15 Mrz2012
Theaterstück zum Tod von Tennessee Eisenberg
„zwölf zu null“

Nachgestellt: Die Aufnahme des über die Presse bekannten Fotos von Tennessee Eisenberg. Foto: Spitzer
Ein Thema für die Kunst
Die Regensburger Staatsanwaltschaft befand seinerzeit auf Notwehr und stellte das Verfahren gegen die beiden Schützen ein, sämtliche Beschwerden der Familie dagegen blieben erfolglos. Ob die Verfassungsbeschwerde der Familie angenommen werden wird, ist noch nicht entschieden. Aus der öffentlichen Diskussion ist der „Fall Eisenberg“ weitgehend verschwunden.
Sprach- und Situationskomik?
Nun greift mit „zwölf zu null“ das Regensburger Studententheater den Fall auf. Dass dieses Stück, wie die Macher ankündigen, auch unterhaltsam sein und mit Sprach- und Situationskomik glänzen soll, macht einerseits neugierig, weckt aber auch Befürchtungen… Diese Gratwanderung zwischen Humor und Unterhaltung auf der einen und Respekt auf der anderen Seite hat auch bei den Diskussionen zur Entstehung des Theaterstücks eine große Rolle gespielt und es ist ein recht interessantes Tandem, das sich an das Thema herangewagt hat.Der Autor und der Regisseur
Regisseur Dr. Roland Weisser, 33 Jahre alt, hat sich intensiv mit dem Fall beschäftigt. Der promovierte Chemiker hat bei Demonstrationen mehrfach die fehlende juristische Aufarbeitung kritisiert und war Initiator einer Podiumsdiskussion an Uni Regensburg, bei der sich Polizeipräsident Rudolf Kraus den kritischen Fragen der Öffentlichkeit stellen musste. Wenn man mit Weisser spricht, merkt man ihm immer noch an, dass er empört ist darüber, dass der Polizeieinsatz nie gerichtlich aufgearbeitet wurde und dass es ihn trifft, dass „viele Studierende mit dem Namen Tennessee Eisenberg bereits drei Jahre danach nichts mehr anfangen können“.
„Durch Unterhaltung zum Nachdenken anzuregen“. Roland Weisser und Thomas Spitzer. Foto: Alexander Urban
Tom_R
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Die inzwischen eingekehrte Ruhe zu diesem Thema liegt wohl auch daran, dass spätestens seit der Veröffentlichung des Gutachtens beide, nach wie vor entgegengesetzten, Positionen zu diesem Thema öffentlich einsehbar sind, sowohl die “offizielle” Variante als auch die Position derer, die immer noch an dieser Variante zweifeln. Somit ist es doch jedem Möglich diese Argumente einzusehen, und sich selbst eine Meinung dazu zu bilden.
Das erneute Aufgreifen dieser Thematik um es wieder in die Schlagzeilen zu bringen, kann doch folglich nur dazu dienen, zu versuchen wieder Menschen zu einer dieser beiden Positionen zu bewegen. Und gerade durch das früheren Engagement des Regisseurs R. Weisser, welches ja auch hier geschildert wird, kann man stark daran zweifeln, dass es sich hierbei um einen neutralen Standpunkt handelt.
Aus kultureller Sicht bin ich sehr gespannt auf das Stück, da sich sowohl Herr Weisser als auch Herr Spitzer in den vergangenen Jahren regional einen Namen in unterschiedlichen kulturellen Bereichen gemacht haben.
lampitz
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“Das erneute Aufgreifen dieser Thematik um es wieder in die Schlagzeilen zu bringen, kann doch folglich nur dazu dienen, zu versuchen wieder Menschen zu einer dieser beiden Positionen zu bewegen. ”
DAS ZEIGT WIE PROVINZIELL REGENSBURG IST!
steffi
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nur weil das verfahren nicht so transparent gehandhabt wurde, wie sich das viele gewünscht hätten und wie es wohl auch sinnvoll gewesen wäre, heisst das doch nicht, dass der fall nicht juristisch aufgearbeitet wurde. eine nachvollziehbare stellungnahme, warum im vorliegenden Fall eine Notwehrhandlung angenommen werden konnte und musste wäre allerdings im Interesse aller sinnvoll gewesen.
Student
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@Tom_R
Sie haben Recht, dass es jedem MÖGLICH ist, diese Argumente einzusehen. Meine Erfahrung ist es jedoch, dass wenige von dieser Möglichkeit auch GEBRAUCH machen und sich daher selten sachlich fundiert zu dem Thema äußern (im übrigen unabhängig davon, welche Position sie vertreten).
Einen “neutralen Standpunkt” halte ich daher auch nicht für angebracht: ich bin nämlich der Überzeugung, dass “Neutralität” in diesem Zusammenhang ziemlich gleichbedeutend mit “Interesselosigkeit” ist – und das halte ich für keine Tugend.
Wer sich aber interessiert und die Mühe macht, sich wirklich umfassend zu informieren, der wird sich, denke ich, in der Tat im Laufe der Zeit geradzu zwangsläufig eine Meinung dazu bilden und damit den “neutralen”, gleichgültigen Standpunkt verlassen. Und ich glaube, es wäre gut, wenn das ein paar mehr Menschen täten.