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Als wir jüngst in Regensburg waren...

Der präsidiale Erzähl-Onkel

Über 58.000 Treffer gibt es bei Google für die Wortkombination Gauck + Stinkstiefel.  Doch entgegen seines Images ist der Bundespräsident bei seinem Besuch in Regensburg freundlich und aufgeschlossen. Statt eines  Griesgrams, der minütlich das Wort „Freiheit“ wiederholt, sieht man in Regensburg einen Erzähl-Onkel von ausgesprochener hanseatischer Entspanntheit.
Joachim Gauck pflegte bei seinem Besuch in Regensburg nur spärlich Kontakt zu den Medienvertretern. (Foto: hb)

Joachim Gauck pflegte bei seinem Besuch in Regensburg nur spärlich Kontakt zu den Medienvertretern. (Foto: hb)

Gauck scheint Bayern zu mögen. Und Regensburg ganz besonders. Im Vorfeld ließ Oberbürgermeister Hans Schaidinger verkünden, dass sich Joachim Gauck höchst freiwillig für Regensburg entschieden hätte. Seine Begeisterung teilt der Präsident gerne mehrfach mit, ist dabei aber wenig originell: Regensburg sei „eine der schönsten Städte Deutschland“ und als er zum ersten Mal hier war, habe er sich gewundert, dass es noch Orte mit so einem Stadtbild gibt.

Der einzige Makel einer perfekten Frau

Seine erste Verbindung zu Regensburg war offenbar eine musikalische: Das Lied „Als wir jüngst in Regensburg waren“ habe er seit seiner Kindheit gesungen. Wie passend, dass die Domspatzen beim Bürgerempfang im Alten Rathaus ausgerechnet dieses Stück zum Besten gaben, das der Bundespräsident seiner hessisch-fränkischen Lebensgefährtin Zeile für Zeile selbst beigebracht hat, denn die Frau, die „ansonsten perfekt“ sei, hatte als „einzigen Makel“, dass ihr dieses Stück deutsches Liedgut unbekannt war. So begeistert war Gauck von dieser Anekdote, dass er sie gleich zweimal erzählte, einmal bei seinem Besuch an der Universität und beim Bürgerempfang im Alten Rathaus gleich noch einmal.
Der Bundespräsident trägt sich ins Gästebuch der Universität ein. Im Gefolge (v. r.): Unirektor Thomas Strothotte, Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt, Ministerpräsident Horst Seehofer und Karin Seehofer. (Foto: hb)

Der Bundespräsident trägt sich ins Gästebuch der Universität ein. Im Gefolge (v. r.): Unirektor Thomas Strothotte, Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt, Ministerpräsident Horst Seehofer und Karin Seehofer. (Foto: hb)

Humorvoll, aber nicht unernst umgarnte der Konsens-Präsident des Bundestags minus der Linkspartei die Bayern. Auf die Information, dass an der Universität Alkoholverbot bestehe, fragte er: „Wir sind hier aber schon noch in Bayern?“ Und selbst, als er feststellte, dass er sein Manuskript für die Rede im Alten Rathaus vergessen hatte, fiel ihm genug ein, was er am Freistaat loben konnte: zum Beispiel, dass die Bayern „eigenständige Mitverantwortung“ pflegen und sich überdurchschnittlich ehrenamtlich engagieren; oder dass Bayern „auch an trüben, regnerischen Tagen leuchten“ würde. Der bayerischen Landtagsopposition gratulierte er für Geduld und treues Warten.

Rathaus: Journalisten müssen leider draußen bleiben

Zuvor an der Universität war Gauck ganz und gar der Zuhör- und Erzähl-Onkel. Vier Studenten des Europaeums berichteten von ihren Erfahrungen zwischen Ost- und Westeuropa, erzählten von den Mühseligkeiten des Sprachenlernens und Identitätsfindungsschwierigkeiten zwischen Ost und West. Gauck lauschte mit interessierter Miene, stellte Nachfragen und sagte zwischendrin kleine, schlaue Sätze à la „Europa ist nicht, Europa wird“. Und weil die Welt ein Dorf ist, war ihm auch Universitätsrektor Thomas Strothotte bereits bestens bekannt, denn die bald abtretende Magnifizenz der Regensburger Uni bekleidete in Gaucks Heimatstadt Rostock bereits das gleiche Amt.
Gauck beim Plaudern mit Studenten. (Foto: hb)

Gauck beim Plaudern mit Studenten. (Foto: hb)

Wenig Zugang erhalten an diesem Tag die Journalisten. Nur „zwei, drei Fragen“ möchte er nach seiner Plauderei mit den Studenten beantworten. Dabei stellt sich auch heraus, dass der Offene Brief, den der Sprecherinnen- und Sprecherrat der Universität an ihn geschrieben hat, den Bundespräsidenten nicht erreicht hat. Die studentischen Vertreten hatten Gauck darin aufgefordert, sich für eine Verfasste Studierendenschaft in Bayern einzusetzen. Im Alten Rathaus war die Presse nur zum Auftakt des Bürgerempfangs zugelassen. Nach dem offiziellen Teil wurden die Journalisten feierlich von Mitarbeitern der Staatskanzlei zum Verlassen des Reichssaals aufgefordert. Gauck nähert sich an diesem Abend offenbar lieber dem „Normalo“ an, selbst von den Stadträten waren nur die Fraktionsvorsitzenden geladen.

Fast wie beim Staatsbesuch…

Ein Kuschel-Präsident zum Anfassen also? Zumindest bei seinem Antrittsbesuch in Bayern. Ein wenig wirkt Gauck so, präsidiales Gebaren zeigt er in Regensburg nicht. Gar etwas distanziert von seinem Amt wirkt er, als er an der Uni erzählt, dass ihm in München ein „staatsbesuchsmäßiger“ Empfang bereitet wurde – ganz so, als wäre er sich nicht drüber im Klaren, dass er selbst der Staatsbesuch ist. Am Rande gibt es auch etwas Protest. Die Jugendorganisation SJD/ Die Falken werfen dem Präsidenten vor: „Die Freiheit ist nur vorgeGAUCKelt“, zitieren Brecht („Ein Blick auf die deutsche Geschichte rechtfertigt jede Skepsis, die jemand empfinden kann, wenn er hört, dass die Deutschen jetzt wieder die Freiheit wollen.“), wollen provozieren („Lieber sozialistische Experimente als großdeutsche Katastrophen“) und verwirren („Make Love“ – Beckenbauer Flowerpower). Ein nicht geladener Bürger, der vor dem Rathaus wartet, kritisiert lautstark, dass Gauck „korrupt“ sei und alle „Schweinereien“ wie den Fiskalpakt unterzeichnen würde. Und nur für den Fall, dass Gauck vor lauter Anekdoten und vergessen sollte, was ein Bundespräsident so macht: hier eine praktische Handreichung von Rainald Grebe mit freundlicher Empfehlung von der Redaktion. Präsident
Filmriss: Stirb langsam 5

McClanes aller Länder, vereinigt euch!

Schweinebacken unter sich: Auch im fünften Teil der „Stirb langsam”-Reihe gibt sich Bruce Willis in seiner Paraderolle als John McClane die Ehre; diesmal Hand in Hand mit seinem Film-Sohn Jack. „A Good Day To Die Hard“ ist ein Film, der vorgestriger nicht sein könnte – und trotzdem zu unterhalten weiß.

Aschermittwoch meets Kapitalismuskritik

Eintausend und ein Grund für Kritik

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Weltliche Gynäkologie für Regensburg gefordert

„Pille danach“: Auch Barmherzige Brüder lenken ein

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Abholzung am Donau-Ufer

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Kollateralschaden des Papst-Rücktritts

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Wie’s der Teufel so haben will. Am Montag wurde noch darüber nachgedacht, das Stück umzuschreiben, am heutigen Dienstag kommt die Absage. Wie berichtet, hätte das Kasperltheaterstück „Benedettos blaue Schuhe“, eine Co-Produktion von Larifari-Macher Christoph Maltz (Foto) und Joseph Berlinger, am Freitag uraufgeführt werden sollen. Nun sagt Maltz: „Ich habe mich schweren Herzens entschlossen, unser Stück […]

Rettet die SPD das Asylrecht?

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„Asylmissbrauch – Was sind die Folgen?“ – ein etwas irreführender Veranstaltungs-Titel für das, was Mahmoud Al-Khatib sagen möchte: Das Asylrecht wird nach Meinung des Integrationsbeauftragten der Bayern-SPD von staatlichen Stellen missbraucht. Ein Vortrag von ihm in Regensburg erinnert sehr an eine Wahlkampfveranstaltung mit großen Versprechungen – das Publikum fragte sich, ob diese auch eingehalten werden können.

„Da schreiben doch viele was ins Internet“

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Seit drei Jahren setzt er sich auf seinem Blog kritisch und fundiert mit dem Regime im Iran auseinander und diskutiert Möglichkeiten einer demokratischen Revolution: Der in Regensburg lebende Politikwissenschaftler Mursat H.. Die Cyber-Polizei im Iran hat seine Seite blockiert. Trotzdem drohe ihm im Iran keine Gefahr, befindet das Bundesamt für Migration. Zumindest nicht „mit hinreichender Wahrscheinlichkeit“. Ähnlich sieht es offenbar auch das Regensburger Verwaltungsgericht.

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Von Verwüstungen, Verleugnungen und Verklärungen bei Theobald Schrems

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Notfallverhütung für Vergewaltigungsopfer

„Pille danach“: Uniklinik erlässt neue Richtlinien

Kurswechsel am Universitätsklinikum. Künftig wird auch dort die „Pille danach“ verschrieben, zumindest unter gewissen Umständen. Die Vorsitzende von pro familia Regensburg begrüßt diese Entscheidung. Mit Blick auf katholische Krankenhäuser sei nun Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr in der Pflicht.

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