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Geschäftsleute auf Distanz

Gloria von Thurn & Taxis: Vom Werbeträger zur geschäftsschädigenden Figur

Odeon Concerte sucht nach dem Ausstieg von Stephanie Birnthaler einen neuen Caterer für die Regensburger Schlossfestspiele. Doch Schirmherrin Gloria von Thurn & Taxis gilt zunehmend als geschäftsschädigender Risikofaktor.

Immer mehr Geschäftsleute wollen nicht mit Gloria von Thurn & Taxis in Verbindung gebracht werden. Foto: Archiv

Für die rechte Pöbel-Plattform Nius und deren prominentesten Vertreter Julian Reichelt ist sie, wenn man so will, eine Cash-Cow. Videos mit der Regensburger Rechtsextremen Gloria von Thurn und Taxis sind Klickbringer. Die 63-Jährige hat zu allem, was man sie fragt, irgendeine Meinung und keine Scheu, dies auch kundzutun. Egal, wie abseitig es ist.

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Sei es ein Loblied auf die DDR, eine Verharmlosung der Verfolgung queerer Menschen unter islamistischen Regimen, die Verschwörungserzählung vom großen Bevölkerungsaustausch oder ihr strukturell antisemitisches Gerede von irgendwelchen dunklen Mächten, die im Hintergrund die Strippen ziehen (hier und hier und hier eine Auswahl an Zitaten).

Man merkt Julian Reichelt bei seinen Gesprächen mit Gloria auch stets an, wie diebisch er sich freut, über das, was die selbstbewusste Dame gerade wieder rausgehauen hat – Ragebait und Fanpost garantiert. Er muss nur als Stichwortgeber fungieren.

Langjährige Hauptsponsoren warfen hin

Andere freuen sich nicht. Für die Regensburger Schlossfestspiele und die dort beteiligten Akteure entwickelt sich Gloria mit ihren kruden Ansichten und rechtsextremen Stargästen wie Maximilian Krah und zuletzt Alice Weidel zunehmend zum Problem.

BMW, Hauptsponsor der ersten Stunde bei den Schlossfestspielen, sprang vor zwei Jahren ab. Das als Ersatz herbeigeholte Stern-Center Regensburg darf nicht einmal den Mercedes-Stern für seine Werbung verwenden. Der regionale Energieversorger REWAG warf die Brocken hin, ebenso die Ziegelwerke Leipfinger-Bader, die lange die Schlossfestspiele förderten. Ein Kranverleih und ein Kaufhaus für Gartenmöbel erscheinen da als dürftiger Ersatz.

Ob es unbedingt moralische Gründe hat, dass BMW, REWAG oder Leipfinger-Bader ausgestiegen sind, sei dahingestellt. Fest steht aber: Die Schlossherrin wird zunehmend nicht mehr als Werbefaktor, sondern als geschäftsschädigend wahrgenommen.

Langjähriger Caterer steigt aus, ein anderer will nicht

Einen eindrücklichen Beleg dafür lieferte jüngst der Ausstieg von Stephanie Birnthaler als Caterer der Schlossfestspiele.

Nach 15 Jahren als Betreiberin des Festspielrestaurants hört sie auf. Die Mittelbayerische Zeitung hat darüber am 3. Oktober berichtet. Auch wenn sich Birnthaler nicht näher zu den Gründen äußert, liegt es nahe, dass die Einladung der AfD-Politikerin Alice Weidel in diesem Jahr der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Die Sängerin Vicky Leandros hatte sich geweigert aufzutreten, sollte Weidel unter den Gästen sein. Und wie zumindest kolportiert wurde, hatte auch Birnthaler eine Bewirtung der Gäste verweigert, wenn darunter auch Weidel gewesen wäre. Ein peinlicher Eklat für Gloria von Thurn und Taxis, die sich darüber gegenüber ihrem Haus- und Hof-Medium Nius weidlich ausließ.

Roter Hahn will damit nicht in Verbindung gebracht werden

Doch Birnthaler tritt nicht nach, sie zieht nur einen Schlussstrich. Ein anderer benennt hingegen deutlich das Problem: Maximilian Schmidt, Sternekoch und Chef im Roten Hahn. Ihn hatte Odeon Concerte als Nachfolger für Birnthaler angefragt. Doch der Gastronom winkte nach Bedenkzeit ab.

Er wolle mit dem „Politikum (…) nicht in Verbindung gebracht“ werden, das die Schlossfestspiele darstellen, so Schmidt gegenüber der MZ. Anders ausgedrückt: der renommierte Koch hat Angst um seinen Ruf und sein Restaurant. Das wird nun nicht zwingend in der Masse von jenen besucht wird, denen Gloria den Protest gegen ihre rechtsradikale Agenda gerne zuschreiben möchte: irgendwelchen linken Krawallos. Ein verzerrtes, um nicht zu sagen falsches Bild.

Der Protest gegen Gloria ist kein linkes Phänomen

Die, gelinde ausgedrückt, Verwunderung über das Agieren von Frau von Thurn und Taxis geht zunehmend über die von ihr und ihren Fans als links identifizierte Kreise hinaus, sondern reicht weit ins bürgerliche Spektrum. Es ist Kritik in der Sache, anhand ihrer konkreten Äußerungen, mit denen sich die Adlige ungern konfrontieren lässt und darauf ungehalten oder gar mit Beschimpfungen reagiert.

Eindrücklich erleben konnte man das bei einem Besuch Glorias im Juli 2023 im Presseclub, wo sie sich immer mehr in Rage redete. Auch ein Podcast des BR („Nicht mehr mein Land“), der sich in einer Folge („Die Fürstin und der Rechtsruck“) intensiv mit Gloria beschäftigt, ist dafür ein guter Beleg. Die Inhalte eines letzten Gesprächs mit den Podcast-Machern Al Gutsfeld und Lea Hruschka wollte sie nicht veröffentlicht sehen (erfolglos).

Schlossfestspiele: Irgendwer macht schon mit

Die Schlossfestspiele wird all das auf absehbare Zeit vermutlich nicht gefährden. Irgendeinen Caterer und irgendwelche Sponsoren wird man schon finden, die sich an dem Event beteiligen.

Ebenso wird es immer wieder Künstler geben, die dort auftreten – ob nun aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit gegenüber den extremen bis schlicht bizarren Positionen der Schlossherrin und ihrer Rolle als extreme rechte Netzwerkerin.

Und natürlich kommen auch Gäste – des Kulturgenusses wegen an diesem wirklich schönem Ort. Oder gerade erst recht – wegen Gloria. Es gibt ja auch genügend Menschen, die Nius, Reichelt und die AfD gut finden.

Als passables Aushängeschild oder Werbeträger für Regensburg aber haben sowohl von Thurn und Taxis wie auch die Schlossfestspiele mehr und mehr ausgedient.

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Kommentare (2)

  • "Kentucky Fried Chicken"

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    Gleich 2 mal in Regensburg!

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  • Der sich den Wolf schreibt

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    Unverständlich ist die Haltung zum Klimawandel von Gloria von Thurn+ Taxis. O-Ton: „Der größte Betrug ist sicherlich der Klimanotstand“.
    Eine solche Meinungsäußerung einer prominierten Protagonistin (leider ist sie nicht die Einzige) hat mehr überregionales Gewicht als eine leichtfertige, unbedachte, nachgeplapperte Aussage eines „Nobody“. Feudalistische Dogmen sind Geschichte!
    Man weiß gar nicht wie und wo man eine solche Aussage einordnen soll. Wenn die größte Privatwald-Besitzerin Deutschlands und Unternehmerin von ca. 20.000 Hektar Privatwald, jahrzehntelange meteorologische Daten nicht zur Kenntnis nimmt und wissenschaftlich gesicherte Fakten ignoriert, frage ich mich:“ Hat sie den Schuss noch nicht gehört?“ Wie ist ihre Interessenlage? Oder ist sie von einem falschen Beraterteam und Lobbyisten beeinflusst? Mit einer solchen Haltung sägt sich das fürstliche Haus, ökonomisch, langfristig, selbst, buchstäblich den Ast ab, auf dem es sitzt.
    Das sich zukünftig verschärfende Konfliktfeld Biodiversität und Wasserversorgung ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Wasser ist Allgemeingut. Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 127 Liter Trinkwasser pro Tag. Industriestaaten verbrauchen in der Regel zehnmal mehr Wasser als Entwicklungsländer. Schon in den 1990er Jahren wurde prophezeit, dass Kriege der Zukunft nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt werden. Der Migrationsdruck durch Klimaflüchtlinge wird zukünftig durch Verschärfung des Klimawandels noch zunehmen. Weitere Ausbeutung, Ausgrenzung, Vertreibung Betroffener und „Remigration“ widerspricht den Menschenrechten. Wo bleibt angesichts der überall zu sehenden Auswirkungen des rasanten Klimawandel (die nicht mehr zu ignorieren sind) ihre ehrliche, realistische Verantwortung für ihren anvertrauten Grundbesitz. Die Partei der Grünen als „Grüne Marxisten“ und „ideologische Geisterfahrer“ zu verteufeln, ist mit Verlaub, „neben der Spur“. Sogar in der CSU wird neuerdings die rigorose Distanz zu den Grünen, von einigen Partei-Granden (Seehofer, Erwin Huber, usw.) kritisch gesehen. Wer weiß, vielleicht werden die Grünen in Zukunft für eine mögliche Koalition, zur Bewältigung wichtiger Zukunftsaufgaben, unverzichtbar.
    Im Übrigen gilt Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
    Art 14 – Eigentum verpflichtet.
    Verantwortungsbewusste Waldbesitzer dachten und planten traditionell immer schon generationsübergreifend voraus.

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drin