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„Verharmlosung von NS-Unrecht“

Kritik nach Stolpersteinverlegung: „Perfide Entgleisung des Bischofs“

In einer Mitteilung zur Stolpersteinverlegung für ein Euthanasie-Opfer in Regensburg spannen Bischof Voderholzer und das Bistum einen Bogen von den Krankenmorden während des Nationalsozialismus zu Schwangerschaftsbrüchen heute. Daran gibt es Kritik.

Nutzte eine Stolpersteinverlegung zur Kritik an Schwangerschaftsabbrüchen und zog in einer Veröffentlichung des Bistums fragwürdige Parallelen: Bischof Rudolf Voderholzer. Foto: Herbert Baumgärtner

Insgesamt acht weitere Stolpersteine wurden am gestrigen Dienstag in Regensburg verlegt. Über 250 dieser gravierten Messingplatten erinnern mittlerweile – 16 Jahre nach Beginn des Projekts – in der Domstadt an ermordete NS-Opfer. Deportierte und ermordete Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Euthanasie-Opfer.

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Seit Dienstag erinnert beispielsweise in der Engelburgergasse ein Stein an den Widerständler Franz Enderlein – er wurde im KZ ermordet, weil er Kommunist war. In Beisein von Vertretern der Regensburger SPD wurde in der Eichenstraße ein Stolperstein für den Sozialdemokraten und Landtagsabgeordneten Alfons Bayerer verlegt. Er wurde 1935 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, an deren Folgen er kurz nach seiner Entlassung als Todkranker 1940 starb.

Hans Husserl, dessen Name auf dem neuen Stolperstein in der Obermünsterstraße steht, warf sich am 14. Oktober 1944 vor einen Zug. Als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter galt der 41-Jährige als „Mischling ersten Grades“ und wählte den Freitod aus Angst vor Deportation und KZ.

Erinnerung an Opfer der „Aktion T4“

Erinnert wird seit Dienstag, in der Wöhrdstraße, auch an Anna Walter. Neben Johann Plodeck ist sie eines von zwei Opfern der „Aktion T4“, die bei der gestrigen Veranstaltung gewürdigt wurden.

Walter wurde 1906 in der Nähe von Dachau geboren und arbeitete in Regensburg als einfaches Dienstmädchen. Weil sie über Schmerzen klagte und dafür keine medizinische Ursache festgestellt werden konnte, wurde sie von den Barmherzigen Brüdern 1931 in die Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll geschickt, wo sie bis kurz vor ihrem Lebensende blieb.

Im Lauf der Jahre verschlechterte sich ihr Zustand. Sie galt als arbeitsunfähig, wurde entmündigt. Ihr Bruder, der die Vormundschaft inne hat, verstarb. Am 19 November 1940 wurde sie mit weiteren 128 Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt ins oberösterreichische Hartheim deportiert. Es war der zweite von fünf Transporten aus Regensburg.

Im Rahmen der „Aktion T4“ wurde Anna Walter als „lebensunwert“ eingestuft und mit Kohlenmonoxid ermordet. Zwischen 1940 und 41 wurden insgesamt 642 Menschen mit den grauen Gekra-Bussen von Regensburg nach Hartheim gebracht und dort ebenso wie sie ermordet (Mehr darüber). Anna Walter wurde 34 Jahre alt.

Gar nicht achtsame Pressemitteilung zur Achtsamkeit

An der Verlegung ihres Stolpersteins nahmen neben Bewohnern des Hauses in der Wöhrdstraße 27, wo die junge Frau ihre letzte Anstellung hatte, auch Vertreter der Zeugen Jehovas, Ilse Danziger von der Jüdischen Gemeinde und Bischof Rudolf Voderholzer teil, der einige Worte vor Ort sprach. Im Nachgang ließ er zu dem Termin einen Text auf der Homepage des Bistums veröffentlichen.

Die Pressemitteilung unter der Überschrift „Stolpersteine sind Zeichen der Achtsamkeit“ sorgt nun für scharfe Kritik durch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA). Denn allzu achtsam ist der Text nicht formuliert (Anmerkung der Redaktion am 19. Mai: Das Bistum Regensburg hat die Veröffentlichung mittlerweile geändert. Hier geht es zur aktuellen Version auf den Seiten des Bistums, hier ein Screenshot des ursprünglichen Textes.).

Hintergrund: In der vom Bistum veröffentlichten Mitteilung schlägt Voderholzer (nicht zum ersten Mal) einen direkten Bogen von der „Aktion T4“ und den Krankenmorden während des Nationalsozialismus hin zu Schwangerschaftsabbrüchen.

Von Euthanasie, Selektion und Schwangerschaftsabbrüchen

Wörtlich heißt es auf der Bistumsseite:

„Bereits zu einer T4-Gedenkveranstaltung im Bezirksklinikum Regensburg am 4. November 2015 betonte Bischof Rudolf vor Vertretern der Politik: ‚Beim Gedenken der menschenverachtenden Ereignisse der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland dürfen wir nie den Fehler machen und uns, die wir in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat leben, eine vermeintliche Immunität gegenüber den Mechanismen und Konsequenzen zusprechen, die unter einem derart grausamen Terrorregime möglich waren.‘

Seit vielen Jahren nimmt Bischof Dr. Voderholzer am Berliner ‘Marsch für das Leben’ teil. Dort rief er bereits 2017 dazu auf, die im Grundgesetz festgeschriebene Würde jedes Menschen ‚von seinem ersten Augenblick bis zum letzten Atemzug‘ zu verteidigen. Dabei spiele es keine Rolle, ‚ob der Mensch den Erwartungen anderer entspricht oder nicht‘.

Gerade heute, so der Bischof, erhalten Menschen mit Behinderungen so viel Fürsorge wie niemals zuvor in der Geschichte. Doch bei ungeborenen Kindern gebe es eine ‚unbarmherzige und gnadenlose Selektion.‘ Neun von zehn Embryonen mit Down-Syndrom würden abgetrieben, eine Selektion, die nunmehr am Lebensanfang stattfindet, kritisierte Bischof Rudolf.“

„Solche Anfeindungen muss sich niemand gefallen lassen.“

Bistum und Bischof betrieben dadurch „eine inakzeptable Relativierung der NS-Krankenmorde“, der man entschieden widerspreche, heißt es nun in einer Reaktion des Vorstands der VVN Regensburg. „Das Bistum nennt nicht nur die Aktion T4 in einem Atemzug mit Schwangerschaftsabbrüchen, sondern stellt sie als Tötung von sogenanntem ‘lebensunwertem Leben’ in eine unmittelbare ideologische Nähe.“

Diese Lesart verharmlose nicht nur das Unrecht des NS-Regimes, es „dämonisiert und diffamiert Frauen, die Schwangerschaften abbrechen und Ärztinnen und Ärzte, die Abbrüche vornehmen“, heißt es weiter. „Solche Anfeindungen muss sich niemand gefallen lassen.“

Dass Voderholzer Schwangerschaftsabbrüche als „gnadenlose Selektion“ bezeichne, sei „eine geschichtsvergessene und perfide Entgleisung des Bischofs“. Dabei handle es sich um eine direkte Anspielung auf die als „Selektion“ bekannte Praxis von SS-Ärzten im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, um „arbeitsunfähige“ Häftlinge auszusondern und unmittelbar in die Gaskammer zu schicken.

70.273 Männer und Frauen fanden durch die Aktion T4 den Tod. Mehr als 216.000 wurden insgesamt im Rahmen der Krankenmorde während des Nationalsozialismus umgebracht.


Kommentar: Hardliner auf Kaperfahrt

Dass ein katholischer Bischof Schwangerschaftsabbrüche kritisiert, mitunter unter Verwendung fragwürdiger Bezüge, das ist nichts Neues – gerade bei Rudolf Voderholzer. Es gehört zum Markenkern der katholischen Kirche und Voderholzer gehört dort zu den Hardlinern.

Dass man die hohe Quote von Schwangerschaftsabbrüchen bei Embryonen mit Down-Syndrom – 90 Prozent – problematisiert, ist legitim. Darüber kann und muss man reden dürfen.

Weder legitim noch passend ist es aber, wenn der Bischof zur Verbreitung seiner „Lebensschutz“-Agenda eine Veranstaltung kapert, bei der es um die Erinnerung an die Opfer von NS-Morden geht.

Perfide und geschichtsvergessen ist es, wenn er dabei Parallelen schlägt und sich eines Vokabulars bedient, das Schwangerschaftsabbrüche in eine direkte Linie mit den Verbrechen des Nationalsozialismus stellt. Nichts Anderes haben Voderholzer und das Bistum mit dieser unsäglichen Mitteilung getan.

Dem Anlass angemessen wäre es gewesen, vor der eigenen Haustüre zu kehren und sich beispielsweise der Verfehlungen seines Vorgängers Bischof Michael Buchberger zu erinnern – oder diese zumindest endlich einmal einzuräumen.

Zu den Morden im Rahmen der „Aktion T4“ hatte Buchberger – so wie die Mehrheit seiner Bischofskollegen –1940 dröhnend geschwiegen.

Die Zwangssterilisation behinderter Menschen befürwortete Buchberger.

Es gebe nämlich, so der damalige Regensburger Bischof offenbar aus eigener Anschauung zehrend, „in Anstalten geistig, körperlich und moralisch so abnorme und kranke Menschen, daß die sexuellen Exzesse, die bei ihnen etwas Alltägliches sind, zu dem Schmutzigsten und Schrecklichsten gehören“ würden, was man sich denken könne. Hier gebe es „faktisch keine andere Möglichkeit der Verhinderung als einen operativen Eingriff“.

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Kommentare (56)

  • xy

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    Es ist das gute Recht des Bischofs den Bogen von der Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens in der Nazi-Zeit zur Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens in der Jetzt-Zeit zu schlagen. Wer das eine kritisiert, darf das andere nicht verschweigen, und das völlig unabhängig von Ort und Zeit.

  • joey

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    Das Leben beginnt mit der Empfängnis. Es werden also Menschen aussortiert – nur halt straflos. Behinderte will fast keiner. Der Bischof hat in der Sache selbst Recht. Diese jedoch mit T4 in Zusammenhang zu setzen, ist Mist, weil Äpfel und Birnen.

    Sterlisierung von Behinderten gab es aber nicht nur im Nazistaat, sondern auch in Demokratien und selbstverständlich im Sozialismus. Dort sogar aktive “Verwertung”, wenn “unnütze Esser” in feindliche Minenfelder gejagt wurden. Im demokratischen und eigentlich rechtsstaatlichen Schweden gab es bis in die 70er “verbrauchende Forschung”, also medizinische Experimente mit geplant bleibenden Schäden an den Opfern. Buchberger hat deswegen nicht Recht, das Thema ist aber komplex.

  • Daniela

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    Bischof Vorderholzer, dass er Schwangerschaftsabbruch harsch entgegnet ist bekannt, da hat er seine Prinzipien. Dass er es mit Euthanasie vergleicht, ist mehr als strittig. Es ist oberflächlich. Es verzehrt jegliche historische Hintergründe. Und das Schlimmste ist eigentlich, dass er Frauen prinzipiell die körperliche Selbstbestimmung abspricht.
    Aber es ist möglicherweise nur seine Betrachtung, was Frauen zu tun und zu lassen haben.
    Im Grunde genommen spricht er Frauen immer irgendwelche Rechte ab und allein deshalb sehe ich ihn nicht als richtungsweisend bezüglich unseres Grundgesetzes.

  • Behindert und Stolz

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    Bitte nicht nicht nur von Krankenmorden sprechen, da primär Behinderte ermordet wurden und eine Behinderung keine Krankheit ist/sein muss. Und dabei auch nicht euphemistische Umschreibungen nutzen, wie es nicht-Behinderte gerne machen, da behindert ein wertneutrales Adjektiv sein sollte und ein Euphemismus quasi eine negative Konnotationen validiert.
    Diese Relativierung ist zum kotzen. Das Reaktionäre alles nur instrumentalisieren ist daran zu erkennen, das sich die reale moralische Problematik der Pränataldiagnostik komplett unabhängig von Schwangerschaftsabbrüchen diskutieren lässt. Auch scheren sie sich sonst nie um systematischen Ableismus und Behindertenfeindlichkeit, sondern schüren diese eher noch.

  • Jens

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    Welch absurde Sexfantasien auf Kosten kranker Menschen seitens des damaligen Regensburger “Oberhirten”, welch widerwärtiges Aufhetzen zum massenhaften Verstümmeln (oder Beifall für bereits bekannt gewordenen Frevel?). Und doch schweigt dazu erneut dröhnend ein Nachfolger auf dem “Hirtenstuhl”.

  • Anomaler Circus

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    Ich habe ein Gutteil meiner Kindheit & Jugend direkt neben der Anstalt Kaufbeuren verbracht und sogar die hauptsächlich ausführende Todesfabrik Irsee noch im Originalzustand besichtigt. Das ganze Dimension des Grauens habe ich erst später erfasst. Das Töten ging weiter, als die U.S. Army die Stadt schon übernommen hatte, mit Wissen doch nicht gerade weniger Bürger. Auch meine Großeltern, deren Grundstück nur durch einen Zaun von der Anstalt Kaufbeuren getrennt war, waren nicht völlig ahnungslos. Mein Architekten-Großvater hat den Umbau von Irsee übernommen, diese siebenjährige Sühnearbeit nannte er “Längster Exorzismus aller Zeiten”. Der war nicht zu 100% erfolgreich, mir sträuben sich allein beim Gedanken an diese Orte die Haare. Eine meiner Freundinnen hatte eine Abtreibung, auch eine unvergessliche Erfahrung der höchst unangenehmen Art, aber auf einer ganz anderen Entscheidungsebene. Also wenn der feine Herr Bischof ein qualifizierte Gardinenpredigt über die absolute Bodenlosigkeit seines Vergleichs möchte, kann er gerne Kontakt aufnehmen. Ich empfange ihn dann mit einer gerollten Zeitung in der Hand.

  • R.G.

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    Diese widerliche Neidhaltung von Kirchenfürsten !

    Sie können es nicht ertragen, dass man irgendeiner Gruppe Mitgefühl und ehrendes Gedenken widmet, stets wollen sie sich selbst und ihre aktuellsten geistigen Ergüsse in den Mittelpunkt stellen; unwillig anderen Aufmerksamkeit zu gönnen.

    Die neueste Neidshow erinnert mich an den Politiker, der am Grab eines Mitbürgers unkonzentriert und beschwingt predigte, wir freuten uns alle, bei einem so schönen Fest beisammen zu sein, ääääh,ääääh, äääh, der liebe Verstorbene sei…

    Komplett daneben ist auch vorbei.

  • Gscheidhafer

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    Der Respekt vor dem Leben, Leiden und Sterben der Opfer, derer gedacht werden sollte, hätte geboten, sie an diesem Gedenktag fur sich stehen zu lassen. Aber das ist ja das Problem: Die Amtskirche hat keinen Respekt vor Leben und Leid anderer. Auch oder besonders dann nicht, wenn sie deren Leiden maßgeblich selbst mit verursacht hat, wie nicht zuletzt ihr Umgang mit Missbrauch durch Klerikale ja sehr beeidruckend vor Augen führt. Sie kennt höchstens das Selbstmitleid.

    Natürlich sind Abtreibungen ein ernst zu nehmendes Problem. Vielleicht sogar so ernstzunehmen, dass es ebenfalls für sich beteachtet werden sollte? Nein, so wichtig ist dem Bischof keines der beiden Themen. Darum hat er auch keine Scheu, beides im selben Eintopf zu vermengen. Weil es geht ja weder um die Lösung aktueller Probleme noch um das Aufarbeiten von Unrecht, in das die Kirchen mit verwickelt waren. Es geht in alter katholischer Tradition nur darum, der Schar der Gläubigen ihre Schlechtigkeit und damit ihren Bedarf an kirchlicher Fürsprache vor Augen zu führen. Auf dass keiner die Überflüssigkeit der lin Wahrheit über weite Strecken ausbeuterischen und lebensfeindlichen Institution bemerke. Damit es den Kirchenfürsten am Ende nicht so geht, wie dem Kaiser, der sich von einem Kind sagen lassen musste, dass er nackt ist, was dieser in seiner narzistischen Hybris völlig verdrängt hatte. R.G. hat völlig Recht: Das kann nur als wiederlich bezeichnet werden.

    Aber was willst Du von einem, der sich Oberhirte nennt auch groß erwarten? Gläubige sind ihm Schafe, d.h. Nutzvieh, dass es möglichst umfassend zu verwerten gilt. Sie sind Mittel zum Zweck. Mehr nicht.

    Mir will zudem einfach nicht einfallen, wer in unseren Breiten die Vorstellung aufgebracht hat, dass ein uneheliches Kind ein verachtenswerter Makel für sich selbst und seine Mutter ist. Diese Haltung prägt ja nun leider bis heute unsere Gesetzgebung und dürfte insofern mitverantwortlich dafür sein, wenn z.B. alleinstehende schwangere Frauen eine Abtreibung in Erwägung ziehen. Her Voderholzer, können Sie meinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen? Wer hat den diesen menschenverachtenden Mist in die Welt gesetzt und dem dann als Kontrastprogramm auch noch die Vorstellung einer unbefleckten Empfängnis gegenübergestellt? Wer kann das nur gewesen sein?

  • Günther Herzig

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    Erbärmlich!

  • Hthik

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    @joey 17. Mai 2023 um 20:21

    “Das Leben beginnt mit der Empfängnis.”

    Die unbefruchtete Eizelle ist keine lebende Zelle? Die Biologie versorgt uns nicht mit ethischen Grundsätzen, darum müssen wir uns schon selber kümmern. Erlebe ich aber oft, dass Leute, die sonst immer den linken Weicheiern vorwerfen, diese wollten nicht akzeptieren, dass das Leben hart ist, die Natur unbarmherzig den Naturgesetzen folgt und wir uns im Kampf dagegen durchsetzen müssen, plötzlich mehr sehen wollen, als blinde Mechanismen.

    Ich will auch noch einen Vergleich ziehen. Zwischen dem bekannten NSDAP-Plakat, das auch oben verlinkt ist, das die ökonomische Belastung durch Behinderte in den Vordergrund stellt: “Volksgenosse, das ist auch dein Geld”. Erinnert das nicht auch an was? Ich habe überhaupt nichts gegen Flüchtlinge, aber die Kosten!

  • Hthik

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    @xy 17. Mai 2023 um 17:34

    “Es ist das gute Recht des Bischofs den Bogen von der Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens in der Nazi-Zeit zur Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens in der Jetzt-Zeit zu schlagen.”

    Aber ja.
    Und deswegen darf man nicht müde werden dem Erinnerungen an die Wirklichkeit entgegenzusetzen.

  • R, Werner

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    Bf Voderholzer instrumentalisiert die NS-Verbrechen, die T4-Morde und die Erinnerung durch Stolpersteine wie es ihm gerade in seine Lebensschutz-Ideologie passt. Ansonsten kann ich bei dem Professor für kath. Dogmatik bezüglich der Verbrechen kein eigenständiges Interesse, keine Forschungs- oder Veröffentlichungspraxis erkennen (seine nicht uneigennützige Arbeit zu dem Konvertiten F. Gerlich mal beiseitegelassen).

    Auch sein Vorgänger, Bf. Buchberger, instrumentalisierte die NS-Verbrechen, bereits im Mai 1945 schmückte er sich mit dem Domprediger Maier. Vor 1933 schon hat Buchberger einen katholischen Antisemitismus gepredigt, gegen Juden gehetzt, nach der Machtübernahme die Boykottverbrechen vom April 1933 gutheißen, bei der Ausgrenzung, Entrechtung, Deportation und Vernichtung von Juden, NS-Gegnern, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma… geschwiegen. Gegen die wenigen zaghafte Taten anderer Bischöfe, gegen die oft tödlich verlaufenden Zwangssterilisationen und die T4-Morde zu protestieren, hat Buchberger opponiert. Wie kaum ein anderer hat Bf. Buchberger bis zuletzt für den Vernichtungskrieg der Deutschen gebetet, sogar die Muttergottes für den „Endsieg“ angerufen, die katholische Heimatfront hochgehalten.

    Die Bf. Voderholzer unterstellten Kirchenhistoriker an der Uni R. haben sich bislang nur oberflächlich und exkulpierend mit Buchbergers Rolle im NS beschäftigt. Vorderholzer scheint´s gar nicht, vielmehr hängt er der historisch längst überholten Eigen-Vorstellung an, die katholische Kirche sei als Institution eine Gegnerin des NS-Regimes und nach 1945 die moralische Siegerin des Weltkrieges gewesen.

  • Günther Herzig

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    Er redet über Birnen, wir über Äpfel. Das kapiert er nicht. Der Herr wird von unseren Steuergeldern bezahlt.

  • joey

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    @Hthik
    das menschliche Leben beginnt mit der Empfängnis – so ist die juristische Definition. Auf dem Mars gibt es auch Leben, aber kein menschliches. Klauben Sie Worte, Äpfel und Birnen, das macht Spaß.

  • Luck

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    @ joey:

    Das menschliche Leben beginnt (?) mit der Empfängnis…
    Das menschliche Leben wird aber erst mit der Vollendung der Geburt Rechtsträger.
    Nur Derjenige, der sich um das menschliche Leben nach der Geburt sorgt, ist ethisch berechtigt, sich um das vor der Geburt Gedanken zu machen.
    Alles andere ist Heuchelei oder – noch schlimmer – Herrschaftsgedöns über nicht Unterordnungswillige.
    Denn dem Bischof geht es vor allem um Herrschaft und Bestimmungsgewalt und nicht darum, sich um Andere zu kümmern, wie es Jesus eigentlich vorexerziert hat und sich dabei auch nicht zu schade war, das Sabbatgebot zu brechen (zumindest in den Augen der Schriftgelehrten und des Hohen Rates).
    Reduziert dieser Bischof sein Amtsgehalt auf “Hängematten”-Niveau und kümmert er sich mit ganzem Herzen und ganzer Kraft um die “verkannten” Gestalten der Ebenbildlichkeit Gottes?
    Dieser Bischof hat wie die Katholische Kirche als ganzes noch nicht begriffen, dass es Jesus um Liebe, um das konsequente Annehmen des Anderen, des “Nächsten”, geht und nicht um die Unterwerfung unter eine Glaubens-Instanz. Aber um das geht es ja nach der Einschätzung von Jesus im Judentum. Dort kommt man auch mit dem richtigen Verhalten ins Himmelreich und nicht nur durch die Einhaltung von Glaubensregeln.

    Während die Nazis Leben aufgrund ihres gesellschaftlichen Nutzens aussortierten, betrachtet eine Abtreibungswillige ihr “Kind” nicht als lebensunwert, sondern sieht es als zu belastend für ihren weiteren Lebensweg an.
    Würde man allen Abtreibungswilligen ein Festgehalt von 100.000 Euro p. a. bieten, und das bis ans Lebensende, gäbe es signifikant weniger Abtreibungen.

    Wenn aber ein promovierter und habilitierter Wissenschaftler wie Voderholzer nicht in der Lage ist, die dargelegten unterschiedlichen Motivationen zu unterscheiden, erübrigt sich jede weitergehende Betrachtung in dieser Hinsicht mit seiner “Sorte” von Diskutanten.
    Mit Saduzäer-Logik die Menschen abgreifen zu wollen, anstatt ihre menschlichen Herzen zu erwärmen und damit die “Ebenbildlichkeit Gottes” zu erwecken, den messianischen Geist, ist schon längst nicht mehr zeitgemäß, wie schon ein Volker Tretzel als “68-er” vor vielen Jahrzehnten erkannt hat.

  • R.G.

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    Man sollte grobe Entgleisungen von Kirchenvertretern schon auch bei dem Namen nennen, dass sie von einem Fehlen grundlegender Umgangsformen zeugen.
    Wenn Kinder im zarten Knabenalter in Seminaren zum Priesterberuf gedrillt wurden, fand das durch liebevolle Eltern zu leistende Vorleben von freundlichem Durchschnittsverhalten – samt Triebverzicht beim Sprechen, dass man nicht alles rauskräht, was einem gerade durch den Kopf purzelt – einfach nicht statt.

    Max Frisch gab in einem Text eine intellektuelle Stütze für Menschen mit Verhaltens-Mangelerscheinungen.
    Sinngemäß, man solle die Wahrheit wie einen offenen Mantel freundlich hinhalten und nicht wie einen nassen Fetzen um den Kopf schlagen.

  • Realist

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    Ja, ja diese Bischöffe und Kardinäle… und dieser Vorderholzer…ich bin Christ und was ich sicher weiss… wenn Jesus heute zurückkommen würde, der würde den Vorderholzer die rote Karte zeigen und aus der Kirche rauswerfen. Aber so muss er sich halt bis zu seinem Tod gedulden….und dann bin ich mal gespannt wie er sich dort rechtfertigt…

  • michinga

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    Zu der Thematik empfehle ich allen die Arte Doku “Gottes missbrauchte Dienerinnen”.

    Link: https://www.arte.tv/de/videos/078749-000-A/gottes-missbrauchte-dienerinnen/

    Beschreibung des TV Senders:
    “Gottes missbrauchte Dienerinnen

    Weltweit mehren sich Vorwürfe von Ordensfrauen, die von Priestern sexuell missbraucht worden sind oder unter den klerikalen Machtstrukturen gelitten haben. Im Februar 2019 räumte Papst Franziskus erstmals den Missbrauch von Ordensfrauen in der katholischen Kirche ein. Der Dokumentarfilm gibt Einblick in eine bis heute wenig aufgearbeitete Problematik innerhalb der katholischen Kirche.

    Seit Jahren wird die katholische Kirche von Missbrauchsaffären erschüttert und stürzte dadurch in eine tiefe Krise. Zunächst war vor allem der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bekannt geworden, vor ein paar Jahren trat dann ein weiterer Skandal zutage, den die Kirche bis dahin noch zu vertuschen suchte: In vielen Regionen der Welt werden Ordensschwestern von hierarchisch über ihnen stehenden Klerikern sexuell missbraucht – von Priestern und Würdenträgern bis in den Vatikan hinauf. Den Dienerinnen Gottes, die infolgedessen schwanger werden, droht der Verstoß aus ihren Gemeinschaften oder sie werden zur Abtreibung gezwungen. Andere Ordensschwestern berichten von Unterdrückung durch klerikale Machtstrukturen.
    Diese systemimmanenten Missstände wurden zumeist ignoriert oder die Priester wurden – sofern die Vorwürfe publik wurden und ihnen nachgegangen werden musste – vom Vatikan-Gericht freigesprochen. In den letzten 20 Jahren fing die Mauer des Schweigens allerdings an zu bröckeln. Doch trotz expliziter Berichte, die von Hinweisgebern an den Heiligen Stuhl gerichtet wurden, gaben sich zwei Päpste die Ferula in die Hand, ohne den Missbrauchsfällen sowie der zum Teil systematischen sexuellen Versklavung von Ordensfrauen einen Riegel vorzuschieben.
    Im Februar 2019 hat Papst Franziskus das Tabu gebrochen und erstmals den Missbrauch von Nonnen und Ordensschwestern in der katholischen Kirche eingeräumt. Die Ermittlungen zu diesem Dokumentarfilm begannen drei Jahre zuvor. Weltweit suchten Eric Quintin und Marie-Pierre Raimbault nach Ordensfrauen, denen von Priestern sexuelle Gewalt angetan wurde oder die von klerikalen Machstrukturen unterdrückt wurden. Ihre Recherchen führten sie nach Frankreich, Italien, Deutschland, Kanada und Afrika. Zu Wort kommen Opfer, Schwestern, Oberinnen, Priester und engste Mitarbeiter von Papst Franziskus. Der Missbrauch der klerikalen Machtstrukturen ist von Region zu Region verschieden, doch die Aussagen geben einen verstörenden Blick in einen bis heute noch wenig aufgearbeiteten Skandal der katholischen Kirche.
    Der Beitrag wurde auf Grund einer Unterlassungsverfügung angepasst.”

    Soweit zu Abtreibung und Institution kath. Kirche. Bei der Doku allerdings ohne örtlichen Regensburg Bezug. Aber her Vorderholzer könnte sich ja entsprechend bei der Aufarbeitung der Skandale innerhalb seiner Institution engagieren, wenn er etwas gegen Abtreibungen unternehmen möchte… .

  • Native

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    @michinga
    Ja, ja so ist das!
    “Du siehst den Splitter in Deines Bruders, (Schwesters) Auge und nicht den Balken in Deinem eigenen.”
    “Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.”

  • R.G.

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    Anekdotisch möchte ich nicht vorenthalten, wie unser Kinder liebender Pfarrer vor dem Onanieren warnte, Spermien seien lauter künftig mögliche Menschlein, sie für die selbst verursachte Lust zu vergeuden komme einer Abtreibung gleich.

    In diesem Sinne, Bischöfe : Noch nie Menschlein vergeudet und von der Werdung abgehalten ?
    Ach wäret ihr doch immer komplett züchtig gewesen, denn wess’ das Herz voll ist, dess’ geht der Mund bei unpassenden Gelegenheiten über. ; ))

  • Native

    |

    Eine erfahrene Kosmopolitin wusste schon vor Jahrzehnten über die Sexualmoral in Afrika zu berichten: „Der Schwarze schnackselt gern!“

  • R.G.

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    So möchte ich nun der Regensburger Opfer stellvertretend gedenken, für die ein neuer Stolperstein gelegt wurde, mein Dank gilt auch dem Künstler, der sich im Umfeld der Stolpersteinverlegungen viel Unmenschliches anhören musste.

    Ein besonderes Anliegen wäre mir noch ein NEUES feierliches Gedenken im Hartheim, die dortige Tafel für die Regensburger Opfer wurde lt: den mir zugespielten Fotos von Herrn Christian Freunek enthüllt. Für mich makaber.

  • xy

    |

    Wissen all die Kirchenbasher hier wirklich nicht, dass es die katholische Kirche und der Münsteraner Bischof waren, die die “Aktion T4” zum Scheitern brachte? Wenigstens davon sollte man schon einmal gehört haben, wenn man hier so tut, als wisse man Bescheid.

  • joey

    |

    @Luck
    Abtreibung ist in Deutschland verboten, aber straffrei, wenn… Man darf ein Kind nicht bis kurz vor der Geburt abtreiben, also kann das mit dem “Rechtsträger” so nicht sein.

    Ich bin übrigens nicht Mitglied irgendeiner Religion, aber trotzdem froh, daß man mich nicht abgetrieben hat. Sie vermutlich auch. Die Pränataldiagnostik ist übrigens nicht 100% sicher, es werden also viele nicht behinderte Kinder umgebracht – sozusagen zur Sicherheit.

  • R.G.

    |

    xy schreibt : “Wissen all die Kirchenbasher hier wirklich nicht, ”

    Lesen sie in ihrer Phantasie, statt in Regensburg Digital ?
    Niemand betrieb hier Kirchenbashing. Was verachtet wird, ist störendes Verhalten. Es gehört sich nach Ansicht der Mehrheit hier nicht, eine Erinnerung an Holocaust Mordopfer für eigene Zwecke zu kapern.

    Um das Verhalten des Bischofs zu spiegeln; was würde er sagen, wenn ich anlässlich des Todes eines seiner Kollegen, unter dem Vorwand gedenken zu wollen, ins Mikrophon erzählte, dass der Pfarrer, der mich damals knapp vierjähriges Kind anfiel, das dickste Geschlechtsteil hat, das ich je sah ?

    Das wäre nach meinem Maß genauso deplatziert, wie wenn ein Bischof eine Nazi-Opfer- Gedenkveranstaltung nützte, um über Abtreibung zu wüten.
    Ginge es ihm um das Thema des Schutzes ungeborenen Lebens, könnte er ständig die Bildungshäuser der Diözese und andere kirchliche Räume nützen, um zu Menschen darüber zu sprechen.
    Keines der Opfer, derer gedacht werden wollte, beschloss oder fördert eine heute stattfindende Abtreibung.

  • Hthik

    |

    @joey 18. Mai 2023 um 12:16

    “… das menschliche Leben beginnt mit der Empfängnis – so ist die juristische Definition.”

    Quelle?
    Vorschlag: “Nidation” nachschlagen.

  • peter sturm

    |

    Ganz zu Recht wird Bischof Voderholzer im Artikel und in den Kommentaren kritisiert. Aber es lohnt sich doch, den Vorwurf an ihn nochmal auf den Punkt zu bringen: Verharmlosung des NS-Unrechts ist nicht die einzige Verfehlung. Was wirklich unerträglich ist, ist, dass Voderholzer die Situation und das Gedenken an diese NS-Opfer instrumentalisiert, um seine eigenen immer gleichen Vorwürfe und Diskreditierungen gegen Schwangerschaftsabbrüche und Sterbehilfe vorzubringen. Anna Walter dagegen, deren Geschichte hier sorgsam und verdienstvoll recherchiert wurde und an die, stellvertretend auch für andere Opfer der Euthanasie und der Aktion T4, erinnert werden sollte, gerät ihm schnell aus dem Blick. Sie dient nur als Aufhänger für eine gezielte Provokation. Und für eine Ablenkung von der unrühmlichen, komplizenhaften Rolle der Kirchenvertreter in der NS-Zeit, danke für die Hinweise an R, Werner!

    Peter Sturm

  • xy

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    @RG, es geht hier nicht um den Holocaust, es geht um die Aktion T4. Und wer noch am Kirchenbashing hier hätte zweifeln wollen, muss nur Ihren ekelhaften Beitrag mit dem “dicksten Geschlechtsteil” lesen.

  • Gscheidhaferl

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    …schade. Das Kalkül des übergriffigen Narzisten geht auf: Die Opfer, um die es an dem Gedenktag eigentlich gehen sollte, geraten fast gänzlich aus dem Blick. Das Augenmerk ruht auf einer auf gewohnt peinlichem Niveau betriebenen Abtreibungsverunglimpfung und auf der Impertinenz des Klerikalen Wichtigtuers. Danke joey, xy & Co, dass sie mit geholfen haben, das Gedenken an die NS-Opfer so klein wie möglich zu halten. Sie waren uns früher nicht wichtig genug, um sie vor dem NS-Reisswolf zu bewahren, also ist es nur konsequent Ihnen auch jetzt nur das gerngsmögliche Andenken zu bewahren. Reife Leistung. Vielleicht lädt Euch seine Scheinheiligkeit zum Dank dafür ja mal zum Tee ins Ordinariat ein? R-D wird gegebenenfalls bestimmt gerne das Gruppenbild von diesem denkwürdigen Ereignis veröffentlichen.

  • joey

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    @Hthik
    wir lesen nach zu §218a. Schwangerschaftsabbrüche sind verboten, außer in den Ausnahmefällen “innerhalb der ersten 12 Wochen” zzgl. eine Beratung und Bedenkzeit.

    Im alten Rom konnte ein Mann ein Kind annehmen oder eben nicht, dann wurde das Baby über eine Klippe geworfen oder als Sklave verwertet. Brutal, aber wenigstens ehrlich. Aber man hat sich das Kind wenigstens mal angesehen, heute reicht eine dürftige medizinische Prognose. Denn Behinderte sind es vielen Menschen (nicht mir) nach wie vor nicht wert, geboren zu werden, obwohl es in Bayern eine wirklich große Fülle von Förderungen und Unterstützungen gibt.

  • xy

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    @Gscheidhaferl, das einzige, was hier “aufgeht”, ist dass es gar nicht um die T4-Opfer und die Gedenkveranstaltung mit dem Bischof geht, worüber man sinnvoller- und anständigerweise auch hätte berichten konnen, um der T4-Opfer zu gedenken, sondern einig und allein um die Pressemitteilung des Bischofs, über die berichtet wurde, weil man sie für “übergriffig”, “peinlich” und “Entgleisung” hält, nur weil sich der Bischof, zu Recht und moralisch unangreifbar, gegen jegliche Art von Euthanasie gewendet hat, damals wie heute. Alles andere wäre eine Themaverfehlung. Und das wird man wohl noch tun dürfen, aus der Vergangenheit Lehren für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen. Das tut jeder anständige Historiker, jeder geschichtsbewußte Politiker und jeder verantwortliche Theologe und das ist nicht “übergriffig”, “peinlich” und eine “Entgleisung”, sondern der Sinn historischer Wissenschaft.

  • Stefan Aigner

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    Das Bistum hat die Veröffentlichung auf seiner Homepage mittlerweile gelöscht und durch eine neue Version ersetzt, in der die kritisierten Passagen fehlen. Mehr dazu in Kürze.

  • joey

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    @Gscheidhaferl
    Ich fasse meine Grundaussage nochmal zusammen: der NS war keine Sache von einzelnen Personen, sondern hat eine breite und oft auch bereitwillige Mitwirkung gehabt. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Staat, der versucht, Lehren aus dem NS zu ziehen. Dazu gehört ein absolut restriktiver Schutz des Lebens. Niemand darf aussortiert oder entsorgt werden. Die Sache ist leider sehr komplex, einfache Zeilen passen hier nicht hin.

    Sie wissen: Ich habe selbst maßgeblich an einem Mahnmal zu einem Endphaseverbrechen mitgewirkt. Bei entsprechenden Artikeln gebe ich immer wieder Hinweise, wie jeder von uns seine eigenen familiären Verstrickungen erforschen kann. Ich habe meine Familie erforscht und dabei Täter wie auch Flossenbürg Opfer gefunden.
    Irgendwelche persönliche Gegenbeschuldigungen unterlasse ich hier gem. Forenregeln.

    Immer wieder werden in unserer Zeit NS Mitläufer und Mittäter ermittelt und umgehend öffentlich verurteilt, gebrandmarkt, auf dem medialen Scheiterhaufen hingerichtet. Das Böse zu personifizieren und dann auf dem Fahrwasser öffentlicher Empörung zu verbrennen ist die alte Hexenjagd. DER WAR S!
    Nein, es waren damals fast alle dafür und es würden auch fast alle wieder mitmachen, wenn man diese “häßlichen” Behinderten, die “so viel Geld kosten” “endlich wegräumen” würde. “… daß jemand so ein Kind zur Welt bringt, hat sie denn noch nie was von Abtreibung gehört?”

  • Mr. T.

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    Beim Schwangerschaftsabbruch geht es nicht um das Verhindern der Geburt eines behinderten/kranken/ungewollten Kinds, sondern vor allem um das Selbstbestimmungsrecht der Mutter, die die Verantwortung über ihren eigenen Körper inklusive des sich darin entwickelnden Fötus und ihr weiteres Leben behalten muss.

  • Paul

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    Servus

    Der  § 218 und § 218 a ist ein
    fein austarierten Ausgleich zwischen dem Recht der Frau und dem Recht des Ungeborenen auf Leben .

    Punkt

  • Native

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    Der Menschheit ist immer wieder gelungen die Verbrechen und Grausamkeiten der Vergangenheit zu toppen. Und immer wieder über vergangene Untaten „ein Ei drüber zu schlagen“, zu verdrängen, zu verharmlosen und zu vertuschen.
    06.08.1945 – Remember this day!
    https://www.youtube.com/watch?v=fhLw2e5LDjw

  • Gscheidhaferl

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    @Mr. T.
    Ja, das wäre der angemessene Startpunkt für eine verantwortungsvolle Debatte über Abtreibung (in deren weiteren Verlauf gerne auch über das Unterthema der medizischen Indikation diskutiert werden könnte). Und auch deshalb verdient es das schwierige Thema eigenständig behandelt zu werden und nicht im Zusammenhang mit rassistisch motivierten Menschen- und Kriegsverbrechen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

    Die Opfer des Nationalsozialismus verdienen ihren jeweils eigenständigen Platz in unserem Gedenken.

    Und auch das Thema Abtreibung ist viel zu wichtig und zu ernst, um es den von fragwürdigen Eigeninteressen geleiteten Ereiferungen rückwärtsgewandter Klerikaler (und deren Parteigänger) zu überlassen, die für sich persönlich ja witzigerweise nicht mal bereit sind, Verantwortung für eigene Kinder zu übernehmen.

    Den Widerspruch müsste mir sowieso mal jemand erklären: Wie die unveränderte Geringschätzung alles Leiblichen und Irdischen mit der kirchlichen Hysterie um das Thema Abtreibung in Einklang zu bringen ist. Es soll wohl sichergestellt werden, dass es auch in Zukunft noch genug Verachtenswertes gibt, über das sich ein Bischof erhaben fühlen und dem er Vorschriften machen kann?

  • xy

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    Euthanasie ist das eine wie das andere, unabhängig davon, ob man mit einem solchen (euphemistischen) „Gnadentod“ den Staat oder die Frau entlasten will. Erst wenn das einmal klar ist, kann man sinnvoll darüber sprechen, was unter welchen Umständen und warum zulässig sein soll und was unter welchen Umständen und warum eben nicht. Es bleibt aber in jedem Falle Tötung aus egoistischen Motiven.

  • joey

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    @Mr.T.
    das Selbstbestimmungsrecht löse ich (als Mann) mit Verhütung ein. Das gibts auch für Frauen.

  • Gscheidhaferl

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    @xy
    Tut mir leid, das ist hier immer noch ein unangebrachter Platz für diese Diskussion. Dessen ungachtet trieft Ihr Kommentar meines Erachtens nur so vor Selbstgerechtigkeit und Ignoranz. “Es bleibt aber in jedem Falle Tötung aus egoistischen Motiven.” Wie sich jemand eine solche Aussage nur anmaßen kann… Als ob Sie nicht alt genug wären, um es besser zu wissen.

  • Hthik

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    @joey 19. Mai 2023 um 09:47

    “wir lesen …”

    Überflüssig.

    “Schwangerschaftsabbrüche sind verboten, …”

    Es geht um die Empfängnis. Die löst rechtlich aber keine Schwangerschaft aus. Damit ist das hinfällig.

    “Denn Behinderte sind es vielen Menschen (nicht mir) nach wie vor nicht wert, geboren zu werden, …”

    Andererseits gibt es Behinderte, die sind geboren, würde gerne nicht weiterleben, aber der Staat erlaubt das nur Reichen.

    “… obwohl es in Bayern eine wirklich große Fülle von Förderungen und Unterstützungen gibt.”

    Anderes Thema, dass ich jetzt hier nicht aufmache, daher nur eins: Fälle, mit denen ich vertraut bin, passen nicht zu dieser Behauptung.

    Zu dem “Stellen Sie sich mal vor, ich wäre abgetrieben worden. Ich will leben”. Das Kind ist eine Zufallskombination der 23 Elternchrome. Viele Schwangerschaften enden, in Frühstadien, auch ohne dass es die Frau merkt, mit spontanem Abort.

    Vielleicht sollte man den Behinderten nicht fragen, ob er lieber abgetrieben worden wäre, sondern ob er gerne eine Gentherapie hätte, die seine Behinderung beseitigt. Dadurch würde er ja umgebracht und durch einen Anderen ersetzt, nicht?

  • Hthik

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    @Gscheidhaferl 19. Mai 2023 um 14:15

    “Den Widerspruch müsste mir sowieso mal jemand erklären: Wie die unveränderte Geringschätzung alles Leiblichen und Irdischen mit der kirchlichen Hysterie um das Thema Abtreibung in Einklang zu bringen ist.”

    Nun, es ist eine Religion, die dürfen sich alles mögliche ausdenken, was ihnen ein, für andere, unsichtbares Wesen geflüstert hat.

    “Es soll wohl sichergestellt werden, dass es auch in Zukunft noch genug Verachtenswertes gibt, über das sich ein Bischof erhaben fühlen und dem er Vorschriften machen kann?”

    Besonders erfolgreich werden wohl die Religionen sein, die sich etwas ausdenken, was dem eigenen Fortbestand dient. Insoweit haben die Religionen, die wir sehen vermutlich schon was richtig gemacht. Das ist einfach, ironischer gehts kaum mehr, Darwinistische Evolution. Das muss man ihnen lassen.

  • xy

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    @Gscheidhaferl, inwiefern soll ich “alt genug sein, um es besser zu wissen”? Warum ergehen Sie sich in kryptischen Andeutungen, statt klar zu reden? Ich bitte, mich aufzuklären, was ich wegen meines Alters eigentlich besser wissen sollte. Wollen Sie mich ggf. sogar darüber aufklären, dass die Euthanasie-Opfer im eigenen Interesse getötet wurden und getötet werden? Das würde ich allerdings eine wahrhaftig echte gscheidhaflerische Rabulistik echtester Ausprägung nennen. Aber nicht einmal mehr das würde mich noch wundern…

  • Haruko

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    “Dem Anlass angemessen wäre es gewesen, vor der eigenen Haustüre zu kehren”

    LOL. But what about …?

  • Mr. T.

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    joey, Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, dass für manche Frauen die Abtreibung nur eine Alternative zur Verhütung ist, oder? Das ist ja an Verachtung kaum zu überbieten.

  • Burgweintinger

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    Männer sollten im allgemeinen die Klappe halten, wenn es um Abtreibung geht und die Kirche mit ihren verklemmten, alten, -Gott sei Dank- aussterbenden Männern erst Recht!
    Reden bei Dingen mit, wo sie keine Ahnung haben. Die sollen sich mal lieber barmherzig zeigen und sich um die Flüchtlinge kümmern, anstatt so einen Bullshit zu verzapfen.

  • xy

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    @Burgweintinger, die Würde des Mesnchen und das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit gehen uns alle an. Wer da “die Klappe hält” und diese Menschenrechte nicht verteidigt, lebt im Mittelalter.

  • Gscheidhaferl

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    @xy
    Ganz recht, wir haben uns darauf geeinigt, dass die Würde des Menschen unantastbar sein soll. Das schließt – was Sie vielleicht überraschen wird – auch Frauen mit ein. Darum ist es nicht statthaft, Frauen auf ihre Gebärfähigkeit zu reduzieren und ihnen auf dieser Grundlage an dieser Stelke das Selbstbestimmungsrecht abzusprechen. Eine Frau ist ein Mensch und ein Mensch ist mehr als eine Gebärmutter. Aber das werden sie wahrscheinlich in 100 Jahren nicht verstehen. Sie könnten ein katholischer Zölibatär sein.

  • xy

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    @Gscheidhaferl, das “Selbstbestimmungsrecht” des Menschen umfasst nicht das Recht, anderen Menschen zu schaden. Ein “Selbstbestimmungsrecht”, aus dem das Recht folgt, andere Menschen zu töten oder sonst zu schaden, gibt es in zivilisierten Gesellschaften nicht mehr. Wer ein solches “Selbstbestimmungsrecht”fordert, will zurück ins Mittelalter. Niemand „reduziert Frauen auf ihre Gebärfähigkeit“. Jeder Mensch, Frauen wie Männer, ist unter unserer Verfassung zwangsläufig insoweit „reduziert“, dass er das Leben anderer achten muß.

  • Gscheidhaferl

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    @xy
    Wer nicht verstehen will, versteht eben nicht. Ich bin jedenfalls froh, dass der Gesetzgeber hier – im Gegensatz zu ihnen – die Notwendigkeit zur sorgfältigen Güterabwägung sieht und nicht pauschal unter Strafe sellt, was selbstgerechten Menschen (die zudem häufig qua Geschlecht gar nicht in die Verlegenheit kommen können, sich zu fragen, ob sie das Kind, das in ihnen herantureifen beginnt, austragen wollen oder nicht) nicht einleuchten will.

  • Xy

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    Was der Gesetzgeber tut, ist sein gutes Recht und daran hat man sich zu halten. Jedermann, auch der Bischof, hat aber nach wie vor das Recht auf eine eigene, andere, Meinung, die mit Blick auf unsere Verfassung und überhaupt moralisch sehr gut zu begründen ist und darf wegen dieser anderen Meinung nicht so durch den Kakao gezogen werden, wie hier, wo ihm wegen seiner moralischen Ansicht sogar gesagt wird, es wäre besser,wenn er und seinesgleichen bald aussterben würden. Schlimm.

  • Hthik

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    @xy 21. Mai 2023 um 20:24

    “Ein “Selbstbestimmungsrecht”, aus dem das Recht folgt, andere Menschen zu töten oder sonst zu schaden, gibt es in zivilisierten Gesellschaften nicht mehr.”

    Dann gibt es also kein Recht, jemand den Risiken einer Schwangerschaft auszusetzen.

  • KW

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    Kommentar gelöscht. Bitte sachlich.

  • Burgweintinger

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    Kommentar gelöscht. Bitte sachlich.

  • xy

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    @Hthik, was für eine unsinnige Frage! Selbstverständlich gibt es “kein Recht, jemand den Risiken einer Schwangerschaft auszusetzen”. Nicht einmal in der Ehe ist Sex und Geschlechtsverkehr einklagbar. Für den Fall, dass man sich allerdings einmal dem Risiko ausgesetzt hat und post festum das Risko beseitigen, sprich: abtreiben und ein Leben für ein anderes Leben opfern will, muss der Gesetzgeber tätig werden und eine (für diesen eigentlich unerträglichen Fall) erträgliche und vertretbare Notlösung finden. Dass es da niemals nur die eine richtige Lösung geben kann, liegt auf der Hand, weshalb es unterschiedliche Meinungen geben und man diese unterschiedliche auch Meinungen ertragen muss.

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drin