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Neuer Planungsreferent gewählt

Wachablösung mit Proteststimmen für Schimpfermann

Florian Plajer heißt der künftige Regensburger Planungsreferent. In der nichtöffentlichen Debatte über die drei Bewerber wollte die Brücke-Fraktion das Verfahren nochmals aufrollen. Das klappte nicht und so gab es Proteststimmen für Amtsinhaberin Christine Schimpfermann.

Florian Plajer wird neuer Planungs- und Baureferent in Regensburg. Foto: Stadt Regensburg/Effenhauser

Nach zweieinhalb Stunden nichtöffentlichen „Vorsingens“ und zwei anschließenden Wahlgängen ist es amtlich: Der Nachfolger der Regensburger Planungsreferentin Christine Schimpfermann heißt Florian Plajer. Der 44-Jährige, bislang Chef Hoch- und Tiefbauamtes am Landratsamt Freising, setzte sich im zweiten Wahlgang mit 30 von 40 gültigen Stimmen gegen seine beiden Mitbewerber durch.

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Auch Schimpfermann hatte sich beworben

Schimpfermann hatte den Posten seit 2005 inne. Das Planungsreferat gehört mit zu den einflussreichsten innerhalb der Regensburger Stadtverwaltung und bringt eine Verantwortung für über 700 Beschäftigte mit sich. Dem Referat unterstellt sind Hoch- und Tiefbauamt, Vergabe- und Bauordnungsamt sowie die Ämter für Stadtplanung, Stadtentwicklung, Gebäudeservice und das neu geschaffene Amt für den Stadtbahnneubau. Etwa ein Drittel des städtischen Investitionsprogramms liegt in direkter Verantwortung des Planungsreferats, hinzu kommen aber auch Baumaßnahmen anderer Referate.

Amtsinhaberin Schimpfermann hatte sich zwar erneut beworben – wohl auch, um ihre Pensionsansprüche zu wahren – war aber in der letzten Runde nicht mehr angetreten. Dem Vernehmen nach wurde der 60-Jährigen, deren letzte Wiederwahl bereits umstritten war, im Vorfeld signalisiert, dass sie auf Unterstützung der regierenden Koalition nicht zu rechnen brauche.

Brücke wollte Bewerber wieder heim schicken

Und so waren es neben Plajer nur zwei weitere Kandidaten, die sich am späten Dienstagnachmittag dem Plenum präsentierten: der Landshuter Baureferent Johannes Doll und der Weidener Bau- und Planungsdezernent Oliver Seidel. Sechs Stimmen gab es für Schimpfermann dennoch im ersten Wahlgang und bei denen dürfte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit vornehmlich um die Stimmen der sechsköpfigen Brücke-Fraktion (die mit fünf Vertretern anwesend war) handeln.

Wie Teilnehmer der Sitzung schildern, hatte Brücke-Chef Joachim Wolbergs nach der Präsentation der Kandidaten kundgetan, dass seine Fraktion von keinem der drei – an deren Vorauswahl übrigens alle Fraktionen im Stadtrat beteiligt sind – überzeugt sei. Man solle das Verfahren erneut aufrollen – und als Konsequenz die drei angetretenen Bewerber wieder nachhause schicken.

Nachdem dieses Vorgehen beim Rest des Stadtrats erwartungsgemäß keine Zustimmung fand – niemand mehr werde sich bei der Stadt Regensburg bewerben, wenn man derart beschädigt werde – erklärte Brücke-Chef Wolbergs, er werde Christine Schimpfermann wählen und rief dazu auf, es ihm gkleichzutun. Auf Plajer entfielen im ersten Wahlgang 19, Doll erhielt 15 und Seidel eine Stimme. Sechs Stimmen entfielen im ersten Wahlgang auf Schimpfermann.

Sich das Wachstum leisten können…

Plajer, der Regensburg seit einigen Jahren schon als Lehrbeauftragter an der OTH regelmäßig besucht, bezeichnete nach der Sitzung das Thema Mobilität und die Schaffung von Wohnraum mit als große Herausforderungen für Regensburg – die Leistbarkeit des Wachstums aus eigenen Mitteln.

Eine seiner ersten Aufgaben aber werde es sein, zuzuhören und die Leute kennenzulernen, die in seinem Referat arbeiten. In Freising war Plejer für 170 Beschäftigte verantwortlich – in Regensburg sind es mehr als vier Mal so viele.


Der Bericht wurde nach dem Kommentar von Stadtrat Mayr und Rücksprache mit Joachim Wolbergs ergänzt und korrigiert. Wir bitten, erste Fehler zu entschuldigen.

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Kommentare (18)

  • Thomas Mayr

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    Berichtigung: Von den sechs Stadträtinnen und Stadträten der Brücke waren fünf anwesend, weil sich ein Kollege im Krankenstand befindet. Insofern geht die Rechnung nicht auf. Zudem sahen vor allem die Grünen nach einem Vorschlag der erneuten Ausschreibung Redebedarf und forderten eine weitere Sitzungsunterbrechung an. Ganz so abwegig war das Ansinnen also nicht. Der Unterton im Artikel, der freilich gewohnt ist, spiegelt die Realität der Sitzung leider nicht wider.

  • Hiesiger

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    Der Mann auf dem Bild sieht nett aus. Bleibt zu hoffen, dass er neben blanken Wachstumszahlen auch die Lebensqualität und die Liebenswürdigkeit der Stadt Regensburg im Blick behält, bar jeder Verlockungen des schnöden Mammons. Neben gesundem Wachstum existiert auch eine Schattenseite mit den damit verbundenen Wucherungen. Ich glaube an eine gute Zukunft!

  • Daniela

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    Viel Erfolg und gutes Gelingen an den neuen Regensburger Planungs- und Baureferent , Herrn Florian Plajer.

    Er wird es anfangs, denke ich, nicht ganz so leicht haben mit der neuen Aufgabe und somit wünschen wir ihn vor allem auch gute und zugewandte Kollegen und Mitarbeiter.

    Und ich denke auch, dass es schon Not tat, einmal einen Wechsel zu vollziehen.

  • Horst

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    Wachstum bedeutet, für jeden Kommunalpolitiker, mehr Gewerbe, mehr Firmen, mehr Gewerbesteuer. Die bringen Geld mit dem man dem Wähler Wahlgeschenke machen kann.

    Mehr Wohnraum schaffen hat den Gegenteiligen Effekt. Mehr Bürger kosten mehr Geld, man muss Dinge streichen, die der Wähler eigentlich gerne hätte. Ok, einige Mieter mögen sich freuen, aber alteingesessene Eigentümer und Vermieter, die hätten lieber die Wahlgeschenke und hohe Mieten.

  • Jonas Wiehr

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    Erstmal: gut so! Schimpfermann steht wie keine zweite für das Schaidinger-/Wolbergs-Stadtplanungs-Desaster. Unter ihrer Ägide gedieh in einem Filz-Klima die Korruption ganz prächtig, wie wir gesehen haben. Was Wunder, dass der Wolbergsverein sie erneut auf den Schild heben wollte.

  • Gscheidhaferl

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    Kommentar gelöscht. Bitte etwas sachlicher.

  • Hutzlwutzl

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    Klingt gut, und als vorheriger Freisinger Regierungsbaumeister dürfte er auch mit der Kath. Kirche gut auskommen; noch dazu als Mann. ;-) Bei Frau Schimpfermann reichte eben hier der pure Name nicht aus.

  • Dieter

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    Hauptsache die Ära Schimpfermann geht nun zu Ende. Was für ein Debakel.

  • Mr. B.

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    Sehr geehrter Herr Wiehr, wie recht Sie wohl haben.

  • Maier Tom

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    Ob von Wolbergs Wahlverein nun fünf oder sechs Stimmen für Schimpfermann kamen, ist doch egal (die ursprüngliche Spekulation darüber im Bericht fand ich allerdings abwegig). Ich finde es aber kommunalpolitisch völlig unangebracht, dass der wegen Bestechung verurteilte Vorteilsnehmer J.W. in dieser Sache überhaupt noch mitmischt und meint, bei der Suche von ReferentInnen Relevantes beitragen zu können. Wolli go home!

  • Spartacus

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    Kann Dieter nur zustimmen, Hauptsache jemand neues ist da, eigentlich fast egal wer.
    Und auch Maier Tom hat absolut recht mit der Anmerkung zum Verurteilten Wahlverein Vorsitzenden, der sollte doch laut eigener Aussage schon längst nicht mehr in Regensburg sein und denkt trotzdem tatsächlich dass er noch irgendwas zu melden hätte, insbesondere im Bereich des kommunalem Bauwesens, Real Satire.

  • Native

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    @Maier Tom
    J.W. (wegen Bestechung verurteilter Vorteilsnehmer) hat im Verlauf seines Verfahrens einmal geäußert, sollte er rechtskräftig verurteilt werden, würde er in Regensburg (zumindest politisch) “Aufwiedersehen!” sagen. Ich teile ihre Einschätzung “Wolli go home!”

  • Gscheidhaferl

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    Okay, wenn ich vorher zu unsachlich gwesen sein sollte, dann schließe ich mich eben Maier Tom, Spartacus und Natuve an: “Wolbergs go home!” und nimm Deinen Wahlverein bitte gleich mit.

    Ich finde es jedenfalls auch höchst befremdlich, dass sich ein einschlägig Vorbestrafter bei Planungs- und Baufragen noch stimmberechtigt einbringen kann. Und sein Engagement für Frau Schimpfermann finde ich auch bemerkenswert, angesichts dessen, dass er in der Vergangenheit selbst im Zweifel immer Männern gegenüber zim Teil deutlich besser qualifizierten Feauen den Vorzug gegeben hat (worüber r-d seinerzeit ja auch berichtete).

  • Weichser

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    Zuerst viel Erfolg Herr Plajer,

    hoffentlich bekommen Sie diese Verwaltung, die außer Kontrolle geraten zu sein scheint, wieder in Griff und setzen neue Aspekte abseits des Verdachts der „Bauträger-Munkeleien“ und unprofessionellen, mut- und inspirationslosen Handelns.

    Ach ja, auch ich würde es begrüßen, wenn der Herr Wolli endlich mal das Stänkern und Gschafteln einstellen und Regensburg -wie versprochen- verlassen würde… aber nach der Revision ist ja durchaus noch ein Umzug nach Straubing oder Stadelheim möglich. An seiner Stelle würde ich mich mit dem Ruhestandsgehalt im Rücken erstmal und endlich um eine abgeschlossene Berufsausbildung kümmern… aber kritisch Selbstreflektion ist halt nicht so sein Ding offenbar.

  • Reserl

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    @Weichser: Aufgabe den neuen Planungs- und Baureferenten ist es nicht die Verwaltung in den Griff zu bekommen. Diesbezüglich kann man sicherlich Frau Schimpfermann keinen Vorwurf machen. Aufgabe, die Verwaltung gut zu organisimit eren, ist der Oberbürgermeisterin zugewiesen, die sie zusammen mit den Referenten und Amtsleiter zu erfüllen hat. Zweifel daran müssen erlaubt sein, wenn man sich allein Ihren unmittelbaren Stab ansieht, der im Vergleich zu Zeiten Ihrer Vorgänger(in) von Viehbacher über Meier und Schaidinger um ein vielfaches zugenommen hat. Die Qualität hat damit offensichtlich nicht mitgehalten, wie der Prozess um den REWAG-Vorstand zeigte. Heute steht in der MZ, dass die Personalkosten weiter explodieren. Ursache dafür hat der Vorgänger der OB gesetzt, der Parteimitglieder und Spezln einen Versorgungsjob gab. Die OB hat es aber übernommen und weiter ausgebaut. Muss jemand, wie der Leiter des Beteiligungscontrollings mit Personalverantwortung für 3 Stellen in BesGr. A 16 sein? Ein Drittel der Stellen der Stadtverwaltung ist heute mit Beamten des Höheren Dienstes besetzt. Unter Schlichtinger konnte man die Beamten des Höheren Dienstes an zwei Händen abzählen. Der neue Planungsreferent wird sich daran halten und ebenfalls den höheren Dienst ausbauen. Dieses Drittel wird in der Zukunft auch für einen beachtlichen Anteil der Versorgungslasten verantwortlich sein. Dieser Prozess trifft nicht nur für die Stadtverwaltung zu sondern auch für die Auslagerungen in die städtischen Unternehmen.

  • Julian86

    |

    @Weichser
    Ich erinnere an die “seeligen” Zeiten des Planungsreferenten Dr. Stöberl. Von welchem dieser Spruch vorgeblich singemäß überliefert sein soll:
    ´Es sei einerlich, wer unter(!) ihm Oberbürgermeister ist.´ Christa M. war seinerzeit OB.

    Wichtig wäre mir, dass der Neue, anders als fast alle anderen berufsmäßigen Stadträte, von seinem Rede- und (auch) Antragsrecht Gebrauch machte. Um seinen je eigenen Überzeugungen Gewicht und der Stadtpolitik Richtung (in eine nachhaltige Staddtentwicklung) zu geben.

  • Julian86

    |

    Korrektur
    “einerlich” —> einerlei

  • Weichser

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    @Julian86
    Absolut ! Eine eigene Strategie und Vision von einer modernen und nachhaltigen Stadt wäre enorm begrüßenswert, diese dann auch noch vorantreiben und umsetzen umso mehr.

    Leider habe ich diesen Eindruck weder von der bisherigen Referentin, noch von der OBin, es scheint, als ließe man sich eher vom Verwaltungsmolloch ein- und ausbremsen.

    Ein Referent darf sich sicher nicht über dem/der OB sehen, aber die Stadt muss handeln und nicht nur Arbeit und letztlich Profit an die Immobilienhaie “outsourcen”.

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drin