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LERAG-Bebauung

Architekturkreis kritisiert IZ-Extrawurst bei Sozialquote

"Es gibt keinen Grund, das 20-Prozent-Minimum der Sozialquote zu unterschreiten", sagt Andreas Eckl. Foto: Archiv/ as

“Es gibt keinen Grund, das 20-Prozent-Minimum der Sozialquote zu unterschreiten”, sagt Andreas Eckl. Foto: Archiv/ as

Stadtrand statt Innenstadtnähe: Für das frühere LERAG-Areal wurde dem Immobilien Zentrum Regensburg im Bebauungsplan eine ungewöhnliche Ausnahme bei der Sozialquote zugestanden. Nach unserem Bericht übt der Architekturkreis deutlich Kritik an der Entscheidung. „Es gibt überhaupt keinen Grund, die Quote von vergünstigten Wohnraum in solchen Lagen zu reduzieren“, sagt der Vorsitzende Andreas Eckl.

Es war ein im Vorfeld heiß diskutierter Beschluss, den der Stadtrat im Januar 2013 fasste: Anstatt wie bisher 15 sollten ab sofort 20 Prozent des Geschosswohnungsbaus auf einem Baugebiet als öffentlich geförderter und damit günstiger Wohnraum errichtet werden. Die zuvor vorhandene Möglichkeit für Bauträger, sich aus dieser Verpflichtung freizukaufen, wurde gestrichen. Der Beschluss sollte für alle Bebauungspläne angewandt werden, für die ab diesem Zeitpunkt ein Aufstellungsbeschluss gefasst wird. Wörtlich heißt es in der Vorlage: „…die geförderten Wohnungen sind im jeweiligen Gebiet zu erstellen.“

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Im Stadtrand-“Sondergebiet” statt im Stadtosten

Insofern gilt dieser Beschluss auch für das ehemalige LERAG-Areal im Stadtosten Regensburgs, auf dem das „Immobilien Zentrum“ (IZ) 275 Geschosswohnungen und 86 Reihenhäuser errichten will.

Am 4. Oktober segneten die Stadträte im Planungsausschuss den Bebauungsplan ab und gewährten dem IZ eine bemerkenswerte Ausnahme. Wie berichtet, muss das Unternehmen auf dem Gebiet anstelle der eigentlich vorgeschriebenen 5.716 Quadratmeter geförderten Wohnungsbau nur knapp die Hälfte errichten. Den Rest darf das IZ auf einem Baugebiet am Stadtrand, am Brandlberg, ausgleichen – in einem „Sondergebiet Handel und Wohnen“.

“Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum in innenstadtnahen Lagen.”

Während die Entscheidung den Stadtrat ohne größere Diskussion passierte, stößt diese Extrawurst für das IZ auf deutliche Kritik beim Architekturkreis Regensburg. In dem Verein sind rund 120 Architekten, Landschaftsarchitekten und architekturinteressierte Bürger zusammengeschlossen. Deren Vorsitzender Andreas Eckl bezeichnet die Ausnahmeregelung für das IZ als völlig unverständlich. „In einer Stadt wie Regensburg brauchen wir mehr bezahlbare Wohnungen in innenstadtnahen Lagen. Vor diesem Hintergrund gibt es überhaupt keinen Grund, dieses Minimum der 20-Prozentquote für vergünstigten Wohnraum zu unterschreiten.“

Koalition und Stadtverwaltung verteidigen ihre Entscheidung mit der Häufung sozialer Problemlagen in dem Gebiet rund um das LERAG-Areal. „Dort leben überdurchschnittlich viele Empfänger von Transferleistungen“, sagt uns ein Mitglied der bunten Koalition. Vor diesem Hintergrund sei es sinnvoller, den Stadtteil durch den Bau von Eigentumswohnungen und Stadthäusern „sozial zu stabilisieren“.

“Leute, die bezahlbaren Wohnraum suchen, sind nicht automatisch Problemfälle.”

„Das mag alles richtig sein“, erwidert Eckl auf diese Argumentation. Allerdings trage eine Quote von 20 Prozent in einem Quartier sicher nicht zur sozialen Destabilisierung eines Stadtteils bei – in München liegt die Quote immerhin bei 30 Prozent. „Leute, die bezahlbaren Wohnraum suchen, sind doch nicht automatisch irgendwelche Problemfälle. Auch die alleinerziehende Krankenschwester, die im Josefskrankenhaus arbeitet, braucht eine Wohnung.“ Und angesichts der Situation, dass Randbezirke in Regensburg derzeit über den ÖPNV eher schlecht angebunden sind, brauche es eben Wohnungen, von denen der Arbeitsplatz zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen sei.

Am Brandlberg, wo der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan bereits 2011 gefasst wurde, gilt ohnehin nur eine Sozialwohnungsquote von 15 Prozent. Weil es sich bei einem Großteil der Bebauung um Einfamilien- und Reihenhäuser handelt, für die die Quote nicht gilt, wären dort ohne die jetzige Ausgleichsbebauung für das LERAG keine 2.000 Quadratmeter geförderter Wohnungsbau entstanden. Insofern sei es doch ein Erfolg, dass man mit der nun gefassten Regelung weitere Sozialwohnungen auf dem Gebiet unterbracht habe und damit eine breitere Streuung über das gesamte Stadtgebiet schaffe, heißt es aus der Koalition.

“Ich erwarte eine Gegenleistung für die Erhöhung des Bodenwerts.”

Auch das ist für Eckl kein schlagkräftiges Argument. „Wenn man der Meinung ist, dass am Bradlberg zu wenig bezahlbare Wohnungen gebaut werden, muss man dort nachbessern, anstatt das zulasten einer zentraleren Lage zu tun.“

Und noch ein anderer Aspekt ist Eckl wichtig. „Durch das Schaffen von Baurecht wird der Bodenwert massiv erhöht.“ Auf dem LERAG-Areal wurde auch eine sehr dichte Wohnbebauung genehmigt, die zulässige Geschossflächenzahl etwa liegt 30 Prozent über dem, was üblicherweise in Regensburg genehmigt wird. „Aus stadtplanerischer Sicht erwarte ich da, dass man auch eine Gegenleistung für die Allgemeinheit herausholt“, sagt Eckl. „Das Bauen von Wohnungen allein reicht da nicht aus.“ Und auch hier verweist Eckl auf München, wo es seit den 90ern ein Programm zur sozial gerechten Bodennutzung gibt.

Erst im Juli 2017 hat der Münchner Stadtrat in diesem Zusammenhang unter anderem beschlossen, dass „zur bestehenden Quote von 30 Prozent für den geförderten Wohnungsbau in Zukunft zusätzlich 10 Prozent des neu geschaffenen Wohnbaurechts als preisgedämpfter Mietwohnungsbau verwirklicht werden“. In Regensburg scheint man die 20-Prozent-Quote dagegen eher als Problem, denn als probates und konsequent anzuwendendes Mittel zu sehen.

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Kommentare (17)

  • OLEG

    |

    In letzter Zeit frage ich mich immer öfters für was wir überhaupt einen Stadtrat brauchen. Nicht wird hinterfragt und stumpfsinnig alles durchgewunken.
    Ob die ÖDP und die Linke gegen einen Vorschlag stimmen ist durch deren “Größe” eh nur fürs Protokoll wichtig.

  • Johann Josef

    |

    Ich bin in Regensburg geboren und aufgewachsen. Seit Jahren beobachte ich die Stadtentwicklung mit zunehmender Sorge. Es entstehen nur noch Einheits-Ghettos, gleiche Fassaden, einheitliche Baukörper. Ausgelegt auf maximale Gewinn-Maximierung. Investoren kaufen zu überteuerten Preisen, die Mieten werden angepasst, denn so ein Invest muss sich rechnen. An bezahlbarem Wohnraum haben IZ und Co. kein Interesse, dies würde ja die Rendite nach unten drücken – und ein Wohnungsverkauf würde erschwert, wenn zwischen den reichen Investoren normale Bürger leben.
    Unsere Stadtverwaltung einschliesslich Stadtrat verschliessen die Augen, … und haben einfach kein Interesse an einer vernünftigen Stadtentwicklung, die alle Bedürfnisse abdeckt. Wie wird unsere Stadt in 50 Jahren aussehen? Ein Flickerlteppich ohne gewachsene Struktur, die reichen Leute leben zentrumsnah. Alle anderen entsorgt man langsam in die Peripherie …
    Wir brauchen dringend ein Umdenken, eine neue Verwaltung, einen neuen Stadtrat, eine Erneuerung durch und durch.

  • dünnster Künstler

    |

    In der Guerickestraße und in der Dieselstraße hat das IZ vergangenes Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zum LERAG-Gelände Flüchtlingsunterkünfte gebaut und sogleich gewinnbringend abgestoßen. Die Regierung der Oberpfalz mietet hier mit der GU (Gemeinschaftsunterkunft) mit einem schlechten Vertrag in billigst gebauten Immobilien teuer ein. Service = 0. Eine Goldgrube fürs IZ und die neuen Vermieter! Warum investierte, baute (und vermietete) hier nicht die Stadt(bau)? Die Regierung der Opf würde dann vermutlich weniger Miete in qualitätvolleren Häusern zahlen und die Mieteinnahmen würde bei der Stadt Rgb landen, die hier ja z.B. auch Sozialarbeiter bezahlt…. Es würde Geld übrig bleiben um die Umgebung, den Stadtteil, ansprechender zu gestalten.
    GU Guerickestraße: https://www.google.de/maps/place/Guerickestra%C3%9Fe,+Regensburg/@49.0070082,12.1243037,216m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x479fc179db4193ef:0xbf8fd066c556ed51!8m2!3d49.0100698!4d12.1201231
    GU Dieselstraße: https://www.google.de/maps/place/Guerickestra%C3%9Fe,+Regensburg/@49.0070082,12.1243037,216m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x479fc179db4193ef:0xbf8fd066c556ed51!8m2!3d49.0100698!4d12.1201231
    …ach ja ein Flügel vom Schloß Pürkelgut ging ja auch ans IZ, die neureichen Mieter fahren SUV: https://www.google.de/maps/place/Dieselstra%C3%9Fe,+93053+Regensburg/@49.0019414,12.1309992,75m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x479fc3d5e6c017c3:0x49c0f23518fa407f!8m2!3d49.0061388!4d12.1315457
    hinzu kommen Teile des Candis
    und die (vermutlich oberkorrupte) Schlachthofbebauung, bei der sich das IZ aus der damals neu eingeführten Sozialwohnungsquote komplett herausmogeln konnte.

  • Herbert Stolz

    |

    Verstehe ich das richtig ? Der von Regensburger Bürgerinnen und Bürgern gewählte Stadtrat beschließt, ohne größere Diskussionen, einem sehr aktiven und sehr erfolgreichen Unternehmen und
    Investor für Wohnungsbau, dem Immobilienzentrum, Folgendes zu genehmigen:
    Auf dem ehemaligen LERAG Gelände sind nicht die eigentlich vorgeschriebenen 20% der Wohnungen für sozialen Wohnungsbau zu errichten, es reichen weniger als die Hälfte davon.
    Gleichzeitig steigt damit der Wert des Baugebietes, in Folge davon ganz sicher der Wert der Wohnungen, sowie ziemlich wahrscheinlich die Höhe der Mieten. Das alles gegen Beschlüsse, die der gleiche Stadtrat vorher getroffen hatte.
    Die Begründung hierfür ist reiner Zynismus:
    … es sinnvoll, den Stadtteil durch den Bau von Eigentumswohnungen und Stadthäusern „sozial zu stabilisieren“.
    Dank an den Architekturkreis, mit Andreas Eckl, dass er diesen Missstand thematisiert.

  • R.G.

    |

    Meine Persönlichen Fragen, ja an wen eigentlich?

    Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, zwischen Menschen eines nahen Glasscherbenviertels, und einem Viertel reicher und mächtiger Familien (darunter best situierten Ausländern) aufzuwachsen.

    Ich kenne die Ruhe einer Schule, in der es weder Raufereien noch Mobbing gab, und auf der anderen Seite ein Jugendzentrum in dem die Besucher ihre Zigaretten in den Möbeln ausdämpften, Vandalismus Alltag war, meine Sachen gestohlen wurden, etc.

    Letzteres geschah da, wo die Kinder der Reichen hingingen, und unsere Eltern uns der vermeintlichen besseren sozialen Auslese wegen extra hinschickten.

    Ähnlich frustrierend waren meine Erfahrungen beim Wohnen.
    Als Student im Altbau mit abenteuerlicher Wohnqualität ein menschlich kultiviertes Zusammenleben und Pfleglichkeit im Umgang mit den Dingen, in anderen Wohnungen unterschiedicher Ausstattung durchschnittliche Erfahrungen.
    In einem tollen Architektenhaus einer Schlafsiedlung mit Höchstmiete wegen des Schwimmbades am Dach und anderem Luxus, wieder Vandalismus, sehr unfreundliches Miteinander, gruslige Atmosphäre auf den Gängen, Müll rund ums Haus, hohe Kriminalität, etc.

    Ist asoziales Verhalten wirklich an den Erhalt von Transferleistungen gebunden?
    Sind gut- bis bestsituierte Menschen tatsächlich bessere Mieter und Wohnungseigentümer? Wer schont das Haus? Wer wohnt rücksichtslos ab?

  • Gisela Utler

    |

    Verstehe ich das richtig ? St.-Florians-Prinzip wohin man blickt.

  • Jürgen

    |

    Der Architekturkreis mit ihrem Vorsitzenden Andreas Eckl tut gut daran diese Mauscheleien anzuprangern. Vielen ist offenbar nicht bewusst, was es heißt, wenn die Überschreitung der zulässigen Bebauungsdichte nachträglich geändert und auch genehmigt wird. Das ist quasi so als hätte man die Lizenz zum Gelddrucken dem jeweiligen Bauträger offiziell erteilt. Gleiches gilt natürlich für die Reduzierung der Sozialwohnungen.
    Mal nur angedacht, also keine Unterstellung: Wenn ich als Bauträger so ein Vorgehen schon vor Abgabe eines Angebots an die Stadt, mit Aussicht auf Genehmigung, vorgehabt hätte, könnte ich ein entsprechend hohes Angebot machen, um Mitbewerber auszustechen.
    Ich stell mal u.a. Candiz in den Raum.

  • Prof. Dr. Achim Hubel

    |

    Im Grund zeichnet sich in Regensburg seit Jahren das gleiche Verhalten des Stadtrats ab, wenn es um die Bevorzugung der führenden Immobilien-Bauträger geht. Bereits bei der Bebauung des Marina-Quartiers ab 2013 wurde das Immobilien-Zentrum Regensburg von der Verpflichtung befreit, die damals vorgeschriebenen 15 % sozialen, öffentlich geförderten Wohnungsbaus auf dem Areal zu errichten. Es wurde nicht einmal eine Ersatzbebauung an anderer Stelle verlangt! Wie kann man selbst gefasste Beschlüsse einfach aushebeln, nur um den ständig bevorzugten Investoren einen Gefallen zu tun? Wie will der Stadrat diese ständige Ungerechtigkeit zum Schaden der weniger verdienenden Bürger überhaupt noch rechtfertigen?

  • R.G.

    |

    @Prof. Dr. Achim Hubel

    Ist denkbar, dass sich wegen der hohen Auflagen nur mehr wenige bewerben, nachdem die meisten oder alle Mitstreiter weggefallen sind, und nur die treuesten wie altbekanntesten dranbleiben, die strengen Vorgaben aber überraschend wegfallen?

    Es kann ja wirklich immer ein ungewollter Zufall sein.
    In Regensburg.

  • altstadtkid

    |

    Nach allem was in den letzten 1,5 Jahren in Rgbg. passiert ist (Tretzl, Wolbergs…….), kann das alles nur “Zufall” sein.
    Alles andere wäre eine arrogante, den Bürger verachtende Impertinenz der Macht!

  • Mr. T

    |

    Ja mei, so läufts halt. Hier wird nachträglich die Sozialbauquote geschliffen, am Roter-Brach-Weg kriegt der Tretzel ein Extrageschoss, am Feuerbachweg gibt’s auf einmal eine Genehmigung wo es vorher nicht möglich war und so weiter und so fort …
    Natürlich hat das alles ein sauberes Gschmackl, aber wenn sich die hohen Herren das Geld von der Stadt gleich aufs eigene Konto überweisen würden, schimpft auch jeder.

  • Dr. Thomas Rosenkranz

    |

    Sehr geehrter Herr Aigner,
    sehr geehrter Herr Eckl,
    sehr geehrte Damen und Herren,

    mit der Berichterstattung vom 6. Oktober „LERAG Bebauung mit Extrawürsten“ und vom 13.10.2017 „ Architekturkreis kritisiert IZ – Extrawurst bei Sozialquote“ behandeln Sie eine Reihe von Themen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Wohnquartieren in Regensburg.

    Leider ist der Inhalt Ihrer Ausführungen nicht geeignet, einen objektiven Einblick in den Sachverhalt zu gewährleisten. Vielmehr sind Ihre Ausführungen geprägt von Fehlinformationen und tendenziösen Aussagen. Wir möchten hierzu wie folgt Stellung nehmen – wobei Sie jeden einzelnen Sachverhalt gerne nachprüfen können:

    1. Das Immobilien Zentrum erfüllt die Vorgabe des städtebaulichen Vertrags, 20 %
    öffentlich geförderte Wohnungen im Zusammenhang mit der Bebauung auf dem
    LERAG Gelände zu errichten und berücksichtigt dabei Vorzugseffekte sowie
    studienbasierte Marktkenntnisse.

    a. Um einen zeitlichen Vorzugeffekt zu erhalten, werden Teile dieser öffentlich
    geförderten Wohnungen in der EOF 1 (Einkommensorientierte Förderung Stufe 1),
    die sich aus der Quote auf dem LERAG Gelände ergeben, derzeit im Baugebiet
    Brandlberg errichtet. Die Wohnungen werden zu einem Zeitpunkt fertiggestellt sein,
    zu dem mit den Baumaßnahmen im Bereich LERAG noch nicht einmal begonnen
    wurde.

    -> Die öffentlich geförderten Wohnungen stehen damit zwei bis drei Jahre früher zur
    Verfügung.

    b. Wir beschäftigen uns seit Jahren intensiv und nicht zuletzt im Rahmen teils
    universitärer und zugänglicher Studien mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau
    sowie der Bewertung potentieller Standorte nach objektiven Kriterien. Wir sind daher
    der Meinung, eine gute Kenntnis darüber zu haben, wo aktuell ein Bedarf an
    derartigen Wohnungen vorherrscht und stimmen diese Meinung auch regelmäßig mit
    den Einschätzungen der Regierung der Oberpfalz und der Stadt Regensburg im Detail
    ab. Aufgrund dessen haben wir uns dazu entschlossen, trotz der – gemäß
    herrschender Rechtslage zum Zeitpunkt der Übernahme des Areals am Brandlberg in
    Kombination mit dem Bebauungsplanentwurf – damals nicht entstandenen
    Verpflichtung öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten, nach aktuellem
    Planungsstand 75 öffentlich geförderte Wohnungen am Brandlberg zu realisieren,
    wovon 63 durch das Immobilien Zentrum errichtet werden.

    c. Diese öffentlich geförderten Seniorenwohnungen der Einkommensstufe 1 (!) werden
    dabei unmittelbar bzw. zentral am Quartierszentrum errichtet und bedarfsgerecht
    barrierefrei, rollstuhlgerecht (30%) sowie mit Einbauküchen ausgestattet, um der
    Nutzergruppe einkommensschwacher Senioren einen lebenswerten und
    funktionalen Lebensraum zu schaffen.

    2. Die geäußerte Meinung, dass es sinnvoll sei, im Bereich der Guerickestraße weitere
    öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten entbehrt einer fundierten Recherche
    über lokale Gegebenheiten.

    Aufgrund vorliegender und stadtteilbezogener Statistiken zur Einkommens- und
    Sozialstatussituation erachten wir es als nicht zielführend bzw. der gewollten
    Durchmischung entgegenstehend, den öffentlich geförderten Wohnungsbau im
    Gesamtareal weiter auszubauen. Diese Forderung steht aus unserer Sicht im strikten
    Widerspruch zu den ebenfalls getroffenen Aussagen des Sprechers des
    Architekturkreises, Herrn Eckl, eine Ausgrenzung und Konzentration von Menschen,
    die auf eine derartige Wohnung angewiesen sind, zu vermeiden.

    Natürlich ist es – wie ausgeführt wird – im Regelfall völlig unproblematisch und auch
    sinnvoll, 20 % öffentlich geförderte Wohnungen im Rahmen einer
    Quartiersentwicklung vorzusehen. Wenn aber das Umfeld bereits einen deutlich
    überdurchschnittlichen Anteil von Transferleistungsempfängern aufweist, dann sind
    wir der Meinung, dass eine stärkere Durchmischung sozialverträglicher ist als eine
    weitere Konzentration. Aufgrund dessen haben wir es auch konsequenterweise als
    zielführend erachtet, am Brandlberg öffentlich geförderte Seniorenwohnungen zu
    errichten, um eine Durchmischung zu fördern und zugleich dringend benötigte
    Kapazitäten zeitnah bzw. zeitlich vorgezogen herzustellen.

    -> Wir hätten uns sehr gewünscht, dass sich der Architekturkreis auch inhaltlich hier
    stärker mit der Sachlage auseinandergesetzt und vor diesem Hintergrund Aussagen
    überdacht hätte.

    3. Der Wunsch von Herr Eckl nach „einer Gegenleistung für die Erhöhung des
    Bodenwertes“(Zitat Artikel) deutet darauf hin, dass Hr. Eckl, als Sprecher des
    Architekturkreises, nicht umfassend informiert ist bzw. die Fakten nicht umfänglich
    recherchiert hat, welche wertmindernden bzw. kostenrelevante Verpflichtungen ein
    privater Grundstücksentwickler in Regensburg im Rahmen einer Baulandentwicklung
    zu erfüllen hat, wie im Folgenden am Beispiel LERAG ausgeführt werden darf:

    1. Errichtung von öffentlich geförderten Wohnungen in Höhe von mindestens 20%
    2. Errichtung eines Kindergartens (2 Krippengruppen und 2 Kindergartengruppen)
    3. Errichtung von öffentlichen Kinderspielplätzen, die auch einen nicht durch das Gebiet
    ausgelösten Bedarf decken (Kosten ca. 300.000 – 400.000 Euro)
    4. Errichtung von öffentlichen Grünflächen (8.280 m² mit Kosten von über 660.000 €)
    5. Errichtung von öffentlichen Verkehrsflächen für Ver- und Entsorgung und kostenfreie
    Übertragung an die Stadt (Kosten ca. 1.800.000 €)
    6. Entgelte für Entwässerung und Bewässerung entsprechend den gültigen Satzungen
    der Stadt Regensburg
    7. Errichtung und Betrieb eines Nahwärmenetzes mit einem Primärenergiefaktor von
    0,25
    8. Ökologische Ausgleichsflächen inklusive Beschaffung, Errichtung und kostenfreier
    Übereignung an die Stadt (im Bedarfsfall)
    9. Übernahme der Pflegekosten für die Ausgleichsflächen
    10. Folgelastenbeitrag für eventuell zusätzlich notwendige Schul- und Kindergartenplätze
    in Höhe von 5200 Euro pro Haus und 3100 Euro pro Wohnung

    4. Die viel zitierte und gewünschte SOBON (Soziale Bodennutzung) Lösung „Der
    Münchner Weg“ auch für Regensburg anzuwenden, entbehrt erneut der fundierten
    Recherche und der Berücksichtigung von Marktgegebenheiten durch den Verfasser
    bzw. den Aussagetreffenden.

    Die SOBON sieht in München wie auch in Regensburg eine Quote von 20 % für den
    öffentlich geförderten Mietwohnungsbau vor und nicht die von Ihnen genannten
    30%. Die Differenz von 10% spiegelt bei genauerer Betrachtung öffentlich geförderte
    Eigentumsmaßnahmen/Eigenwohnraum (Münchner Modell) wider. Ferner sollte
    darauf hingewiesen werden, dass die Erfüllung der Förderquoten in München mit EOF
    1 bis 3 möglich sind und in Regensburg nur mit EOF 1 und 2. Dies ist hinsichtlich der
    tatsächlichen Miethöhe ein erheblicher Unterschied, weswegen die Anforderungen in
    Regensburg auch insoweit als deutlich höher als in München anzusehen sind.

    Allgemein dürfen wir zudem anmerken, dass wir uns seit 2007 im öffentlich geförderten Wohnungsbau betätigen und damit mit Sicherheit zu einem, wenn nicht dem „First-Mover“ zählen. Die Anlagen, die wir errichtet haben oder derzeit errichten oder planen, wurden/werden auf Grundstücken gebaut, die wir nicht von der Stadt Regensburg sondern im Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern zu üblichen Marktkonditionen erworben haben. Trotz der damit nicht erfahrenen oder oft unterstellten Subventionierung errichten wir als einziger Marktteilnehmer in einer Vielzahl von Fällen – freiwillig und ohne eine Rechtspflicht – öffentlich geförderte Wohnungen und glauben daher einen erheblichen Beitrag zur Schaffung der benötigten Kapazitäten im Bereich öffentlich geförderter Wohnungen zu leisten.

    Dass Wohnungsbaumaßnahmen bzw. Baulandausweisungen auch vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation kontrovers diskutiert werden, ist aktuell nicht zu vermeiden, jedoch wäre es aus unserer Sicht wichtig, fundierte Berichterstattungen zur sachlichen Information der Leser zu gewährleisten und Abstand von Worthülsen und allgemeinen Phrasen zu nehmen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Thomas Rosenkranz Wolfgang Herzog
    Vorstand Projektentwicklung Vorstand Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Vertrieb

  • blauäugig

    |

    @Dr.Rosenkranz
    Sie bestätigen – durchsetzt mit Marketinggeschwurbel – das, was im Artikel steht. Besonders dreist: “Aufgrund vorliegender und stadtteilbezogener Statistiken zur Einkommens- und
    Sozialstatussituation erachten wir es als nicht zielführend bzw. der gewollten
    Durchmischung entgegenstehend, den öffentlich geförderten Wohnungsbau im
    Gesamtareal weiter auszubauen. ” Klar, in Ihren Augen sollen künftig nur noch die Immobilienhaie bestimmen, wer sich wo das Wohnen leisten kann. Tragisch, dass die Stadt nicht einmal aus der Anklage gegen Wolbergs Lehren gezogen hat und die Mauscheleien immer frecher fortgeführt werden.

  • semmeldieb

    |

    naja, das stimmt schon, das ganze viertel beherbergt sehr viele sozial schwache. die weitere ausbildung von bereits bestehenden getthos ist auch nicht sinnvoll, wenn es alternativen gibt.

    es pressiert mit dem wohnungsbau jetzt wirklich, so gesehen ist das zumindest gut, dass sozialwohnungen eher entstehen – egal wo.

  • R.G.

    |

    @Dr. Thomas Rosenkranz
    Ich sehe die Situation von außen, als Bürger mit Wohnerfahrung unter verschiedenen gesellschaftlichen “Zukunftskonzepten”.

    MIr scheint in Regensburg eine moderne Stadtplanung zu fehlen, die von dem Bedürfnis getragen wird, neuen Sozialen Formen des Zusammenlebens Raum zu verschaffen.

    Die Antwort auf ein, sagen wir es mal übertrieben, Sozialfälle-Ghetto ist derzeit ein Schlafstadt-Ghetto für die obere Mittelschicht, und weil man dort nicht noch mehr Transferleistungsbezieher reinstopfen will und soll, baut man ein Pensionisten-Ghetto ins Juchhe von Regensburg.

    Das wird letztlich in abgeschlossenen, von Mauern umgebenen Siedlungen für Zahlungsfähige, und No Go Areas für Transferleister münden, zumal die Schere zwischen Arm und Gutsituiert immer weiter aufgehen soll, wie alle Prognosen uns fürchten lassen.

    Die Konzeption einer durchmischten Bauweise in jedem neu geplanten Gebiet, mit Wohnungen für möglichst alle Schichten und Alter in einem Stadtteil-Teil bzw. jeder Siedlung, mit Durchmischung bereits in den Häusern, reinem Wohnen und Wohnen mit Heimarbeitsplätzen, einem sozialen Wohnmodell samt Betreuungseinrichtung (z.B.Seniorenwohngemeinschaft oder Betreutes Behindertenwohnungen und/oder eingemieteten Betrieben) pro Anlage (was wiederum Arbeitsplätze schafft und Leben sowie Sicherheit in die Schlafstadt bringen kann), soll nicht vom Bauträger erfunden und allein bezahlt werden müssen.

    Es wirkt so, als informierte man sich in der Politik in Regensburg gar nicht ständig über positive Versuche anderer Städte, neue, sozialere Wohnformen zu entwickeln, bzw. über gelungene Modelle mit nach einer Generation immer noch größter Wohnzufriedenheit.

    Das Münchener Modell besticht, ich sehe aber auch die Schwächen.

    Wenn die Kommunen sich der größeren Verantwortung einer Sozialen Stadtplanung selbst zuerst stellen, profitieren die Mieter noch mehr, und auch die Bauträger.

  • Bauträger erwidert Kritik an LERAG-Extrawurst » Regensburg Digital

    |

    […] der Berichterstattung vom 6. Oktober „LERAG Bebauung mit Extrawürsten“ und vom 13.10.2017 „ Architekturkreis kritisiert IZ – Extrawurst bei Sozialquote“ behandeln Sie eine Reihe von Themen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Wohnquartieren in […]

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