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Dreitägiger Workshop

Regensburger Baukulturtage: Wohnen jenseits der Bauträgerfixierung

Gemeinschaftliche Wohnformen sind zentrales Thema der zweiten Baukulturtage im Kulturzentrum M26 in der Maxstraße. Wie funktionieren Genossenschaften, Baugemeinschaften und kollaborative Wohnprojekte?

die Bebauung der Prinz-Leopold-Kaserne hat sich immer wieder verzögert. Aktuell werden Ausschreibungen für die Parzellen abseits der Stadtbau vorbereitet. Foto: as/Archiv

In München feiert sie gerade Zehnjähriges, in Regensburg wollen Architektin Ulla Basqué und die Ortsgruppe der „Architects for Future“ die Idee nun im Rahmen der zweiten Baukulturtage bei einem dreitägigen Workshops am 8., 10. und 11. Oktober im M26 (Maxstraße 26) nach vorne bringen. Die Rede ist von einer „Mi(e)tbauzentrale“, der Förderung gemeinschaftlich organisierter Wohnformen, etwa von Genossenschaften, zum Beispiel in Burgweinting, oder kollaborativen Wohnprojekten wie der DANZ in der Konradsiedlung. Bezahlbares und selbstbestimmtes Wohnen für mittlere und untere Einkommensgruppen, junge Familien und Senioren – als Mieter oder Eigentümerinnen.

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„Das ist im besten Fall nicht nur günstiger“, sagt Basqué. „Genossenschaftliche Wohnformen steuern auch der steigenden Vereinsamung in unserer Gesellschaft entgegen. Durch die gemeinsame Entwicklung des Wohnprojekts entsteht von Anfang an eine funktionierende soziale Mischung und ein gutes nachbarschaftliches Miteinander.“

Regensburg-Plan will mehr geförderten und alternative Wohnformen

Im vor zwei Jahren herausgegebene „Regensburg Plan 2040“, zentrales Papier zur Entwicklung der Stadt in den kommenden knapp 20 Jahren, heißt es bei den Zielen in punkto Wohnen unter anderem:

„Bei künftigen Planungen soll noch stärker auf die Bereitstellung eines breiten Angebots für unterschiedliche Wohnformen geachtet werden. Verschiedene Einkommensstrukturen und Lebensstile stützen eine gelebte und aktive Nachbarschaft und bilden stabile Quartiere. (…) Es gilt, alternative Wohnformen und -projekte zu fördern und zu etablieren.“

Und:

„Langfristig ist geförderter Wohnraum das effektivste Mittel, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das Regensburger Baulandmodell verankert eine Quote von 40 Prozent für geförderten Wohnungsbau in neuen Bebauungsplangebieten. Auf städtischen Flächen werden in der Regel bis zu 60 Prozent der Wohnfläche für diesen Zweck zur Verfügung gestellt.“

Kurswechsel bei Wohnungspolitik kam spät

Dieses 2019, unter dem Eindruck des Korruptionsskandals von der damaligen Bunten Koalition beschlossene Baulandmodell mit höherer Förderquote war eine Abkehr von der auf Bauträger fixierten Wohnungspolitik wie sie in den Jahren unter Oberbürgermeister Hans Schaidinger, aber auch noch Joachim Wolbergs herrschte. Städtische Flächen wurden verscherbelt. Größere zum Verkauf stehende Areale von der Stadt nicht gesichert, sondern Privaten überlassen, die dann (beispielsweise in der Wernerwerkstraße) mit 460 Wohneinheiten 40 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften konnten.

Der Kurswechsel kam immerhin rechtzeitig vor der nun anstehenden Bebauung der Prinz-Leopold-Kaserne, einer der letzten großen Flächen in Regensburg, die noch entwickelt werden kann. Vor allem die Stadtbau soll hier zum Zuge kommen, aber auch die erwähnten alternativen, unterschiedlichen Wohnformen soll es hier geben. Nach mehrfachen Verzögerungen soll es mit der Bebauung des 15 Hektar großen Areals 2025 nun endlich losgehen. Die Ausschreibungen für Areale, welche die Stadt in Erbpacht vergeben will, werden derzeit vorbereitet.

Ulla Basque will kollaborative Wohnprojekte unterstützen. Foto: privat

„Diese Möglichkeiten sind den Regensburgern weitgehend unbekannt, wie wir bei den 1.Baukulturtagen festgestellt haben“, sagt Basque. „Hier wollen wir als Bindeglied zwischen der Verwaltung und den Bürgern fungieren. Die Nachfrage ist auch z.B. bei jungen Familien enorm groß, die sich die Bauträgerwohnung nicht leisten wollen und können. Sie suchen gemeinschaftliche Wohnformen, um Synergieeffekte mit anderen Familien nutzen zu können.”

Experten von außerhalb, Verantwortliche des Planungsamts

Bei dem dreitägigen Workshop kommen – im Rahmen von Vorträgen und Podiumsgesprächen – unter anderem Experten von bereits existierenden Genossenschaften, aber auch vom Mietshäusersyndikat zu Wort, mit dessen Unterstützung die DANZ gekauft wurde. Sie berichten aus der Praxis, darüber, wie genossenschaftliche Bauprojekte oder Baugemeinschaften entstehen und welche Hürden es zu überwinden gilt. Konstantin Bauch vom Münchner Institut für Sozialplanung informiert über Fördermöglichkeiten und Wohnen im Alter.

Planungsamtschefin Tanja Flemmig spricht über die Ziele des Regensburg-Plans und die Möglichkeiten im Neubaugebiet am Keilberg, wo ebenfalls Baugemeinschaften zum Zug kommen sollen. Ihr Kollege Tobias Ruf liefert als verantwortlicher Projektleiter den aktuellen Stand zur Prinz-Leopold-Kaserne. Es sind nur ein paar Punkte des (hier veröffentlichten) umfangreichen Programms, bei dem es auch immer wieder Zeit zum Austausch, Gespräch und Rückfragen geben soll.

Auch die Münchner Mitbauzentrale wird vorgestellt, die Vorbild für Regensburg sein könnte, wo gerechte Bodenpolitik und Wohnungsbau abseits von Bauträgerfixierung jahrzehntelang vernachlässigt wurde und die Stadt das Prinzip Erbpacht statt Verkauf erst vor fünf Jahren in Beschlussform gegossen hat. In München gibt es ein entsprechendes Programm zur sozialen Bodennutzung bereits seit 30 Jahren.

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Kommentare (7)

  • joey

    |

    Das Bauträgersystem war auffällig. Leider sind Genossenschaften auch nicht immer die optimale Lösung, wenn sich die Geschäftsführung mit Planern und sonstigen Fachleuten verbünden und letzendlich die Kasse klauen. Ich möchte hier aus rechtlichen Gründen meine Beispiele nicht aufzählen, die Suchmaschine ist aber recht gut bestückt mit den Schlüsselworten. Am Ende muß dann immer wieder die Gemeinde und Staat einspringen.

    Gebt den Menschen günstige kleine Grundstücke, wo sie selbst Realeigentum bilden können (z.B. Reihenhäuser). Macht liberale Bebauungspläne, damit Kreativität möglich ist. Die monotonen Weißkisten in und um Regensburg sind eben nicht “bunt”, sondern Zeichen eines Erziehungsstaates zur Uniformität.

  • michinga

    |

    @ joey: nicht jeder – u.a. ich – möchte ein Eigenheim erwerben. Mir leuchtet nicht ein, warum ich mich bis zur Rente verschulden soll. Ein kleines Reihenhaus in RGB nichtmal in attraktiver Lage kostet auch schon fast 1 Mio Euro…. .
    Für mich ist das v.a. deshalb nicht attraktiv, weil der große Wohnraum, den man wegen Kinder usw. nur 1-2 Jahrzehnte benötigt dann überflüssig wird und zunehmend zur Last wird. Egal, ob es dann hier um Unterhalt der Immobilie oder Verwaltungskram, Handwerker o.ä. bei der Vermietung (im Falle eines Auszuges) geht.
    V.a. lebt man dann dort allein und Begegnungsräume mit Nachbarn o.ä. sind gering. Genossenschaften und/ oder andere gemeinschatliche Projekte finde ich da schon viel attraktiver.
    Mal abgesehen davon, dass Vergabe und/ oder Finanzierung für das Eigenheim auch nicht immer reibungslos oder ohne fragwürdige ‘deals’ abgeht.

    in einem stimme ich Ihnen aber zu: ich kenne kein ästhetisches Neubaugebiet in Regensburg seit dem Jahr 2009 – wahrscheinlich sogar länger… .

    Finde es schon super, dass es in R endlich auch mal um etwas andere Wohnformen geht. Danke an die Organisatoren.

  • Jakob Friedl

    |

    Super Veranstaltungen der Mi(e)tbauzentrale Regensburg mit den Architects for Future, die man nicht verpassen sollte: https://m26kultur.org/ Die gestrige Eröffnung der Baukulturtage im M26 u.a. mit Kurzfilmen war sehr interessant!
    Hier zwei weitere Architektur-Termine: auf der PLK:

    Sonntag, 6. Oktober um 17 Uhr in der ehem. Reithalle auf der PLD, Dieselstr.4: Vortrag des Kompetenzzentrums für historische Bauforschung (OTH) „Die PLK – Wiederentdeckung der Reithalle“ Der KfE* der KfE* kocht Apfelmus und mixt die Drinks… https://parkversorgung.de/kalender/#Reithalle

    Montag, 7. Oktober um 17 Uhr in der ehem. Panzerhalle auf der PLK, Dieselstr.4:”Strategiewechsel” …OTH Ausstellung u.a. mit Arbeiten von Moritz Heuberger und Miriam Schrott, die beide auch Teil des Parkhaus-Planungsteams und Initiatoren des Parkhaus e.V. sind. Der KfE* kocht und mixt die Drinks für die Architekturausstellungseröffnung “KUBUS et amplius?” Bei der Konzepte von Architekturstudent*innen für eine Weiternutzung des Kubus-Geländes vorgestellt werden. https://parkversorgung.de/kalender/#PLK_Strategiewechsel

    ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
    Die bestehenden Gebäude und Freiraumstrukturen auf dem momentan durch den Kulturviertel e.V. kulturell zwischengenutzten Areal auf der PLK (ehem. Prinz-Leopold-Kaserne) sollen erhalten bleiben.
    Hierfür sprechen im Sinne einer nachhaltigen Quartiers- und Stadtentwicklung insbesondere denkmalpflegerische, ökologische und soziale Gründe.
    Die Gebäude sind ein unwiederbringlicher historischer Ankerpunkt zur Geschichte des Kasernenviertels. Ein Abriss verbraucht unnötig Ressourcen, verursacht Müll, bedeutet eine enorme Verschwendung von grauer Energie und schlägt sich somit negativ in der CO2-Bilanz nieder. Der ehemalige Schießstand kann sich als grüne und kühlende Oase weiterentwickeln.
    Das durch Kultur und Engagement formbare Areal kann als Freiraum eine Transformation des ehemaligen Kasernengeländes hin zu einem innovativen Stadtquartier begleiten, die neue Nachbarschaft aktivieren und miteinbeziehen. Als identitätsprägender Ort kann das Kulturareal die bisherigen und neuen Bewohner*innen des Stadtteils auf einzigartige Weise zusammenbringen. Stadtentwicklungsziele, wie sie beispielsweise im ISEK oder im Regensburg Plan 2040 formuliert sind, werden auf diese Weise gesichert. Vgl.: https://ribisl.org/plk_interimsquartier_verstetigen/

  • joey

    |

    @michinga
    daß ein RH 1 Mio kostet ist natürlich nicht gut für eine Stadt. Familien und sozialer Aufstieg müssen möglich sein, besonders für Migranten. Deswegen ist Erbbaurecht in gewisser Weise sinnvoll.
    Welchen Finanzierern jemand auf den Leim geht, ist dann aber deren Sache. Selber denken ist halt für eine Lebensentscheidung wichtig – und es gibt jede Menge Beratungsstellen und Verbände, wo man einen Kreditvertrag prüfen lassen kann. Die Geschichten, wo mit dem Fertighausvertreter gleich ein Finanzierer mitkommt, sind ja Klassiker.
    Man suche sich einen (guten/treuen) Architekten und weitere Fachleute, die einem berufsrechtlich direkt verpflichtet sind (und nicht einem Bauunternehmen). Das machen Profi Immoentwickler ja auch – na warum wohl.

  • Wilfried Süß

    |

    Es stimmt, die meisten Bauträger und ihre Architekten haben in den letzten 20 Jahren Regensburg mit einheitlich einfallslosen Baukörpern überzogen. Damit entstand in der Öffentlichkeit das Bild „Mehrfamilienhaus = weiße Kiste“. Wenn das Gesamtkonzept durchdacht ist, sind damit durchaus auch von den Bewohnern geschätzte Quartiere entstanden, wie in der Leo-Ritter-Straße. In Eppan an der Weinstraße stieß ich auf ein großes Gebäude mit bemerkenswert hochwertig gestalteter Fassade und fragte nach dem Zweck des Baus. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein öffentlich gefördertes Projekt mit „Sozialwohnungen“ handelt. Über die Homepage des Architekten stieß ich auf Fotos vom Innenbereich der Anlage, die schon beinahe 15 Jahre steht http://www.amplatz.com/de/projekte.htm?pID=6. Leider ist die Straßenansicht nicht dabei. Auch in Österreich sieht man immer wieder Großbauten für Wohnungen mit interessanten Details, die sich dadurch deutlich von dem in Regensburg gängigen Investorenstil abheben. Bei öffentlich geförderten Bauten sollte grundsätzlich ein vorgeschalteter Architekturwettbewerb verpflichtend sein. Günstiger Wohnraum muss nicht zwingend als tumber Wohnblock dastehen. Über die Vor- und Nachteile von Ein-Familienhaus-Siedlungen und deren viel gepriesene Kreativität/Individualität möchte ich mich hier nicht auslassen (siehe Burgweinting oder Köfering).

  • Petra

    |

    Wie es anders geht, zeigt München, Beispiel Prinz-Eugen-Park.

    https://www.prinzeugenpark.de/wohnen/karten-wohnen.html#anchor

    Die Münchner Mischung
    Wohnen im Prinz Eugen Park soll für alle Bevölkerungsgruppen erschwinglich sein. Auf den städtischen Siedlungsgebieten sieht die Landeshauptstadt München 50% geförderten Wohnungsbau vor. Dieser Anteil wird auch im Prinz Eugen Park umgesetzt.
    Es wurden sowohl Wohnungen in Miete als auch Eigentum errichtet.

    77% Mietwohnungsbau, davon:

    Genossenschaften 23 %
    Städtische Gesellschaften 35 %
    Bauträger KMB 12%
    Sonstige (Israelitische Kultusgemeinde und Stadibau) 7 %

    23% Eigentumswohnungen, davon:

    Bauträger Eigentum 9 %
    Baugemeinschaften 14 %

    https://www.prinzeugenpark.de/quartier/konsortium-prinz-eugen-park.html

    https://www.prinzeugenpark.de/oekologie.html
    Ökologische Mustersiedlung in Holzbau
    Im Süden des Prinz Eugen Parks entstand eine ökologische Mustersiedlung mit ca. 570 Wohnungen. Unterschiedliche Gebäudetypen bis hin zu 7-geschossigen Häusern wurden in Holzbauweise errichtet. Es entstand die größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands. Das innovative Projekt soll einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz und nachhaltiger Stadtentwicklung leisten.

    https://www.prinzeugenpark.de/files/pep/aktuelles/pdfs/Mobilit%C3%A4tskonzept%20Prinz%20Eugen%20Park.pdf
    MOBILITÄTSKONZEPT

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