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Archiv für 1. Oktober 2013

Pilotprojekt in Regensburg

Ein Ausrufezeichen für saubere Energie

Solarstrom direkt  vom Anbieter? Die CIC Group Regensburg will hier im kommenden Jahr mit einem Pilotprojekt an den Start gehen. Während die Branche insgesamt schwächelt, erwirtschaftete das Unternehmen nach sechs Millionen Euro 2011 ein Jahr später einen Umsatz von 45 Millionen Euro. Während man bei der Gründung 2006 zunächst den Schwerpunkt auf Kapitalanlagen gelegt hatte, ist die CIC Group seit geraumer Zeit Komplettanbieter von Photovoltaikanlagen. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Jens Schulz. Jens SchulzHerr Schulz, Sie verdienen Ihr Geld mit Photovoltaik. Sind Sie jetzt politisch gesehen ein Grüner? Wen haben Sie gewählt? Es ist dramatisch, dass ich als Unternehmer weder FDP noch CSU wählen konnte, weil ich dort meine Interessen momentan am wenigsten vertreten sehe. Man kann sich also ausmalen, wen ich – zum ersten Mal seit ich wahlberechtigt bin übrigens – von den jetzt im Bundestag vertretenen Parteien gewählt habe. Mit Sicherheit gefallen mir da nicht alle Vorstellungen hundertprozentig, aber gerade bei der heutigen Politik muss man eben die eine oder andere Kröte schlucken. Sie kommen ursprünglich aus der Finanzbranche. Mittlerweile investieren Sie nicht nur in Photovoltaikanlagen, sondern bauen Sie gleich selber. Sind das ethische Motive oder ist es die Lust am Geldverdienen? Bevor wir die Zahlen gesehen und gemerkt haben, dass das für uns interessant ist, habe ich mich mit dem Thema Energiewende nicht wirklich beschäftigt. Seitdem wir in diesem Bereich investieren, passiert das ganz automatisch. Dann eignet man sich auch die Einstellung an. Ich hab den Stromanbieter gewechselt, weil es bei der REWAG keinen grünen Strom gab. Jetzt hab ich 100 Prozent Grünstrom. Dafür zahl ich zwar etwas mehr, aber mit der Hoffnung, dass das irgendwann viele Deutsche so sehen und wir das Thema Energiewende in den Griff bekommen. Viele Deutsche sehen das nicht unbedingt so. Momentan bestimmt eher das Thema Kosten die Diskussion um die Energiewende. Und immer stehen dabei die Subventionen für erneuerbare Energien im Fokus der Kritik. Woher kommt denn ursprünglich die Idee, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern? Daher, dass wir irgendwann zu dem Schluss gekommen sind, dass es wichtig wäre, uns komplett mit sauberer Energie zu versorgen. Wir können einerseits nicht das Risiko eingehen, dass uns irgendwann ein Atommeiler um die Ohren fliegt. Andererseits können wir auf Dauer auch nicht diese Gesundheitsbelastung durch Kohlekraftwerke mitmachen. Das war der Ursprungstenor. Leider haben mit dem Regierungswechsel auf Schwarz-Gelb die falschen Lobbyisten an Einfluss gewonnen – nicht die Erneuerbaren-Lobby, die hat das ganze verschlafen, sondern die Kohle-, Erdgas- und Öllobby. Jetzt werden die Erneuerbaren medial zum Teil in einem verheerenden Licht dargestellt. Was bei der Diskussion gern vergessen wird ist, wie viele Milliarden bereits für Atomenergie, Stein- und Braunkohle geflossen sind. Wie viele Milliarden die Zwischenlagersuche bereits gekostet hat. Wie viele Billionen wird uns der Rückbau von Atommeilern noch kosten? Und über ein Atomendlager will im Moment gleich gar niemand reden. Welche Kosten verursachen eigentlich die Gesundheitsschäden durch Kohlekraftwerke jedes Jahr? Davon liest man überhaupt nichts. Allein gemessen an diesen Summen sind die Kosten der Energiewende durchaus zu verkraften. Trotzdem wird der Strom erst Mal teurer. Da kann es sich nicht jeder leisten, umzusteigen. Den Verbrauchern wird doch hier nur die halbe Wahrheit erzählt. Es stimmt: Im Moment sind die kleinen Leute die Dummen. Sie müssen die Energiewende bezahlen und nicht die Schwerindustrie. Die hat mit der Befreiung von der EEG-Umlage einen Weg gefunden, sich von den Kosten befreien zu lassen. Dabei könnten die Erneuerbaren durchaus mit den „normalen“ Stromanbietern konkurrieren und entsprechende Preise bieten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Dann wären wir wieder bei der Politik. Was müsste in Ihren Augen geändert werden? Viele Köche verderben den Brei. Wir bräuchten also an erster Stelle eine übergeordnete Energiekontrollbehörde, ein Bundesenergieministerium, das berechenbar festlegt, welchen Weg wir gehen. Das Ganze darf kein Thema parteipolitischer Auseinandersetzungen sein. Schließlich geht es um ein Grundverbrauchsgut. Dann müsste das ganze Tarifsystem, mit erneuerbare Energien derzeit noch gefördert werden gekappt werden. Die Förderung ist ohnehin viel zu niedrig und Banken sind angesichts dessen sehr zögerlich bei der Finanzierung entsprechender Vorhaben. Nach momentanem Stand der Dinge lohnt es sich auf dieser Basis nicht mehr, noch Photovoltaikanlagen in Deutschland zu bauen. Stattdessen müsste es erleichtert und unterstützt werden, den Strom direkt an die Endverbraucher zu verkaufen. Deshalb entwickeln wir ein Modell, dass es den Endkunden ermöglicht von uns den Strom zu beziehen – zwischen zehn und 20 Prozent günstiger als die herkömmlichen Anbieter. Wann ist so etwas spruchreif? Das wird noch ein bisschen dauern. Die Gesetzgebung dazu ist so umfangreich, dass selbst renommierte Kanzleien sich schwer damit tun. Allerdings rechnen wir damit, im Januar oder Februar das erste Pilotprojekt in Regensburg zu starten. Und wenn Banken sich damit schwer tun, weil sie Bonitätsprobleme befürchten, dann bezahlen wir das erst einmal selber. Regensburg ist eine Modellregion mit vielen Unternehmen, einem vergleichsweise hohem Wohlstand und vielen weichen Standortfaktoren. Da wollen wir mal ein Ausrufezeichen setzen und zeigen: Hier kann man auch mit sauberer Energie leben – zu akzeptablen Strompreisen.
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