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Archiv für 13. Oktober 2008

Foto: Wolfgang RuhlDie Geschichte der 13jährigen Tanja Ristic ist deutscher Alltag. Das Happy End nicht. Vor über drei Jahren brachte das Berliner Gripstheater Tanjas Schicksal zum ersten Mal auf die Bühne. Seitdem wurde das Stück „Hier geblieben“ – Namensgeber der gleichnamigen Bleiberechtskampagne – über 200 Mal gespielt. Die Wut der drei Schauspieler, die vergangene Woche in Regensburg zwei Mal auf der Bühne standen, ist aber immer noch echt. „Das geht einem so nahe. Da fällt das Spielen weg“, sagt Reihaneh Youzbashi Dizaji am Donnerstag im Antoniussaal vor 650 Schülern. Tags zuvor war auch das Theater in der Alten Mälzerei bis auf den letzten Platz besetzt. In Kooperation mit der BI Asyl, der GEW und dem Internationaler Kultur- und Solidaritätsverein (IKS) haben die Regensburger Falken die beiden Auftritte organisiert und dafür gesorgt, das entsprechende Gelder aus dem Programm Bundesprogramm „Vielfalt tut gut“ locker gemacht wurden. Das Geld war gut angelegt. Ein Fall, der Schlagzeilen machte, gibt den Plot für das beeindruckende Stück. Im August 2004 hatte die Berliner Ausländerbehörde die Abschiebung der Familie Ristic verfügt. Die 13jährige Tochter Tanja war direkt aus der Schule von der Polizei abgeholt worden. 1995 waren die Ristics vor dem jugoslawischen Bürgerkrieg nach Berlin geflüchtet. Sie erhielten „Duldungsstatus“, kein Asyl, was praktisch bedeutet, dass ihre Abschiebung nur vorübergehend ausgesetzt wurde. Neun Jahre später sollte es schließlich so weit sein. Die Duldung wurde nicht verlängert, die Familie sollte abgeschoben werden. Tanjas 17jährige Schwester und ihr Vater mussten in den Flieger nach Bosnien steigen. Sie selbst konnte mit ihrer Mutter in Deutschland bleiben, weil Anwälte einen Asylantrag stellten. Foto: Wolfgang RuhlWas in Tanja vorgehen muss, als sie von der Polizei gewaltsam, aber „juristisch korrekt“ aus dem Unterricht geholt und – zunächst allein – in eine Gefängniszelle gesteckt wird, bringen Reihaneh Youzbashi Dizaji, Olaf Dröge und Julia Schatz mit wenig Requisiten, aber viel Emotion, Gesang (Rap) und Körpereinsatz glaubwürdig und eindrucksvoll auf die Bühne. Gerade die Kindersicht ist es, die das Vorgehen deutscher Behörden als das zeigt, was es ist: unmenschlich. Ehe Tanja allein in die Zelle gesteckt wird, muss sie noch ihren Gürtel abgeben. „Wir wollen doch nicht, dass sich die Kleine etwas antut.“ Erst am Flughafen erfahren sie und ihre Mutter, dass sie – vorerst – bleiben können, während Vater und Schwester ins Flugzeug nach Bosnien gebracht werden. Dem (mit mehreren Bürgerpreisen ausgezeichnetem) Engagement von Tanjas Klasse – Schülern und Lehrern – ist es zu verdanken, dass sie und ihre Familie schließlich dauerhaften Aufenthaltsstatus in Deutschland erhielten. Sie mobilisierten die Medien und brachten manchen Politiker zum Umdenken, der bis dahin lediglich bedauert und sich hinter Gesetzen versteckt hatte. Über ein Jahr war die Familie zwischenzeitlich getrennt gewesen. Statt in ihrer Wohnung leben zu dürfen, wurden Mutter und Tochter in ein Flüchtlingslager gesteckt. Foto: Wolfgang RuhlDie kämpferische Haltung dieser Schüler spürt man auch auf der Bühne – und sie schwappt ins Publikum über: Als die drei Schauspieler ein Transparent mit der Aufschrift „Tanja muss bleiben“ zu den hinteren Reihen bringen, gibt es Applaus. Die Schüler im Publikum kommen zum Großteil von der Berufsoberschule. Die BOS wurde bereits als „Schule ohne Rassismus/ Schule mit Courage“ ausgezeichnet. Im neuen Schuljahr will sich der Arbeitskreis intensiv mit der deutschen Asylpraxis beschäftigen. Wie nötig das ist, zeigt die Realität. Vor der Vorstellung: Die Regensburger Trommlergruppe Afritat. Foto: AignerZwar konnte die Kampagne „Hier geblieben“ durch das Theaterstück, Appelle, Unterschriften und öffentlichkeitswirksame Aktionen in den vergangenen Jahren immerhin so viel Druck aufbauen, dass der Bundesrat im Juli vergangenen Jahres eine Bleiberechtsregelung verabschiedete. Demnach können „geduldete“ Flüchtlinge ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland erhalten, wenn sie bis 2009 eine Arbeitsstelle nachweisen. Rund 200.000 Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus leben derzeit in Deutschland, ein Drittel von ihnen seit mehr als zehn Jahren. Geduldete Flüchtlinge dürfen das Bundesland, in dem sie leben, nicht verlassen. Wie schlecht es um die Rechte von Kinderflüchtlingen im Speziellen in Deutschland bestellt ist, hatte kürzlich erst Heiko Kauffmann von der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl bei einem (ebenfalls von den Falken organisierten) Vortrag in Regensburg dargestellt. Foto: Wolfgang Ruhl„Dasselbe Glück wie Tanja haben nur zwei oder drei Prozent der Asylbewerber“, erfährt man bei der anschließenden Diskussion im Antoniussaal. Für die übrigen gibt es kein Happy End.

Absage an Bürgertrasse und Tunnel

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