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Regensburg im Nationalsozialismus ist ohne Messerschmitt kaum denkbar

In den kommenden drei Jahren soll die Geschichte der Regensburger Messerschmitt-Werke im Rahmen einer Dissertation wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Professor Mark Spoerer, Fachmann für die Forschungen zu Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, stellte kürzlich den derzeitigen Forschungsstand vor.

Rüstungsfabrikant mit direktem Draht zum ‘Führer’: Willy Messerschmitt. Foto: Heinrich Hoffmann

Sie sind vorbei. Die Zeiten, in denen ein Regensburger Kulturreferent – Klemens Unger – unter anderem den nationalsozialistischen Rüstungskonzern Messerschmitt als beispielhaft für „wirtschaftlicher Fortschritt, politisch demokratische Stabilität und kulturelle Identität“ in Regensburg und Bayern hinstellen durfte. Unter der Ägide von Ungers Nachfolger Wolfgang Dersch und seiner Kollegin, der Bildungsreferentin Dr. Sabine Kellner-Mayrhofer, hat der Stadtrat hingegen die Finanzierung für die wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Geschichte der Regensburger Messerschmitt-Werke beschlossen.

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Konkret soll in Form einer befristeten E-13-Stelle für voraussichtlich die nächsten drei Jahre (2024-2026) eine Dissertation zu Messerschmitt gefördert werden. Als Kooperationspartner für diese seit vielen Jahren angemahnte Forschungsarbeit ist Professor Dr. Mark Spoerer vorgesehen, der seit 2011 den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Regensburg innehat.

Auch die Stadtverwaltung im NS soll erforscht werden

Neben Messerschmitt soll laut Stadtratsbeschluss auch eine Dissertation zu Dr. Walter Boll (dem Obmann der NS-Kulturgemeinde und Direktor des Ostmarkmuseums) gefördert werden. In späteren Phasen gilt es dann, weitere Dezernenten und Bereiche der Stadtverwaltung zu erforschen (angedacht sind dabei städtische Finanzen, Bildungswesen, Recht, Sicherheit und Ordnung, Stadtplanung und Bauwesen, die politische Stadtspitze und Stadträte und der Bereich Gesundheit, Ernährung und Soziales).

Zur Vorbereitung der anstehenden Erforschung des Messerschmitt-Konzerns hat Spoerer letzten Mittwoch auf Einladung des Historischen Vereins (in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt Regensburg) den Forschungsstand zum Thema Messerschmitt und Regensburger vorgetragen. Er gilt, das betont Dr. Bernhard Lübbers (Historischer Verein) als ausgewiesener Fachmann für Zwangsarbeit im Nationalsozialismus.

Professor Dr. Mark Spoerer: “Regensburg im Nationalsozialismus ist ohne Messerschmitt kaum denkbar”. Spoerer ist seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Regensburg. Foto: Werner

In seinem etwa einstündigen Referat weist Spoerer vor etwa 100 Zuhörerinnen auf einige ältere Forschungen hin (z.B. auf die lokalgeschichtliche Dissertation von Helmut Halter und die flugzeugtechnisch ausgerichteten Publikationen von Peter Schmoll), betont aber, dass mit der beschlossenen Förderung der Stadt erstmalig die Chance bestehe, „die Geschichte des Messerschmitt-Konzerns aufzuarbeiten“.

Ausrüstung und Luftrüstung

Die sogenannte Luftrüstung gewann laut Spoerer nach den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg schon in der Weimarer Republik stark an Bedeutung. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sei die Luftwaffe massiv auf- und ausgebaut und wegen der zentralen Bedeutung dieses Bereiches, ein eigenes Ministerium geschaffen worden. Um den Interessenskonflikt zwischen NS-Staat und den kapitalistisch agierenden Luftfahrtunternehmen einigermaßen bändigen zu können, seien staatliche Preis-und Absatzgarantien, Subventionen und Risikoübernahme durch das NS-Regime vereinbart worden.

Willy Messerschmitt (Jahrgang 1898) baute als Kind schon kleine Flugzeuge. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er Ingenieurwissenschaften und gründete bereits 1924 eine nach ihm benannte Firma, die Segelflugzeuge produzierte und bald mit der Bayerischen Flugzeugwerken AG (BFW Augsburg) fusionierte. Laut Spoerer war dies die „Kernzelle des späteren Messerschmitt-Konzerns“. Messerschmitt war seinerzeit nicht nur im Vorstand des Konzernes, sondern auch Chefentwickler.

Willy Messerschmitt: Mehrfach von den Nazis ausgezeichnet, hier als “Pionier der Arbeit”.

Einer der bedeutendsten (Luft-)Rüstungskonzerne wurde die BFW erst, als sie im Jahr 1936 mit dem Modell Bf109 die Ausschreibung der Luftwaffe für das zukünftige Standardjagdflugzeug gewann. Um die riesigen, vom Reichsluftfahrtministerium geforderten Stückzahlen des Jagdflugzeugs produzieren zu können, kam ab 1936 der Regensburger Standort ins Spiel. Laut Spoerer ist die Bf109 (später Me 109) „mit 35.000 Exemplaren das weltweit und bis heute am meisten produzierte Jagdflugzeug überhaupt“, rund 11.000 davon wurden in Regensburg (ab 1937) gefertigt.

Warum Regensburg als Produktionsstandort?

Wie Regensburg sich in der umkämpften Ausschreibung durchsetzen konnte, ist eine der offenen Kernfragen, die laut Spoerer in der anstehenden Forschungsarbeit zu klären sind. Von Bedeutung sei sicher gewesen, dass Regensburg damals „eine der strukturschwächsten deutschen Städte“ gewesen sei, dass es einen kaum genutzten Flugplatz (der Flughafen Regensburg GmbH, mit Bürgermeister Hans Herrmann als Aufsichtsratsvorsitzenden) im Westen der Stadt und drum herum ausgedehnte Freiflächen gegeben habe.

Welche Rolle der damalige NS-Oberbürgermeister Otto Schottenheim (der sich mit Regensburg als bedeutendem Rüstungsstandort schmückte) gespielt hat, wäre ebenfalls zu klären. In seinen Memoiren (IfZ München) schreibt Schottenheim, dass er schon 1935 in Verhandlungen mit der BFW Augsburg gewesen sei, die ein Flugzeugwerk mit rund 5.000 Beschäftigten für Regensburg in Aussicht gestellt hätten.

Messerschmitt gilt in Regensburg als Ehrenmann, eine Straße im Stadtwesten, nahe dem ehemaligen Rüstungsstandorf ist nach ihm benannt . Foto: Werner

Standort Regensburg

Gewerberechtlich hat sich die Produktionsverlagerung nach Regensburg in der Gründung der Bayerischen Flugzeugwerke Regensburg GmbH niedergeschlagen, im Juli 1936 als Tochter der BFW AG Augsburg. Baubeginn war wenige Monate später, Richtfest für die Werksgebäude wurde im Mai 1937 gefeiert und schon im November 1937 konnte die Produktion beginnen.

Fast das ganze Stadtviertel wurde für das Rüstungswerk reserviert, ein Bahnanschluss hergestellt, weitere Brunnen gebohrt und kurz darauf die angrenzenden Dörfer Großprüfening, Dechbetten und Ziegetsdorf in die Stadt Regensburg eingemeindet. Schon 1939 wurde das Werk als „NS-Musterbetrieb“ ausgezeichnet, im November 1940 in Messerschmitt Regensburg GmbH umbenannt und für seine stark anwachsende Belegschaft ein eigenes Wohnviertel (das „Göringheim“, heute Ganghofer-Siedlung) aus dem Boden gestampft. Um das Werk herum wurden Baracken für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter errichtet.

Messerschmitt-Propaganda im Stadtteaters, vermutlich bei einem der vielen “Bunten Abende” mit Messerschmitt zwischen 1940-1942.  Quelle: Stadttheater.

Der Rüstungsbetrieb Messerschmitt wurde zum größten Arbeitgeber Regensburgs, laut Spoerer arbeiteten Ende 1944 über 14.000 Beschäftigte dort. Die boomende Messerschmitt GmbH habe dementsprechend auch sehr viel Gewerbesteuer an die Stadt gezahlt, so Spoerer: „Vergleichbar mit den aktuellen Zahlungen des Pharmabetriebs Biontec ans Mainz.“

Arbeitskräftemangel und Zwangsarbeit

Während der Rüstungskonzern Messerschmitt zu Beginn einen gewaltigen Sog auf qualifizierte Hand- und Facharbeiter ausübte und relativ zu anderen Regensburger Betrieben überdurchschnittlich entlohnte, änderte sich mit Kriegsbeginn und Wehrpflicht nicht nur die Zusammensetzung der Belegschaft. Mit der Beschäftigung von tausenden meist ungelernten Zivil- und Zwangsarbeitern aus den von deutschen Truppen besetzten Gebieten wurde Massenfertigung und Fließband eingeführt.

In diesem Zusammenhang weist Spoerer auch auf die Bedeutung der vielen Zuliefererbetriebe hin, wie zum Beispiel die Metallwerkstätten Wiedamann, die „von der Rüstungsproduktion profitiert haben“, und als wichtiger Teil der Regensburger Rüstungsindustrie erforscht werden sollen.

Liste von “Ostarbeiterinnen” bei Messerschmitt.  Quelle: Mark Spoerer, Vortrag 12.Juli 2023

Was Spoerer in seinem Überblick eigens betont, ist der hohe Anteil von Frauen, den es im Messerschmitt-Werk gab. Der habe kurz vor Kriegsende circa ein Drittel betragen. Der Einsatz von ausländischen, zum Teil noch nicht erwachsenen Frauen (teils als freiwillige Zivilarbeiterinnen, teils als Zwangsarbeiterinnen) habe ab 1941 rasant zugenommen. Als Beispiel für diese krasse Form der Ausbeutung verwies Spoerer auf die 1944 gerade mal 14 Jahre alte Sinaida Selednjowa, die mit ihren Schwestern bei Messerschmitt als Zivilarbeiterin schaffen musste und seinerzeit auch bei Kranken- und Rentenkasse versichert war.

Recherchen von regensburg-digital haben in diesen Zusammenhang ergeben, dass das städtische Versicherungsamt nach dem Krieg rund 740 Namen von zivilen ausländischen Messerschmitt-Arbeitskräften (Versicherte, Stand Juni 1944) an den International Tracing Service (ITS) gemeldet hat. Darunter befinden auch sechs Namen von beim Messerschmitt-Zulieferer Wiedamann beschäftigten Zivilarbeitern, die im Haushalt und den Metallwerkstätten schuften mussten und auch von der Fa. Wiedamann gemeldet wurden.

Meldung der Firma Wiedamann von 1947 an den ITS (International Tracing Service). Wiedamann meldete sechs Zivilpersonen, die im Haushalt und in der Rüstungswerkstätte Zwangsarbeit leisten mussten. Quelle: Arolsen Archives

Ein Porträt des jüngsten Arbeiters bei Wiedamann, des 1928 geborene Wladimir Pluschewa, wurde neulich in der Wissner-Ausstellung des Kunst- und Gewerbevereins als schönes Bild präsentiert, ohne die Hintergründe zu thematisieren (näher hier).

Kriegsgefangene und KZ-Arbeit

Neben den zivilen Ausländern mussten in den Messerschmitt-Werken bekanntlich auch Kriegsgefangene Zwangsarbeit leisten und sogar in mehreren Konzentrationslagern (wie Flossenbürg, Obertraubling, Mauthausen, Gusen und Dachau) wurden Häftlinge zur Produktion von Flugzeugen und Bauteilen herangezogen (zu Gusen hier näher).

Das von Spoerer präsentierte Entwicklungsdiagramm der Beschäftigten verdeutlicht den immensen Anteil von Ausländern bei Messerschmitt. Nach der verstärkten und strategischen Bombardierung der Werke in Regensburg wurde die Produktion noch dezentralisiert und in viele Orte verlagert, zuletzt in unterirdische Fabrikanlagen,  unter dem vernichtenden Einsatz von KZ-Häftlingen.

Beschäftigte bei Messerschmitt. Quelle: Mark Spoerer, Vortrag 12. Juli 2023


Offene Fragen

Unter einer Vielzahl von offenen Fragen für die anstehende Erforschung hob Spoerer einige hervor:

Wie setzte sich die Stadt im Standortwettbewerb für das Werk durch?
Welche Rolle spielte der Mehrheitsaktionär in der Messerschmitt AG (Augsburg), Freiherr Richard Michel-Raulino (+1926) bzw. seine Tochter Lilly Stromeyer, mit der Willy Messerschmitt liiert war?
Wie wirkt die Gründung eines High-Tech-Werks auf die Stadt Regensburg und ihr Umland?
Welche wirtschaftliche Kollateralnutzen gab es, z.B. bestehende Handwerksbetriebe als Dienstleister, wie Wiedamann, und andere Zulieferbetriebe?
Wie wirkte sich der hohe Frauenanteil hinsichtlich Geschlechterrolle und Löhne aus, wie veränderte sich die Stadtgesellschaft?

Viele Regensburger Facharbeiter wurden abgestellt für die Produktionsstätte der Messerschmitt GmbH im ehemaligen Konzentrationslager Gusen in Österreich. Foto: Werner

In der anschließenden Diskussionsrunde ergänzten Besucher diese Liste der offenen Fragen. So wurde auf die Arbeiten von des BR-Journalisten Thomas Muggenthaler verwiesen, der Einzelschicksale von Zwangsarbeitern geschildert habe, die auch genauer erforscht werden sollten.

Eine andere Anregung zielte auf den angeblichen Innovations- und Modernisierungsschub, den die Messerschmitt-Werke auf die Regensburger Stadtgesellschaft und ihr Bildungsniveau ausgeübt haben könnten.

Auf Nachfrage erklärte Spoerer gegenüber regensburg-digital, dass er, nachdem die Fördermodalitäten mit der Stadt geklärt seien, die von ihm zu betreuende Dissertationen öffentlich ausschreiben werde.

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Kommentare (17)

  • joey

    |

    Die Erforschung ist richtig.

    Ich glaube aber nicht, daß es dabei Überraschungen geben wird.
    Regensburg war entwicklungsfähig und zugleich von den zu erwartenden Fronten weit genug weg. Daß britische Bomberflotten norddeutsche Städte abbrennen würden, war den Nazis klar.
    Zahlreiche Lehrlinge aus dem Messerschmittwerk gründeten später in Ostbayern bedeutende Unternehmen, z.B. Krones und Sennebogen, wo sie ihre früheren Kollegen als Facharbeiter einstellten. Ein Qualifizierungsschub ist also schwer zu verneinen.

    Ich hoffe nur, daß nicht wieder politische Rücksichtnahme dazu führt, daß Neutraubling sich weiter davonstiehlt. In Privatinitiative wurden bedeutende Interviews mit KZ Überlebenden gesichert, aber im Stadtbild wird jede Erinnerung vermieden. Es wäre das Geld dann nicht wert, wenn die Ergebnisse im Jahrbuch des historischen Vereins “verschwinden”. Das gehört pädagogisch ausgewertet und so sichtbar gemacht, daß keiner daran vorbeistolpern kann (das altdeutsche “habe ich nicht gewußt”). Auch wenn vielen Neutraublingern dann klar wird, daß sie auf einem Schlachtfeld wohnen. Es ist nun mal so.

  • Martin

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    Äusserst interessanter Artikel. Macht weiter so.

    Martin

  • Radler33

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    Auch, wenn mich dieses ständige Erinnern und herumreiten auf dem Thema Nazi-Zeit manchmal nervt (ist doch lange vorbei, wir haben reichlich aktuelle Probleme): Es ist sehr wichtig, offenzulegen, wie die Verstrickungen von Unternehmern und Personen mit der Diktatur bis in die heutige Zeit reichen und nachwirken.

  • Anomaler Circus

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    Bedankt euch bei Augsburg, dass einerseits gierig auf eine Expansion geschielt und andererseits die Hosen voll gestrichen hatte. Selbst den stumpfsinnigen Lechschwaben war klar, dass diese Stückzahlen nicht für die Verteidigung des Vaterlands gedacht waren, mit Luftschlägen war zu rechnen. Trick 18: Geteiltes Primärziel ist halbe Wahrscheinlichkeit für einen Luftschlag, die Briten hätten sich für eines entscheiden müssen. Den Bomberverband auf 800 km über besetztem Gebiet aufzufächern hätte zu hohe Verluste bedeutet. So dachten die feigen Schwaben und konnten Goldfasan & Co. auch überzeugen. Der 2.Standort sollte natürlich nicht zu weit weg sein, um Kapazitäten tauschen zu können. Halloooo Regensburg! So weit die Theorie, doch Bauernschläue kommt vor dem Fall. Die USA traten dem NO HITLER-Club bei und so gab es durchaus genug Bomber & Begleitschutz, um beide Standorte anzugreifen. Ist die Lechkloake aus Totalschaden klug geworden? Nein, man erinnert sich auch nicht mehr daran, dass man als US-Garnisonsstadt bis zum Ende des kalten Krieges ein Primärziel war, für Augsburg war immer eine startbereite SS-20 reserviert. Jetzt ist Krieg wieder salonfähig und gierigen Schwaben brüsten sich ganz offen mit ihrer Rüstungsindustrie. Die nie wirklich weg war, unter dem Radar produzierte ein gewisser deutscher Elektronikkonzern Steuerungselemente für SCUD-Raketen. Wenn man lange genug in den Himmel starrt, sieht man wieder das Fadenkreuz über der Stadt schweben. Wobei es wohl publikumswirksamer wäre, den Schrotthaufen Gundremmingen zu pulverisieren, Wind & Wetter erledigen den Rest.

  • Hthik

    |

    @joey 14. Juli 2023 um 21:15

    “Die Erforschung ist richtig.”

    Absolut.

    “Ich glaube aber nicht, daß es dabei Überraschungen geben wird.”

    Ja irgendwie kommt immer raus, dass die Nazis böse waren und dass Militarismus, Kapitalismus und Rassismus ein hervorragender Nährboden für den Faschismus sind. Aber die Details der Verstrickungen insbesondere des “ehrenwerten Bürgertums” sind oft doch erhellend. Alles was uns die eigene Verführbarkeit vor Augen führt, ist hilfreich.

  • Westendler

    |

    “Wie wirkte sich der hohe Frauenanteil hinsichtlich Geschlechterrolle und Löhne aus, wie veränderte sich die Stadtgesellschaft?”
    Manche merken echt überhaupt nichts mehr. Aber muss anscheinend gefragt werden um heutzutage Fördergelder zu bekommen.
    Kleiner Recherche- Tipp: Namenslisten auf den Kriegerdenkmälern. Wie wohl die Sterbedaten der Männer an der Front und die Frauenquote aufeinander reagieren….
    Krieg ich jetzt den Doktortitel oder muss ich noch 5 Seiten dazu schreiben?

    Und falls man wirklich mal kritisch sein will (?!), kann man die Herkunft/ Stand dieser Menschen erforschen und sehen wie sich diese Geschichte in der Ukraine derzeit wiederholt.

  • Günther Herzig

    |

    @Anomaler Circus
    15. Juli 2023 um 18:16 | #
    Wo kann man sich dazu informieren? Können Sie mir helfen?

  • Gscheidhaferl

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    …es soll ja manchmal ganz hilfreich sein, die eigenen Gedanken zunächst ein wenig zu ordnen, bevor sie niedergeschrieben werden. Dann ist es für andere mitunter leichter zu verstehen, worauf das andeutungsreiche Geraune hinauslaufen soll.

    Zum eigentlichen Thema: Bin sehr gespannt, was dabei zu Tage gefördert wird und zu welchen irritierenden Gegebenheiten in Regensburg dann vielleicht schlüssige Erklärungen vorliegen. Welche Netzwerke auf welcher Grundlage die Nachkriegszeit geprägt haben, etc.

  • Hthik

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    @Westendler 17. Juli 2023 um 08:14 | #

    Diese Frage

    »“Wie wirkte sich der hohe Frauenanteil hinsichtlich Geschlechterrolle und Löhne aus, wie veränderte sich die Stadtgesellschaft?”«

    ist nicht diese Frage

    »Wie wohl die Sterbedaten der Männer an der Front und die Frauenquote aufeinander reagieren….«

    Eher ist es so, dass die, in der Tat nicht besonders schwer vorherzusehende Antwort auf die zweite Frage, die Grundlage bildet, die zweite Frage in diesem Kontext überhaupt behandeln zu können. Andererseits: beim echten Fürsten, also in Lichtenstein, gab es selbst das Stimmrecht erst 1984.

    »Krieg ich jetzt den Doktortitel oder muss ich noch 5 Seiten dazu schreiben?«

    Hier ist Geschichtswissenschaft, Jura ist nebenan.

  • Daniela

    |

    ei,ei.. wird am Image der einstigen Kriegsgewinnler, wie den Messerschmidts in Regensburg, gekratzt?

    Es ist höchste Zeit, damit auf zu räumen. Kriegswichtige Industrie hat in Deutschland zu Hauf Zwangsarbeit ausgenutzt unter wirklich menschenunwürdigen Bedingungen, selbst Kinder und Jugendliche wurden nicht geschont.

  • Paul

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    Servus

    Die Aufarbeitung ist wichtig. Keine Frage.

    Und was macht man mit den Kriegsgewinnler etc….pp…usw.?

    Wichtig wäre erstmal vielleicht

    Die Toten ruhen zu lassen.

  • Mr. T.

    |

    Bei Messerschmitt kann man ja ruhig rumstochern. Niemandem könnte man damit den Kauf eines Kabinenrollers oder Jagdflugzeugs madig machen.
    Aber wie wärs mit BMW oder Porsche?

  • joey

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    @Mr. T.
    wie wärs mit den vielen kleinen Mittätern, die sensationell billig aus “Haushaltsauflösungen” ein Klavier, eine Kommode oder gar einen Topf erstanden haben? Wenn man da mal anfängt, kommt man zu ganz Deutschland inklusive der Kollaborateure in den befreundeten und besetzten Ländern. Ja, inklusive Quandt. Jeder wie er mitnehmen konnte.

  • lol

    |

    Alle Initiativen zur näheren Erforschung und dem Beginn einer wahren Gedenkkultur zum Thema Messerschmitt kann man nur begrüßen. Bin hier voll bei Joey.
    Frage mich allerdings, wie das zum Thema passt:
    “Die sogenannte Luftrüstung gewann laut Spoerer nach den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg schon in der Weimarer Republik stark an Bedeutung. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sei die Luftwaffe massiv auf- und ausgebaut und wegen der zentralen Bedeutung dieses Bereiches, ein eigenes Ministerium geschaffen worden. Um den Interessenskonflikt zwischen NS-Staat und den kapitalistisch agierenden Luftfahrtunternehmen einigermaßen bändigen zu können, seien staatliche Preis-und Absatzgarantien, Subventionen und Risikoübernahme durch das NS-Regime vereinbart worden.”
    Als Historiker bin ich schon der Meinung, dass Geschichte debattiert werden muss, vielleicht aber ohne ein Oxymoron wie angeführt: Kapitalismus und Preis-und Absatzgarantien, Subventionen und Risikoübernahme in einen Topf werfen.
    Die Arbeiten von Goetz Aly, Adam Tooze, Rainer Zitelmann und v.a. Guenter Reimans “Vampire Economy” zählen anscheinend nicht. Auf das Beispiel der Junkers Werke will ich gar nicht eingehen.

  • michinga

    |

    als ebenfalls Historiker muss ich sagen:

    @ lol: Lol, Rainer Zitelmann und Aly. Zwei Leute die sich v.a. auf den “medialen Knalleffekt” konzentrieren und – so wirkt es auf mich – v.a. Publicity abgreifen, um dann anschließend ‘trittbrettfahrer-Bücher’ zu verkaufen statt mittels eigenständigen Denkens und Forschens neue Forschungsdesiderate zu generieren.

  • Mr. T.

    |

    joey, Ihr Vorschläg, sich erst einmal auf die kleinen Mittäter zu konzentrieren, bevor man an den Fassaden der großen Täter und Profiteuere kratzt, käme in einigen Kreisen sicher sehr gut an. Bravo!
    Kann es sein, dass Sie der eineiige Zwillingsbruder des obersten Strategieplaners der deutschen Steuerfahndung sind?

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