“Die Klimafrage muss auch eine soziale Frage sein”
Dr. Michael Sterner ist Professor für Energiespeicher an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und einer der Leiter der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES). Im zweiten Teil unseres Interviews spricht der Ingenieur über notwendige Schritte in der Kommunalpolitik und die technischen Möglichkeiten, um den Klimawandel zu bewältigen.
Herr Sterner, im ersten Teil unseres Interviews sprachen Sie von den gesellschaftlichen Veränderungen, die nötig sind um das angestrebte Klimaziel von maximal zwei Grad Erderwärmung tatsächlich noch zu erreichen. Dabei kamen Sie auch schon auf die Akzeptanz notwendiger Maßnahmen zu sprechen. Wie können Menschen für die notwendigen Maßnahmen gewonnen werden, wo sie doch möglichst wenig Einschnitte hinnehmen wollen?
Ich glaube das geht nur über eine umfangreiche Aufklärung und Beteiligung der Bürger. Die Aufklärung funktioniert, wenn es in der Sprache und der Mentalität der Menschen vor Ort erfolgt. Hier brauchen wir auch noch seitens der Wissenschaft und Presse eine verständlichere und deutlichere Kommunikation. Nicht umsonst ist „Klimahysterie“ das Unwort des Jahres 2019. Und gerade von „ganz oben“ braucht es in der Kommunikation ein glasklares Bekenntnis zum Klimaschutz, Windkraft und Solarenergie. Hier gilt für mich als Messlatte der christliche Grundsatz: An den Taten werdet ihr sie erkennen. Dann kann sich auf den behördlichen Ebenen im Denkmalschutz und Naturschutz vielleicht einmal der Grundsatz, dass der Klimaschutz priorisiert vor Denkmal- und Artenschutz zu behandeln ist, durchsetzen. Ohne Klimaschutz ist der Denkmal- und Artenschutz hinfällig.
Aber auch die Beteiligung der Bürger ist wichtig: Überall dort, wo den Menschen die Vorzüge deutlich aufgezeigt werden und zum Beispiel Bürgerbeteiligungen an Energieerzeugern gegründet werden, steigt auch die Zustimmung für das Thema. Über wirtschaftliche Anreize lässt sich durchaus etwas bewegen. Da spielt auch das Thema Jobgarantie eine große Rolle. Wenn wir den Menschen vermitteln können, dass hier tausende Arbeitsplätze, noch dazu in den Regionen selbst geschaffen und gesichert werden können, denke ich bekommen wir noch viel mehr Zuspruch.