SOZIALES SCHAUFENSTER

Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
FilmRISS: Kritik zu „The Master“

Beinahe demütig

Paul Thomas Anderson zeichnet in „The Master“ das verstörende Bild einer in den 50ern aufkommenden amerikanischen Sekte. Parallelen zu L. Ron Hubbard und Scientology sind möglich, aber nicht zwingend.
"The Master": Regisseur Paul Thomas Andersons Blick auf das Kuriosum von Sektenbewegungen wie Scientology.

“The Master”: Regisseur Paul Thomas Andersons Blick auf das Kuriosum von Sektenbewegungen wie Scientology. (c) Metropolitan FilmExport

Sekten und amerikanisches Kino? Da werden vor allem Assoziationen zu Namen wie Tom Cruise oder zweifelhaften Machwerken wie dessen vermeintlichen Historienstreifen „Valkyrie“ wach. Manche munkeln gar, Hollywood befinde sich in großen Teilen in der Hand von Scientology, jenes mystischen Großkultes, der wie kein anderer die öffentliche Diskussion über Sekten beherrscht. Ob der vergleichsweise hohen Quote von Scientology-Anhängern im amerikanischen Herzen der Filmindustrie – man denke nur an Stars wie John Travolta oder eben jenen Tom Cruise, der zeitweise sogar Mehrheitsanteile am Studio United Artists hielt – scheint diese These durchaus nicht ganz falsch. Umso erfrischender, wenn sich ein herausragender Regisseur wie Paul Thomas Anderson den Themen Kult, Religion und Sektentum widmet. Mit „The Master“ liefert der weniger für seinen hohen Ausstoß an Werken als vielmehr für deren herausragende Qualität bekannte Filmemacher ein nicht ganz leicht verdauliches, aber umso stärker vereinnahmendes Drama ab, das gleich aus mehreren Gründen zu den absoluten Highlights des vergangenen Kinojahrs gezählt werden muss.*

“Ursprung” rettet Veteran vor Farbverdünner-Cocktails

Amerika nach dem Ende des 2. Weltkriegs: Der Navy-Veteran Freddy Quell (Joaquin Phoenix) kehrt zurück in die Heimat. Komplexbeladen und triebgesteuert ertränkt er sein vor allem von Schlägereien und Jobentlassungen geprägtes Leben in selbstgemischten Cocktails aus Farbverdünner, Fotoentwicklerlösung und billigem Fusel. Ein Umdenken setzt erst ein, als Freddy zufällig den charismatischen Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman) trifft, der unter dem Namen „Ursprung” eine wachsende Gruppe von Anhängern um sich und seine kruden Thesen von Rückführung, Wiedergeburt und ewig währender Seele schart. Zunächst kommt man nicht umhin, die darstellerischen Leistungen des Films hervorzuheben: Im Grunde genommen ist „The Master“ ein Duett von Phoenix und Hoffman, die in ihren Rollen regelrecht aufgehen und beide absolut zu Recht oscarnominiert wurden. Denn die Dialektik, die im Spiel der beiden über die Laufzeit hinweg immer stärker zur Entfaltung kommt, ist nicht nur ein Griff in die Trickkiste der Schauspielkunst, sondern liefert dem Film ein gewaltiges Maß an Subtext, ohne den er nicht funktionieren würde. In gewisser Weise reicht nämlich schon das vulgär-körperliche Spiel von Phoenix auf der einen und Hoffmans verquast-pseudointellektuelles, berechnendes Gebaren auf der anderen Seite, um den Charakter von Scientology und vergleichbaren Bewegungen offenzulegen. Es sind so starke Szenen wie die „Einzelgespräche“ (vergleichbar mit dem Auditing von Scientology) zwischen dem „Master“ Dodd und dem zunächst proletenhaft furzendem und feixenden Freddy Quell, die den Zuschauer beinahe schon selbst demütig werden lassen. „Wie heißen Sie?“, wiederholt Dodd in immer schnellerer Abfolge, und Quell nennt seinen Namen wieder und wieder, gesteht dazwischen wie automatisch ein, mit seiner Tante geschlafen zu haben und sich selbst zu hassen, während er sich darauf konzentriert, nicht zu blinzeln, um nicht von vorn beginnen zu müssen.

Die Faszination des Abstrusen

Ohne, dass Regisseur und Drehbuchautor Anderson auch nur eine einzige klare Andeutung in Richtung der von Guru L. Ron Hubbard begründeten „Church of Scientology“ machen müsste, entwickelt sich „The Master“ zu einem freilich hoch ästhetisierten, aber nichtsdestoweniger wahrhaftigen Porträt derselben. Das schafft der Film eben gerade nicht durch penibles Abklopfen von Fakten, sondern durch die Konzentration auf das Wesentliche: Was ist es, das Menschen so am Kult um verschwörerische, lebensverneinende und in weiten Teilen völlig unlogische Thesen fasziniert, dass sie dafür bereitwillig ihre Freiheit opfern? Ohne Frage, „The Master“ ist kein Popcorn-Kino und verlangt seinem Publikum einiges ab. Das fängt bei der nicht chronologisch verlaufenden Erzählstruktur an und hört bei der strikten Weigerung auf, sich zum Moralisieren hinreißen zu lassen. Das muss „The Master“ gerade deshalb nicht, weil er keinen Fetisch zum Realen entwickelt, keinen Anspruch erhebt, Abbild der Wirklichkeit zu sein. So endet der Film auch weder mit Tod und Verderben in den Fängen des „Masters“ noch mit Einsicht und Abkehr von selbigem. Stattdessen wird ein auf den ersten Blick wunderbar bedeutungsloses Finale präsentiert, dass seine Wirkung nur im Gesamtkontext des Films preisgibt.

Beinahe demütig

Anders als viele seiner Kollegen nutzt Anderson die Allmacht des Regiestuhls nicht, um sich selbst für ein paar Stunden zum Guru, zum allumfassenden Herrscher über die eigene kleine Realität aufzuschwingen. So verlässt man als Zuschauer das Kino, ohne sich belehrt zu fühlen – und eben nur beinahe demütig. * „The Master“ erschien in den USA bereits im September 2012, während der deutsche Kinostart im Februar diesen Jahres lag.
Baumfällungen an der Donau

Der Unmut bleibt

Die Bäume sind weg, aber der Streit noch nicht vorbei: Die Arbeitsgemeinschaft „Fest im Fluss“ hat laut eigener Aussage eine „hochbrisante Nachinformation“ zur mittlerweile abgeschlossenen Baumfällaktion an der Schillerwiese. In einer Pressemitteilung zweifeln sie ein Gutachten des Ingenieurbüros „Baugrund Dresden“ an, das die Baumfällungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) rechtfertigt. Grüne und ÖDP hätten gerne einen „Runden Tisch“ ins Leben gerufen, um über Fragen des Hochwasserschutzes (Antrag der Grünen) und über Baumfällungen im Stadtgebiet (Antrag der ÖDP) zu diskutieren. Die schwarz-rote Stadtratsmehrheit erteilte diesen Ansinnen am Mittwoch im Planungsausschuss jedoch eine Absage.

Wieder Fehler im Strafbefehl

Zweiter Holocaustleugner-Prozess in Regensburg geplatzt

Zuerst Richard Williamson und jetzt der notorische Judenhasser Gerd Walther: Zum zweiten Mal in kurzer Zeit wurde ein Strafbefehl der Regensburger Staatsanwaltschaft gegen einen Holocaustleugner wegen formaler Fehler aufgehoben. Wie uns Oberstaatsanwalt Dr. Wolfhard Meindl bestätigt, hat das Landgericht Regensburg das Verfahren wegen Volksverhetzung gegen den 65jährigen Gerd Walther eingestellt. Begründung: In der Anklage werde der Tatvorwurf nicht ausreichend beschrieben. Derzeit laufe dagegen eine Beschwerde der Regensburger Staatsanwaltschaft vor dem Oberlandesgericht Nürnberg.

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Betreuungsplatz statt Schadensersatz

Gleich alle drei Bürgermeister und der Rechtsreferent treten bei der Pressekonferenz zum Thema Kinderbetreuung auf. Ab 1. August haben Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Die einhellige Meinung: In Regensburg ist – wie eigentlich immer und überall – alles bestens. Kein Anlass zur Panik. Die Versorgung mit Betreuungsplätzen in Krippen, in der Tagespflege und in Kindergärten sei bestens und werde noch weiter ausgebaut.

Wie sich der DGB ein dickes Ei gelegt hat...

Nie dagewesen: Gewerkschaft streikt gegen Gewerkschaft

Es ist in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht vorgekommen: Am morgigen Dienstag bestreikt sich die Gewerkschaft quasi selbst. ver.di hat rund 700 Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen. Die zentrale Kundgebung findet in Berlin statt – direkt vor der Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

SPD nominiert OB-Kandidaten

Krönungsmesse mit Udes Werbeagentur

Es war eine Veranstaltung wie aus dem Bilderbuch. Bei seiner Nominierung zum OB-Kandidaten der SPD erhielt Joachim Wolbergs 69 von 70 Stimmen. Auch ansonsten scheint die von ihm engagierte Werbeagentur ganze Arbeit geleistet zu haben. Kein Wunder: Sie berät auch Christian Ude.

Das W1 will kein Jugendzentrum sein

Willkommen auf der Spielwiese

Das W1 steht seit vier Jahren für junge Kulturarbeit und -förderung in Regensburg. Obwohl sich das Zielpublikum hauptsächlich aus Jugendlichen und junge Erwachsenen zusammensetzt, möchte man sich hier dennoch nicht als Jugendzentrum verstanden wissen.

Kosten für ersten Bauabschnitt verdoppelt

Steinerne Brücke: Zeit ist viel Geld

Billig ist besser? Von wegen. Für die Sanierung des ersten Abschnitts der Steinernen Brücke gab die Stadt just dem günstigsten Anbieter den Zuschlag. Doch bereits im November stand fest, dass sich aufgrund der jahrelangen Verzögerungen die Kosten mindestens verdoppeln würden. Mit dem Rauswurf des Unternehmens dürfte das alles noch einmal ein ganzes Stück teurer werden.

Stadtratsbeschluss noch im Februar

Schlachthof wird Kongresshalle

Das Veranstaltungszentrum im Alten Schlachthof soll im April 2015 eröffnen. Die Stadt hofft darauf, am Boom der Veranstaltungsbranche teilzuhaben. Zum RKK sei das Zentrum keine Konkurrenz, sagt Schaidinger, allenfalls eine Ergänzung. Das vermutete Defizitgeschäft soll über Konsum in Hotellerie, Einzelhandel und Gastronomie ausgeglichen werden.

Hauptsache die Statistik stimmt

Ihre Arbeitsagentur rät: Traumjob Leiharbeit

Hauptsache eine gute Statistik – das scheint die Maxime bei der Arbeitsagentur Regensburg zu sein. Anstatt einen 21jährigen Facharbeiter ernsthaft bei der Arbeitssuche zu unterstützen erhielt er fast ausschließlich Angebote von Leiharbeitsfirmen. Darunter unseriöse und gerichtsbekannte Unternehmen. Man lehne grundsätzlich mit keiner Firma die Zusammenarbeit ab, heißt es auf Nachfrage.

Banden- und gewerbsmäßiger Betrug

Bundesweite Großrazzia: Regensburger Stadtrat kurzzeitig festgenommen

Als „juristische Allzweckwaffe“ und „Multiaufsichtsrat“ der S&K-Gruppe wird er auf kritischen Anlegerportalen bezeichnet: Der Regensburger Rechtsanwalt und CSB-Stadtrat Dr. Gero K. Am Dienstag wurde K. im Zuge einer bundesweiten Razzia gegen die Unternehmensgruppe vorläufig festgenommen. Mittlerweile befindet er sich wieder auf freiem Fuß.

Als wir jüngst in Regensburg waren...

Der präsidiale Erzähl-Onkel

Über 58.000 Treffer gibt es bei Google für die Wortkombination Gauck + Stinkstiefel. Doch entgegen seines Images ist der Bundespräsident bei seinem Besuch in Regensburg freundlich und aufgeschlossen. Statt eines Griesgrams, der minütlich das Wort „Freiheit“ wiederholt, sieht man in Regensburg einen Erzähl-Onkel von ausgesprochener hanseatischer Entspanntheit.

Filmriss: Stirb langsam 5

McClanes aller Länder, vereinigt euch!

Schweinebacken unter sich: Auch im fünften Teil der „Stirb langsam”-Reihe gibt sich Bruce Willis in seiner Paraderolle als John McClane die Ehre; diesmal Hand in Hand mit seinem Film-Sohn Jack. „A Good Day To Die Hard“ ist ein Film, der vorgestriger nicht sein könnte – und trotzdem zu unterhalten weiß.

Aschermittwoch meets Kapitalismuskritik

Eintausend und ein Grund für Kritik

Auch dieses Jahr luden der DGB, Soziale Initiativen, die Stiftung Arbeit und Leben Bayern, attac, pax christi, GEW und ver.di.zum bildungs- und sozialpolitischen Aschermittwoch in den Leeren Beutel. Zwischen Fischsuppe und marxistischem Duktus war auch Raum für Diskussion.

Weltliche Gynäkologie für Regensburg gefordert

„Pille danach“: Auch Barmherzige Brüder lenken ein

„Es ist bedauerlich, dass man in Regensburg immer noch daran erinnern muss, dass Familienplanung ein Menschenrecht ist“, sagt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Peter Sturm. Er fordert eine eigene Gynäkologie am Universitätsklinikum – trotz des Einlenkens der Barmherzigen Brüder, die nun die „Pille danach“ zumindest an Vergewaltigungsopfer abgeben wollen. Dieser nach wie vor eingeschränkte Zugang zur Notfallverhütung sei zum einen kein großer Schritt, zum anderen müsse es auch eine Klinik gegen, die ambulante Schwangerschaftsabbrüche anbietet, sagt das langjährige Vorstandsmitglied im Landesverband von der familienpolitischen Organisation pro familia.

drin