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Ostentorkino

Queere Staubsauger und vier Stunden Palliativstation – Transit Filmfest startet am Donnerstag

Deutlich reduziert geht das Transit Filmfest in seiner siebten Ausgabe an den Start. Motto: Under Pressure. Unter Druck steht auch das Festival.

Unter Druck, aber guter Dinge: Chrissy Grundl und das Transit-Team. Foto: as

Unter Druck – dass dieses Motto Thema sein würde beim Transit Filmfest, das am morgigen Donnerstag im Ostentorkino startet, war schon lange klar. Krieg in Europa und im Gazastreifen, Klimakrise, Konflikte, Trump, Putin, Rechtsruck. Wenn der Anspruch ist, einzufangen, was gesellschaftlich gerade los ist, dann liegt „Under Pressure“ auf der Hand.

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Am Anfang sollte es nur eine Sektion werden bei dem Festival, bei dem zuletzt weit über 50 Filme in drei Kinos gezeigt wurden, mit Wiederholungen, wo es mehrere Partys und Konzerte gab und eine Begleitausstellung. Doch nun ist „Under Pressure“ das Motto von Transit geworden. Denn auch das Team um Chrissy Grundl steht unter Druck. Druck, der auch das Programm komprimiert.

„Wir können so einfach nicht mehr weitermachen“

Finanziell auf Kante genäht, alles von Ehrenamtlichen gestemmt, vier Leute aus dem Kernteam, die nun, im siebten Transit-Jahr, schweren Herzens aufhören. „Wir können so einfach nicht mehr weitermachen“, sagt Grundl. Es hört sich nicht nach Gejammer an, wenn die Festivalleitern und Macherin der Filmgalerie im Leeren Beutel über die Probleme spricht, mit denen sie und ihre Mannschaft schon immer konfrontiert sind.

Es gibt Lob für Stadt und Sparkasse, die das Transit auch heuer wieder unterstützen. Zu jedem der 13 Filme, die gezeigt werden – in nur einem Kino, dem Ostentor – kann sie ausführlich erzählen, worum es geht und warum man genau den ausgesucht hat. „Das ist ein Mixtape, das einfach zusammenpasst.“ Und natürlich darf die Party nicht fehlen. Aber Grundl ist nicht nur leidenschaftliche Cineastin und Festivalmacherin, sondern auch Realistin.

Hauptsponsor gesucht

„Jedes Jahr geht die komplette Freizeit für die Festivalplanung drauf. Junge Leute, die man ins Boot holt, machen zwar gerne mit, sehen aber auch, dass wir fast alle nebenbei in prekären Kulturjobs arbeiten. Da ist klar, dass man früher oder später sagt: Das war schön, aber irgendwann muss ich auch Geld verdienen“, sagt Grundl und fügt an: „Das hört sich jetzt schon ein wenig oma-mäßig an.“

Einen Hauptsponsor, der mal wirklich Geld in die Hand nimmt, hat man bisher nicht gefunden – auch wenn das Feedback aus der Branche gut ist. Bei Verleihern, Regisseurinnen und Produzentinnen hat das Transit mittlerweile einen hervorragenden Ruf.

Dass so etwas, ehrenamtliches und nichtsdestotrotz erfolgreiches Engagement, unter Druck steht, wird auch Thema der Podiumsdiskussion sein, die man trotz Verkleinerung nicht aus dem Programm gestrichen hat. „Dabei geht es nicht nur ums Finanzielle. Das ist auch politisch“, so Chrissy Grundl.

Nicht nur jammern, sondern Strategien entwickeln

Mit dem Leipziger Medienkünstler Achim Kolba und der Autorin Sarah Waterfeld („Sex mit Gysi“) sitzen neben Andrea Kuhn (Leiterin des Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte) und Christoph Seidl („Demokratie leben“) am Freitag (17 Uhr) auch zwei Kulturarbeiterinnen aus Ostdeutschland auf der Bühne. Dort, wo der Rechtsruck schon weiter fortgeschritten ist – und die Kultur noch von ganz anderer Seite unter Druck steht.

Kolba und Waterfeld sind zwei, die dagegenhalten. Waterfeld ist unter anderem Co-Initiatorin der transmedialen Inszenierung B6112, in deren Rahmen vor acht Jahren die Berliner Volksbühne besetzt wurde. Kolba hat der Underground-Kultur-TV-Sender hitness.club mitgegründet.

„Wir wollten Leute einladen, die sich nicht einfach nur sich gegenseitig sagen, wie Scheiße alles ist und uns gegenseitig volljammern, sondern über Strategien und Erfahrungen sprechen, was man eigentlich machen kann.“

Ein paar Highlights aus dem Programm

Über vier Stunden lang ist der Dokumentarfilm „Palliativstation“. Ein Ein-Mann-Projekt von Philipp Döring, der allein mit einer Kamera in die Palliativstation des Berliner Franziskus-Krankenhauses marschiert ist und sich die Zeit genommen hat, das Mitgefühl und die Fürsorge einzufangen, die den Menschen dort entgegengebracht wird. Bei der Berlinale wurde Palliativstation mit dem Heiner-Carow-Preis ausgezeichnet. Ein Film, den es angesichts seiner Länge nicht oft zu sehen geben wird – beim Transit am Samstag, 11 Uhr.

Internet-Nerds, die die Crypto-Wallet eines Tech-Milliardärs vom „Format“ und Charakter eines Elon Musk knacken wollen, gibt es am Sonntag, 17 Uhr, zu sehen. Das besondere an Life Hack (Regie: Ronan Corrigan): Der Heist-Movie spielt sich zu einem großen Teil in Discord-Chats und Reddit-Threads ab.

Ein satirisches Familiendrama aus Thailand ist hingegen „A Useful Ghost“ von Ratchapoom Boonbunchachoke. Von Gespenstern besessene Staubsauger leben ihre Allüren aus. Raffiniert, absurd, queer.

Wie es weiter geht? Man wird sehen…

Der Vorteil des reduzierten Programms: nur vier Tage und nur ein Kino bieten zumindest die Gelegenheit, sich die Zeit für alle 13 Filme zu nehmen. Das Feedback bisher sei positiv, sagt Chrissy Grundl. Und Druck muss ja nicht nur etwas schlechtes sein – so entstehen auch Diamanten.

Wie es mit dem Transit weiter geht, wird sich erst nach dieser Ausgabe entscheiden.

Hier geht es zum Programm.


Disclaimer: Regensburg Digital ist seit Jahren Medienpartner des Tansit Filmfests. Das bedeutet, das wir uns gegenseitig schätzen und unterstützen.


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Kommentare (10)

  • Max Kreitmair

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    Warum sucht man nicht den Kontakt zu den ehemaligen Sponsoren der Schlossfestspiele? Marketing/PR-mäßig wäre das mit Sicherheit ein Gewinn auch für die Sponsoren.

    BTW: wer mit dem Begriff Palliativ noch nicht viel anfangen kann, der soll sich wirklich den Film “Palliativstation” ansehen.

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  • Janina Reiner

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    Max: Weil das gesamte Festival politisch gefärbt ist und sowas tut man sich im Marketing nicht mehr an

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  • Birgit Knödl

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    ist genau der Punkt: BMW hat sich vom Sponsoring der Schlossfestspiele zurückgezogen weil die Veranstaltung politisch wurde. Wäre sie politisch links abgedrifftet, hätte sich BMW genauso zurückgezogen.

    Selbiges hört man in Marketingtreffen auch vom Mercedes Autohaus

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  • Alexander Grundl

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    „Politisch gefärbt“ weil man sich für Minderheitenrechte und gegen Faschistische Gesellschaftstendenzen positioniert? Ernsthaft?
    …und der Vergleich mit den Festspielen der blaubraunen Fürstin hinkt schlimmer als ein ehemaliger Reichspropagandaminister, um mal im Bild zu bleiben…

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  • Roman Serlitzky

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    werter herr grundl. ob sie es glauben oder nicht, aber es gibt gesellschaften in deutschland, die interessieren sich nicht für minderheitenrechte. Weils in deten Gesellschaft kein Thema ist. Dort werden nämlich die Rechte für alle Individuen respektiert.

    Wenn ich erfahre, dass mein Chef schwul ist, dann in dem Rahmen, dass er zum CSD einlädt. Und da geh ich mit meiner Familie jedes Jahr hin, weils lustig und gut ist. Und wenn er seiben Mann heiratet, dann freu ich much über die Einladung und gehe hin, weil jede Hochzeit gut und lustig ist.

    Das nur als kleines Beispiel. Diskriminierung fängt da an, wo jemand von Minderheiten spricht. Und wenn er mit dem Argument noch Geld will, ist das verachtenswert, auf niederbairisch sagt man “ausgschamt” dazu.

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  • Mr. T.

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    “politisch gefärbt” ist hier wohl eher eine verschleiernde Verkürzung von “politisch links gefärbt”, was wohl immer dann der Fall ist, wenn man etwas mehr nachdenkt und sich nicht betont “unpolitisch”, also wurstig gegenüber jeglichem “Politischen” (außer vielleicht linkem) gibt. Alles ist politisch gefärbt, nichts ist unpolitisch.
    Man wird nie anspruchsvolle Kultur finden, die sich der Politik entzieht.

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  • KW

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    Zuerst, Daumen hoch für die Organisation des Transit-Film Festivals!
    Dann zum Thema Marketing: Offensichtlich hatte ja das hiesige Mercedes-Autohaus weniger clevere Marketing-BeraterInnen als Janine Rainer oder Birgit Knödl, war es doch nach dem Rückzug von BMW mind. ein Jahr (2024) der Hauptsponsor des B-Promi-Festivals bei Frau Gloria.
    Achja, und die Veranstaltung wurde über die Jahre nicht politisch, es wurde nur vor allem immer offensichtlicher, welche Geisteshaltung Frau Gloria und ihre Ehren-GästInnen haben. BMW hat halt schneller kapiert, dass das nicht zu ihrem eigenen Marketing-Sprech von Diversität, Chancengleichheit usw. passt.
    Und obwohl BMW in Bayern ansässig sind und sogar den Namen Bayern im Namen führen, haben sie sich vom Wurstinfluencer das Gendern nicht verbieten lassen:
    https://www.bmwgroup.jobs/de/de/ueber-uns/chancengleichheit.html

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  • Christian Huber

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    Warum nicht das Festival einfach von denjenigen fördern/finanzieren lassen, die sich dafür interessieren, indem man einfach entsprechende Eintrittsgelder und Preise fürs Catering verlangt? Und wer das noch zusätzlich fördern will, der darf ja gerne auch noch spenden.

    Sollte diese klassische Art der Finanzierung nicht funktionieren, sollte man dann wohl über den künstlerischen/kulturellen Wert der Veranstaltung nachdenken.

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  • T. E.

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    Lieber Christian Huber, mit dieser Argumentation können wir so gut wie jedes kulturelle Angebot abschaffen, inklusive zb auch das Regensburger Theater.

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  • Daniel

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    @T.E.

    Warum sollte ein kulturelles Angebot nicht auch marktfähig sein? Warum muss Kunst und Kultur eigentlich immer auf Kosten der Allgemeinheit getragen werden? Man stelle sich nur vor, wenn Menschen das schaffen, was wirklich auch nachgefragt wird und dafür entsprechend bezahlt werden. Gerade der Kulturbetrieb erscheint mir oft als eine Sphäre, die oft die Bodenhaftung verloren zu haben scheint und über den gesellschaftlichen Verhältnissen thront. Und das ist eben nicht egalitär, sondern elitär.

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Kommentare sind deaktiviert

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