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SSV Jahn verurteilt Schmiererei auf Gedenktafel

Beim Fußballverein und auch in Teilen der Fanszene herrscht Verärgerung über die Schmiererei auf der Gedenktafel am Georgenplatz. Unbekannte haben die Stele zur Erinnerung an die Verfolgung und Ermordnung von Zeugen Jehovas mit einem Jahn-Graffiti verunstaltet.

Ein Passant entdeckte am Mittwochmorgen die Schmiererei. Foto: privat

Natürlich verurteilt Christian Schüssel die Schmierei an der Gedenktafel auf dem Georgenplatz „aufs Schärfste“. In erster Linie aber macht der Vorfall den Bayern-Sprecher der Zeugen Jehovas „einfach nur traurig“.

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Wie berichtet, haben Unbekannte die Gedenkstele zur Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung der Zeugen Jehovas während des Nationalsozialismus mit der Zahl „1889“ beschmiert. Die Zahl, das Gründungsjahr des SSV Jahn Regensburg, ist ein beliebtes Graffiti in der Fanszene des Zweitligisten und häufig an Wänden, Schildern oder Stromkästen im Stadtgebiet zu sehen. Für Schüssel spricht aus der Schmierei „fehlender Respekt vor demokratischen Werten“. „Unter den Nationalsozialisten wurden Jehovas Zeugen verfolgt und diskriminiert, weil sie für christliche Werte einstanden. Die Schmiererei ist nichts anderes als eine Fortsetzung dieser Diskriminierung.“

SSV Jahn verurteilt „ausdrücklich und nachdrücklich“

Deutliche Worte kommen nun auch vom SSV Jahn Regensburg selbst. „Das Beschmieren der Gedenkstele am Regensburger St. Georgenplatz, die dem mutigen Widerstand von Personen gegen das Nazi-Regime und dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet ist, verurteilen wir ausdrücklich und nachdrücklich“, heißt es unter anderem in einem Statement, das Sprecher Johannes Liedl unserer Redaktion bereits am Mittwochabend zugeschickt hat.

Der Verein befinde sich im regelmäßigen und konstruktiven Austausch mit seinen Fans. „Bei derartigen Gelegenheiten thematisieren und sensibilisieren wir über Vandalismus und über deren rechtliche und öffentlichkeitswirksame Konsequenzen.“ Darüber hinaus engagiere sich der SSV Jahn „bewusst für eine aktive Erinnerungskultur“, beispielsweise beim Aktionsspieltag „Nie wieder“, bei dem alljährlich um den Internationalen Holocaustgedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. „Auch in Zukunft werden wir derartige Anlässe unterstützen und uns stets entschieden gegen jede Form von Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung positionieren.“

Fanprojekt äußert Bedauern

Auch das Fanprojekt Regensburg verurteilt in einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion „solcherlei Schmierereien insbesondere an Gedenkstätten vehement“. Die sozialpädagogischen Mitarbeiter des Fanprojekt Regensburg befänden sich „in stetem Austausch mit sämtlichen Teilen der Fanszene des SSV Jahn um straffälliges Verhalten jeglicher Art langfristig abzubauen sowie Demokratiebildung und Persönlichkeits- sowie Werteentwicklung zu unterstützen“.

Den aktuellen Vorfall des Vandalismus auf der Gedenkstele am St.Georgenplatz und den dadurch vermittelten mangelnden Respekt vor den NS-Opfern bedauere man „außerordentlich“.

Keine Rückmeldung von den Ultras

Keine Rückmeldung gibt es bislang von den Jahn Ultras, die allerdings generell keinen Kontakt mit Medien pflegen. Wie unsere Redaktion aber über Umwege erfuhr, zeigt man sich zumindest in Teilen der Fanszene alles andere als begeistert über die Schmiererei.

Ob das für den oder die Täter, so sie denn intern ausfindig gemacht werden können, Konsequenzen haben wird, wird sich zeigen. Ein offizielles Statement allerdings, etwa, dass man solches Verhalten nicht duldet, fehlt.

Stadt hat Anzeige erstattet

Der Gedenkstele war am 27. Januar auf aufgestellt worden, dem Internationalen Tag zum Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Sie erinnert an die Verfolgung und Ermordung der Zeugen Jehovas. Zwischen 1933 und 1945 rund 11.000 von ihnen inhaftiert, weil sie Hitlergruß und Wehrdienst verweigerten. 2.000 wurden in Konzentrationslager verschleppt. Knapp 1.500 Mitglieder der Religionsgemeinschaft überlebten den Nazi-Terror nicht.

In Regensburg waren laut städtischen Angaben mindestens 21 Zeugen Jehovas Repressionen ausgesetzt. Drei von ihnen bezahlten ihren religiös motivierten Widerstand mit dem Leben: Wolfgang Waller wurde im KZ Mauthausen ermordet. Albin Relewicz und Hermann Deffner wurden Opfer der NS-Krankenmorde, der sogenannten Aktion T4.

Die Stadt Regensburg hat den Vorfall zur Anzeige gebracht. Sollte die Tafel nicht gereinigt werden können, wird sie zunächst abgebaut. Sie war ohnehin nur als vorübergehende Erinnerung gedacht und soll langfristig durch einen dauerhaften Gedenkort ersetzt werden.

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Kommentare (19)

  • joey

    |

    Schmierereien sind grundsätzlich nicht zulässig.

    Beim Wettlauf um Provokation muß es früher oder später zu unerträglichen Vorkommnissen führen. Öffentliche Ordnung gilt für alle – weder irgendwelche Fans, Rassismuskritiker, Gartenämter oder Schulschwänzer bis Klimakleber können die Ordnung nach eigenem Gutdünken interpretieren. So lange es genügend Möglichkeiten für Demonstrationen oder sonstige Meinungsäußerung gibt (danke auch nochmal für dieses Forum), darf man das nicht. Deswegen muß das wirksam ermittelt und bestraft werden. Ich unterstreiche “wirksam”: so, daß er es nicht mehr macht und allen anderen rät, es nicht zu machen.

  • Radler33

    |

    Ich würde mir dieselbe Aufregung bei allen Schmierereien / Vandalismus von egal wem wünschen. Nur weil das Objekt der Tat Bezug zu NS-Gedenken hat, wird auf einmal ein Fass aufgemacht. Könnt mir gut vorstellen, dass der Schmierfink nicht mal hingeschaut hat, was er da genau besprüht.

    Der Jahn-Vandalismus zieht sich über das gesamte Stadtgebiet, u.a. in Form von Aufklebern. Wo sind die 4565 Anzeigen?

  • Mathilde Vietze

    |

    Manche Saubären brauchen einfach nur Aufmerksamkeit. Und dafür ist ihnen
    j e d e s M i t t e l recht.

  • Jakob

    |

    @Radler33

    “Jahn-Aufkleber verschandeln Regensburg
    Dachrinnen, Verkehrszeichen, Stromkästen sind übersät mit Stickern. Stadt, Verein und Bürger wirken hilflos.
    Von Bernhard Fleischmann
    08. Mai 2022 04:30 Uhr” mittelbayerische

    Also warum die Relativierung?

  • c. d.

    |

    @Radler33: Natürlich ist sämtliche Sachbeschädigung nicht unterstützenswert, aber schaut man sich die Vielzahl von Aufklebern und Graffitis im Stadtgebiet an, fällt schon auf, dass es keine Grenzüberschreitung wie diesen Schriftzug auf einer Gedenkstele gibt. Es werden i.d.R. Rückseiten von Schildern, Stangen von Laternen, Brücken, o.ä. “verziert”. Ich würde daher schon die Behauptung aufstellen, dass es für diejenigen die dem Verein eine ausgeprägtere Sympathie empfinden wichtig ist, wo sie Aufkleber oder Schriftzüge platzieren.

  • Niemals Vergessen

    |

    #Radler33
    Eben weil das Objekt Bezug zum NS-Gedenken hat muss ein Fass aufgemacht werden.
    Der Rest ist eine Relativierung ihrerseits.

  • xy

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    Wenn man wegen jedem Idioten solches Theater veranstalten würde, wäre man mit den Aufführungen bis ins Jahr 4856 beschäftigt.

  • Radler33

    |

    Natürlich “relativiere” ich. Relationen sind wichtig, sie müssen passen. Und ich finde, hier passen sie nicht so ganz. Selbstverständlich ist Vandalismus an einer NS-Gedenkstätte ganz besonders respektlos und verachtenswert.

    Nur leider wissen wir nichts über den Täter und dessen Motivation. Davon hängt ganz entscheidend ab, wie schwerwiegend das zu sehen ist. Hat er einfach im dunkeln irgendein Schild besprüht? Ist er Jahn-Fan? Oder ein Nazi, der mit voller Absicht genau dieses Objekt besprüht und sich die Zweideutigkeit der Ziffern zunutze macht?

    Man kann sich also auf einer beliebigen Skala darüber empören, je nach Wissensstand über die NS-Zeit und was man dem Täter unterstellt. Solche Empörungsbereitschaft läßt sich auch gezielt ausnutzen. Deswegen schlage ich vor, als Basis zunächst von einer Sachbeschädigung auszugehen (über die sich anderswo lange nicht so aufgereget wird, *leider*) und sich dann je nach bekannten Tatsachen hochzuhangeln. Wer sagt, dass es ein Jahn-Fan war? Es ist zu wenig bekannt, um jetzt schon einen Empörungslevel auf solcher Höhe festzulegen.

  • Brandlberger

    |

    Diese “Fussball Schmiererei” über das ganze Stadt und Landkreisgebiet nervt fürcherlich. Was will man damit zeigen oder ausdrücken???
    Man kann das “rot” nicht mehr sehen…macht meine Kinder und mich nicht zum großen Fussballfan – schon allein der Vorbildsfunktion.
    Dass nun solche hohlbirnerischen “Fans” auch vor solch einem Denkmal nicht zurück schrecken zeigt das bedauernswerte Niveau…

  • Mr. T.

    |

    Brandlberger, da der Geruchssinn der Menschen immer weiter nachlässt und das mit den Augen noch halbwegs klappt, kann man eben sein Revier nicht mehr so leicht abstecken, indem man an jede Ecke brunzt. Ein paar Disco-Prolls im Obermünsterviertel haben das vielleicht noch nicht geschnallt, aber werden das auch noch lernen.
    Da sind halt ein paar Aufkleber an Schildermasten oder ein paar Tags an ohnehin häßlichen Mauerwerken nicht so schlimm.
    Der vorliegende Fall allerdings zeigt ein besonders großes Maß an Dummheit, Geschichtsblindheit und Unsensibilität. Wenn nicht sogar Vorsatz und eine ewig gestrige Geisteshaltung. Das muss man zumindest thematisieren, um es nicht noch einmal aus erstgenannten Gründen passieren zu lassen.

  • Altstadtkid

    |

    Due verunstallten die ganze Stadt.Unangenehme Jahn Fanszene die sich eindeutig zu wichtig nehmen.

  • Radler33

    |

    Mr. T.
    “da der Geruchssinn der Menschen immer weiter nachlässt und das mit den Augen noch halbwegs klappt, kann man eben sein Revier nicht mehr so leicht abstecken, indem man an jede Ecke brunzt. Ein paar Disco-Prolls im Obermünsterviertel haben das vielleicht noch nicht geschnallt, aber werden das auch noch lernen.”

    Herr Stein, Sie bekommen Konkurenz.

  • Mr. T.

    |

    Danke für die Ehre, Radler33 – für den Fall dass das keine Ironie war. Aber da, wo der Herr Stein spielt, schau ich noch nicht einmal zu.

  • Daniela

    |

    Wisst ihr was, da brauchts kein Statement vom Jahn oder fanprojekt, oder, wer auch immer. Die Schuldigen ernsthaft polizeilich ermittelt und anschließend abgestraft. 1 Jahr lang sämtliche Pickerl vom Jahn an jedweder Straßenbeleuchtung, Sitzbank usw. mit den Fingern abmachen lassen .
    Vielleicht kommen sie dann zur Besinnung und hören auf, alles irgendwie anschmieren, ankleben, besprühen zu müssen.

  • Mr. T.

    |

    Doch, Daniela, die Statements brauchts schon. Kann ja gut sein, dass die Täter*innen schon etwas auf Jahn oder Fanprojekt Wert legen und jetzt doch mal darüber nachdenken.
    Polizeilich ermitteln ist da wohl nicht ganz so einfach wenn es niemand gesehen hat. Da würde auch keine 50-köpfige SOKO “Jahn” oder zwei XY-Sondersendungen was bringen.

  • Babylon

    |

    Bei uns in Langquaid haben wir auch viele Jahn
    Ultras.
    Letzte mal einen dabei erwischt, wie er Aufkleber an einem Telekom Kasten anbrachte.
    Diese Deppen mit ihrer Verschandlerei.

  • A.S.

    |

    Wenn sich ein Schmierfink austobt und dabei wohl ohne nachzudenken eine Gedenkstele verunstaltet gehört das verurteilt.
    Aber das die Regensburger “Gutmenschen” jetzt wieder ein Faß aufmachen ist unnötig, paßt aber in ihr Weltbild. Wo ist die Aufregung wenn die staatsfeindliche “Antifa” ihre Schmierereien etc. anbringt!?
    Gibt es in Regensburg nicht eigentlich wichtigere Themen zu diskutieren:
    – Aussterben der Altstadtgeschäfte durch
    fehlende vernünftige Erreichbarkeit.
    – Katastrophaler Straßenzustand und Baustellen
    – Zuwenig städtische Sozialwohnungen und die “guten” werden noch versilbert
    – Misserabler Öffentlicher Nahverkehr

    Und übrigens an anderen Profistandorten (Hamburg, Berlin, Rostock, Aue, Dresden …) wo der Verein viel mehr im Herzen der breiten Öffentlichkeit ist regt sich niemand über die noch viel häufigeren Pickerl etc. auf.
    Aber dem o.g. Personenkreis ist der Jahn und Fußball sowieso ein Dorn im Auge.
    Sie wollen lieber noch mehr städtisch bezahlte “Kreativwirtschaft” mit Events wo immer die gleichen “Verdächtigen” mit der Ausrichtung und dem “Catering” betraut werden.
    Kreativität und Subkultur steht einer Großstadt gut. Wenn sie aber “gesponsert ” wird verliert sie jede Kreativität!

  • KW

    |

    A.S.
    Immer wenn ich Beiträge Ihrer Art lese, steigt mein Respekt vor Stefan Aigner und seiner Redaktion, die sich solche Ergüsse durchlesen und entscheiden müssen, ob sie freigeschaltet werden oder nicht.

  • Daniela

    |

    @A.S.
    2. Dezember 2022 um 21:31 | #

    So ganz kann ich Ihnen nicht folgen?!

    Wenn die “Regensburger Gutmenschen ein Fass aufmachen “, weil wieder sinnlos eingeschmiert, angeklebt…. würde. Egal von wem die Schmierereien sind, es kostet Geld das wieder zu entfernen. Und wer zahlt es am Ende?

    Hätte man weniger, oder noch besser NICHTS, von diesem Gedöns wieder zu entfernen, wäre vielleicht mehr Geld für anderes Sinn-volles da!

    Wenn die Schmierer Ihre eigen vier Wände anschmieren, am besten von innen, deren Sache, aber Gedenktafeln, Brückenpfeiler, Unterführungen ect. , das zu entfernen zahlen wir alle! Da bin ich gerne Gutmensch und rege mich darüber auf. Saubere Fans brauchen keine Sprühdose oder Aufkleber – Die brauchen Fanschals, Jacken, Taschen, Aufnäher…. Das Zeug kaufen sie teuer und nehmen es gerne mit nach Hause und pflegen es. Da wird es der Allgemeinheit nicht zur Last!

    So einfach, ein guter Fan klebt und sprüht oder klebt nicht Fremder Eigentum voll, sonder bewegt sich in Würde mit seiner Fanausstattung friedvoll wieder nach Hause!

    Wie wäre es also, wenn der SSV Jahn inklusive aller Nebenprojekte und Fanclub dies sich offiziell auf die Agenda schreiben wolle?

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