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Ben Affleck spielt Batman

Ein Shitstorm zieht auf

Seit drei Tagen steht fest: Ben Affleck spielt den neuen Batman. Ein Dorn im Auge von Fanboys auf der ganzen Welt. Warum eigentlich? Schließlich ist Affleck unauffällig, erfolgreich, der ewige Underdog – und damit eigentlich ideal besetzt. Von Thomas Spitzer
Für Daredevil mit der goldenen Himbeere bedacht: Ben Affleck.

Für Daredevil mit der goldenen Himbeere bedacht: Ben Affleck.

Seit drei Tagen steht fest: Ben Affleck spielt den neuen Batman. Kurz nachdem Warner Brothers die Nachricht bekannt gab, wurden zigtausend Unterschriften gesammelt und Anträge eingereicht. Der vielleicht absurdeste beim weißen Haus: Ein Batman-Verbot für Ben Affleck für die nächsten 200 Jahre, natürlich abgelehnt. Mir stellen sich dabei zwei Fragen: Wieso ist es Warner Brothers so wichtig mit dem Casting ihrer größten Actionfigur zu provozieren? Ben Affleck besitzt weder Kultstatus (wie zum Beispiel Mickey Rourke) noch ist er ein begnadeter Schauspieler, der vor seiner Besetzung als Actionstar einfach ein bisschen Pech hatte (wie zum Beispiel Edward Norton). Und ein junges Talent, den niemand kennt – wie Christian Bale vor seiner Rolle in Batman Begins – ist er auch nicht. Im Gegenteil! Ben Affleck hat im 2003 erschienenen Film Daredevil schon einen Comic-Helden gespielt. Und dabei kläglich versagt, seine schauspielerische Leistung wurde sogar mit der goldenen Himbeere bedacht. Wenn wir an Ben Affleck denken, denken wir an seine privaten Beziehungen zu Matt Damon, Kevin Smith und Jennifer Lopez. Wir denken an seine Eskapaden als Zocker in Las Vegas und Seitensprünge mit Stripperinnen. Wir denken an Filme wie Mallrats, Gigli, Pearl Harbor, Armageddon oder Shakespeare in Love, die entweder Schrott waren oder Schnulzen oder eine bedenkliche Mischung aus beidem. Ja, allein von der Außenwirkung hätte man kaum einen größeren Rummel erzeugen können. Das ist wie Götzes Wechsel zum FC Bayern München für die BVB-Fans. Oder die vor wenigen Monaten bekannt gegebene Übernahme aller Star Wars-Rechte von Disney, gepaart mit der Ankündigung, die Serie mit einer weiteren Trilogie zu verhunzen. Stellen sie sich vor, Jackie Chan wäre der nächste James Bond. Oder Daniela Katzenberger eine neue Tatort-Kommissarin. Dann können sie verstehen, wieso die BILD-Zeitung Afflecks Chancen als Batman zu überzeugen als „minimal“ einstuft. Und damit genauso gering wie die schauspielerische Leistung George Clooneys in Batman & Robin. Bei einem Film, der wohl rund eine Milliarde US-Dollar an der Kinokasse einspielen wird, ist das Casting des Protagonisten fast eine politische Entscheidung. Und bei einer Person, die – gerade bei Nerds – offensichtlich ein denkbar schlechtes Standing hat ein so genannter Shitstorm im Internet vorprogrammiert. Wieso war das Warner Brothers wichtig? Weil die Serie eine neue Art von Aufmerksamkeit benötigt? Weil die Erwartungen um jeden Preis gesenkt werden müssen? Weil mutige Entscheidungen hin und wieder belohnt werden – wie bei Peter Jackson als Regisseur der „Herr der Ringe“-Trilogie oder Tobey Maguire als Spiderman oder Johnny Depp als Captain Jack Sparrow? Oder, weil in Afflecks Spiel ungeahnte Qualitäten schlummern, die man nur mit einem besonders geschulten Auge, viel Geld oder noch mehr Fantasie erkennt? Damit kommen wir zur zweiten Frage: Warum hat Ben Affleck eigentlich so einen schlechten Ruf? Afflecks Karriere begann, als er zusammen mit seinem Kumpel Matt Damon das Drehbuch für Good Will Hunting schrieb, was nichts weniger ist als ein sensibles Feel-Good-Movie, der – auch wegen seiner Teils derben Dialoge – weder besonders kitschig daher kommt noch besonders Klischee beladen. Das zentrale Thema „abstrakte Mathematik“ jedenfalls gilt nicht gerade als Publikums-Pleaser. Good Will Hunting wurde zum Überraschungshit, spielte mehrere hundert Millionen Dollar ein und katapultierte die beiden Nobodys an die Spitze von Hollywood. Obendrein erhielten sie einen Oscar für ihr Drehbuch. Danach spielte Affleck unter der Regie eines weiteren Kumpels Kevin Smith in Chasing Amy, einer Komödie, die einen erfrischenden Blick bietet auf das Thema (Homo)sexualität und in den USA einen ähnlichen Kultstatus genießt wie Pulp Fiction oder Trainspotting, hierzulande aber gänzlich unbekannt ist. Erst dann folgten die Blockbuster, die Eskapaden und ein etwas sonderbarer Auftritt im Videoclip zu Jenny from the Block. Und natürlich viel mediales Tamtam. Zufällig kenne ich Matt Damon um zwei Ecken (Eine Person, die ich schauspielerisch übrigens keinesfalls schätze.). Matt Damons Stilberaterin ist die Tochter eines Freundes der Familie. Darüber weiß ich wie gewalttätig die Boulevard-Blätter der ganzen Welt versuchten, mit möglichst viel Schund letztlich eine Sache zu vertuschen: Dass es sich hier um zwei recht normale Männer handelt, die vielleicht nicht besonders „schillernd“ sind, aber eben auch nicht auf den Kopf gefallen. Und dieses – manchmal geradezu absurde – Understatement spielte beiden Schauspielern in regelmäßigen Abständen in die Karten. Affleck zum Beispiel am Tiefpunkt seiner Karriere bei seiner Darstellung des Superman-Darstellers George Reeves in Hollywoodland (beim Tiefpunkt von dessen Karriere). Damon mit Die Bourne Identität, dem Beginn einer Reihe, die das Action-Genre mit wackeligen Kamerafahrten und viel Tiefgang grundsanieren sollte. Affleck als Regisseur mit Gone Baby Gone. Damon unter der Regie von gefeierten Regiegrößen wie Scorsese, Soderbergh oder zuletzt Blomkamp. Bei allen Erfolgen Ben Afflecks – Shakespeare in Love, The Town, Argo – handelt es sich um Überraschungshits. So nach dem Motto: „Woa, krass. Der Film ist ja richtig gut! Obwohl Ben Affleck mitgespielt hat!“ Eine Haltung, die den Twentysomethings noch sehr gut vom ersten (und bis jetzt einzigen) Comebacks Leonardo DiCaprios (mit den Filmen Catch Me If You Can und Gangs Of New York) in Erinnerung sein müsste. Ben Affleck steht – spätestens nach dem durchschlagenden Erfolg von Argo – beruflich wieder voll im Saft. Privat ist er seit der Trennung von Jennifer Lopez genau wie seine Arbeit vor oder hinter der Kamera: Unauffällig. Und damit – nach einer objektiven Gesamtanalyse – eigentlich der ideale Batman. Das Internet ist wie der wilde Westen. Etwas, das ein kleiner Zweifel im Vorfeld sein könnte wird schnell zur nationalen oder kulturellen Katastrophe hochstilisiert. (Man denke nur an die völlig überzogenen „Koan Neuer“-Aktionen von FC Bayern-Fans vor dem Wechsel des aktuellen Keepers.) Doch im Falle der Batman-Neuigkeit sollte man sich von den Unkenrufen nicht anstecken lassen – geschweige denn selbst versuchen, die größte Unke zu sein. Schließlich stehen ungewöhnliche Verpflichtungen mit Happy End bei der Batman-Franchise in guter Tradition (Micheal Keaton, Gary Oldman als „lieber“ Sidekick oder zuletzt Anne Hathaway). Schließlich kann man jede noch so gewagte personelle Besetzung beim Film erst hinterher beurteilen. Und nur, weil jemand einmal ein Mädchenschwarm war ist er deshalb noch lange keine Personifizierte Katastrophe. Man denke nur an Heath Ledger.
Bei MAJOR LAZE und THE KNIFE

Weniger Musik wagen?

Obwohl ich Festivals nicht mag, verschlug es mich nach drei Jahren Abstinenz im Juli 2013 auf das Summerjam in Köln und das MELT! in Ferropolis. Dort sah ich MAJOR LAZER und THE KNIFE, zwei Elektro–Acts, die zunächst wenig miteinander zu tun haben, mich jedoch gleichermaßen mit ihren Bühnenshows zum Nachdenken brachten. Über den Live–Charakter elektronischer Musik. Und Konzerte im Allgemeinen.

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"Herr Behemoth lädt zum Bankett"

Warum ich kein Kunst-Kino mache, oder: Fuck you Hollywood!

Ein Jäger, der nur Aas schießt, ein Paar, das im Bett Schweinemasken trägt und ein durchgedrehter Ex-Offizier der Wehrmacht. Sie alle sind eingeladen, wenn Herr Behemoth zum Bankett lädt. Am Dienstag, 11. Juni, feiert der – über Crowdfunding finanzierte – Film unseres Redaktionsmitarbeiters David Liese im Garbo-Kino Premiere. Der Filmemacher und Autor über seinen „Behemoth“, Kunst, Kino und den ganzen Rest.

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Zum 9. Mal: SCHLEUDERTRAUM in Regensburg

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Am Donnerstag startete das Regensburger Festival für aktuellen Tanz in Bayern, SCHLEUDERTRAUM, in seiner neunten Auflage. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Hans Schaidinger übernommen. Ein wichtiges Signal für Festivalleiterin Alexandra Karabelas: In der Regensburger Kulturpolitik muss sich strukturell etwas ändern.

Preisverleihung auf der Kurzfilmwoche

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Ein Blick ins Sonderprogramm der diesjährigen Kurzfilmwoche: Mariam Mana hat für die 19. Auflage des Regensburger Festivals einige afghanische Filme unter dem Leitmotiv „Cinema Mi Amor“ zusammengefasst. Persönlich kann die Kulturmanagerin ihre Auswahl nicht erläutern.

FilmRISS: Kritik zu „The Master“

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Paul Thomas Anderson zeichnet in „The Master“ das verstörende Bild einer in den 50ern aufkommenden amerikanischen Sekte. Parallelen zu L. Ron Hubbard und Scientology sind möglich, aber nicht zwingend.

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Das W1 steht seit vier Jahren für junge Kulturarbeit und -förderung in Regensburg. Obwohl sich das Zielpublikum hauptsächlich aus Jugendlichen und junge Erwachsenen zusammensetzt, möchte man sich hier dennoch nicht als Jugendzentrum verstanden wissen.

Filmriss: Stirb langsam 5

McClanes aller Länder, vereinigt euch!

Schweinebacken unter sich: Auch im fünften Teil der „Stirb langsam”-Reihe gibt sich Bruce Willis in seiner Paraderolle als John McClane die Ehre; diesmal Hand in Hand mit seinem Film-Sohn Jack. „A Good Day To Die Hard“ ist ein Film, der vorgestriger nicht sein könnte – und trotzdem zu unterhalten weiß.

James Bond: Skyfall

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„Skyfall“ startet in den deutschen Kinos besser als jeder Bond-Film zuvor. Verständlich, versteht es doch kaum ein Franchise ähnlich gut, den Zuschauern deren gewollte Portion popkulturellen Kitsch zu servieren. Dass dieser auch und vor allem ideologisch geprägt ist, enttarnt FilmRISS.

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