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Kolumne: Liebes Regensburg

Teil 2 – Stadt der Superlative

Regensburg ist eine größenwahnsinnige Stadt. Wenn andere Städte etwas haben oder sind, hat oder ist Regensburg die größtmögliche Steigerung davon. Das erscheint unserer Autorin Bianca Haslbeck bisweilen etwas zweifelhaft. Deshalb schreibt sie in ihrer vierzehntägig erscheinenden Kolumne dieses Mal über die wichtigsten Regensburger Superlative. Höchst subjektiv und höchstpersönlich. Heute: Teil 2 – Stadt der Superlative.

Liebes, ja, allerliebstes Regensburg!

liebes_regensburgBescheidenheit ist nicht wirklich deine hervorstechendste Tugend. Wie viele Superlative deine Bewunderer dir zuschreiben, vermag ich gar nicht mehr zu zählen. Bei dir ist nicht nur alles größer, älter, nördlicher, mehr – nein, Regensburg ist oder hat nicht nur in Ausnahmefällen, sondern im Regelfall die größte, älteste, nördlichste Ausprägung von eigentlich allem. Der Superlativ ist hier allgegenwärtig.

Derjenige Superlativ, der einem möglicherweise am häufigsten begegnet, ist “die größte Kneipendichte Deutschlands”. Oh, wie viele Generationen von Studenten haben sich davon schon anlocken lassen? Wie viele Trinktouristen aus den benachbarten Kleinstädten Niederbayerns und der Oberpfalz lassen sich von diesem Mythos jedes Wochenende in die Altstadt, die selbstverständlich die schönste überhaupt ist, ziehen? Dabei ist es doch gefühlt so, dass Regensburg nicht mehr als fünf, maximal zehn Wirtshäuser hat – und zwar die, in die man selbst regelmäßig geht.

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Manchmal will man die ausgelatschten Pfade verlassen. Aber das ist doch alles Mist. Plötzlich kennt man niemanden mehr. In den anderen Kneipen ist doch tote Hose. Oder es sind nur Teenager da. Oder die Musik ist schlecht. Oder es gibt Thurn und Taxis. Oder sie liegen außerhalb des Allengürtels. Alles Gründe, diese Lokalitäten für nichtexistent zu erklären. Und die Statistik gibt mir recht: Irgendjemand hat gezählt und festgestellt, dass die Kneipen wohl im Main-Gebiet am dichtesten sind. Vorn dabei – oh Schreck! – ist auch die Oberpfalz. Aber nicht mit ihrem funkelndsten Juwel, Regensburg: Die Landkreise Cham, Weiden und Neustadt an der Waldnaab scheinen dir den Rang abgelaufen zu haben. Und dann behaupten auch noch Fulda, Lüneburg und Aachen, sie hätten die größte Kneipendichte. Ganz zu schweigen vom ewigen Konkurrenten Düsseldorf. Herrjemineh… Regensburg! Was wurde bloß aus dir? Wie lange kannst du dieses Image in Zeiten von Google noch aufrechterhalten? Vielleicht einigen wir uns darauf: Ob deine Kneipendichte am größten ist, wissen wir nicht. Von der Dichte der Kneipenbesucher war nicht die Rede. Im Zweifel behaupten wir einfach das. Und zwar solange, bis sich jemand dazu entschließt, auch das zu messen. Darauf wäre ich nämlich wirklich gespannt. Der zweitschönste Superlativ ist der von der “nördlichsten Stadt Italiens”. So nennen sich übrigens auch München, Köln, Freiburg und Augsburg. Mindestens. Wahrscheinlich noch mehr.

Aber gut, vielleicht hat sich das ja noch aus der Gründungszeit so überliefert, als sich die Römer hier niederließen. Immerhin am nördlichsten Punkt der Donau – ein Superlativ, den man dir gewiss nicht streitig machen kann. Aber was an dir, liebes Regensburg, so speziell italienisch sein soll, weiß ich nicht so genau. Gut, die Kaffee-Preise in den Straßencafés nähern sich seit der Verleihung des Welterbestatus’ venezianischem Niveau. Aber ich bin mir sicher, in Paris ist der Caffé Latte auch nicht billiger, da heißt er nur anders. Dann könnten wir auch “östlichste Stadt Frankreichs” sagen. Aber das würde irgendwie sinnlos wirken. Die Frage ist nur: Warum wirkt die “nördlichste Stadt Italiens” nicht sinnlos? Wahrscheinlich liegt es doch irgendwie an den mittelalterlichen Bauten und den kleinen, engen Gassen. Deinem möglicherweise am häufigsten zitierten Charakteristikum. So stellt man sich Italien ja bisweilen vor. Hast du eigentlich schon mal drüber nachgedacht, ob deine Gassen vielleicht sogar die kleinsten und die engsten überhaupt sind? Am Dolce Vita kann es jedenfalls nicht liegen. Deine Bewohner würden sich ja größte Mühe geben und sich auch in tiefster Nacht noch in die Straßencafés setzen oder mit ihren Vespas auch durch die engsten Gassen jagen, um schnellstmöglich vom Bismarckplatz zur Wurstkuchl, der ältesten und am häufigsten überschwemmten Bratwurstbraterei überhaupt, zu kommen.

Aber was machst du, Regensburg? Genau, du machst uns den fettestmöglichen Strich durch die Rechnung. Im italienischen Urlaubsidyll, das so durch die Köpfe der Deutschen geistert, kommen jedenfalls weder monströse, gelbe Altstadtbusse vor noch Ordnungsdienstler, die penibelst überwachen, dass auf den Plätzen der schönsten Stadt um 23 Uhr alle nach drinnen strömen. So wird das nie was mit der “nördlichsten Stadt Italiens”! Aber selbst wenn… Wir finden schon noch einen, zwei, fünfundzwanzig oder dreihundertsiebenundvierzig atemberaubende Superlative für dich! Immerhin hast du noch viele andere maßgebliche Höchstwerte zu bieten: die größte freihängende Orgel der Welt, den größten Anteil an Single-Haushalten, die meisten Domains pro Einwohner, den ersten deutschen Ukulelen-Rekord, was gleich zwei Superlative in einem ausmacht, oder die meisten Straftaten unter den größeren bayerischen Städten. Und wenn das nicht reicht, könnten wir ja immer noch auf die inoffiziellen Bestleistungen zurückgreifen, als da wären u. a. die hässlichste Uni, die katholischsten Krankenhäuser oder die g’spinnertste Fürstin. Ich bin mir sicher, wir finden was.

Es grüßt ergebenst Bianca Haslbeck

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Kommentare (11)

  • Bernd Henneberg

    |

    Und eines hast Du vergessen: Den häßlichsten Touristenzug der Welt. Absolut einmalig!

  • Alex

    |

    Thurn und Taxis – diese Kneipen gibt es also wirklich ? ;-)

  • morgenmuffel

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    sofern ich mich recht erinner , war Regensburg irgendwann mal tatsächlich der Platz mit der höchsten Kneipendichte , allerdings nur in der Rangliste mit gemischtbebauten Gebieten ( also keine reinen Wohngebiete , sondern Wohngebiet + Dienstleistung..) bei den reinen Wohngebieten war´s sofern ich mich recht erinner auch nicht Düsseldorf, sondern Berlin, die da das Siegertreppchen besteigen durften..

    ach ja. wir hatten auch mal vor ein paar Jahren , die höchste Dichte an Biomärkten pro Einwohner , sogar vor Freiburg, was mich ein bisschen erstaunte. siehe
    http://www.zeit.de/2009/45/Deutschlandkarte-45
    ( was aber von 2009 ist. dann kam der Alnatura dazu und Rgbgs Prozentpunkte stiegen.. )

    gäi, mia san schu a Sortn..

  • Kuno Küfer

    |

    Eine schöne Sammlung einiger Superlative!

    Noch ein Superlativ: Regensburg – die Stadt der Kranken?

    In Deutschland gibt es 20.921 öffentliche Apotheken(1), in Bayern 3.347(1). Der gleichen Quelle nach teilen sich jeweils 3.900 Einwohner eine Apotheke in der Bundesrepublik.

    Nach meinen Berechnungen liegt der Versorgungsgrad in Bayern über dem des Bundesdurchschnitts. Bei 12.524.873 Einwohnern(4) kommen im Freistaat 3.742 Einwohner auf jede Apotheke.

    >>> In Nürnberg, der Stadt mit der höchsten Arbeitslosenzahl in Bayern(2), gibt es 133 öffentliche Apotheken(3) für 495.121 Einwohner(4).
    Das ergibt einen für den Bund überdurchschnittlichen Versorgungsgrad von 3723 Einwohnern pro Apotheke. Für Bayern aber trifft Nürnberg damit fast exakt den Durchschnitt!

    >>> In München gibt es 393 öffentliche Apotheken(3) für 1.390.162 Einwohner(4).
    Das ergibt einen überdurchschnittlichen Versorgungsgrad sowohl im Bund als auch in Bayern mit 3.537 Einwohnern pro öffentlicher Apotheke. Für bayerische Verhältnisse übertrifft München rechnerisch mit 22 öffentlichen Apotheken den Landesdurchschnitt. Das entspricht einer Überversorgung von rund 5,5 Prozent im Freistaat.

    >>> Und in Regensburg?
    Hier gibt es 45 öffentliche Apotheken(3) für 138.296 Einwohner(4).
    Das ergibt mit nur noch 3.073 Einwohnern pro Apotheke den höchsten überdurchschnittlichen Versorgungsgrad unter den drei hier verglichenen bayerischen Städten. Er entspricht einer Überversorgung mit öffentlichen Apotheken von knapp 18 Prozent gegenüber dem bayerischen Durchschnitt und einer von gar rund 22 Prozent gegenüber dem Bundesdurchschnitt.

    Die Regensburger sollten also schon auch etwas kranker sein, als die meisten Bayern und der Rest der Republik sowieso, damit sich der Aufwand für die Apotheker auch schön rechnet. Denn weniger Verdienen will ja hier auch keiner der Pillendreher, in der Stadt der Superlative, nicht wahr?

    Quellen:
    (1) http://www.abda.de/fileadmin/assets/ZDF/ZDF_2012/ABDA_ZDF_2012_Brosch.pdf
    (2) http://www.nordbayern.de/region/nurnberg-versaut-bayerns-arbeitslosenquote-1.2997890
    (3) Nach Auskunft der bayerischen Apothekenkammer
    (4) wikipedia

    PS:
    “Oder sie liegen außerhalb des Allengürtels.”
    Oder doch schon innerhalb des Aliengürtels?

    PPS:
    “Dann könnten wir auch “östlichste Stadt Frankreichs” sagen. Aber das würde irgendwie sinnlos wirken.”
    Da wäre aber die Herrschaft im “polnischen Versailles” sicher nicht erfreut…
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wilan%C3%B3w-Palast

  • Kuno Küfer

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    Huch….,
    …jetzt hab ich tatsächlich die Apotheke in der Rote-Hahnen Gasse unterschlagen…

  • norbert e. wirner

    |

    …aber am donauufer gibt´s doch manchmal strände…

    das wäre doch dann schon mal das italienischte merkmal überhaupt und so…

    ausserdem spricht man deutsch. deutschest. superdeutsch.

    und wenn man in der donau tauchen geht, dann schwimmt auch eine bratwurst vorbei. wenn man glück hat.

    die beste bratwurst der welt.

    oder ein rivershuffleboat.

    oder eine chemie aus kelheim. ähm, heute weniger als vor 30 jahren, ok…

    oder so.

    hey! harter artikel! rgbg ist trotzem super!

  • Weltscherbe

    |

    Da kam mir doch glatt der Latte wieder hoch, als ich heute in der Mittelbayerischen mit dem Regensburg- Teil durch war…..
    ………übrigens das saugstärkste Printmedium in Regensburg!

  • Veronika

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    DANKE, VIELEN VIELEN DANK FÜR DIESEN SEHR AMÜSANTEN ARTIKEL!!!

    Na dann auf, Regensburg! Noch ein bisserl katholischer, noch ein bisserl “g’spinnerter” geht immer! Als künftige Hauptstadt der “Katholischen Enklave Oberpfalz” (Verkündung wird wohl im kommenden Jahr nach dem dreitägigen, fast neun Mio. Euro kostenden “Katholikentag 2014” mit erwarteten 80.000 BesucherInnen (Bei amtlich ca. 1 Mio. EinwohnerInnen der Oberpfalz) sein.) ist man sich was schuldig. Schönen Sonntag!

  • Tom

    |

    Si tacuisses philosophus mansisses!!!

    Viele (fühlen sich) sind berufen wenige sind auserwählt!!!

  • Deutschland – katholisch: “Pflegeleichte Oberpfalz” trifft auf “kritischen Rest”? | Die Erste Eslarner Zeitung - Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region!

    |

    […] In einem aktuellen kath.net-Artikel geht es vor allem darum, dass bei einem Diskussionsforum mit dem Titel “Religion im öffentlichen Raum” neben der “Christ und Welt”-Redaktionsleiterin Christine Florin auch die derzeit noch geschäftsführende Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger anwesend sein sollen. Leutheusser-Schnarrenberger ist auch Vertreterin der “Humanistischen Union” und steht für kirchenkritisch-laiizistische Positionen. “Mit Blick auf Florin erklärte die Vorbereitungsgruppe laut Zeitung, sie sei kompetent und komme trotz gelegentlicher kritischer Artikel letztlich selbst aus dem Raum der Kirche.” [http://kath.net/news/43601]. Bei der ganzen Diskussioin darf man aber nicht vergessen, dass es sich beim “Katholikentag” – dies beschreibt bereits der Name – um eine ureigene Veranstaltung der Röm.-Kath. Kirche, vertreten durch den VDD (Verband der Diözesen Deutschlands) und die DBK (Deutsche Bischofskonferenz), keine staatliche Veranstaltung handelt. Es ist verständlich, dass hier der jeweils zuständige Bischof ein “gehöriges Wort” mitzureden hat, denn er hat letztlich “nach oben hin” die Verantwortung zu tragen. Gerade 2014 muss der “Katholikentag” ein weltweit glänzendes Aushängeschild abgeben, denn es schwelen zu viele ungeklärte Dinge (auch) in der Diözese Regensburg. Hier die passende, öffentlichkeitswirksame Balance zwischen Laienmitverantwortung und kirchlicher Institutionalität zu finden, dürfte aufgrund vergangener Dinge sehr schwierig werden. Wenn die mutmasslich “reichste Diözese der Welt” zu einer dreitägigen Versammlung lädt, sollte dies in alle Himmelsrichtungen Strahlwirkung haben, und die Oberpfalz als “katholischste aller Regionen” präsentieren können. Die Bezirkshauptstadt Regensburg wird bereits seit einiger Zeit auch anderweitig als “Stadt der Superlativen” dargestellt [InfoLink – Regensburg-Digital.de] […]

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