitischen und judenfeindlichen Geschichte Regensburg mehrere, auf langjährigen Forschungen basierende Bücher veröffentlichte, spricht in diesem Zusammenhang von einer „Sehnsucht nach Entlastung“. […]

Kommentare sind deaktiviert

drin