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Polizei geht nicht von Brandstiftung aus

Feuer im Thurn-und-Taxis-Jagdschloss bei Regensburg: Wenn Biedermänner Brandstiftung wittern – es aber keine war

Die Polizei schließt vorsätzliche Brandstiftung beim Thurn-und-Taxis-Schloss Thiergarten nahezu sicher aus. Verbreitet haben diese Erzählung aber einige – und noch etwas mehr. Ein Regensburger trieb es besonders weit.

Gloria von Thurn & Taxis 2012 bei den Schlossfestspielen mit Victor Orban. Der ungarische Autokrat verbreitete den angeblichen Brandanschlag als Tatsache. Foto: Archiv/Staudinger

Seit heute ist es offiziell: Das Feuer, bei dem das Thurn-und-Taxis-Jagdschloss Thiergarten bei Donaustauf am 6. Oktober abgebrannt ist, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine vorsätzliche Brandstiftung. Das hat das Polizeipräsidium Oberpfalz am heutigen Donnerstag mitgeteilt.

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„Die Analyse der Proben und des Spurenmaterials hat ergeben, dass es aktuell keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung gibt“, so eine Sprecherin. „Die Ermittlungen bezüglich einer fahrlässigen Brandstiftung oder eines technischen Defekts dauern weiter an.“ Zwischen einem Bekennerschreiben, das am 9. Oktober auf der Plattform Indymedia veröffentlicht wurde, und dem Feuer seien „bislang keine Zusammenhänge erkennbar“. Auf dieses Bekennerschreiben haben sich einige bezogen und die Brandstiftung als Tatsache weiterverbreitet.

Von Orban bis Nius

Der ungarische Autokrat Victor Orbán hatte beispielsweise erklärt:

„Wir stehen hinter Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Ihr historisches Jagdschloss wurde am 6. Oktober auf tragische Weise von Antifa zerstört, nachdem diese absichtlich Feuer im Inneren des Gebäudes gelegt hatten.”

Nius, Haus- und Hofmedium von Gloria von Thurn und Taxis, hatte in verschiedenen Berichten und auch in einem Gespräch mit Gloria von Thurn und Taxis den Brandanschlag als Tatsachenbehauptung verbreitet.

Im Gespräch mit Gloria von Thurn und Taxis verbreitete Nius den Brandanschlag als gesicherte Tatsache. Screenshot: Nius

Veranstalter verbreitet angebliches Insider-Wissen

Noch weiter trieb es Peter Kittel, Veranstalter des Romantischen Weihnachtsmarkts auf Schloss Thurn und Taxis und ehedem Wahlkampfmanager der CSU. Auf seiner Internetseite („Regensburger Stadtzeitung“) ließ Kittel die Behauptung aufstellen, direkt aus Ermittlerkreisen informiert worden zu sein. Wörtlich heißt es auf der Plattform nach wie vor:

„Der Stadtzeitung liegen interne Informationen aus Ermittlerkreisen vor, die nahelegen, dass es zwei verschiedene Brandherde gegeben haben muss. Brandstiftung – und somit eine Beteiligung der ‘Antifa’ – sind wahrscheinlich.“

Weiter steht da:

„Insider gehen davon aus, dass die Brandstifter des historischen Jagdschlosses überregionale ‘Antifa’-Terroristen waren, die von der Regensburger Gruppierung allenfalls logistisch unterstützt wurden.“

Veranstalter, CSU-Wahlkampfmanager und Herausgeber eines Online-Mediums mit rassistischen Inhalten: Peter Kittel (rechts). Foto: Archiv/Staudinger

Verantwortlich für den Text auf der Seite, die als „führendes Online-Meinungsmedium in Regensburg und auch über die Domstadt hinaus“ um Anzeigenkunden wirbt, zeichnet laut Kürzel der Kittel-Mitarbeiter Lukas N. Wuttke. Ob Wuttke und Kittel bei dem aggressiv gehaltenem Text falschen Informationen aufgesessen sind oder die Insider einfach erfunden haben, bleibt unklar.

Veröffentlichungen auf Indymedia: Schon immer zweifelhaft

Von Anfang an hätte man bei dem Bekennerschreiben auf Indymedia skeptisch sein müssen. Nicht nur aufgrund des verquasten und an ChatGPT erinnernden Textes eines angeblichen „Kommando Georg Elser“.

Bei der linksradikalen Plattform kann jeder ungeprüft Texte hochladen. Regelmäßig erschienen dort in der Vergangenheit falsche Bekennerschreiben. Zuletzt bei der Explosion im Münchner Norden und einer angeblichen Bombendrohung gegen das Oktoberfest – keine Wochen vor dem vermeintlichen Brandanschlag.

Erwähnt wurde das anfänglich in kaum einem Medium, das über das „Bekennerschreiben“ berichtet hatte. Die Falschbehauptung, die Antifa habe das Jagdschloss derer von Thurn und Taxis abgefackelt kursiert weit verbreitet als belegte Tatsache.

Gloria von Thurn und Taxis hatte zuletzt gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung erklärt, dass sie mit dem Feuer „nicht hausieren“ gegangen sei. Doch tatsächlich gehört auch sie zu denjenigen, die mit der Behauptung „Brandstiftung“ vor die Mikros treten.

Auch Gloria verbreitet die Brandstiftungserzählung

Bei der rechten Buchmesse „Seitenwechsel“ in Halle plauderte sie dem Magazin Compact vor vier Tagen Folgendes in die Kamera:

„Man kann sagen, dass es Brandstiftung war. Was man nicht genau weiß, ob die angebliche Antifa nicht Trittbrettfahrer sind. Also die Polizei sagt, die nützen jede Gelegenheit, um zu sagen, sie waren’s. Und das müssen sie gar nicht gewesen sein. Also insofern: Wir wollen glauben, dass es die Antifa war, weil die eben nichts Gutes im Schilde führen, aber die offiziellen Stellen wollen das nicht wahrhaben.“

Compact ist ein rechtsextremes Medium des neurechten Agitators Jürgen Elsässer. Regelmäßig werden dort Verschwörungserzählungen, Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus verbreitet. Gloria von Thurn und Taxis guckt Compact laut eigener Aussage „sehr gerne“. Auf der Buchmesse „Seitenwechsel“, wähnte sie sich „unter Gleichgesinnten“.

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Kommentare (1)

  • Brandklasse B

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    Auf allen 3 Fotos erkennt man geistige Brandstifter……

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