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Armutsbericht: Die Arbeit am Maßnahmenkatalog beginnt

Das Interesse ist groß: Zur Auftaktveranstaltung in Sachen Sozialbericht war der Saal im Mehrgenerationenhaus voll.
Das Ziel ist ambitioniert: Bis Mitte 2012 soll es einen Maßnahmenkatalog geben, um die Ursachen von Armut und Armutsgefährdung in Regensburg wirksam zu bekämpfen. Basis dafür ist der im Sommer vorgestellte Sozialbericht. Am Dienstag lud die Stadt zur Auftaktveranstaltung ins Mehrgenerationenhaus in der Ostengasse. Die Arbeitsgruppen sollten gebildet werden, in denen die Vertreter von Initiativen und Organisationen, aber auch interessierte Bürger sich bei der Sammlung von vorhandenen und den Vorschlägen für neue Maßnahmen und Projekte beteiligen können.

Kritik am Moderationsverfahren verstummt

Das Interesse daran ist in jedem Fall groß: Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Leute mussten stehen. Zu einer zuvor erwarteten Kontroverse wegen der Federführung der Stadt bei dem Prozess kam es nicht. Das Regensburger Sozialforum – ein Zusammenschluss aus BI Asyl, DGB, Paritätischem Wohlfahrtsverband, Sozialen Initiativen, den Grünen, Linken und der ÖDP – hatte vergangene Woche die Idee einer externen Moderation ins Spiel gebracht. Am Dienstag bekräftigte Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) erneut, dass er dies aus Kostengründen ablehne. Gegenstimmen dazu gab es nicht – auch nicht von den anwesenden Vertreterinnen des Sozialforums. Ohnehin verlief die von Jugendamtsleiter Günter Tischler geleitete Diskussion am Dienstag recht ruhig. Joachim Wolbergs hatte zuvor um Vertrauen bei den Sozialverbänden geworben. Auf der Sachebene sei man sich doch – abgesehen vom Thema Sozialticket – meistens einig. „Wir sollten aufhören, uns gegenseitig Vorwürfe zu machen.“ Die Stadt hat nun eine Lenkungsgruppe und ein Orgateam eingerichtet, dass den Diskussionsprozess betreuen wird. Die oberste Federführung liegt beim Amt für Jugend und Familie.

Behinderte: ein „Querschnittsthema“

Auf ein gewisses Unverständnis stieß am Dienstag lediglich die thematische Zusammensetzung der Arbeitsgruppen. Vier Bereiche werden darüber abgedeckt: Kinder, Jugendliche und Familien Migrantinnen und Migranten Seniorinnen und Senioren Soziales Mehrfach wurde gefordert, auch eine eigene Gruppe „Behinderte“ einzurichten und damit einen eigenen Schwerpunkt für diese Bevölkerungsgruppe zu setzen. Das wurde allerdings nach kurzer Diskussion abgelehnt. Dabei handle es sich um ein „Querschnittsthema“, das in allen Arbeitsgruppen vertreten sein müsse, so der stellvertretende Jugendamtsleiter Volker Sgolik. Dasselbe gilt demnach auch für die ebenfalls ins Gespräch gebrachten Gruppen zu Wohnen oder Gesundheit. So blieb es bei den vier vorgeschlagenen Gruppen. Es wird aber noch Vorschläge für gruppenübergreifende „Querschnittsthemen“ geben. Nach gut einstündiger Diskussion konnten sich die Anwesenden den verschiedenen Arbeitsgruppen anschließen. Die Stadtverwaltung wird nun Räume organisieren und zum ersten Termin laden, bei dem die Gruppen ihre Sprecher wählen können und mit der Bestandsaufnahme vorhandener Maßnahmen und Projekte beginnen sollen. Der Zeitrahmen dafür ist ziemlich knapp bemessen: Bis zum 23. Dezember sollen diese Sammlungen vorliegen. Über die Weihnachtsferien will die Verwaltung das Ganze auswerten. Dann arbeiten die Gruppen – so die Vorstellung – bereits an den Vorschlägen für weitere Maßnahmen. Wolbergs betonte ausdrücklich, dass es dabei „keine Denkverbote“ gebe. „Denken Sie nicht in erster Linie daran, wofür die Kommune zuständig ist und wofür nicht, sondern daran, was Sie für notwendig halten.“

Ziel: Vorschläge im Haushalt 2013

Er, Wolbergs, werde auf Basis der Ergebnisse eine Vorlage für den Stadtrat erarbeiten, der darüber abstimmen wird. Bis Mitte 2012 soll der Prozess abgeschlossen sein – früh genug, um das Ganze noch in den Haushaltsplan für 2013 einarbeiten zu können. Man wird erst in einem halben Jahr sehen, ob der nun ins Werk gesetzte Prozess tatsächlich erfolgreich sein wird und ein Ergebnis liefert, in dem sich tatsächlich auch die Vertreter der Sozialverbände und freien Träger wiederfinden. Der Zeitplan ist auf jeden Fall sehr ambitioniert. Die Stadt hat versprochen, den aktuellen Stand regelmäßig auf ihren Internetseiten zu veröffentlichen.
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Kommentare (5)

  • Veronika

    |

    Also ich war vor gut vier Wochen seit sehr langer Zeit wieder mal in Regensburg. Meine Güte, da braucht man wohl vom Bahnhof weg nicht weit zu gehen, um zu sehen wo hier Armut ist. Aber bitte zu Fuss, denn aus dem (grossen) Pkw, mag es einem nur schwer auffallen, worunter manchen Menschen leiden, während andere diese Armut auch noch gerne verwalten.

  • Radlertölpel

    |

    Ich hab mich bei der Seniorengruppe eingetragen, außer dem Herren auf dem Foto scheine ich da der Einzige zu sein. Hoffentlich werden wir noch ein paar mehr.
    Ich bin sehr gespannt ob sich interessante Kooperationen für meine künstlerische Arbeit ergeben.

    Zum Thema Burgweinting in den letzten 10 Jahren über 10 000 Menschen hingezogen sind und in räumlich getrennten und sehr unterschiedlichen Wohnmilieus nebeneinander her leben:
    Der Bericht zur sozialen Lage ist eine statistische Auswertung.
    Das Mapping zeigt die dunklen Flecken, also “problematische Gebiete in denen Handlungsbedarf besteht” die also Defizite in der kulturellen Teilhabe und materielle Armut aufweisen genau dort, wo man vor städtebaulich die größten Töne gespuckt hat:
    Die Expo 2000 Siedlung der Lambpert Wohnbaugesellschaft (sozial integratives Wohnen=Mischformen im Mietpreisspiegel), die mit Bundesgeldern bezuschusst wurde…und die benachbarte mit Geldern des Freistaats bezuschusste “Offensive Zukunft Bayern Siedlung” ( Auch „Laptop und Lederhosen“ Kampagne: Bayern ist wirtschaftlich, sozial, ökologisch und kulturell immer ganz vorne drann gegenfinanziert aus dem Erlös aus der Privatisierung von Immobilien für 3,6 Milliarden Euro).
    1997 gab es im Vorfeld der Bebauung einen bundesweiten Kunstwettbewerb mit dem Europa-, wenn nicht weltweiten Alleinstehungsmerkmal, dass hier Kunst schon im Planungsprozess eine tragende Rolle spielen sollte um später in der alltäglichen Lebenswirklichkeit der Burgweintinginger fest verankert zu sein und fortgeschrieben werden zu können. Nachträgliches Kaschieren von Fehlentwicklungen sollte so vorweg genommen werden. Es erschien ein Katalog und die Ergebnisse wurden in einer Ausstellung im Andreasstadt präsentiert. Umgesetzt wurde die Lärmschutzwand (schlichte Leitplanke mit Fenster) und das Farbkonzept (siehe hier: http://jakob-friedl.de/?p=561 ) oder da (http://jakob-friedl.de/?p=2234): Die Häuserriegel haben erst nur blaue Platten (Blau wie Au!) und später mit weiterer Bebauung auch gelbe und orange Treppenaufgänge Aufgänge auf der Sichtseite… In der grafischen Darstellung allerdings ist das Farbkonzept an Brutalität kaum zu übertreffen. Gepflegter Amoralismus unter Spießern = ?

    Nun wie viele Burgweintinger besuchen städtische Kultureinrichtungen in der Altstadt (z.B. das Theater oder die Musikschule?) -Eine Variable die statistisch ausgewertet werden kann.In Burgweinting allerdings gibt es abgesehen von den Kirchen keine öffentlichen Begegnungsorte.

    Das Gemeinschaftshaus für die noch früher gebaute Käthe Kollwitz Siedlung und hatte man in den 2000er Jahren dann zugunsten sinnvoller Maßnahmen in der Humboldstraße aufgegeben wo ein ebensolches Cafee mit Kioskbetrieb entstand „Wir holen das später nach…den ganzen Rest auch.“

    Was steht am Ende einer unendlichen Verkettung von Fehlern?

  • Simone

    |

    Ich konnte am Dienstag leider aus gesundheitlichen gründen nicht teilnehmen. WEnn ich die Themen so lese fürchte ich dass die sogenannten “Überschneidungsthemen” unter den Tisch fallen könnten. Dazu gehört meines Erachtens auch dass Armut in Deutschland (und sicher auch in R) sehr oft in Gestalt von Frauen und Kinder daher kommt. Wir werden sehen in wiefern der Maßnahmenkatalog diese Besonderheit berücksichtigt.

    Gruß Simone

  • Armutsbericht: Annäherung nach Frostperiode | Regensburg Digital

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    […] von Armut in Regensburg vorgestellt worden, den rund 80 Bürgerinnen und Bürger erarbeitet haben. In verschiedenen Arbeitsgruppen haben sie in den vergangenen sechs Monaten gemeinsam mit Fachleuten der Stadtverwaltung intensiv […]

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