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Regensburger Gespräche mit Fokus auf Griechenland: Einfache Antworten gibt es nicht

PM von MdB Graf Lerchenfeld

Regensburg — „Die Flüchtlingsfrage hat Griechenland aus den Schlagzeilen verdrängt. Doch das Thema kommt in den nächsten Wochen zurück“, davon ist der Journalist und ZDF-Korrespondent in Griechenland, Alexander von Sobeck überzeugt. Der profilierte Kenner der griechischen Politik war am Freitag zu Gast bei den „Regensburger Gesprächen“ des Bundestagsabgeordneten Philipp Graf Lerchenfeld. Unter der Überschrift: „Die griechische Tragödie — und was Europa daraus lernen muss“ diskutierte der Regensburger Parlamentarier mit dem ZDF-Journalisten sowie dem Regensburger IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes und rund 80 Zuhörern über die Zukunft Griechenlands und der EU. Das Fazit der Runde formulierte Graf Lerchenfeld so: „Einfache Antworten gibt es nicht.“

Graf Lerchenfeld erinnerte zu Beginn der Veranstaltung noch einmal an die schwierigen Wochen des Sommers. Damals beriet der Bundestag in zwei Sondersitzungen über das dritte Hilfspaket für Athen. Der Regensburger Abgeordnete entschied sich damals nach längerer Abwägung und vielen Diskussionen, den bis zu 86 Milliarden Euro umfassenden Krediten zuzustimmen.

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„Mit meiner Entscheidung habe ich tagelang gerungen. Im Vorfeld der Sondersitzungen diskutierte ich die Situation in Griechenland ausführlich mit vielen Kennern und Experten, wie Alexander von Sobeck“, so Graf Lerchenfeld. Er sagte, zu diesem Thema hätten ihn auch außergewöhnlich viele Zuschriften von Bürgern erreicht. Ausschlaggebend sei für ihn als Abgeordneten letztlich gewesen, den Bundesfinanzminister und den Einfluss Deutschlands in Europa zu stärken. Ein gewichtiges Argument sei auch, dass die Hilfen nun nicht an Reformversprechen gebunden seien, sondern erst dann Geld fließt, wenn harte Reformen auch umgesetzt werden und EU-Experten vor Ort dies bestätigen.

Sobeck: „Tsipras hat einiges angeschoben“

Ein solches Vorgehen hielt in der Diskussion auch Griechenland-Kenner Alexander von Sobeck für sinnvoll. Er zeigte sich skeptisch, ob das Land den Umschwung schafft. Die Maßnahmen der letzten Wochen stimmten ihn jedoch hoffnungsvoll, auch wenn das Land noch lange nicht über den Berg sei, so von Sobeck. Außerdem sei Europa auf die Zusammenarbeit mit Griechenland bei der Lösung der Flüchtlingsfrage angewiesen.

„Tsipras hat tatsächlich inzwischen einiges angeschoben, zum Beispiel eine Rentenreform und Verschlankung der Sozialkassen. Auch die weit verbreitete Steuerhinterziehung will er endlich wirksam bekämpfen“, sagte der Journalist, der die ZDF-Studios in Rom und Athen leitet. „Der Grexit wäre zwar die einfachere Lösung gewesen. Aber Griechenland läßt sich nicht einfach von der Landkarte Europas tilgen. Wir können es nicht einfach nach Asien verschieben oder ausgrenzen durch einen hohen Zaun“, sagte von Sobeck.

Regensburger Unternehmen liefern nur noch gegen Vorkasse nach Griechenland

Auch wirtschaftliche Verwerfungen hatten viele Experten bei einem Euro-Austritt Griechenlands befürchtet. Hätte das auch Folgen für die Region Regensburg? Der Export gerade auch in den Euro-Raum sei für hiesige Unternehmen enorm wichtig, sagte der Regensburger IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. Mehr als die Hälfte der Produkte geht heute ins Ausland. Griechenland liege aber nicht unter den wichtigsten 20 Exportpartnern hiesiger Betriebe.

Nur 120 Unternehmen pflegten Geschäftsbeziehungen mit der Hellenischen Republik. „Alle unsere Mitglieder, die heute noch in Griechenland aktiv sind, bestehen auf Vorkasse“, sagte Dr. Helmes. Er äußerte Verständnis für die Zustimmung Graf Lerchenfelds zum Hilfspaket. Die größte Herausforderung aus Sicht des IHK-Hauptgeschäftsführers sei die Wiederherstellung von Vertrauen und stabilen Rahmenbedingungen. „Denn nur so wird es gelingen, die so wichtigen Investitionen in Griechenland anzukurbeln“, so Dr. Helmes.

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